Grand Canyon - Hermits Trail


Publiziert von Delta Pro , 17. Dezember 2013 um 16:14.

Region: Welt » United States » Arizona
Tour Datum: 4 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 720 m

In den Grand Canyon auf einem spannenden Trail - in der Wüste zwischen den Schneeflocken

Wieder einmal war es eine Konferenz, welche mich in den Westen der USA brachte. Wie schon fast Tradition (siehe z.B. hier oder da) war daher im Vorfeld noch ein wenig „Speed-Traveling“ angesagt, dieses mal leider alleine. Was aber vielleicht gar nicht so schlecht war, da ich mein Programm sowieso nicht vielen hätte zumuten können… So viel erlebt habe ich in 5 Tagen wohl noch kaum je.
 
Der Grand Canyon ist ein Naturwunder, das man einmal gesehen haben muss. Meine Vorliebe für Halbwüste und Gebirge treffen sich hier. Wenn auch noch Schnee dazukommt wie bei meinem Besuch in diesem Dezember, ist fast alles perfekt! Der Grand Canyon ist ein Wanderparadies, das allerdings zur Hauptsaison im Sommer erstens heiss und zweitens überlaufen ist. Verschiedene Hikr-Berichte (z.B. hier) dokumentieren schon die beiden Haupttrails, welche über 1500 Höhenmeter in den Grund des Canyons führen. Ich war allerdings nach der nächtlichen 800km-Fahrt von Los Angeles und dem Schneechaos auf den letzten 2 Stunden vor dem Canyon zu erledigt um mich direkt an den Abstieg zu wagen. Ausserdem hingen bei meiner Ankunft im Nationalpark noch immer dunkle Schneewolken über den Klippen, was eine ganz spezielle Ambiance abgab und sämtliche Touristen auf Distanz hielt.

Schliesslich entschied ich mich, den dritten, weniger bekannten und ausgebauten Trail in den Canyon in Angriff zu nehmen, welcher vom Hermits Rest aus startet (im Sommer nur per Shuttle erreichbar). Dieser Weg ist nur zum Teil befestigt, felsig und ab und zu sogar etwas exponiert. Die meisten Wanderer verfolgen ihn nur bis zu den Santa Maria Springs, Quellen in einem Seitental des Grand Canyons. Der Trail führt jedoch weiter bis zum Colorado und ist wohl weiter und strenger als die beiden Standard-Wege beim Grand Canyon Village.
 
Um 12.30 Lokalzeit mache ich mich bei Sonnenschein und kalten Temperaturen auf den Weg. Die Stimmung ist eindrücklich, da die Wintersonne zwar wärmt, gleichzeitig aber immer Schneeflocken durch die Luft tanzen, was in der knochentrockenen Wüstenvegetation fehl am Platz wirkt. Die ausgeschilderten Marschzeiten sind beängstigend (um es gelinde auszudrücken): Für Santa Maria Springs retour werden 5-8 Stunden veranschlagt; für eine 500 Höhenmeter-Tour doch eher viel. Das ganze wird noch ganz amerikanisch durch das Drama einer erfolgreichen Marathon-Läuferin untermalt, welche an Dehydrierung im Canyon gestorben ist... Nun, nach 45 Minuten habe ich die Hälfte der "5-8-Stunden Strecke" hinter mir und sehe keinen Grund nicht noch weiter in den Canyon zu steigen. Mittlerweile haben sich die Wolken aufgelöst, der Himmel ist stahlblau und die Farben werden immer eindrücklicher. Während der Weg anfangs in Serpentinen in den Seitencanyon führt, verfolgt er jetzt über einige Kilometer mit geringem Höhenunterschied die Flanke, während sich der Blick in den Canyon immer weiter öffnet. Ich wandere bis zu den sogenannten Cathedral Steps, wo der Trail steil auf die Ebene des Hermit Creeks absteigt. Etwas zuvor ergibt sich die Möglichkeit einen Minigipfel zu besteigen – merkwürdig an der tiefsten Stelle der Tour. Der kleine Gipfel liegt rund 200 Meter abseits des Weges ist durch Steinmänner und Wegspuren markiert. Mit ein paar Kletterzügen im Sandsteinfels erreicht man das aussichtsreiche Gipfelplateau. Aus Zeitgründen und da ich doch ziemlich ge“jetlagged“ bin, entscheide ich mich hier zur Umkehr. Zum Colorado und zurück hätte ich es nicht mehr vor dem frühen Einbruch der Dunkelheit geschafft. Dafür erreiche ich den Canyon-Rand eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang, welches die magische Stunde im Grand Canyon ist. Dann leuchtet die tief stehende Sonne alle Details der knallroten Felsen aus – unglaublich eindrücklich. Und unglaublich kalt! Sobald die Kraft der Sonne nachlässt fällt die Temperatur gnadenlos und liegt bald deutlich unter -5 Grad C. Dass ich in den nächsten Tagen nie mehr aus diesem Temperatur-Bereich kommen würde, wusste ich damals noch nicht. Zum Glück gewöhnt sich der Körper schnell an solche Bedingungen.

Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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silberhorn hat gesagt: Wie von Dir gewöhnt tolle Bilder!
Gesendet am 17. Dezember 2013 um 17:56
Herzliche Gratulation zu Deiner wunderbaren Tour!

Dein grosser Zeit Vorsprung wird wohl daher rühren, dass die 5-8 Sunden für "Sonntagswanderer" berechnet ist, zu denen Du eindeutig nicht gehörst.

Gruess, maria


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