Trolltunga (= Trollzunge)


Publiziert von Rhenus Alpinus , 7. August 2014 um 22:56.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum: 7 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Odda oder Tyssedal mit dem Auto oder Bus nach Skyggedal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Skyggedal mit dem Auto oder Bus nach Odda oder Tyssedal
Unterkunftmöglichkeiten:In Odda verschiedene Hotels

Mein Urlaub 2013 führte mich nach Norwegen in die Nähe der Stadt Odda. Natürlich machte ich mich gleich kundig, was man dort bei gutem Wetter unternehmen kann und fand zu meiner Überraschung gleich zwei Klettersteige in der näheren Umgebung. 

Am 7. August machte ich mich früh morgens mit meinen Reisebegleitern auf den Weg nach Skyggedal, wo sich jedoch schon am Parkplatz unsere Wege trennten. Während die anderen auf dem Normalweg zur "Trolltunga" (= Trollzunge) wollten, schlug ich den Weg zum Klettersteig "Himmelstigen" (= Himmelsleiter) ein, indem ich dem Weg am Seeufer folgte. Der Weg ist einfach, zu Beginn noch befahrbar und weitläufig. Ab und zu hatte ich einen Blick auf kleinere Wasserfälle oder Bäche, die über Felsplatten liefen - ansonsten war der Weg jedoch relativ unspektakulär.

Interessanter wurde es, als wenige Schritte hinter einer Holzbrücke an einer Felswand Eisentritte erkennbar werden (bis hierher ca. 1 Stunde Fußweg). Sollte hier unten schon die Himmelstigen beginnen? Das tat sie freilich noch nicht. Stattdessen ging es nach diesen paar Tritten über einen moosbedeckten recht glitschigen Weg über nasse Felsplatten und Wurzeln weit bergauf, was an manchen Stellen nicht möglich war, ohne sich an Gras, Büschen oder Ästen festzuhalten.

Vor mir ging eine kleine Gruppe von Norwegern, die mich kurz vor der oben genannten Holzbrücke mit ihren Mountainbikes überholt hatte, die sie unten am Weg zurückgelassen hatte. Die Norweger schienen sich gut auszukennen, so dass ich Ihnen in respektvollem Abstand folgte. Weiter oben im Talkessel musste der Bach überquert werden, was sich schwieriger gestaltete, als man vermuten könnte. Schon auf dem Weg an den Bach heran wäre ich auf den sehr glatten Felsplatten schier ausgerutscht, doch dann stand ich vor der eigentlichen Herausforderung: Mit einem weiten Schritt musste ich auf einen Stein mitten im Bach treten. Der nötige Schritt war so weit, dass ich ohne Schwung und entsprechende Gewichtsverlagerung nicht hinübergekommen wäre. Es stellte sich jedoch die Frage, wie glatt dieser Stein war, zumal ich nur wenige Schritte zuvor fast ausgerutscht wäre. Ein Fehltritt oder Wegrutschen hätte unweigerlich zu einem sehr kühlen Bad verbunden mit einer rasanten Rutschpartie  den Bach hinunter geführt. Die Gruppe der Norweger hatte sich schon entfernt und ein Umgehen dieser Stelle oder ein Weitergehen auf der orographisch linken Seite des Baches war nicht möglich. So nahm ich allen Mut zusammen, machte den nötigen Schritt und kam wohlbehalten auf der anderen Seite an. Der Stein hatte sich als nicht rutschig erwiesen - wobei ich keinesfalls garantieren kann, dass dies immer der  Fall ist. Nun ging es durch ein Felsenmeer, das mit Bäumen und Büschen durchsetzt war. Es war nicht immer einfach auf dem "Weg", der gelegentlich durch Steinmännchen erkennbar war, zu folgen, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn das Ziel war klar: Irgendwie durch die Felsen weiter hinein in den Talkessel zu gelangen. Mehrfach musste ich auch wieder umkehren, um einen besseren Weg zu finden.

Letztendlich musste ich mich eher rechts halten, wo dann der Aufstiegsweg zum Einstieg in die Himmelstigen verlief. Am Einstieg steht eine große Tafel, die man schon vom Talkessel aus sehen konnte und die einem als Orientierung dienen kann. Auf der Tafel wurde auf die Gefahren und das richtige Verhalten auf dem Klettersteig hingewiesen.

Ich legte mein Klettersteigset an und stieg zunächst ein paar wenige Eisentritte hoch. Danach folgte ein Trampelpfad, auf dem sich ein Kletterseil als nützlich erwies, da er durch den Regen der letzten Tage aufgeweicht und unglaublich rutschig war.

Die Routenführung des Klettersteigs war leider wenig abwechslungsreich, denn man lief (bis auf eine kurze Querung) auf den Eisentritten meist senkrecht die Wand hoch. Nach etwa 35 Minuten kam ich oben an und hielt gleich einmal nach meinen Begleitern, die sich auf dem Normalweg zur Trolltunga gemacht hatten, Ausschau. Zu sehen war noch niemand, so dass ich mich nach einer kurzen Pause alleine zum Ziel, der Trolltunga, aufmachte, das noch ein ca. zwei (?) Kilometer entfernt lag. Dort musste ich noch eine gute Stunde auf den Rest der Truppe warten.

Die Trolltunga ist ein Felsen, der gut 10 Meter weit über eine Felskante hinausragt. Darunter kommt lange nichts... Sie ist natürlich ein Publikumsmagnet - und für ein Foto auf ihr musste man sich an eine lange Schlange anstellen, was aber sehr gesittet vonstatten ging: Es gab kein Drängeln und keine Beschwerde darüber, das jemand sehr lange auf der Trolltunga verweilte. Ich leide zwar nicht an Höhenangst, stieß aber dann doch an meine mentale Grenzen, als ich mich daran machte, mich an der "Zungenspitze" hinzusetzen. Weiter, als auf dem Foto zu sehen, traute ich mich dann doch nicht vor.

Den Rückweg nahm ich später mit meinen inzwischen eingetroffenen Begleitern auf. Er erwies sich als deutlich schlechtere Wahl im Vergleich zu meiner Aufstiegsroute: Der Boden war durch den häufigen vollgesogen, der Weg glich größtenteils einem Morast, so dass eine halbwegs trockene Wegfindung einige Zeit in Anspruch nahm. Zudem stießen manche angesichts der langen Strecke von 22 km (mit Entfernungsangabe an jedem Kilometer) an ihre konditionellen Grenzen, weshalb sich die Wanderung insgesamt 11 Stunden hingezogen hat. Lästig war insbesondere der Abstieg entlang der stillgelegten Materialseilbahn zurück zum Parkplatz, der gerade im oberen Bereich einem tiefen Sumpf glich. Es ist zwar verboten, die Holzkonstruktion der Materialseilbahn zu benutzen, aber manche haben es doch gemacht.

In der Tourist Information am Parkplatz bezahlte ich dann noch meine 150 NOK (ca. 23 CHF) für die Benutzung des Klettersteigs. Norwegen ist nicht gerade billig... (In der Tourist Information kann man sich übrigens auch Klettersteigsets und Mountainbikes ausleihen).

Fazit: Eine weitläufige und lange Wanderung mit tollem Ziel. Der Klettersteig Himmelstigen ist zwar nicht sehr interessant gesetzt, aber er macht den Weg abwechslungsreicher. Beim nächsten Mal würde ich ihn vermutlich hoch- und auch wieder runtersteigen. Zeitlich verkürzen kann man die Tour, indem man mit dem Mountainbike bis zur Abzweigung zum Klettersteig fährt.

Tourengänger: Rhenus Alpinus


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