Trekking im Nationalpark El Cocuy in Kolumbien


Publiziert von Melanie , 16. September 2013 um 17:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Kolumbien » Boyaca
Tour Datum:23 Dezember 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CO 
Zeitbedarf: 5 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bogota aus mit dem Bus (Linien Concorde oder Libertadores) in 10-12 Stunden nach Güican im Bundesstaat Boyaca. Von dort mit 4x4 noch ca. 45min weiter nach oben. Wir sind ca. bei Vivero PNN gestartet.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Brisas del Nevad in Güican.

(English Version here)

Der erste Teil unserer Kolumbienreise Ende 2012 führte uns in den Parque Nacional Natural  (PNN) El Cocuy im Bundesstaat Boyacá, ca. 600 km nordöstlich von Bogota. Wir hatten uns für die "vuelta" entschieden, die Umrundung von einigen der höchsten Berge des Landes, einschliesslich der Besteitung des zweithöchsten: des Ritacuba Blanco mit 5400m. Den Bericht dazu von dominik findet Ihr hier.
Der Nationalpark ist 1977 eingerichtet worden und umfasst eine Fläche von 30.600km, was ca. 75% der Fläche der Schweiz entspricht.
Während der 80er und 90er Jahre war es nicht empfehlenswert, in dieses Gebiet zu reisen, da es von der FARC kontrolliert war, seit einigen Jahren jedoch besteht keinerlei Gefahr mehr. 

23 December 2012 
Wir sind per Nachtbus von Bogota nach Güican gereist, wo wir nach ca. 12 sehr rumpeligen Stunden morgens um 8.30 Uhr angekommen sind. Nach einem kurzen Frühstück war Briefing angesetzt mit Gilberto, unserem Guide für die nächsten paar Tage. Entgegen unserer bisherigen Info konnte unser grosser Packsack nicht von den Pferden getragen werden, da es anscheinend Wegabschnitte im Park gibt, die für die Rösser nicht begehbar sind. Das hiess für uns Abschied nehmen von der Idee des Tagesgepäcks auf dem Rücken und anfreunden mit dem Gedanken, dass wir 20kg+ tragen würden.

Per Geländewagen gelangten wir an den Ausgangspunkt unseres Treks, ungefähr bei Vereda de la Cueva. Von dort wanderten wir relativ altiplano auf ca. 3900m nach Lagunillas, direkt am Beginn des Nationalparks. Das Wetter erschien noch recht stabil, wenn auch bewölkt und wir einige Regenschauer abbekamen, so waren wir doch noch positiv. Schliesslich hiess es ja, Dezember und Januar wären die stabilsten und trockensten Monate des Jahres.
Die Hütte Cabañas Sazuma wird von einer Genossenschaft von Bergführern und Locals betrieben und war ziemlich gut besucht. Interessanterweise war es jedoch drinnen kälter als draussen, und zum Znacht sassen wir mit Mützen und Daunenjacken am Tisch. Müde von der Höhe sind wir bald ins Bett.

24 December 2012
Nach einem typisch kolumbianischen Frühstück (Porridge und Agua Panela, einem heissen Getränk aus Zuckerrohr) ging es los und bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir in Richtung dem ersten Pass: Alto de Cusiri (4411m). Dummerweise wurde es je näher wir dem pass kamen umso wolkiger und bald hatten wir die Regenklamotten übergezogen. Nach einem steilen Anstieg gelangten wir in ein hübsches Tal mit vielen frailejones, bevor der Weg wieder hinauf zum Alto de Patio Bolos (4380m) führte. Unseren Lagerplatz erreichten wir um ca. 16 Uhr an der Laguna de la Plaza. Bei schönem Wetter hat man hier angeblich eine traumhafte Aussicht auf den riesigen See, aber es ja schon seit einiger Zeit regnete, beschränkte sich unsere Sicht auf die nähere Umgebung.
Zeit bis zum Alto de Cusiri: ca. 3 Stunden, dann nochmal ca. 3 Stunden bis zum 2. Pass. 

25 December 2012
Der Husten, den ich schon aus der Schweiz mitgebracht hatte, wurde bei dem Wetter nicht unbedingt besser und dementsprechend schlecht habe ich geschlafen. Der erste Eindruck am Morgen - Regentropfen auf dem Zeltdach - haben zur Motivation auch nicht beigetragen. Aber naja, die Hoffnung auf ein paar Sonnenstrahlen wollte ich nicht aufgeben.
Der Weg führte an der Laguna entlang über grosse Blöcke und Felsen Richtung Norden. Das war für uns auf dem nassen Fels nicht einfach, da wurde mir dann auch klar, dass die Pferde auf diesem Weg unmöglich gehen konnten. Der erste Pass heute war der Alto con Mojon (4280m) dann weiter der Alto los Balcones (4475m), um nach fast 7 Stunden dann den Lagerplatz an der Laguna del Pañuelo (dt. Taschentuch) zu erreichen. 

26 December 2012
In unserem First Aid Kit hatten wir Antibiotika, und da mein Husten immer schlimmer wurde und wir im immernassen Klima die Gefahr einer Lungenentzündung bannen wollten, habe ich mich entschlossen trotz der damit einhergehenden Schwächung diese zu nehmen. Mein Gepäck haben sie Guide Gilberto und Dominik geteilt, so dass ich ohne zusätzliche Last wandern konnte. Auch heute waren wieder hohe Pässe angesagt: Den Alto el Castillo (4574m) galt es zu passieren, bevor wir abstiegen zur Laguna el Rincon (4374m) und dem wunderschönen Valle de los Cojines auf ca. 4200m. Dieses Tal hält die Feuchtigkeit am Boden und ist übersät mit grossen Moospolstern, cojines heisst auf deutsch Kissen. Hier zu wandern war vor allem bei dem nun schon Tage anhaltenden Regen mehr ein Springen von Kissen zu Kissen bzw. Laufen im Flussbett.
Sogar die Sonne war uns wohlgesonnen heute und für ein zwei Stunden konnten wir etwas Wärme geniessen und vor allem den spektakulären Blick auf die über 5000m hohen Gipfel an der Westseite des Tals.
Unser Lagerplatz Cueva Larga (4285m) befand sich unter einem grossen Felsvorsprung und zum ersten Mal konnten wir unsere Klamotten wenigstens kurz ausbreiten zum trocknen, bevor die Abendfeuchtigkeit und der Nebel wieder aufzogen.
Anlässlich Dominik's heutigem Geburtstag öffneten wir sogar die Dose Bier die ja extra deswegen schon in Bogota den Weg in den Rucksack gefunden hat. 

27 December 2012
Heute sollten uns die Pferde wieder entgegen kommen, was eine Gepäckerleichterung für Dominik bedeutete und für mich die Möglichkeit zu reiten, da mich die Antibiotika schon etwas mitnahmen. Zudem hatte Dominik starke Zahnschmerzen, was uns den eigentlich Plan etwas abändern liess. So beschlossen wir die für zwei Tage angesetzten Etappen nach Kanwara auf eine zu ändern. Ich auf dem Ross, Dominik mit nur leichtem Gepäck, da sollte das zwar hart aber machabr sein.
Zuerst aber ging es auch für mich noch zu Fuss hoch Richtung Boqueron de la Sierra (4676m), ein Pass der schlussendlich höher als der höchste Berg der Schweiz ist. Auf halber Höhe konnten wir noch einmal einen spektakulären Blick auf die fast senkrechte Ostwand des Ritacuba Blanco werfen, der Gipfel war leider in Wolken (was für ein Wunder hahaha). Kurz unterhalb des Passes trafen wir auf die Pferde und ich durfte den Rest des Tages reiten, bzw. stieg freiwillig ab, wenn das Gelände im Bereich T3 war und zudem regennass. Laufen war da im Vergleich zu einem wackeligen Pferd auf glitschigen steilen Pfaden die bessere Alternative.
Der weitere Weg führte über den Boqueron de los Frailes (4200m), Laguna Grande de los Verdes (4070m) und Alto de Cardenillo (4360m) hinaus aus dem Hochtal und wieder westseitig der Bergkette. Und siehe da, hier war das Wetter deutlich besser!
Unser Trek endete irgendwo zwischen Alto de Cardenillo und Cabañas Kanwara, als wir ca. bei Parada de Romero wieder von einem Geländewagen abgeholt und nach Güican gebracht wurden, wo wir dann am nächsten Tag dem Zahnarzt einen Besuch abstatten wollten. Die Besteigung des Ritacuba kam für mich aufgrunde der Antibiotika nicht in Frage, aber Dominik durfte am 30.12.12 noch oben stehen!

Zusammenfassend:
Trotz der krankheits- und wetterbedingten Schwierigkeiten hatten wir ein tolles Erlebnis. Kolumbien ist ein tolles Land, die Landschaft und Flora einzigartig, die Bewohner sehr hilfsbereit und freundlich. 
Wir hoffen, dass der Bericht vielleicht den ein oder anderen dazu animiert, und falls Ihr Fragen habt oder Infos braucht, könnt Ihr Euch gern melden. 

Und noch ein paar Tips:
- Um nach Güican oder El Cocuy zu kommen gibt es verschiedenen Busgesellschaften, wir haben Concorde und Libertadores genutzt. Der Trip dauert 10-12 Stunden und ist nicht für zart besaitete Reisende da es kurvig, bergig und schnell ist. In der Hochsaison, vor allem eben um Weihnachten und Neujahr, sollte man in jedem Fall die Tickets im Voraus buchen. Für uns hat das Rodrigo Arias, der Trekkingveranstalter, gemacht.

- Auf Rodrigo Arias sind wir durch einen Artikel in der NY Times gestossen, er erschien als professionellster Veranstalter (und es gibt auch nicht wirklich viele Alternativen): www.colombiatrek.com, arias_rodrigo@hotmail.com. Rodrigo spricht englisch und spanisch und guided viele Touren selbst. Unser Guide Gilberto und auch noch ein oder zwei andere arbeiten freelance für ihn, sprechen allerdings nur spanisch. Je nachdem wieviel Equipment man selbst hat oder leihen muss und wie lange der Trek ausgelegt ist liegt der Kostenpunkt bei ca. 1200 USD pro Person. Wir waren alles in allem sehr zufrieden, mit Ausnahme der schlechten Kommunikation was das Thema Gepäcktransport anging, da wir im Vorfeld trotz Rückfragen nie informiert wurden, dass die Lastpferde nicht die komplette Zeit dabei sind.
- Die einzige Alternative zu Rodrigo Arias die wir online gefunden haben ist www.thecolombianway.com, diese haben uns aber nicht überzeugt. Die Tour wurde komplett ohne Pferde angeboten, auf einer stark verkürzten Route und in der Tourenplanung war wohl auch ein Fehler da wir sonst via diretissima die Ostseite auf den Ritacuba gekletter wären, wenn wir dem Verlauf gefolgt wären. Preislich jedoch wäre es bedeutend günstiger gewesen.
- Erwähnt im Lonely Planet ist auch noch Ecoturismo Comunitario Sisuma (www.elcocuyboyaca.com). Wir haben in den Cabañas bei Laguna Pintada eine derer Gruppen getroffen, die am Tag vorher den Pan de Azucar bestiegen hatten.

- Generell kann der Trek natürlich auch ohne Guide gemacht werden. Erfahrene Berggänger finden den Weg problemlos, auch die Lagerplätze sind immer gut ausgeschildert. Kartenmaterial gibt es im Nationalparkbüro in Güican und El Cocuy. Ohne Organisation heisst aber auch Verpflegung komplett selbst zu tragen, was bei 7-8 Tagen nicht unterschätzt werden sollte.

- Mobilnetz gibt es im ganzen Park nicht, einmal über den Cusiri oder Cardenillo jedoch kann man wieder mobil telefonieren.

- Von Güican oder El Cocuy nimmt man am besten ein privates Taxi (ca 100.000 COP) um zum Eingang des Parks zu gelangen. Die Permits erhält man in beiden Orten im Nationalparkbüro. 

- Best Hotel Option in Güican ist Brisas del Nevado, betrieben von einer Familie aus Bogota, und geöffnet nur in der Hich Season. Die Zimmer sind sauber und haben privates Bad, mit mehr oder weniger warmem Wasser. Die Durchlauferhitzer darf man aber nicht zu detailliert anschaun, da die Isolierung praktisch nicht vorhanden ist....

- Als wir dort waren gab es keinen Geldautomaten im ganzen Ort. Daher genug Cash mitnehmen. 

Hilfreiche Links:
http://www.nevados.org/mapserver/sierra-nevada-cocuy.htm
http://www.pnncocuy.com/mapfolder/trail_map_1.png
http://www.pnncocuy.com/maps.html
http://www.tourensuche.eu/orte/249192/Ritacuba_Blanco

Tourengänger: dominik, Melanie
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T3 WS
27 Feb 14
Ritacuba Blanco 5410m · Bolivar

Kommentare (5)


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MicheleK hat gesagt: Ganz einfach
Gesendet am 16. September 2013 um 22:03
WOW, wie aus einem fantasy film!

Melanie hat gesagt: Es war einfach
Gesendet am 17. September 2013 um 14:01
fantastisch. Sehr empfehlenswert, noch dazu wenn es trocken ist und man nicht soviel Pech mit dem Wetter hat wie wir!

gbal hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2013 um 18:27
Very nice way to use the Christmas Holidays! And I think you will publish also the Year End on Ritacuba Blanco!
Great Melanie!

Melanie hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Oktober 2013 um 20:40
It was indeed a nice year end.
The Ritacuba Blanco hike is published here
http://www.hikr.org/tour/post60228.html
But unfortunately so far only in german...sorry!

gbal hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Oktober 2013 um 21:37
I regret to do not know the German language because I saw that the report at that link is more detailed and fascinating than the few rows at the end of your blog (in English). But the pictures....they didn't need of translation:-):-)
Ciao
Giulio


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