auch schöne Rücken tun zutiefst entzücken..
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Vilcabamba ist nur etwas mehr als 3 Grad südlich des Äquators gelegen und stellt hinsichtlich den Tourismus immer noch einen Geheimtipp dar. Bekannt geworden ist die in idyllischer, grüner und fruchtbare Landschaft gelegene montane Region inmitten von Hügeln, Bergen und Nebelwälder durch die angeblich vielen überdurchschnittlich alten Menschen, die hier leben sollen. Gerüchteweise müsste Vilcabamba einer der Orte sein, der die im Durchschnitt ältesten Menschen der Erde beherbergt. Ausserdem ist der Ort und die Region um Loja und Vilcabmaba ein Mekka für Leute, die gerne mal vom alltäglichen Stress abschalten, die meist unberührte Natur geniessen und einfach auch mal den Morgen Tag werden lassen wollen ohne das dies jemanden stören würde.
Die sehr gebirgige Natur, mit Bergen zwischen 1200 und knapp 4000 lädt allerdings zu einigen der wohl schönsten Wanderungen und Trekkings hier in Ecuador ein. Das Klima ist allerdings so feucht-warm, dass selbst die steilsten Bergflanken durch irgend ein Gebüsch, Baum, Moos, Farn oder eine undefinierbare Pflanze überwachsen mit Epiphyten (Pflanzen die von und auf anderen Pflanzen wachsen damit sie näher an's Licht gelangen können) ist.
Betreffend den Mythos der im Durchschnitt ältesten Menschen, die hier leben sollen, gibt es mittlerweile verschiedene wissenschaftliche Studien, die besagen, dass das hohe Alter der Vilcabambaner wohl eher eine Folge der Übertreibung der alten Dorfbewohner ist, anstelle einer effektive Tatsache. Ein Zitat aus dem Wikipedia-Artikel: "Durch einen Abgleich verschiedener Dokumente und einer selbst durchgeführten Datenerhebung habe sich gezeigt, dass [ ] z.B. [der] Bewohner Miguel Carpio im Alter von 61 Jahren angegeben habe, er sei 70. Fünf Jahre später sagte er, er sei 80, im Alter von 87 behauptete er 121 zu sein." (Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Vilcabamba_(Ecuador))
..auch schöne Rücken tun entzücken..
Wie schon beschrieben gibt es hier unzählige Trekkings. Einige sind durch die Hostels gepflegt und verwaltet und andere führen durch private Grundstücke und man müsste, wenn der Besitzer es bemerkte, einen Batzen abdrücken um durchzuwandern. Nachdem wir hundemüde in Vilcabamba ankamen (der Bus schüttelte hin- und her und an schlafen war fast die ganze Nacht nicht zu denken), mussten wir uns zuerst mal einen Tag lang in die Hängematte legen. Doch nahmen wir uns eine Wanderung für den kommenden Tag vor:Trek 1 Ishcayluma Loop T3
Der Izhcayluma Loop ist ein perfekter Trek zum einsteigen hier in Vilcabamba. Einerseits kann man sich schön an's gewöhnungsbedürftige Klima anpassen, andererseits lernt man beim Wandern über einen der wohl schönsten Grate hier die ganze Region von oben kennen.
Die Route führte uns zuerst Richtung Dorf, drehte danach allerdings in einem kleinen Bachbett Richtung Süden und bald stiegen wir einem breiten Weg ) entlang hoch. Der Weg ist gesäumt von wunderbaren Blumen und Gärten worin Kaffeeplantagen gedeihen und Bananen-, Papaya- und Ananaspflanzen wachsen. Nach rund einer Stunde dreht der Weg gegen Osten, danach muss man die geteerte Strasse queren. Nach 300m auf der Strasse führt ein steiler Weg zuerst unter einem Stacheldraht druch, danach direkt hoch auf den Grat. Oben angekommen hat man ein wunderbares Panorama sowohl nach Norden, wo Vilcabamba liegt, wie auch gegen Süden wo ein Dorf namens Yunza liegt. Alle Berge, seien sie noch so steil sind von dichter Vegetation bewachsen.
Der weitere Verlauf der Route, nun leicht abwärts, erwies sich als wunderbare Gratwanderung, auf unschwierigem Gelände, manchmal mehr, manchmal weniger exponiert. Der Weg führt den ganzen Grat runter in die Entwässerungszone der Flanken, wo wir weglos das gesamte Bachbett abwanderten, bis wir wieder bei der Strasse waren.
Trek-Info: 10.84Km, rund 4h (mit Pausen), Min.-Höhe 1601m ü.M., Max.-Höhe 2083m ü.M., Total Aufstieg: 860m, Total Abstieg: 826m, Wetter: wechselhaft, bewölkt, heiss-feucht / Namengebung: Der Berg hat keinen Namen, auf einer Karte habe ich auf dem höchsten Punkt den Begriff Antenna gelesen, weswegen wir ihn hier so getauft haben.
Trek 2 Rumi Wilco Reserva Nacional T3+
Rumi Wilco nennt sich ein Naturreservat am Westende des Dorfes. Das Reservat beherbergt einzigartige Pflanzen wie unter anderem den hier sogenannten Wilco-Baum (Anadenanthera_colubrina). Der Baum ist sehr selten und wurde in vielen Ländern in einen hohen Schutzzustand versetzt. Nebenbei wird die Frucht/Bohne der Plfanze in u.a. amazonischen Kulturen als psychedelische, sehr stark halluzinogene Droge verwendet. Das Reservat beherbergt daneben mehr als 130 Vogelarten, wobei man davon ausgeht, dass noch nicht alle Arten bestimmt wurden. Die amerikanische Zoologin, die das Naturreservat verwaltet, hat viele der Pflanzen beschrieben und beschreibt an vielen Informationstafeln auf den Trails Angaben über die hier lebende Flora und Fauna.
Die Trails sind nicht ohne, beachtet man die Steilheit und die Ausgesetztheit. Allerdings sind die etwa drei grossen Loops in einem halben Tag abmarschiert. Alles in allem schätzen wir die Wegdistanz auf rund 12Km. Vom Flussbett unten in Vilcabamba ist der direkteste Aufstieg (auf dem folgenden Bild die linke rote Linie) genau 479 Höhenmeter, zugleich aber der steilste und ausgesetzteste Pfad. Trail-Übersicht: http://www.rumiwilco.com/photos/photogalery/terrenos.JPG
Trek 3 Parque Nacional Podocarpus T5- (je nach Bedingungen T4-T5)
Den wohl landschaftlich interessantesten "Wanderbesuch" stellte der Parque Nacional Podocarpus auf der Strecke Loja - Vilcabamba dar. Der Nationalpark wurde 1982 als solcher einberufen. Er umfasst fast 1500Km² Fläche in sehr montanem Gebiet. Der Park erstreckt sich über die Provinzen Zamora Chinchipe und Loja. Er ist herausragend als eine Region die hinsichtlich Pflanzen eine "Megadiversität" aufweist. Daneben aber nicht unwesentlich sind viele Pflanzenarten hier endemisch (d.h. sie haben sich hier eigenständig entwickelt und sind von anderen Verwandten unterschiedlich). Der Endemismus ist hier speziell gegeben, weil sich der Nationalpark im Schnittbereich vier verschiedener Klimaregionen befindet: Nördliche Anden, südliche Anden, pazifisches Ökosystem und Amzonas.
Die bergige Topologie des Nationalparks erstreckt sich vom tiefen heiss-feuchten Amazonaswald auf rund 1000m.ü.M. bis etwas über 3500m ü.M., wo das Klima oftmals durch Nebel, Nieselregen, starke Regenfälle und kühle Temperaturen gegeben ist. Auch die höchsten Grate und Berge des Nationalparks sind mit viel Vegetation bewachsen, auch wenn in dieser Höhe die Vegetationshöhe eher gering ist (ca. bis 1m hoch).
Neben der bemerkenswerten Vegetation können in den Wäldern des Nationalparks Bergtapire, Brillenbären, Pudus (eine südamerik. Hirschenart) und Jaguare angetroffen werden.
Entgegen des Wikipedia-Eintrages (http://en.wikipedia.org/wiki/Podocarpus_National_Park) ist der Eintritt frei. Im oberen Park gibt es ein Refugio, in dem auch übernachtet werden kann. Unangenehme Nachttemperaturen sollten allerdings zur Mitnahme von warmen Kleidern und einem guten Schlafsack animieren. Vom Refugio aus können im wesentlichen zwei Hikes gemacht werden. Einen Durchlauf stellt einen Loop dar, der über den ganzen Nord-Grat des östlichen Nationalparks auf die nordsüdlich sich entlangziehende Bergkette zwischen Loja und Vilcabamba steigt und danach, am höchsten Punkt (rund 3400m ü.M.) angekommen wieder direkt runter zum Refugio führt. Die Wanderung ist wunderbar, ein Genuss! Allerdings ist je nach Wetter - und wir haben's echt nicht so gut getroffen - sehr viel Achtsamkeit auf den Weg zu richten.
Der Weg führt bis zum ersten Mirador relativ einfach aber grosstrittig in dichtem Nebelwald hoch. Ab dem Mirador, der einem einen wunderbaren Ausblick über das gesamte Tal zwischen Loja und Vilcabamba beschert, führt der immer ausgesetztere Weg direkt auf dem Grat entlang auf und ab. Weil es nur spärliche Informationen gab, waren wir doch etwas überrascht über den Schwierigkeitsgrad der Wanderung. Trotzdem konnten wir sie, auch bei Nebel, Wind und Niesel sehr geniessen. Immer wieder führt der "Weg" steil empor, manchmal leichte Kletterei (I), danach auf flacheren Gratabschnitten wieder beide Seiten steil abfallend..
Trek-Info: 15.34Km, rund 5.5h (mit Pausen), Min.-Höhe 2361m ü.M., Max.-Höhe 3367m ü.M.,Total Aufstieg 829m, Total Abstieg 1386m, Wetter: wechselhaft, starker Nebel, starke Gratwinde, Regen, kalt-feucht
Bei schönem Wetter müsste die Aussicht wunderbar sein, auch hat man mit zunehmender Höhe eine immer grandiosere Aussicht auf den Grat. Der Abstieg zum Refugio ist relativ direkt; wir vermuteten einen sehr steilen Abstieg, was sich dann aber in Tat und Wahrheit eher in Grenzen hielt. Am Refugio angekommen, besserte sich das Wetter wieder und wir liefen die 8.5Km der schönen Kiesstrasse entlang. Unten beim Parkeingang angekommen, musste man sich wieder austragen (Personalien). An der Strasse kann man einem Bus winken und fährt dann ca. in 50 Minuten zurück an den Terminal de Buses Vilcabamba.
Wunderschöne Region, wunderschöne Wanderungen, es gäbe hier noch sehr viel zu entdecken.. :-)
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