Von Löbau nach Ebersbach


Publiziert von lainari , 27. Januar 2013 um 13:26.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:22 März 2008
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 50 m
Strecke:14,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Bautzen und Sonderzug der OSEF Bautzen-Löbau, sonst Bahn RE 1, RE 100 oder RB 60 Dresden-Görlitz direkt nach Löbau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Sonderzug der OSEF Ebersbach-Bautzen, sonst Bus Ebersbach-Löbau
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 96 Löbau und Umgebung

Österliche Überraschungen
 
Nachdem ich im Vorjahr auf die Aktivitäten der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF) aufmerksam geworden war, versuchte ich in der Folge ihre Sonderfahrtangebote in der Oberlausitz mit Wanderungen zu verknüpfen. So auch zu diesem Osterfest. An den Vortagen hatte der Winter noch einmal seine Boten ausgesandt, der Schnee war aber bereits größtenteils wieder weggetaut. Heute war es trocken und sollte ein wenig aufhellen. Am Morgen fuhr ich nach Bautzen. Hier erwartete ich den angekündigten Dampfsonderzug. Einige Fotografen hatten sich auf dem Bahnsteig in Stellung gebracht. Als sich nach dem Ertönen eines Horns ein diesellokgeführter Zug näherte, machten sie ratlose, enttäuschte Gesichter. Ich löste beim Zugchef eine Tageskarte und holte Erkundigungen ein. Ein überraschender Schaden an der Dampflok hatte die Pläne durcheinandergewirbelt. Mir war es recht, das Dieselgedröhn der V 100 ist Musik in meinen Ohren, die ich seit Kindertagen kenne. Im Alltag ist es durch die Ausmusterung der Loks bzw. durch ihre Modernisierung für Privatbahnen schon seit geraumer Zeit verschwunden.
 
Im Sonderzug ging es nach Löbau, hier wurde kopfgemacht. Am anderen Ende wurde eine vereinseigene V 60 D Rangierlok vorgespannt, um das Umsetzen einzusparen. Nun fuhren wir Richtung Ebersbach. Die Strecke wird von der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) für gelegentlichen Güterverkehr vorgehalten. Planmäßigen Personenverkehr gibt es hier nicht mehr. In Großschweidnitz wurde für die kleinen Fahrgäste ein Osterhasen-Halt eingelegt. Mir gegenüber saß eine Mutter mit Kleinkind. Gespannt sahen wir aus dem Fenster, als eine Person in einem Osterhasenkostüm erschien. Mir schien es recht hässlich, dem kleinen Kind ging es wohl ebenso, es erschrak sich fürchterlich und begann laut zu weinen. Ich versuchte zu trösten: „Keine Angst, gebraten schmeckt der wunderbar…“, was mir zunächst einen strafenden Blick der jungen Mutti einbrachte. Dann mussten wir jedoch beide lachen. Dann ging die Reise weiter nach Ebersbach. Ich studierte die nächsten Sonderfahrtmöglichkeiten des Tages und beschloss bis Löbau zurückzufahren. In Ebersbach wurde die Reihung der Loks von vorn nach hinten und von hinten nach vorn getauscht. Das hatte den Zweck, dass sie in Löbau richtig herum am Zug standen und eine Umfahrung vermieden werden konnte. Durch den Rückbau der Bahnanlagen auf Minimalbetrieb sind die Kapazitäten, sprich Fahrplan- und Trassenlücken dort offenbar stark eingeschränkt. In Löbau verließ ich den Zug, der zur nächsten Fahrt nach Bautzen weiterfuhr. Die Rangierlok rückte ins Betriebswerk ein und die vereinseigene VT/VS 172 Triebwagengarnitur wurde für die nächste Fahrt nach Ebersbach bereitgestellt. Heute hatten die OSEF alles ins Rennen geworfen, was verfügbar war.
 
Ich verließ die Stadt zu Fuß entlang der Bundesstraße B 178. Außerorts gab es hier einen separaten Fuß- und Radweg was dies recht erträglich machte. Nach einiger Zeit bog ich nach rechts in die Ortslage Großschweidnitz ab. In Ort selbst hielt ich mich später abermals nach rechts. Kurz darauf nach links abgezweigt, lief ich erhöht am Rand der Siedlungsfläche entlang. Dann gelangte ich wieder auf die Hauptstraße und hatte dabei bereits den Höllgrundviadukt im Blick. Dahinter lief ich bergwärts in Fotoposition und konsultierte den Fahrplan, gleich sollte der Triebwagenzug erscheinen. Ein Auto fuhr heran und ein Herr trat neben mich. Er fischte ein Handy aus der Tasche, wählte und sagte dem Teilnehmer: „Fahr mal schön langsam, ich bin beim Fotografieren nicht der Schnellste.“ So geschah es und ich profitierte davon. Der Herr war der OSEF-Vereinsvorsitzende. Ich verabschiedete mich mit den Worten: „Wenn’s mal wieder so klappt!“ Durch den Höllgrund hinauf gewandert, erreichte ich anschließend die Ortslage Dürrhennersdorf. Entlang eines Mühlgrabens ging ich zunächst auf einem Kiesweg und später auf einer Anliegerstraße durch den Ort. An einer größeren Kreuzung bog ich nach links und kam zum einstigen Bahnhof. In der verwaisten gläsernen Wartehalle, die Schutz vor dem recht kühlen Wind bot, pausierte ich zunächst. Dann suchte ich mir eine Position, um die nächste Triebwagenfahrt abzulichten. Am Gleisbett wachsende junge Birken störten das Motiv. Das Schweizer Taschenmesser beseitigte diese kurzerhand, vielleicht brauchte noch jemand eine Oster-Deko. Nach der Durchfahrt des Zuges ging ich zur Hauptstraße hinunter und lief den Ort hinauf. Unterwegs bemerkte ich die Brückenpfeilerreste der einstigen Schmalspurbahn Taubenheim - Dürrhennersdorf (sächs. TD-Linie), die von 1892 bis 1945 existierte. Entlang der wenig frequentierten Straße lief ich bis Ebersbach. Das Wetter zeigte sich kühl und wechselhaft, einige Auflockerungen hoben aber die Stimmung. In Ebersbach begab ich mich zum Bahnhof und wartete auf die letzte Sonderfahrt des Tages.
 
Der Zug mit den Dieselloks traf ein und das Umfahrungsmanöver begann erneut. Im Laufe des Tages hatte ich immer wieder Mitfahrer auf den Loks gesehen, jetzt war niemand zusätzlich an Bord. Ich fragte den Lokführer der hinteren Lok, ob Entsprechendes möglich sei. Das solle ich mit dem Zugchef klären. Ich ging zu ihm und erkundigte mich. Gegen eine Spende in die Vereinskasse könne ich hinten aufsteigen, vorn wäre belegt. Ich stimmte zu und er gab den Abfahrtsauftrag. Der Zug rollte an und ich musste aufspringen und sehen, dass ich mich mit meinem Gepäck durch die schmale Tür zum Mittelführerstand hinauf zwängen konnte. Von der vorher ungeahnten Möglichkeit war ich überwältigt, wollte ich doch schon immer einmal hier oben dem Meister über die Schulter schauen. Der Diesel röhrte unter dem langen Vorbau und wir gaben bergwärts fahrend Schubunterstützung. Ich war erstaunt wie wenig man eigentlich über den Vorbau von der Strecke sah. Das brauche man nicht, die Signale stünden ohnehin an bekannten Standorten neben der Strecke, bei schlechter Sicht müsse man seitlich herausschauen, so die lapidare Antwort. Einzig die Bremspunkte vor Geschwindigkeitswechseln oder Verkehrshalten erforderten einige Erfahrung. Jetzt war diese nicht gefordert, denn die Schiebelok wird von der Zugspitze aus gebremst. Ab dem Kulminationspunkt der Strecke bei Dürrhennersdorf wurde der Motor abgeschaltet und wir wurden geschleppt. Kurz vor Löbau mussten wir uns nach der Fahrt über die DRE-Strecke wieder über Funk beim Fahrdienstleiter von DB-Netz in Leipzig anmelden, um Einfahrt zu erhalten. Die Ausrüstung dazu war nur auf dieser Lok vorhanden. In Löbau bedankte ich mich für die Erklärungen, stieg ab und wechselte in einen der Personenwagen. Abschließend kam ich so nach einem unverhofft erlebnisreichen Tag nach Bautzen zurück. 

Tourengänger: lainari


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