Piz Umbrail - Stilfserjoch - Prad im Vinschgau am Suldenbach beim Indianer Lorenz Kuntner


Publiziert von lynx , 12. August 2012 um 19:44.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Piz Umbrail - Stilfserjoch - Prad am Suldenbach beim Indianer und Schamanen Lorenz Kuntner
Kartennummer:1239 Sta Maria - 1239 bis Müstair

Manchmal muss man einen Ruhetag einlegen. Das ist heute der Fall. Also nur einen kurzen Morgenspaziergang vom Umbrailpass auf den Piz Umbrail. Wär da nicht der Köter der zwingend seinen täglichen Auslauf braucht, hätte ich heute meinen Arsch keinen Höhenmeter hinaufgeschoben. Und diese Tour wäre nie bei Hikr.org erschienen wenn da nicht dieser Indianer am Suldenbach im Vinschgau unseren Weg gekreuzt hätte. An der Begegnung mit diesem Indianer-Schamanen-Künstler und vor allem seinem Freiluftmuseum und Selbstversorgergarten am Suldenbach im Vinschgau möchte ich euch auch teilhaben lassen.
 
Fährt man vom Umbrailpass weiter zum Stilfserjoch und auf der auf der italienischen Seite herunter kommt man unweigerlich und unübersehbar an Lorenz Kuntners Freilichtmuseum vorbei. Ein Besuch lohnt sich!

Im Bildteil sind verschiedene Werke Lorenz Kuntners abgebildet.
 
Der Wind fährt in die Knochen und bringt sie in Bewegung. Sie tänzeln im Sonnenlicht und berühren sich gegenseitig, einmal sanft, einmal heftig. „Der dumpfe Klang ist die Melodie des Todes, der uns die endlichkeit des Lebens bewusst macht“, sagt Lorenz Kuntner. Die Vinschger sind ein Menschenschlag mit vielen Querdenkern, Künstlern und Individualisten. Der „Indianer“ im Prader Ortsteil „Schmelz“ am Eingang des Sulden- und Trafoitales ist so einer. „Der mit dem Windhauch spricht“, so nennt er sich. Kuntner hat sich am Suldenbach sein farbenprächtiges und bizzares Reich geschaffen, mit bunten Steinen, Totempfählen, Gebilden aus rostigen Blechteilen und Fundstücken aus der Müllabfuhr. „Meinen Heimatboden mache ich zur Indianerwelt, sagt Kuntner. „Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem früheren Lebenein Schamane und Indianer gewesen bin und in einer intakten Welt zu Hause war, die die Weissen in ihrer Habgier zerstört haben“, sagt Kuntner.
 
Die bunt bemalten Bachsteine mit grossen Augen erinnern an diese Zeit. Die kleinen Kunstwerke sind seine Kinder. Diese behütet er und gibt sie nur ungerne her.
Er ist beseelt davon, seine Botschaften in die Welt hinauszutragen. „Unser Wohlstand beruht auf Umweltzerstörung“, betont er. „Die heutigen Eltern nehmen sich nicht einmal mehr Zeit für ihren Nachwuchs“. Kuntner hängt nicht an materiellen Dingen und lebt den Augenblick. „Ich bin ich“, sagt er.
 
Vor vier Jahren ist er aus dem geregelten Berufsleben ausgestiegen. „Ich habe nicht mehr gekonnt und wollte frei sein“, erklärt er. „Frei ist man, wenn niemand mehr Macht über einen hat. Die heutigen Menschen leben nicht mehr. Sie laufen nur noch dem Geld nach und zerstören die Welt“. Er hat sich die Freiheit genommen, das zu tun, was er will. „Wer nichts besitzt, besitzt die ganze Welt“, bemerkt er und fügt lächelnd hinzu: “Jedoch ohne zu besitzen, kommst du ebenfalls ins Schwitzen.“ Deshalb gibt er Steine an die Besucher ab, die in seinem Freilichtmuseum einen Rundgang machen. Dieses ist mittlerweile zu einem stattlichen Areal herangewachsen. „Kunst kommt von nichts können“, erklärt er. Selbst bezeichnet er sich als einen, der eigentlich nichts kann. Die Knochen sammelt er im Wald bei seinen Streifzügen durch die Wildnis des Nationalparks Stilfserjoch. In den Wäldern, ohne Menschen, weitab von der Zivilisation fühlt er sich zu Hause. „Da werde ich selbst ganz wild. Ich rede mit dem Mond, den Bäumen, den Felsen und ich folge dem Windhauch“, beschreibt er. Der Wind treibt ihn auch zu den Stellen, wo Geweihe und Knochen liegen. Behutsam hebt er sie auf und erhöht sie, indem er sie mit nach Hause nimmt und sichtbar aufhängt. Und er bekräftigt: „Die Knochen sind für mich Heiligtümer“.

Tourengänger: lynx


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Kommentare (3)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 5. April 2013 um 10:54
Wenn in der Schweiz wie im Vinschgau tote Wildtiere liegen gelassen werden dürften hätten gewisse Leute mit Wolf und Luchs vermutlich weniger bis gar keine Probleme.

Dein Bericht gefällt mir und die Skulpturenbilder eh!

lynx hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. April 2013 um 18:02
Anbetrachts dieser Zahlen über das Fallwild kann damit gerechnet werden, dass für Wolf und Lynx genug Aufräumarbeiten übrig bleiben - jedenfalls dieses Jahr in gewissen Gebieten:

http://www.bluewin.ch/de/index.php/26,790515/Langer_Winter_macht_Rehen_und_Igeln_zu_schaffen/de/news/vermischtes/sda/

Gruss Lynx

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. April 2013 um 21:20
Da bist Du, glaube ich, leider zu optimistisch. Fallwild wird doch gleich weggeräumt.

Danke für den Link! Wusste nicht, dass www.bluewin solche Meldungen veröffentlicht.

Gruess, maria


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