Promille-Weg (Treppenaufgang im Gasthof Sternen)


Publiziert von Henrik , 6. Februar 2012 um 19:07.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 1 Februar 2012
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Strecke:Bahnfahrt und Mittagspause in Gurmels
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:I de Buurebeiz "Sternen" in Gurmels

 ... die Ausflüge, die ich mir zurechtlege nach den wöchentlichen  Arztbesuchen, sind in der Regel ausgiebig recheriert und haben im Fundament  eine reiche Datenlage. Mir passiert es aber auch, dass ich schusselig bin, weil ich irgendwie so beseelt bin, einen bestimmten Ort, an dem ich meist per Bahn/Bus vorbeigekommen bin, intensiver besuchen zu wollen, im Übermut sozusagen gewisse Eckdaten übersehe und die Folgen  dementsprechend sind. Die Bahn bringt mich zuerst nach Bern – im EW IV sind nur wenige andere Fahrgäste mit gleichem Ziel unterwegs. Die vorbeiziehende Landschaft ist weiss, ein eher ungewohnter Anblick. Das fahle Licht, insbesondere auf dem Teilstück der Neubaustrecke zwischen Langenthal bis kurz vor Grauholz, vermittelt durch das Fehlen grosser Höhenzüge der Umgebung eine Dichte, die teils durchbrochen wird durch die Sonne, die gegen Mittag zuhält. Weiss und Grau, gesteigert auch durch die grossen Fenster, die in dieser aktuellen Witterung nicht gerade sauber wirken, Schlieren, Staub und angetrocknete Feuchte geben einen Film ab, der die Sicht nach draussen trübt. Nach Süden hin sind aber andeutungsweise die Berner Giganten zu sehen – im Abteil ist hin und wieder das Umblättern von Zeitungsseiten zu hören. Was für eine schöne Stunde ohne Gehacke auf Tastaturen oder was mir aufgefallen ist, keine Handy, das geklingelt hat. In der S 1 nach Düdingen ändert sich die Geräuschkulisse schlagartig – die Abtrennung der Klassen fehlt hier baulich. Dafür kann ich, da die S-Bahn alle paar Minuten hält, mich der Landschaft widmen, die, keine Überraschung, bereits nach wenigen Zwischenhalten neue Destinationen eröffnet. Zusammen mit einer Übersichtskarte entdecke ich einen Flusslauf, der bei Flamatt in die Sense fliesst, da am Röschti-Graben, heisst er hier Taverna oder Tafersbach – es bleibt nicht aus, dass mir Wortspiele in den Sinn kommen. Mit dem Bus (547) findet die Fortsetzung statt – die Gelbe Klasse mutiert im Winter zur Grauen Klasse: Fenster, Boden und auch der Velours leiden zu dieser Jahreszeit. Was für ein Privileg – ich bin der einzigste Fahrgast. Irgendwie kommt keine Begeisterung auf, als ich  mich dem Zieldorf nähere. Noch nicht! Nach Schiffenen linkerhand der Campingplatz, dann das Wehr der gestauten Saane, die das aufwärts liegende Tal seit 1960 mit einem Stausee flutet. Auf einer mitgeführten LK (1961) entdecke ich den Ort Bonn, der einst als Kurort fungierte. Nicht weniger beeindruckend auch die auf der gegenüberliegenden Uferseite in privaten Händen liegenden Schlossbauten der Grand bzw. Petit Vivy sowie jenes in Barbarêche (Bärfischen). Offizielle Wanderwege liegen orografisch weder links noch rechts der Saane – das ist Grund genug, sich dorthin gelegentlich zu verirren! Auch die Bedienung mit dem ÖV ist dürftig.  Nach dem Stauwehr fährt der Bus in die Gemeinde Gurmels – die mein Mittagsziel darstellt. Allerdings, das kommt vor, irre ich etwas umher, kalte Finger und die Jacke noch nicht übergestreift, stehe ich zuerst noch am Dorfrand, entdecke die Kirche und finde mich vor einer geschlossenen Beiz, die ich mir vornahm zu besuchen: Ruhetag. Einige Schritte weiter ein vollbesetzter PP, stets ein sehr gutes Zeichen für ein Lokal: hier setzt sich das Gewerbe mit dem Business an einen Tisch, garantiert bezahlbare Preise ein weiteres Kriterium. Und die Stube warm. Holztische, hölzernes Intérieur, draussen ein Walmdach und der Name Gasthof zum Sternen. Nach wenigen Minuten steht ein Schöpftopf mit einer dampfenden Suppe vor mir, ich entscheide mich für das Tagesmenu: Röschti mit Fleischkäse samt Spinat. Vielleicht etwas zu fett – der Witterung wird’s gefallen...Weiterer Pluspunkt: das Poschti hält vor der Gaststube. Das ist auch gut zu wissen für Folgetouren und deswegen bin ich ja hier.   


 ... mit der Gelben Klasse (122) die Fortsetzung des Ausfluges – ich komme in den Erlebnisgenuss einer Fahrt auf „hohem Niveau“ – als einzigster Fahrgast (schon wieder) wird mir eine Landschaft zu teil, die mich in Bann zieht, hier war ich noch nie zuvor (nicht mal mit dem Range Rover in den vergangenen 30 Jahren)  – weite Felder, lichte Schonungen, kleinste Weiler und ruhige (...) Dörfer, Häuser mit Walmdächern, Höfe mit grossen Scheunen. Die Strasse quert die Bibere, dann Liebistorf, wo die Landstrasse einen 90°-Schlenker macht, leicht hinauf auf die Ebene zum Galmfeld, in dessen Mitte der Weiler Reben liegt, linkerhand (in Fahrtrichtung) davon der Galmwald, der ein aussergewöhnliches Faktum für sich in Anspruch nehmen kann: er gehört keiner umliegenden Gemeinde. Der kaum ein paar Zentimeter auf dem Land liegende Schnee, das nachmittägliche Grau darüber, die noch zögernde Sonne verleihen der Umgebung eine mystische Note – Breughel sticht es mich. Insbesondere jenes mit den Eiskunstläufern und den Karnevalsszenen. Das Licht hinter dessen Hügel kommt dem Licht auf dem des Galmfeldes verblüffend nahe. Mir scheint als würde der Chauffeur des Buses meine Gedanken lesen, er fährt sehr sachte durch diese Ebene. In Ulmiz steht der „Bauernhof“, der auf die unausgegorene To-Do-Liste kommt ... doch, doch, die habe ich schon, aber diese wartet mit TuT-Beizen auf!
 
 ... die nachfolgenden Orte Gempenach, Agriswil und Ried bei Kerzers stimmen mich hoffnungsvoll – es finden sich verschiedene Höfe in unterschiedlicher Grösse vor, die die Landschaft „veredeln“ – es zeigt sich aber auch, dass von Kerzers aus, zwingend irgendwann mal aufgebrochen werden kann, um ggf. nochmals einzutauchen in „holländische Landschaften“....Kerzers ist zudem eisenbahntechnisch nicht zu unterschätzen wie auch es ein Ort an einer Grenze ist: nur einen Steinwurf entfernt liegt der Kanton Bern. Im Weitern, so ein Blick auf die LK, finden sich Orte mit fremdländisch klingenden Namen – die Saane als der Röschtigraben könnte die  Erklärung bzw. die Hand dazu bieten. Wer hier ankommt, hat auch noch andere Ziele in der Nähe: die Region um den Murtensee, das Grosse  Moos und keine 20 Minuten später gegen Westen hin die Juraseen sowie der eigentliche Höhenzug Jura.
 
 ... ich weiss nicht, ob es jemanden hilft, sollte er sich hierhin mal begeben, die Ur-Rhone hatte ihre Gestade in der Nähe von Kerzers...


 
  


 

Tourengänger: Henrik


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