Sarek: Rentiere und unendliche Weiten
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Den ersten meiner beiden Wandertage erwähne ich kurz, da ich einem übersichtlichen Pfad gefolgt bin, der lohnenswert ist und gut ausgeschildert ist: der Aufstieg zum Lulep Gierkav (1139m hoch, ca 14km Weg hin und zurück, 750 hm auf und wieder ab).
Am zweiten Tag klingelt mein Wecker morgens um 5, es ist knapp über dem Gefrierpunkt warm (oder besser: kalt) und sehr windig, aber trocken. Die Nord-Abbrüche des Lulep Gierkav leuchten einladend schön, orange in der aufgehenden Sonne. Also nichts wie los: Kaffee kochen, Sachen packen, Zelt zu und auf gehts!
Ich folge ca. 1,5 km dem bekannten Wanderweg Kungsleden und zweige dann ab in Richtung Südwesten auf teilweise vorhandenen Pfaden zur Schlucht, namens Áhusjgårsså. Dieser folge ich, bis sich beeindruckend das weite Tal des Pietsaure öffnet. Ich gehe weiter bis zum Fluss Ávtsusjjåhkå (vom Abzweig bis hier ca 5km). Dort steht ein Schneemobil-Verbotsschild (?!).
Eine Quad-Spur führt mich ca 6 km ins Tal hinein, durch teilweise sumpfiges Gelände bis zur Sami-Siedlung Pietsaure am gleichnamigen See mit Sandstrand. (Man kann sie auch direkt über einen Sattel von Saltoluokta aus erreichen). Hier gibt es normalerweise ein Café, in dem Räucherfisch und Fladenbrot verkauft wird und Übernachtungsmöglichkeiten mit Sauna. Aber die Anwohner sind nicht mehr da. Man sagte mir später, dass sie die dunkle Jahreszeit über nur gelegentlich herkommen, um sich um ihre Rentiere zu kümmern und dass sie ab Februar / März wieder hier wohnhaft sind. Bisher habe ich auf der gesamten Strecke noch niemanden außer Rentieren, Lemmingen, Mäusen, Schneehühnern, Krähen und Greifvögeln getroffen. Allerdings konnte ich mich überall an Blau- und Preiselbeeren satt essen.
Vom Ort aus sieht man gut die Südseite des Lulep Gierkav. Ich entscheide mich, mir einen Weg hinauf zu suchen, denn es ist trocken und auf dieser Seite angenehm warm. Zuerst gehts über grobes, steiles, aber recht gut gestapeltes Geröll zu ersten Felsen, weiter immer wieder über bewachsene Flächen und leichte Felsen im Zickzack über die angenehmste Route hinauf (Kletterei im schätzungsweise 2. Grad, etwas Orientierungssinn und Mut, sich auf einsamen Flecken Erde zu bewegen gehören dazu). Auf dem Bergrücken angekommen, habe ich 400 m Höhe direkt gewonnen.
Ich gehe noch einmal zum Gipfel, da heute bessere Sicht und kein Hageltreiben herrscht. Der Wind bläst mich aber immer noch fast davon. Oben habe ich eine grandiose Aussicht, die mir die unglaubliche Weite und Einsamkeit dieser Region vor Augen führt. Auch sehe ich endlich die vergletscherten Gipfel im NW. Sie werden bestimmt mein nächstes Ziel.
Für den Rückweg folge ich dem Pfad 7 km zurück zur Fjällstation und treffe auch das erste Mal eine Wandergruppe. Sie gehören zur Hochzeitsgesellschaft, die sich in der Zwischenzeit unten eingefunden hat und die das Wochenende auf Saltoluokta zum feiern verbringen wird.
Unten angekommen genieße ich die Panoramasauna habe noch genug Zeit, bis mein Boot um 15:40 Uhr übersetzt.

Kommentare (1)