Al-Archa - Shakiratma-Überschreitung (4100m) - Alamedin-Tal


Publiziert von schnunzel , 19. Juni 2011 um 20:30.

Region: Welt » Kirgisistan » Kirgiz-Alatoo
Tour Datum:13 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: KS 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2040 m
Abstieg: 2310 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bishkek mit der Marshrutka nach Al-Archa-Alplager.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Bishkek zum Alamedin-Sanatorium mit Marshrutka.
Unterkunftmöglichkeiten:In Al-Archa und Alamedin, unterwegs keine.

Superschöne, kurze Tour im Kyrgiz-Alatoo südlich von Bishkek. Die Überschreitung des Sharkiratma ist sehr anstrengend und im mittleren Teil der Route sind absolut keine Wege vorhanden. Eine gute Karte und Kompass sind absolute Notwendigkeit, um den Treck zu finden.
1. Tag: Anfahrt von Bishkek mit einer Marschrutka direkt zum Alplager Al-Archa. Das Gebiet ist ein Nationalpark und wird von Kleinbussen aus der Hauptstadt regelmäßig angefahren. Vom Alplager aus folgt man dem vielbegangenen Pfad Richtung Racek-Camp am Gletscher des Pik Ushitel. Der Pfad folgt dem Ak-Say-Fluss auf einiger Höhe links in Aufstiegsrichtung. Der Einstieg ist am Alplager gut beschildert. Nach dem ersten steilen Anstieg verläuft der Pfad fast waagerecht auf halber Höhe. Ab der Mündung des Sharkyratma-Flusses in den Ak-Say verlässt man den Pfad und orientiert sich ab jetzt am Flussverlauf des Sharkyratma in nordöstlicher Richtung talaufwärts. Es empfielt sich den Sharkyratma noch zu queren, die Almwiesen aufzusteigen und auf halber Höhe bei etwa 2800m wieder zum Fluss zurückzukehren. Vorher kann man auf einer der Wiesen abseits der "Autobahn" zum Ushitel in aller Ruhe zelten. Wir sehen an diesem Abend aus nächster Nähe eine Steinbockherde vorbeiziehen. Ein wunderschöner Anblick.
2.Tag: Früh morgens eine erste Klettereinlage zum Fluss hinab, dem man ab jetzt ohne Weg (!) mit dem Wasserbett folgt. Ein aufregendes Geklettere und ohne Dreipunkterfahrung etwas riskant. Steil und anstrengend ist dieser Aufstieg aber von atemberaubender Schönheit. Trinkwasser gibt es natürlich genug. Ab einem gewissen Punkt verengt sich das Tal und der Fluss verschwindet unter dem steilen Schotter. Hier halten wir uns wieder etwas südöstlich und umgehen diesen gefährlichen Schotter, der nicht gegangen werden sollte. folgt man einem kleinen weiteren Wasserlauf, erreicht man auf ca 3560m Höhe ein letztes kleines, ebens Plateau, auf dem man gut zelten kann. Dieses Plateau liegt nun etwas südlich der eigentlichen Route, ist aber der einzige Lagerplatz vor dem Passanstieg. Von hier aus gibt es eine phantastische Sicht auf den Al-Archa Nationalpark und den östlichen Kyrgiz-Alatoo.
3.Tag: Früh morgens auf eben dieser Lagerhöhe biegen wir vorsichtig über Schotter und Felsen wieder ins Sharkyratma-Haupttal zurück. Man sollte keinesfalls tiefer einsteigen, da es dort sehr steil und geröllig ist. Wir halten uns an der Felswand entlang und gelangen so stetig aufwärts in den oberen Talkessel, der von einer gigantischen Felsenmoräne bedeckt ist. Diese großen Felsbrocken, ein Meer aus riesigen Steinen liegen recht unverbunden dicht bei einander und sind gefährlich zu begehen. Doch muss diese Moräne gequert werden, um nicht auf der "falschen" Seite aufzusteigen, sonst erreicht man den Pass nicht. Wir kreuzen innerhalb mehrerer Stunden dieses Felsenmeer und erreichen den nördlichen Hang des Kessels - und da fließt auch wieder der Sharkyratma-Bach oberhalb der Steine. Dem Wasser aufwärts entlang geht es noch ca. 400 Höhenmeter. Aber von dieser Stelle an kann man den Pass schon sehr gut sehen. Dort wo sich die Trennlinie zweier Geröllfarben (vom Pik Morosowa südlich aus gesehen hell und von nördlicher Seite dunkel) befindet ist der Passsattel. Diese Passage ist sehr heikel und verdient auf der Hochtouren-Skala eigentlich ein S! Ab da gehts steil aufwärts zum Pass. Kurz vor der Passhöhe treffen wir auf einen Pfad, der vom Ushitelpass unter uns über den nördlichen Kamm zum Sharkyratma führt. Oben angekommen überrascht uns eine extreme Termik. Der Pass ist sehr ausgesetzt und nach beiden Seiten steil. Der Ausblick auf die großen Berge des Kyrgiz-Alatoo Semenova`s Kogo (4840m), Pik Korona (4820m), und Ushitel (4550m) ist sensationell! - Abwärts kann man auf dem weichen, feinen Schotter wunderbar surfen. ziemlich genau unterhalb des Passes erkennt man 2 Felsformationen. genau durch deren Mitte geht der direkte Weg zur wiederum hellen Moräne, die vom Pik Morosowa herabführt. Nach dieser Moräne finden wir den ersten guten geraden Untergrund zum Zelten. Nach einem aufregenden, langen Tag schlafen wir wunderbar tief.
4. Tag: Morgens ist das Zelt von Eis beschichtet. Wir legen es in die aufgehende Sonne und lassen das Eis abschmelzen. Unter uns im Tal Wolken. Eine Waschküche aus Regen, Schnee und Wind. Wir oberhalb haben schönstes Wetter. Wir warten bis die mogendliche Termik die Wolken auflöst. Ab etwa 8 Uhr geht es ins Tal hinunter über Wiesen und Matten an der Moräne entlang. Von einem kleinen Hügel aus sehen wir schon den Übergang in unser Seitental. Wir wechseln auf die rechte östliche Seite des Tales in Abwärtsrichtung und halten uns immer mehr in halber Höhe auf ca. 3100m. Nun nicht an Höhe verlieren. Vor uns ein kleiner Gipfel, eine Anhöhe eher, wie eine Nase, die zwischen den beiden Tälern liegt. Über diese "Nase" wechseln wir ins benachbarte Hochtal welches genau parallel in Nord-Süd-Richtung verläuft. Vorsicht: dieses Tal ist bei unserer Wanderung absolut trocken, das Wasser verläuft auf dieser Höhe unterhalb der bewachsenen Moräne. also am besten im Tal vorher die Flaschen gut füllen, damit sie über Nacht und am anderen Morgen ausreichen. Ansonsten muss man ca 500m ins Tal absteigen, wo das Wasser aus den Steinen wieder hervorsprudelt. Wir lagern in einer traumhaft schönen Idylle.
5.Tag: Seit dem Alplager in Al-Archa haben wir keine Menschen mehr gesehen. An diesem Tag zieht ein Hirte mit seiner Herde Schafe vorbei und er weist uns den Weg zum kleinen Seitenpass, der uns ins Alamedin-Tal führt. Wir können wenig sprechen miteinander, da er kein Russisch kann. (Unser Russisch reicht zur alltäglichen Orientierung und ist auch nicht mehr als "Überlebenssprache"). Aber er ist sehr freundlich und betrachtet uns als sein Gast. - Wir überschreiten den niedrigen Pass und steigen durch eine kleine Schlucht in nordöstlicher Richtung ab. Wir erreichen eine Weide, von der aus wir nochmals die östlichen Eisgipfel des Hauptkammes sehen. Vorbei an einer Alm geht es dem Bach entlang weiter talabwärts. Ab der Alm ist der Abstieg eine Tortur. Der Talboden ist dicht bewachsen mit Dornen und Gestrüpp. An den Talseiten bis an die Vegetation heran nur großes Geröll, wechseitig, mal von links, mal von rechts. Kein Weg. Wir kämpfen uns in 5 langen Stunden ins Alamedin Haupttal vor. Auf den Felsbrocken rechts oder links vom Talboden kommen wir einfacher voran als am Bach. Am Talausgang befindet sich nach einigen Hundert Metern das Sanatorium. Dort checken wir ein und genießen das krasse sozialistische Ambiente.
6.Tag: Morgens nach dem Einheitsfrühstück im Speisesaal nehmen wir die erste Marschrutka nach Bishkek.

Tourengänger: schnunzel


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