Blessachkopf (3050m), Roßlahnerkopf (2861m) - Einsamer 3000er für Genießer


Publiziert von Chiemgauer , 15. April 2011 um 22:57.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum: 1 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Gerlospass oder Mittersill Richtung Bramberg. Der Ortsteil „Habach“ liegt ca. 3,5 km hinter Bramberg in Richtung Neukirchen bzw. Krimmlund den Krimmler Wasserfällen. Man zweigt in „Weyer“ von der Bundesstraße nach links (Aus Richtung Mittersill) ab und folgen der Beschilderung zum Parkplatz am Eingang des Habachtales.
Unterkunftmöglichkeiten:Tühringer Hütte
Kartennummer:Kompass 38

Gott sei Dank gibt es noch solche Geheimtipps, die dem normalen Bergsteiger anscheinend völlig unbekannt oder für diesen völlig uninteressant sind, denn während sich auf seinem bekannten Nachbarn, dem Larmkogel, die Leute nur so tummeln, finden sich auf dem Blessachkopf im Winter einige Skitourengeher und im Sommer so gut wie niemand. Das obwohl es sich dabei um den Hauptgipfel im Kamm handelt, der nochmals 30m höher als der Larmkogel ist.

 

Während die ersten am Parkplatz schon auf das erste Hüttentaxi warteten, machte ich mein Rad bereit. Ein zweiten, deutlich älteren, aber für sein Alter extrem fitten Radfahrer machte sich ebenfalls bereit. Da es im Netz kaum Infos zu dieser Tour gibt, kurz bei diesem nachgefragt ob er die Tour kennt. Leider nein, aber er hatte sich das selbe Tagesziel vorgenommen und man sollte sich 6 Stunden später wieder treffen.

Mit dem Rad geht’s zuerst ins Habachtal. Über Wennser-Alm, Mahdlalm und Gasthof Alpenrose geht’s bis kurz hinter die Moaralm, wo der Steig beginnt und das Rad deponiert wird. Die etwas über 500 Höhenmeter und knappen 8km sind meist in angenehmer Steigung zu bewältigen. Lediglich bei einer kurzen Rampe musste ich absteigen, um nicht zu früh meine Körner zu verschießen, denn es sollte ja noch einiges folgen.

Der Steig führt zuerst leicht ansteigen weiter ins Tal hinein, bis man zu einer Abzweigung kommt. Beide Wege dort führen zur Thüringer Hütte, wobei es einen einfachen längeren Weg gibt, der weiter ins Tal führt, oder eine etwas schwerer direkt Variante, die sofort nach oben führte. Ich wählte zweiteren Weg, der sich in ziemlich Steilen, ausgesetzten Gelände nach oben schlängelt, aber perfekt ausgebaut (Sicherungen, Geländer, Steinstufen) nur die nötige Trittsicherheit verlangt. Im oberen Bereich endet dieser in flacher werdenden Wiesengelände und macht noch ein paar Kurven, ehe er direkt auf die Thüringer Hütte zusteuert (Nach der letzten Kurve, wenn es nur noch auf die Hütte zugeht, kann man nach überqueren des Baches bereits nach oben abbiegen (da kam ich beim Abstieg raus) und spart sich das Eck über die Hütte), bei der sich sogar ein Schild (das einzige auf der ganzen Tour) „Blessachkopf“ befindet, dass auf den Weidfeldsattel zeigt.

Beim Hüttenwirt wurde der weiter Aufstieg erfragt, der über den mittleren Grasrücken zum Weidfeldsattel führt. Ab jetzt geht es 800 Höhenmeter weglos nach oben. Zuerst wieder leicht bergauf talauswärts, bis der mittlere Grasrücken erreicht ist und diesen in eigenen Serpentinen, auf eine kleine Steilstufe zusteuernd, bergauf. Steigspuren sind in diesem Bereich keine zu erkennen, aber trotzdem braucht es nicht viel Orientierung. An der kurzen Steilstufe beginnt dann ein kurzer Steig, der sich gleich danach wieder verläuft. Weiter noch etwas über Wiesengelände steuere ich auf Blockgelände zu und auf einen Steinmann. Im Blockgelände finden sich dann regelmäßig Steinmänner, die bis zum Weidfeldsattel führen. Dank 20 cm Neuschnee verliert sich hier die Spur der Steinmänner, aber da es über den Nordgrat (nach AV-Führer I) auf den Gipfel geht, kommt man eh kaum aus.

Weiter also Richtung Nordgrat, der drei Steilstufen besitzt. Zwei konnte ich ganz am westlichen Rand hochklettern, aber bei der letzten musste ich einige Meter in die Westseite queren, bevor ich wieder zum Grat hochklettern konnte. Der Neuschnee machte das ganze schon etwas unangenehm und vor dem Abstieg hatte ich auch schon Respekt, aber wird schon irgendwie gehen. Ab jetzt immer am Grat entlang über Blockgelände und Neuschnee bis zum Gipfel.

Von dort war es auch offensichtlich, dass für den Abstieg der deutlich einfachere Ostgrat gewählt werden kann und somit konnte ich meine zweistündige Gipfelrast ausgiebig genießen.

Im sitzen bot sich Richtung Osten ein markanter Anblick, denn nach der Gratkante war das nächste sichtbare das Hollersbachtal, das 2000m tiefer liegt. Herrlicher Tiefblick! Da der Larmkogel vom Gipfel nicht direkt einzusehen ist, kurz noch den Grat etwas nach Süden geklettert, bis der von Bergsteigern gesäumte Larmkogel zu sehen war (Laut AV-Führer ist der komplette Grat II mit einer Stelle III. Für mich eine Nummer zu hart). Auf dem Blessachkopf war ich laut Gipfelbuch der erste seit 6 Wochen. Wahrscheinlich war der letzte noch mit Hilfe von Ski da oben.

Etwa nach einer Stunde am Gipfel sah ich dann den Radfahrer vom Parkplatz, über das Waidsfeldkees, auf den Ostgrat zusteuern. Über diesen war er dann etwa 30 Minuten später auch am Gipfel. Er bedankte sich dann noch bei mir, denn er ist nur hoch, weil er wusste dass ich auch hoch bin, sonst hätte er den Larmkogel gewählt. Leider war er sehr kurz angebunden, denn keine zehn Minuten später machte er sich schon wieder auf den Weg, denn er musste noch zu seinem Weißbier auf die Hütte ;-)

 

Ich wählte ebenfalls den harmlosen Ostgrat und ging seinen Spuren im Schnee nach. Je weiter man nach Osten geht, desto flacher wird das Waidsfeldkees im Abstieg. Dank des Neuschnee war es problemlos ohne Hilfsmittel abzusteigen (Kann mir aber durchaus Bedingungen vorstellen, bei denen Steigeisen nicht schaden würden) und im flachen Gelände geht es zurück zum Weidfeldsattel.

Kurz überlegt und da noch genügen Zeit war, musste der Roßlahnerkopf auch noch mitgenommen werden.

Auch hier verloren sich die Steinmänner im Neuschnee. AV-Führer meinte immer am Südgrat (I) bis zum Gipfel. Der Beginn des Grats wirkte aber nicht mehr wie eins, also ging es ziemlich mühsam etwas ostseitig des Grads durch den Schnee. Bei der ersten Möglichkeit kletterte ich dann (I+ evtl. II-) zum Grat hoch. Auf diesen immer Richtung Gipfel, wobei ich einmal noch etwa fünf Meter ostseitig abgeklettert bin um eine heikle Stelle zu umgehen. Hier ist es dann sogar noch einsamer, denn das halbvolle Gipfelbuch ist von 1986.

So weit ich es beurteilen konnte schien der Nordgrat harmlos, also wäre es auch eine Option den Roßlahnerkopf ostseitig zu umqueren um ihn dann von Norden zu besteigen.

Jetzt ging es wie im Aufstieg zurück, bis zur Steilstufe im Grasrücken. Ab dieser dann nicht mehr auf die Hütte zugesteuert, sondern direkt auf den Steig und weiter bis zum Rad. Herrlich, denn ab jetzt muss nur noch gebremst werden.

Man soll mit Superlativen ja vorsichtig sein, aber hätte ich die Möglichkeit eine Bergtour / einen Bergtag nochmals zu erleben, dann wäre dieser ein ganz heißer Kandidat!!!


Wählt man im Aufsteig zum Gipfel gleich den Ostgrat und lässt Roßlahnerkopf aus, dann dürfte es nur T3 sein.


Tourengänger: Chiemgauer


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

10 Sep 22
2. Besteigung des Larmkogels: Überschreitung von der Neuen... · Steppenwolf (Born to be wild)

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

gero hat gesagt: Toller Tip ...
Gesendet am 18. April 2011 um 07:23
... Dein Blessachkopf!

Hallo lieber Bergkamerad,

Danke für den Tourenvorschlag und die Fotos - liest sich gut, muß ich wohl auf meine alpine Wunschliste setzen!

Besten Gruß vom Georg aus Nürnberg

Chiemgauer hat gesagt: RE:Toller Tip ...
Gesendet am 19. April 2011 um 22:12
Servus Georg,
solltest du das Glück haben und ähnlich traumhafte Bedingungen vorfinden, dann wirst du sicher deinen Spaß haben!
Gruß,
Hans


Kommentar hinzufügen»