Der letzte Mosaikstein am Gigligletscher


Publiziert von Martin Kettler , 31. Juli 2010 um 23:17.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:18 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Steingletscher-Lischen-Gigligletscher-Talegglisee-Steingletscher
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hotel Steingletscher Post / PW-Parking
Unterkunftmöglichkeiten:Alpin Center Steingletscher www.sustenpass.ch
Kartennummer:1:25`000 Meiental / 1:25`000 Innertkirchen

So ungefähr kann man diese Tour nennen, welche mich an den Gigligletscher führte. Seit vielen Jahren erwandere ich nun das Gebiet zwischen Sunnighoren, Radlefshoren und dem vorderen Tierberg, wobei mich weniger die Gipfel als solches packen als mehr die kleinen "Täler" dazwischen. Sei es das Trifftradlef unter dem Radlefshoren oder das Graagi in der Nachbarschaft, das Drosi und das Drosital unter den Graui Stöckli und dem Drosistock oder das Drosigletscherli unter dem Giglistock. Die wilden "zwischen Tierberge" unter den vorderen und mittleren Tierbergen, der Steingletscher und der Umpol auf der anderen Seite, sowie das Taleggligebiet mit dem See, der Gigligletscher, das "strube" Tal zwischen den Gadelauieggen oder der romatische Gadelauisee unter dem Radlef.

Viele Gipfel hat das Gebiet, aber viele auch ohne jeglichen Namen, bloss irgendwelche Koten auf der Landkarte. Wild ist es, und seit dem verschwinden der unteren Permafrostschicht auch sehr steinschlaggefährdet. Viel ist nicht mehr zu besteigen oder dann nur mit Eishockeyausrüstung, und trotzdem zieht mich dieses Gebiet seit Jahren unwiderstehlich an.

Das einzige "Tal" das mich bis jetzt in "Ruhe" liess, war dieses unter dem Gigligletscher. Schon von der Sustenpassstrasse aus sieht man die riesige Arena der Endmoräne des Gletschers. Nun denn, jetzt musste es sein, vielleicht wäre da auch noch der Aufstieg auf Punkt 2795 möglich und die Traversierung zum Graui Stöckli Ostgipfel.

Verherrende Unwetter hatten in der Nacht zuvor viele Schäden angerichtet, aber der Wetterbericht tönte gut für diesen Tag, obwohl mit viel Restbewölkung gerechnet werden musste.
Ausgangspunkt war der Steingletscher, von welchem ich zuerst die wunderschöne Landschaft entlang dem Säumerweg Richtung Gadmen genoss. Bis ins Wyssemad musste ich, von wo ich den Weg zur Lischen hoch suchen musste. Der Weg dorthin entwickelte sich zu einer vollen T6 Wanderung, denn die Wegsteine waren so etwas von rutschig dass ich mir vorkam wie mit FlipFlops auf Schwarzeis ;-)
Der Weg war schon relativ weit voraus zu sehen und er war auch in sehr gutem Zustand, abgesehen von dem hüfthohen Farn und den dichten nassen "Placken". Erster Richtpunkt war die Hütte in Lischen, dort tönten meine Schuhe schon wie wenn ich bei jedem Schritt 4 Frösche zerdrückte. Es war so was von Nass, Duschen im voraus ist bei Nässe nicht nötig!! Von Lischen ging ein sehr gut erkennbarer Weg hoch zur zweiten Hütte bei Punkt 1996. Hinter der Hütte geht der Weg weiter auf den Gigliboden (erstaunlich das hier ein sehr guter Weg vorhanden ist!). Und da war sie die Moräne..........wirklich imposant ragte sie gut 100 Höhenmeter empor. Gut verwachsen mit Grünzeug aber halt doch relativ steil. Vom Boden aus traversierte ich Richtung Osten von einem grossen Stein zum anderen und errrichte dabei auch 2 Steinmänner. Plötzlich erblickte ich auffälig orange Flechten am Boden????? Noch nie gesehen und auch im Umkreis nicht mehr vorhanden.
Meine Vorahnung dass das auch Farbe sein könnte bestätigte sich beim Blick hoch. Alle 3-5 Meter war eine orange Markierung zu sehen. Okay Markierung tönt nicht schlecht, also los...................

Die Markierung führte mich direkt auf die rechte Moräne des Gigligletschers welcher ich bis unter den Felsen folgen konnte. Wer auch immer diese Markierung gemacht hat: DANKE!
Unter dem Aufstieg zu Punkt 2795 kamen nun aber bedrohliche Nebelschwaden emporgekrochen, und es war schon bald klar, hier ist Endstation.
Wie weit die Markierungen noch gingen weiss ich nicht, ich habe mit dem Feldstecher weiter oben keine mehr gesehen. Was mich aber mehr beunruhigte waren die extremen Steinschläge über den Gletscher runter. Ein Dauerbombardement aus Kubikgrossen Steine schlugen hier am Gletscherfuss ein, der grösste hatte die Ausmasse einens PKWs!
ACHTUNG: Von der Route 614 im Führer Urner Alpen 2  am von unten gesehen linken E-Ufer des Gigligletschers ist dringend abzuraten!!! Wer in den Sattel hoch will muss es wohl auf der rechten W-Seite probieren.Ostseitig kommt so ziemlich alles runter was in der Geologie vorhanden ist.

Nun meine Umkehr war besiegelt. Zurück ging es wieder zur zweiten Hütte, den orangen Spuren folgend bis an den Schluss am Fusse der Moräne, hier war die (Jahreszahl 2008)? lesbar. Ich errichtete 2 Steinmänner welche vom Gigliboden aus sichtbar sind. Dieser Weg ist wirklich am kürzesten und einfachsten für die Moräne.

Mein Weg führte mich nun oberhalb der zweiten Hütte am Hang entlang Richtung Talegglisee (viele kleine Steinmänner). Am Talegglisee angelangt ist Richtung Osten etwa 150 Höhenmeter weiter oben eine Lücke zu sehen welche nun anvisiert werden kann, wenn man zum Steingletscher via "In Hubeln" gelangen will. Wer weiter unten traversiert wird mit etwas Glück ;-) wieder in den Säumerweg gelangen. Vom Seebodensee ist es dann ein Katzensprung zurück in den Steingletscher.

Diese Tour hat mich wie soviele in diesem Gebiet fasziniert. Obwohl vielfach "schwieriges und ekliges " Gelände vorhanden ist, ist die absolute Einsamkeit ein wahrer Genuss. Ich habe in all den Jahren vielleicht 4-5 Menschen getroffen aber dafür Unmengen Steinwild ;-)
Ein Geheimtip für stille Stunden, wer dann auch noch ein Biwaksack oder ein kleines Zelt mit sich führt, wird die Stille auch am Abend und Nachts enorm geniessen können!


Tourengänger: Martin Kettler


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Kommentare (2)


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Gelöschter Kommentar

Martin Kettler hat gesagt: RE:UPS
Gesendet am 15. August 2010 um 09:28
Dieses Jahr sieht es wirklich ein wenig kritisch aus mit Steinschlag. die Hitzewelle hat einiges bewirkt. Mal schauen wie sich der Herbst entwickelt, wenn es so wie die letzten Jahre wird, wird es wohl noch ein paar Mal Muskelkater geben ;-)

Gruess Martin


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