Durch die blühende Kisalföld nach Győr


Publiziert von ABoehlen , 15. Mai 2010 um 21:17.

Region: Welt » Ungarn » Nyugat-Dunántúl (Westtransdanubien)
Tour Datum:21 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: H 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 30 m
Abstieg: 30 m
Strecke:Kreuz und quer durch Győr
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der GySEV/Raaberbahn von Sopron nach Győr
Unterkunftmöglichkeiten:Diána Panzió im Stadtteil Lővérek von Sopron
Kartennummer:Győr 1:20'000 von Cartographia Kft, Budapest

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Quer durch die Kisalföld, die Kleine Ungarische Tiefebene, geht die Reise heute in die Stadt Győr (Raab). Deren ungarischer Name soll sich von gyűrű ableiten, was Ring bedeutet, weil die Awaren die römische Festung Arrabona zu einer Ringburg ausbauten. Der deutsche Name hingegen geht direkt auf jenes römische Arrabona zurück, genau wie auch der Name des hier einmündenden Flusses, der uns bestens bekannten Raab (Rába).

Nachdem wir im letzten Herbst im Hügelland am Mittellauf der Raab unterwegs waren, werden wir heute also die Mündung dieses Flusses zu sehen bekommen. Die Voraussetzungen dazu sind ideal: Von den sich gestern Abend aufgetürmten Gewitterwolken ist nichts mehr zu sehen, und einmal mehr strahlt die Sonne schon frühmorgens von einem makellos blauen Himmel.

Den Weg zum Bahnhof kennen wir mittlerweile bestens, und im Gegensatz zum ersten Tag kommt er uns schon recht kurz vor. Am Bahnhof haben wir genügend Zeit, die Fahrscheine nach Győr und zurück zu lösen, was mit 3300 Forint pro Billet erstaunlich günstig ist, wenn man dies mit den ÖBB-Tarifen vergleicht, mit denen wir bisher konfrontiert waren (wobei auch diese immer noch deutlich günstiger sind, als jene in der Schweiz üblichen).

Die Strecke nach Győr ist die Stammstrecke der GySEV/Raaberbahn und entsprechend kommen hier deren eigene Züge zum Einsatz, während auf den nach Österreich führenden Strecken mehrheitlich ÖBB-Rollmaterial verkehrt. Und das heisst halt, dass man im Gegensatz zu den vollklimatisierten Triebzügen der Österreicher auch mal ein Fenster öffnen kann, was die Fahrt durch die Kleine Tiefebene sofort viel interessanter macht.

Die Verbindung um 9.55 Uhr wird als Regionalexpress geführt und benötigt für die 85 km 1 Stunde und 10 Minuten. Obwohl also länger als von Bern nach Zürich geht die Zeit wie im Flug vorbei. An dem weiten, unverbauten Land kann man sich kaum sattsehen. Es ist, als ob man durch einen riesigen Garten führe: Wiesen, Rebflächen, noch braune Äcker, viel Raps und immer wieder Wald, Hecken und Bäume ergeben einen bunten Flickenteppich, wobei die Farben grün und gelb eindeutig dominieren - es sind im übrigen genau die gleichen Farben, wie sie unser Zug hat. Vielleicht liessen sich die Farbdesigner der GySEV ja von dieser Kulturlandschaft inspirieren, wer weiss...

Über eine massive Eisenbrücke, parallel zur hier einmündenden Linie von Mosonmagyaróvár queren wir schliesslich die Raab und treffen im Hauptbahnhof von Győr ein, einem eindrücklichen Gebäude, wie es sich für eine Stadt dieser Grösse (ca. 127'000 Einwohner) gehört. Natürlich finden wir dort auch eine öffentliche WC-Anlage und diese kostet etwas - nichts aussergewöhnliches. Ahnungslos strecke ich dem Aufseher daher meine 200 Forint-Note entgegen, die er allerdings nicht annehmen will. Eine vielsagende Bewegung zum nahen Abfalleimer spricht Bände! Die Note sei ungültig, heisst es! Uns scheint das nicht so recht plausibel, aber wir werden noch genügend Gelegenheiten haben um herauszufinden, ob der Mann recht hat. Die erste bietet sich gleich in die Halle, wo Ansichtskarten in grosser Zahl angeboten werden. Ich zücke also zum Bezahlen wiederum jene ominöse Note und warte gespannt auf die Reaktion. Und richtig: Kopfschütteln, gepaart mit dem Hinweis, sie in einer Bank umzutauschen.

Nun ist der Fall klar und unsere erste Amtshandlung (nach dem Kaffee) besteht darin, eine Bank ausfindig zu machen - in einer grossen Stadt zum Glück kein Problem. In der Raiffeisen, unweit des Nationaltheaters (Győri Nemzeti Színház) werden wir sofort bedient, obwohl man eigentlich ein Ticket lösen müsste. Und so halten wir nach kurzer Zeit bereits eine brandneue 200 Forint-Münze in den Händen - welche seit 2009 die gleichwertige Note ersetzt. Als Begründung wird angegeben, dass sich diese Note aufgrund des häufigen Gebrauches stets sehr rasch abgenützt hat und eine Münze, da robuster, wesentlich langlebiger sei.

Durch die verkehrsfreie Prachtsstrasse Baross Gábor utca schlendern wir nun durch das Zentrum der Stadt, welches wirklich beeindruckt. Alles ist picobello sauber und gepflegt. Auf dem Dunakapu tér, am Ufer der Mosoni-Duna treffen wir auf einen grossen Markt, der allerdings jetzt um die Mittagszeit bereits zu Ende ist - die Marktfahrer kämpfen damit, ihre Stände abzubauen. Ursache dieses Kampfes ist ein böiger Wind, der schon die ganze Zeit durch die Strassen fegt, und auch dafür sorgt, dass es trotz strahlendem Sonnenschein eher kühl ist. Das hat zur Folge, dass wir uns für das Picknick einen halbwegs windgeschützten Platz suchen müssen. Auf einer Parkbank, inmitten von stattlichen Rosskastanienbäumen auf einer Insel in der Raab werden wir fündig, nachdem der von uns eigentlich favorisierte Platz direkt am "Spitz", wo die Raab in die Mosoni-Duna mündet, leider nicht zugänglich ist, da dieses Gelände zum Thermalbad Rába Quelle gehört.

Über die Rába kettős híd gelangen wir zurück in die Altstadt, wo wir als nächstes den Káptalandomb (Domkapitelhügel) "besteigen" und dabei manches reizvolle Gässchen entdecken. Der Wind lässt leider nicht nach, sondern wird vielmehr noch stärker und bläst mittlerweile selbst grosse Topfpflanzen in der Hauptgasse um. Wir entscheiden uns daher im Laufe des Nachmittages die Rückfahrt anzutreten, diesmal in einem Regionalzug, was 20 Minuten mehr beansprucht.

Zurück in Sopron folgt der übliche Einkauf für das morgige Picknick, danach schlagen wir die Winkler út ein, eine Serpentinenstrasse, die uns hinauf zur Pension in Lővérek führt. Dieser Winkler (Vorname Oszkár), dessen Name diese aussergewöhnliche Strasse trägt, war ein Architekt, der von 1907 bis 1984 mehrheitlich in Sopron lebte und beispielsweise die Pläne für den Aussichtsturm Károly-kilátó konstruierte, den wir ja am Montag bereits gesehen haben und morgen noch besteigen werden. Dazu hoffen wir natürlich auf weiterhin sonniges und auch wieder etwas wärmeres Wetter!

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Tourengänger: ABoehlen, Stini
Communities: Citytrip


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