Die Gipfelschlange am Quill(601m),dem höchsten Punkt von Statia(St.Eustatius)


Publiziert von trainman , 7. April 2010 um 04:14.

Region: Welt » Niederlande
Tour Datum: 2 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NL 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Airport-Botanical Garden Miriam C.Schmidt-Crater Rim-Point Mazinga(601m)-Oranjestad-Airport
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flug mit Winair von Sint Maarten nach Statia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels auf Sint Maarten

Die zu den niederländischen Antillen gehörende Insel St.Eustatius, die man dort kurz Statia nennt ist einer der weniger bekannten Orte in der Karibik.Sie ist ein grosses Naturreservat und daher in erster Linie für Hiker interessant.Den üblichen Touristenrummel findet man hier nicht,auch keine tollen Strände oder Shoppingzentren.Bei meinem Besuch am Karfreitag hatte ich das gesamte Gebiet rund um den Quill,das einen Großteil der Insel ausmacht, für mich alleine !!Außer einem Mitarbeiter am genannten botanischen Garten ist mir keine einzige Person begegnet.
Start mittags am Flughafen mit der ersten Kuriosität des Tages: An diesem Flughafen gibt es kein Getränk oder einen Snack zu kaufen,es ist auch gar kein Laden in dem winzigen Flughafengebäude vorhanden.Nachdem das Mitnehmen von Flüssigkeit bekanntlich im Flieger nicht mehr erlaubt ist und auch in der Nähe kein Laden offen hatte,musste die gesamte Tour in der Hitze ohne Wasser durchgeführt werden.
Zunächst geht es auf einer anfangs asphaltierten Strasse zum Botanischen Garten links am Quill vorbei.Bis dorthin sind es ca.5.5km.Im Botanischen Garten(er wirkt nicht besonders spektakulär)gibt es verschiedene Wege,von einem Aufstieg zum Quill ist auf keinem der Wegweiser etwas zu finden.Ich habe einen Pfad verfolgt,der als Birds Trail bezeichnet wurde.Dieser führte zu einer kleinen Türe,durch die man aus dem Garten hinaus in den Wald kommt.Dort gab es einen weiteren markierten Weg und bald eine Hinweistafel"südliche Umrundung des Quill".Ich wollte natürlich auf den Gipfel und nicht nur eine Umrundung,aber nachdem es ordentlich steil nach oben ging habe ich diesen Weg weiterverfolgt.Dieser gut gepflegte Weg hat es in sich,man könnte ihn den Weg der rollenden Schneckenhäuser nennen.Es sind  sicher weit mehr als hundert solcher Schneckenhäuser an mir vorbei den Hang hinuntergekullert.In jedem steckte ein Einsiedlerkrebs.Diese seltsamen Individuen krabbeln vom Meer aus über 2km ins Landesinnere und überwinden dabei einen Höhenunterschied von 500m.Die Grösse schwankt zwischen Taubenei und grosser Männerfaust,manche sind zusammen mit ihrem Gehäuse über 200g  schwer.Da sie in so grosser Zahl unterwegs waren,könnte man annehmen,dass sie sich instinktiv in Richtung Meer hinunterrollen lassen.Ein kompetenter Zoologe könnte sicher mehr dazu sagen.
Der Weg führte tatsächlich um den Berg herum,ich hatte mich schon damit abgefunden,den Gipfel nicht zu erreichen,als ein Wegweiser zum Crater Rim auftauchte.Der Quill ist ein längst erloschener Vulkan,über dessen Rand man den höchsten Punkt,den Point Mazinga(601m) erreichen kann.Trotz des Riesendursts wollte ich den Kraterrand unbedingt erreichen und brauchte dafür nur 18 der angegebenen 45 Minuten.(45 Minuten sind zweifellos übertrieben,solange braucht kein erfahrener Wanderer auf diesem guten Weg!).Oben am Rand kam die Ernüchterung: Weitere 90 Minuten noch bis zum höchsten Punkt, es wird ein Führer empfohlen...wegen schwierigem Gelände.Nach kurzer Überlegung war für mich klar,diese Angaben gelten für Onkel Otto Normalverbraucher,90 min für 200 Hm,das ist doch Unfug.
Ganz so einfach war es dann aber doch nicht,der Weg wurde immer schlechter,teilweise nahe T5,aber wenigstens mit Plastikschleifen an Bäumen und Büschen markiert.Einige Stellen waren seilgesichert,der Schlussanstieg auf die Gipfelfelsen wäre ohne das Seil für mich ein ernstes Problem gewesen.
2m vor dem Gipfel dann der Schreck: Eine ca.1m lange Schlange,Durchmesser etwa 3cm  bewachte den Gipfel und liess sich auch von einem langen Zweig,mit dem ich einen Scheinangriff führte nicht beeindrucken.
Angesichts der ungewöhnlichen,noch nie erlebten Situation auf einem Gipfel habe ich auf Anwendung von Gewalt mit Stock oder Stein verzichtet und ihren Besitzanspruch auf den höchsten Punkt akzeptiert.Die Gipfelrast fand dann auf dem benachbarten Felsen in 3m Sicherheitsabstand statt.Trotz des für mich etwas
unangenehmen Wegs hatte ich auch diese übertriebene Zeitangabe von 90 auf 36 Minuten reduziert.
Beim Abstieg wurde ich noch mit 4 weiteren Schlangen konfrontiert,die aber sofort das Weite suchten.
Der anschliessende Weg hinunter nach Oranjestad,dem Hauptort von Statia war angenehm,kurz vor den Häusern noch eine Überraschung: Eine Tafel verbot ausdrücklich das Wandern ohne Genehmigung.Diese muss man sich bei irgendwelchen Rangern in der Parkverwaltung kaufen und sich registrieren lassen.Ich war also "schwarz" gewandert ! Gewissensbisse kamen aber bei mir nicht auf, von bürokratischer Gängelung halte ich gar nichts.Hätte man am Eingang eine Eintrittskarte kaufen müssen,O.K. das hätte ich bezahlt,aber vor der Tour ein Büro aufsuchen und noch eventuellen Schreibkram dazu,nein danke!
Fazit: Die Tour zum Quill  ist ein interessantes Naturerlebnis. Dieser Berg ist aber kein traumhafter Aussichtsgipfel,da fast überall die Vegetation die Sicht behindert.

Tourengänger: trainman


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