El Camino de Santiago - Pereje a Alto do Poio


Publiziert von Freeman , 1. März 2010 um 22:05.

Region: Welt » Spanien » Galicien » Lugo
Tour Datum:20 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 845 m
Abstieg: 44 m
Strecke:Pereje - Trabadelo - La Portela de Valcarce - Ambasmestas - Vega de Valcarce - Ruitelán - Las Herrerías - Hospital - La Faba - Laguna de Castilla - O Cebreiro - Hospital de la Condesa - Alto do Poio

Der belastende Gedanke

Ein kleines Dörfchen nach dem anderen reiht sich heute aneinander auf unserem Weg in Richtung 'O Cebreiro', einem kleinen Bergpass an der Grenze zur autonomen Provinz Galicien. Erst nach Hospital werden die Distanzen länger und vor allem, jetzt geht’s bergwärts. Bis La Faba folgen wir der stetig steigenden Strasse teilweise durch schönen Laubwald.

Wir kommen aus dem Wald heraus und befinden uns hier über der Baumgrenze. Immer wieder steigt der Weg steil an, die Sonne brennt und wir wünschen uns nur noch ein gemütliches Plätzchen im Schatten mit einem kühlen Drink.

La Laguna ist ein kleines Dörfchen mit einer Hand voll Häuser. Eine kleine Gastwirtschaft ist auch vorhanden, doch hat es uns zuviel Rummel. So setzen wir uns abseits in den Schatten um etwas zu verschnaufen.

Schon seit Stunden beisst und juckt es mich an den Armen und am Fuss. Meine Füsse sind zäh und nehmen viel hin. Doch heute habe ich das Gefühl, als hätte ich da irgendwo seitlich neben dem Fersenbein eine Blase.

Tatsächlich hat sich eine grosse Blase gebildet, die jedoch geplatzt ist. Somit versorge ich die wunde Stelle und schlüpfe wieder in die Wanderschuhe. An den Armen haben sich auch Blasen gebildet, etwas merkwürdig. Bei genauerem Hinsehen stelle ich fest, dies müssen Flohbisse sein. Habe ich vergangene Nacht also in einem Flohbett geschlafen, ach du meine Güte!

Weiter geht's, ist es doch nicht mehr weit bis zum höchsten Punkt des O Cebreiro und überschreiten damit die Grenze von Kastilien-León nach Galicien. Hier treffen wir auf ein kleines Museumsdorf, einem der ältesten Pilgerrefugien am Jakobsweg. Hier wurden die Pilger ab Mitte des 9. Jh. von einer kleinen Gemeinschaft von Benediktinermönchen betreut und versorgt. Im Jahre 1072 wurde auf Geheiss des damaligen Königs Alfons VI ein Kloster gegründet.

Natürlich ist unser Pilgerfreund Frank schon lange hier und nippt genüsslich an einem Bierchen. Und ich kann ihm dann ein wenig von meinen Flohbissen vorjammern. Anscheinend ist auch bei anderen Pilger am Nebentisch das Thema Flöhe aktuell.

Die Flohbisse sind das eine, es juckt, als Reaktion füllen sich Blasen mit Flüssigkeit, man kratzt diese leicht auf und kann dann schnell eine entzündende Infektion auslösen. Das andere ist aber der Gedanke, diese Biester nun im Schlafsack, an den Kleidern oder im Rucksack mitzuschleppen. Die offenen Stellen werden dann irgendwann verheilen, aber der Gedanke diese Viecher ev. nicht mehr loszuwerden belastet mich doch erheblich!

Der Nachmittag ist noch fast zu jung und wir wollen nochmals knapp sechs Kilometer ins Dörfchen 'Hospital de la Condesa', was uns jedoch fast zum Verhängnis werden sollte.

In Hospital de la Condesa suchen wir erst ein wenig umher und finden zwar ein Haus, das wie eine Pilgerherberge aussieht, aber irgendwie doch keine ist. Also gehen wir ins Gasthaus unweit davon. Es hat hier viele Leute, auch Touristen und wir nehmen an, dass dies die im Buch beschriebene Unterkunft ist. Wir werden jedoch abgewiesen und verstehen den Grund nicht recht. Die Pilgerunterkunft sei nicht hier. Also suchen wir nochmals nebenan. Wir finden die Herberge jedoch nicht. Also wieder zurück ins Gasthaus. Dies sieht gut aus hier und wir nehmen auch etwas besseres ;o) Aber irgendwie will man uns hier nicht. Den Grund verstehen wir immer noch nicht!

Naja, dann eben weiter… Nochmals etwas mehr als sechs Kilometer. Ja jetzt spüren wir aber langsam die Kilometer, die wir heute schon gelaufen sind und die Flohbisse jucken und beschäftigen mich auch noch!

Am Ende des Dorfes steht eine kleine Kirche und das Tor steht offen. Meistens schaue ich kurz rein, einfach meine Neugierde zu stillen. Da steht der Pfarrer und bemerkt mich. Er ruft mir zu ich solle doch hereinkommen. Gut gemeint aber jetzt habe ich wirklich keine Lust zu jemandem zu sprechen, der mir keine Antworten gibt.

Was ist bloss, wenn wir im nächsten Dorf auch keine Unterkunft erhalten? Dann wären es nochmals neun Kilometer bis in die nächste Stadt.

Der Gedanke an die Flöhe belasten mich weiter…, ich glaube fast, heute ist kein guter Tag und so wird der wohl auch nicht mehr besser werden!

Kilometer weiter, Marianne ist auch langsam müde und wir sehnen uns nach einer Dusche und einem weichen Bett. Mit letzter Kraft bringen wir einen heftigen Anstieg hinter uns und stehen an einer Strasse. Auf der einen Seite eine Pilgerherberge, nein danke, und auf der anderen Seite ein Gasthof. Die Entscheidung ist schnell gefällt, rein in den Gasthof.

Irgendein Gedanke befällt mich, das Zimmer erst einmal anzuschauen, was man auf meine Bitte aber gar nicht gerne hört. Ein Grund mehr das Zimmer erst anzusehen. Tja, man kann sich auch täuschen, das Zimmer ist in Ordnung, nebst ein/zwei Spinnen in den Ecken.

Schnell sind wir geduscht und bereit für das Abendessen. Das Essen ist aber alles andere als gut. So erlaben wir uns an einer zweiten Flasche Wein und eifern mit beim Fussballspiel Spanien gegen Südafrika. Spanien gewinnt, die Gäste in der Kneipe toben vor Freude und wir mitten drin.

Weiter auf dem Camino de Santiago - Alto do Poio a Sarria

Tourengänger: Freeman, Domino


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