Diemtigtal statt Wildhorn

Es war (wetter-technisch) ein Wochenende zum Vergessen ... - doch der Reihe nach: ein 3000er war geplant, nämlich das Wildhorn, und zu diesem Zweck schloss ich mich einer Bergschule an.

Doch je näher das geplante Wochenende rückte, desto mieser wurden die Wetter-Aussichten. Als dann klar wurde, dass für das ganze Wochenende (schweizweit) Dauerregen angesagt war, ging ich davon aus, dass die Tour abgesagt wird. Aber nix da! Ich hatte die Rechnung ohne die Bergschule gemacht: "der Bergführer ist gebucht und die Tour wird durch geführt". Hoppla ...!

Allerdings war das Wildhorn aufgrund der aktuellen Lawinen-Situation gar nicht machbar und so wich man einfach auf das Diemtigtal aus. Bis zuletzt habe ich mir denn auch überlegt, ob ich da überhaupt mitmachen wollte - am Vorabend war jedenfalls noch nichts gepackt ... Am Morgen habe ich dann doch noch kurzfristig meine Siebensachen zusammengerafft; allerdings habe ich mich noch nie so missmutig auf eine Bergtour begeben ...

In Oey traf man sich (9 Teilnehmer) und fuhr gemeinsam mit dem Bus nach Grimmialp. Die Schneeschuhe waren bald angeschnallt und wir machten uns auf in allgemeine Richtung Wildgrimmi; ohne zu wissen, was wirklich machbar sein wird.
Für einmal hatten die Meterologen (leider) Recht: bereits nach einer Stunde begann es zu regnen ... Dies war selbst dem Bergführer zuviel und so standen wir bei einer Hütte unter. Da der Regen nicht nachliess, wurde das Programm geändert und direkt unsere Unterkunft angesteuert, um uns etwas aufzuwärmen.

Es regnete weiter; erst ab ca. 15 Uhr begann es zu schneien. Dies war für unseren Bergführer das Startsignal, doch noch eine kleine Tour zu unternehmen. Die einen zogen zwar den wärmenden Ofen vor; ich wollte mich jedoch etwas bewegen, wenn ich schon mal hier war. Bis ca. 1800m war die Sicht noch einigermassen ok, darüber lag dichter Nebel. Trotzdem stiegen wir bis zur Grimmifurggi (2023m) auf. Schemenhaft erkannten wir hier die Umrisse des Rauflihorns, ansonsten war die Sicht gleich Null.

Wieder in der (privaten) Hütte, durften wir uns auf ein feines Fondue freuen. Unsere Gruppe passte gut zusammen und der Abend war dann auch entsprechend fröhlich und gemütlich; interessante Anekdoten vom Eiger bis zum Nepal-Trekking wurden erzählt.

Am anderen Morgen dann leider (oder wie erwartet) das gleiche miese Wetter: dichter Nebel und Schneefall ... Trotzdem war der Versuch angesagt, auf den Mariannehubel (2155m) zu steigen.
Doch je höher wir stiegen, desto dichter der Nebel; zudem kam garstiger Wind auf und der Neuschnee war inzwischen auf ca. 30 cm angewachsen ...

Unterhalb des Gipfel's ging's nur noch per GPS weiter; whiteout. Uns Teilnehmern war's inzwischen egal, ob wir bereits hier umkehrten oder etwas später; denn die Sicht war überall gleich (Null). Doch der Bergführer war ehrgeizig und versuchte alles, um uns ein Gipfelerlebnis zu erfüllen. Aber weder die West- noch die Ostflanke liess sich bezwingen. Es lag zuviel Neuschnee, worauf man im steiler werdenden Gelände immer wieder zurückrutschte.

So hatte denn auch der Bergführer schliesslich ein Einsehen und wir kehrten wieder ins Tal zurück, wo sich dann der Nebel langsam wieder etwas lichtete.

Fazit:
- ich weiss bis heute nicht, wie's im Diemtigtal aussieht ...
- es war ein gutes Kondi-Training; mehr nicht
- mit diesem Bergführer würde ich allerdings jederzeit wieder auf Tour gehen; er ist kompetent und war auf Anhieb sympatisch. Er hat alles versucht, um bei diesen misslichen Verhältnissen doch noch etwas Positives herauszuholen (übrigens sagt er von sich selbst "ich bin Gipfelgeil"; aber he, sind wir das nicht alle?)

P.S.
ich wäre nicht der einzige gewesen, der sich abgemeldet hätte: ca. 8-10 Teilnehmer (von 2 verschiedenen Touren) haben sich abgemeldet. Oder aus zwei geplanten Touren mach Eine ...