Chemin de Saint Jacques - Lectoure à Condom

Drohende Wolken

Die Nachtruhe findet heute ein jähes Ende. Die Pilgerkollegen entpuppen sich als Frühaufsteher und holen mich unsanft aus meinem wohl verdienten Schlaf. Auch mein kleiner Hinweis, man könne den Rucksack draussen packen fruchtet nicht. Als Antwort kam zurück, „Ich weiss nicht wer das Licht angezündet hat, ich war es nicht!“. Na klar war er es, aber er kann nicht einmal dazu stehen!

Der Schlaf ist hin und ich beobachte aus meinem Bett heraus eine Pilgerin die mit viel Energie möglichst lautstark mit ihren Plastiksäcken raschelt. Nach und nach stopft sie einen nach dem anderen ihrer zahlreichen Säcke in den Rucksack, in der Fachsprache würde das also heissen, sie ist am packen. Doch als sie plötzlich alle ihre Plastiksäcke wieder aus dem Rucksack herausholt, kann ich es mir nicht verkneifen einen Spruch loszuwerden. Meine Pilgerkollegin Marianne, die auch schon lange wach ist, bricht in lautes Gelächter aus. Natürlich entgeht dies der Pilgerin nicht und sie ist mit dieser Situation sichtlich überfordert.

In meinen Gedanken dreht sich die Befürchtung, dass ich heute nicht nur früh aufstehe, sondern ev. mein Frühstück schon von anderen vertilgt sein könnte. Bei meinem Appetit, ein fürchterlicher Gedanke! Aber wir haben Glück. Es ist nicht gerade ein überwältigendes Frühstück aber es gibt wenigstens etwas zu beissen.

Wir haben uns heute eine Strecke von 27 km vorgenommen. Genauer gesagt möchten wir die Stadt Condom erreichen. Der Weg führt uns durch eine sanft hügelige Landschaft. Die dunkelbraunen Äcker wechseln sich ab mit grünen Felder. Die dunkelgrünen Wälder werden unterbrochen durch zartgrüne Hecken und Obstplantagen. Über uns erstreckt sich ein stahlblauer Himmel und die Sonne wärmt angenehm. Es ist ganz einfach herrlich an diesem Ort zu sein und an dieser Pracht teilhaben zu können.

Der Wetterbericht hat für heute eigentlich Regen voraus gesagt. Gegen Mittag ziehen dann auch immer mehr erst hellere, dann immer dunklere Wolken auf. Ein positives Gefühl in meiner Magengegend sagt mir aber, dass wir heute verschont bleiben würden.

So wandern wir stetig unserem Ziel entgegen, immer mit einem wachsamen Auge gegen den Himmel gerichtet.

Weiter auf dem Chemin de Saint Jacques - Condom à Lamothe