Chemin de Saint Jacques - La Frette à Pisieu


Publiziert von Freeman , 7. Februar 2010 um 18:57.

Region: Welt » Frankreich » Chemin Saint Jacques
Tour Datum: 3 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 173 m
Abstieg: 148 m
Strecke:La Frette - Le Plantier - Saint-Hilaire-de-la-Côte - Gillonnay - La Côte-Saint-André - Balbin-Ornacieux - Faramans - Pommier-de-Beaurepaire - Pisieu

Glück und Unglück liegen so nahe bei einander

Was soll ich sagen? Es geht mir doch gut!

Das Glas Wein hier bei mir auf dem Tisch ist mehr als halb leer. Aber für mich ist es noch mehr als halb voll, denn gleich daneben steht noch die Karaffe mit Nachschub. ;o)

Heute Morgen bin ich aufgestanden als wäre ich gerädert worden. So wird es wohl doch etwas Wahres daran haben wenn gesagt wird, dass zu viel Schlafen müde macht. Aber geschlafen habe ich wirklich ausgezeichnet, richtig französisch.

Normalerweise sind meine Füsse und Beine am Morgen fit und zappeln förmlich vor Freude wieder ein paar Kilometer Wald- und Wiesenwege unter die Füsse zu nehmen. Heute aber sind sie schlapp und die Sehnen wie auch der rechte Schienbein Muskel schmerzen. Also gehe ich den heutigen Tag vorsichtig und langsam an. Es ist noch leicht frisch doch die Sonne wärmt schnell.

Mein Weg führt mich an kleineren Schlösser und Bauernhöfen vorbei, durch Wälder und über die Felder. Ein traumhafter Tag. Die Vögel zwitschern. Alles wartet um von mir entdeckt zu werden. Nur dieser Schmerz am rechten Fuss lässt nicht nach. Was habe ich gestern getan, dass ich heute Schmerzen habe? Naja, der Weg führte zuletzt etwas talwärts und dann wird natürlich genau dieser Muskel mehr beansprucht. Aber bitte, ich bin nun schon den 25. Tag unterwegs. Also, was gibt es da plötzlich weh zu tun?

Kilometer um Kilometer wandere ich voran. Sehenswürdigkeiten gibt es praktisch keine resp. es ist die Natur. Einzig das ehemalige Schloss von Louis XI in La Côte-Saint-André wäre nennenswert. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert. Doch da muss ich wirklich abwinken. Wie kann man nur ein Schloss so verwahrlosen lassen? Sicher wäre es sehenswert aber wenn man es nicht mehr genügend unterhält, dann will da wirklich keiner mehr hinein!

Ich bin immer noch auf meiner Wanderung durch das französische Hinterland. Die Schmerzen weichen nicht und jeder Schritt tut weh. Dieser Schmerz ist so etwas was man gerade noch so aushalten kann ohne sagen zu müssen, das reicht jetzt! Also gehe ich weiter voran. Ein Weiler nach dem anderen reiht sich meiner Route an. Immer wieder schaue ich die Kartenübersicht an und rechne und überlege wie weit ich heute noch gehen will. Nicht alle Unterkünfte sind geeignet. Das Wochenende und der Montag sind sowieso schwierige Tage. Nicht alle Unterkünfte haben geöffnet. Einige schliessen schon Sonntag Mittag oder haben am Montag generell geschlossen.

Etwas oberhalb von Pisieu überlege ich ob ich nun hier übernachten soll oder doch noch drei-vier Kilometer weiter wandern soll und ev. im nächsten Dorf vor geschlossenen Türen stehen werde.

Ich sehe mir erst einmal die Dorfkirche an um die Entscheidung etwas hinaus zu schieben. Ich könnte ja die nächste Herberge anrufen um sicher zu gehen oder gleich hier einkehren? Es ist erst vier Uhr am Nachmittag und ich könnte noch ein paar Kilometer wandern!

Ich gehe auf sicher und schaue gleich hier bei der Herberge vorbei ob es ein Plätzchen für mich gibt. Acht-neun Gäste verlassen gerade das Restaurant. Ich trete ein und stehe alleine in einem grossen Speisesaal. Aus der Küche vernehme ich Stimmen und ich versuche mich bemerkbar zu machen.

Zehn Minuten später finde ich mich wieder in einem Haus nebenan ganz für mich alleine. Das Restaurant schliesst zwar gerade doch sie stellen mir eine kalte Platte bereit und am Morgen erhalte ich ein Frühstück im Restaurant.

Also nichts wie unter die Dusche. Ich höre die Hausklingel und weiss, da kommt mein Abendbrot. Frisch aus der Dusche suche ich all meine Kleider zusammen die ich waschen möchte. Na gut, ich bin erste drei Tage mit frischen Kleider unterwegs aber wann bietet sich mir die nächste Gelegenheit meine Kleider zu waschen? Also alles in die Waschmaschine und mal schauen was da mit der kalten Platte gekommen ist.

Mir sticht natürlich die Karaffe Wein zuerst ins Auge. Ein halbes Baguette, zwei verschiedene Arten Käse, Tomaten die ich mit viel Salz würze, Gürklein, einige Schnitten grober Salami, Fleischpastete, ein Apfel, ein Donut, Erdbeeren Dessert, die Karaffe Wein habe ich erwähnt, zwei Stück Fleisch die ich nicht weiter beschreiben kann, ein Tätschli Speckklöse mit Spinat und anderes was ich nicht so genau kenne, Salz und Pfeffer.

Die Haustüre halte ich offen um die Wärme herein zu lassen. Die Wäsche ist gleich fertig. Der Wein hält mich bei Laune. Der Bücker (das ist das Radio-Tonband Gerät, für die ältere Generation) krächzt Herz zerreissende französische Chansons vor sich hin und ich erlabe mich am Wein und am Abendbrot.

Also was soll ich sagen? Ich denke an die Menschen in meinem Herzen und lausche der Musik. Die Schmerzen versuche ich zu verdrängen. Was soll’s?

Es geht mir gut!

Weiter auf dem Chemin de Saint Jacques - Pisieu à Chavanay


Tourengänger: Freeman


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