Chemin de Saint Jacques - Les Abrets à La Frette


Publiziert von Freeman , 7. Februar 2010 um 13:34.

Region: Welt » Frankreich » Chemin Saint Jacques
Tour Datum: 2 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 225 m
Abstieg: 202 m
Strecke:Les Abrets - Vieux Saint-Ondras - Valencogne - Le Pin - Chassignieux - Blaune - Quétan - Le Grand-Lemps - Bevenais - La Frette

Eine Nacht im Hotel

In der vergangenen Nacht habe ich unruhig geschlafen. Dies hat wohl an der etwas ungewohnten Unterkunft in diesem Cabin gelegen. Ich erwache schon sehr früh, schaue auf die Uhr, mummle mich nochmals in meinen Schlafsack ein und versuche noch einmal eine Stunde zu schlafen.

Beim Erwachen kreisen meine Gedanken was ich heute wohl wieder erleben werde. Eigentlich bin ich noch total verschlafen. Wie wäre es jetzt mit einer heissen Dusche? Frühstück gibt es erst um acht Uhr und ich bin früh dran. Von den anderen Gästen wird wohl noch keiner den heiss Wasser Boiler geleert haben. So springe ich aus meinem Schlafsack, ziehe mich an und bin schon unterwegs zu den Duschen. Aber heute lasse ich mich nicht nochmals fuxen. Bevor ich da im Adamskostüm vor der Dusche stehe drehe ich den Wasserhahn auf und warte auf das heisse Wasser. Kann doch nicht wahr sein, es gibt tatsächlich kein heisses Wasser hier!

Der Entschluss ist gefasst, heute Abend muss es ein Hotelzimmer sein mit viel Heisswasser und einem tollen kuscheligen Bett. Mein Ziel heute, Le Grand-Lemps, eine Stadt mit 2400 Einwohnern. Mein Pilgerführer gibt mir aber keine Übernachtungsmöglichkeiten an. So wandere ich einfach in die Stadt hinein und frage mich durch. Es ist schnell klar, das einzige Hotel existiert nicht mehr und andere Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier nicht.

Das nächste Dorf mit einem Hotel liegt rund 5 km weiter auf meinem Weg. Meine Füsse schmerzen schon wieder aber ein Dach über dem Kopf ist mir jetzt wichtiger. Um sicher zu gehen, dass ich da auch ein Bett bekomme versuche ich anzurufen. Ich weiss nicht ob es an mir liegt oder an diesem Frankreich, aber die Telefonkabine will meine Kreditkarte nicht akzeptieren. Gut dann kaufe ich mir eben eine Telefonkarte, gesagt – getan. Nun habe ich einen älteren Herrn am Telefon und wir verstehen uns überhaupt nicht! Na gut, vielleicht hat ja die Telefonnummer geändert. Ich mache mich nun trotzdem auf den Weg zu diesem Hotel.

Dieses Hotel liegt in La Frette einem kleinen Städtchen mit rund 1000 Einwohnern. Die Beschilderung ist ausgezeichnet und ich finde das Gebäude schnell. Es liegt zwar gerade mal einen halben Meter an der Durchgangsstrasse, aber das will ja noch nichts heissen. Die Türe ist abgeschlossen und mein Blick durch die Fenster lässt mich nichts Gutes ahnen!

Da steht an der Türe ‘klingeln‘, also mache ich das auch. ;o) Und schon geht das Gebell von zwei Hunden los. Aber nicht etwa ein Kläffen von so einem kleinen Bodenauswischer oder so, nein das ist ein Gebell von etwas grösserem! Irgendwo im Haus höre ich die Türe scheppern und schon stehen zwei ausgewachsene Schäferhunde mit weit aufgerissener Schnauze auf der anderen Seite der verglasten Türe. Der Vorhang wird plötzlich zurück gezogen und es lächelt mir ein altes Mütterchen entgegen. Ich frage mich, warum sie mich so anlächelt. Freut sie sich über meinen Besuch oder werde ich bald Hundefutter?

Das ältere Mütterchen lässt mich eintreten und aus dem harschen Gebell der Hunde wird ein freudiger Empfang. Die Zimmer sind sauber, die Betten auch und alles sieht aus als wäre hier die Zeit vor 50 Jahren stehen geblieben. Die Gastgeberin fragt mich, ob ich auch ein Abendbrot haben möchte. In meinen Ohren klingt dies gut und ich sage zu. Sie fragt mich noch ob ich etwas trinken möchte, doch ich habe jetzt nur eine heisse Dusche in meinen Gedanken. Sie weist in den Garten und sagt, falls ich doch Durst hätte, ‘es‘ wäre da draussen. Ich schaue also durch die Balkontüre und versuche ihre Worte zu verstehen, sehe aber lediglich eine Giesskanne im Garten. Was wird sie damit wohl gemeint haben?

Jetzt endlich bekomme ich meine lang ersehnte heisse Dusche. Zu meiner Freude, es gibt Heisswasser! ;o) Das Bad war früher wahrscheinlich auch einmal ein Gästezimmer. Heute steht da nur die Duschkabine halb im Raum. Auf der Ablage beim Lavabo stehen viele kleinere Sachen herum und es sieht nicht gerade reinlich aus. Ich schaue da genauer hin und versuche das Verfalldatum auf der Tube der Zahnpasta zu erkennen. Es ist nicht gut lesbar und der Vorsicht halber nehme ich es auch nicht in die Hand. Meine Augen lügen mich an und behaupten das Datum sei anno domini zum Jahre 1988. Da bin ich jetzt aber froh habe ich meine eigene Zahnpasta mit!

Das Abendessen ist sehr einfach. Eine Suppe ‘Wochenrückblick‘, zwei flache kalte Stengel Lauch, ein Schenkel eines Huhnes und dazu ein paar Röhrenteigwaren mit etwas Käse. Natürlich darf auch hier das Dessert nicht fehlen, ein Puddingköpfli mit einer Vanillewaffel.

Wie schon einmal erwähnt, bin ich ein einfacher Mensch und gebe mich mit wenig zufrieden. Müde husche ich bald ins Bettchen und kuschele mit dem Kopfkissen.
Wie war das mit meinem Wunsch heute Morgen? Eine heisse Dusche, ein warmes Bettchen und mit dem Kopfkissen kuscheln. Ziel erreicht!

Weiter auf dem Chemin de Saint Jacques - La Frette à Pisieu


Tourengänger: Freeman


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