RWA - Hohbirker Kunstgraben


Publiziert von lainari , 25. März 2025 um 21:33.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:23 März 2025
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 65 m
Abstieg: 65 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Erzengler Teich, oder Zug der FEG bis Berthelsdorf
Kartennummer:Geoportal Sachsenatlas Reliefkarte und mapy.cz (Rückweg) oder 1:33.000, SK Nr. 46 Freiberg und Umgebung

Bergmännische Wasserbauwerke XVI
 
Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg (RWA) ist eine historische Wasserwirtschaftsanlage des Bergbaues im Zuger, Brander und Freiberger Revier. Sie besteht aus Kunstgräben (oberirdisch), Röschen (unterirdisch) und Kunstteichen (Speicher) für die Wasserzuleitung und (Erb)Stollen für die Wasserableitung. Das Wasser diente im damaligen Bergbau als Antriebskraft für Pumpen, Fördermaschinen und Pochwerke sowie als Betriebsmittel für Erzwäschen. Als man im 16. Jh. über Schächte immer tiefer unter Tage vorstieß, war eine zuverlässige Antriebsquelle eine wichtige Voraussetzung. Bis dahin verwendete man hauptsächlich Muskelkraft oder Pferdegöpel. Da sich die Schachtanlagen des Revieres hauptsächlich auf den Höhenrücken oberhalb der Flusstäler befanden, musste ein ausgeklügeltes System an Sammlern und Zuleitungen von weit entfernten Gewässern angelegt werden. Die Hauptarbeiten dazu wurden zwischen 1585 und 1882 durchgeführt. Ab 1684 unterstand dieses System der Kurfürstlichen Stollen- und Röschenadministration. Daraus entstand später die RWA. Heute wird ein Großteil der Bauwerke von der Landestalsperrenverwaltung als alternatives Wasserversorgungssystem weiter unterhalten. Hinweis: Die Betonabdeckungen der Kunstgräben dürfen offiziell nicht betreten werden! Die Grabenverläufe sind aber meist auf den Wiesenrändern zu begehen.
 
Etwas wechselhaftes Wetter bildet den Rahmen für den finalen Abschnitt zur Erkundung der Unteren Wasserversorgung der RWA, der sich mit der Bereitstellung des Wassers bei den einstigen Verbrauchern beschäftigt. Die Wetterprognose schwankte zwischen trocknem bedecktem Wetter bis leichten Regen, abweichend dazu wurden im Radio am Morgen plötzlich stärkere Schauer in Aussicht gestellt. Die abschließende Etappe startet aus parktechnischen Gründen am Erzengler Teich. Von dort gehe ich auf einem Waldweg zum Rothbächerteich hinunter. Am in der Nähe liegenden, zweiten unteren Mundloch der Müdisdorfer Rösche nimmt der Hohbirker Kunstgraben seinen Ausgang. Zusätzlich bestand die Möglichkeit Wasser aus dem Rothbächer Teich einzuspeisen. Auf etwas tieferem Niveau liegt unterhalb der vom Münzbach gespeiste Lother Teich/Mühlteich. Im weiteren Verlauf führt der Kunstgraben unterhalb am Areal der Zugspitze vorbei, wo die Mendenschachter Aufschlagrösche der Oberen Wasserversorgung einmündet. Dahinter werden eine Bahnstrecke sowie ein Firmengelände unterquert. Ich umgehe das Areal rechts und komme zum Konstantinteich am Konstantinschacht.
Von 1914-1969 war der Teich Ausgleichsbecken der Kavernenkraftwerke im Konstantinschacht und Dreibrüderschacht. Im Konstantinschacht lag in einer Tiefe von 124 m das Oberwerk. Bis 1948 der Bergbaubetrieb wieder aufgenommen wurde, konnten in den alten Untertageanlagen darunter bis zu 1,5 Mio m³ Wasser zwischengespeichert werden. Das Unterwerk des Elektrizitätswerkes lag im Dreibrüderschacht in einer Tiefe von 272 m. Bei Idealbedingungen konnten so bis zu 5,5 MW Strom erzeugt werden. Durch eine bilanzbuchhalterische Einbeziehung königlich sächsischer Schulden vom Bau des Rothschönberger Stollens war der Betrieb dauerhaft unrentabel und die Reststromerzeugung mit Grubenwässern wurde 1972 eingestellt.

Der Konstantinteich dient heute zur Zuführung von Brauchwasser in das Gewerbegebiet Freiberg Süd. Der Hohbirker Kunstgraben verlässt den Teich und führt hinüber nach Zug, wo früher drei Erzwäschen versorgt und die Fördereinrichtung der Kröner Fundgrube beaufschlagt wurde. Von diesen Nutzern haben sich keine größeren Spuren erhalten, das Areal wird heute als Zuger Haldenpark teilweise für Freizeitzwecke genutzt. Der Graben wird kaskadierend unterirdisch darunter hindurchgeführt. Vom Haldenrand geht er heute verrohrt weiter talwärts. In einem Bogen wird er dann in den Münzbach eingeleitet. Die frühere Grabenführung querte das Tal des Münzbaches auf einem Steindamm, um die am anderen Talhang befindliche, seit 1597 gemutete Grube Junge Hohe Birke mit Aufschlagwasser für die Fördereinrichtung zu versorgen. Ab 1788 war diese mit einem Kehrrad von J. F. Mende ausgestattet worden. 1870 ging eine Dampffördermaschine in Betrieb.
 
Mein Rückweg führt mich zunächst über die Wiesen am Münzbach talaufwärts und wechselt dann an den orografisch linken Talhang. Dort mache ich die Reste eines Kunstgrabens aus, der den oberhalb liegenden Hüttenteich mit der Grube Junge Hohe Birke verband. Zuletzt war dieser komplett verrohrt. Schließlich erreiche ich den Hüttenteich/Großer Hüttenteich. Dieser staut den Münzbach auf und kann über den Bauerzuggraben zusätzlich mit Wasser aus dem Konstantinteich gespeist werden. Am Bauerzuggraben laufe ich bergwärts bis zu einem Wäldchen. Meine Pause breche ich wegen beginnendem leichtem Tröpfeln ab. Über einen markierten Wanderweg geht es zu einem befestigten Flurweg. Am Straßenrand spurte ich zum Rothbächerteich und auf dem bekannten Waldweg zum Erzengler Teich zurück. Während ich meine Pause im Auto fortführe, beginnt es wie aus Eimern zu schütten, meine Runde hat zeitlich gerade noch einmal so gepasst.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 3 h. Die Wanderung ist weitgehend als T1 zu bewerten.
 
Bauwerke der RWA auf dieser Tour: 4,8 km Hohbirker Kunstgraben mit kurzen Röschen/Verrohrungen, 0,9 km Bauerzuggraben, der Rothbächerteich, der Lother Teich, der Konstantinteich und der Hüttenteich

Tourengänger: lainari


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