Beidseits des Simplon
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Im Jahre 1960 kommt der Bub zum ersten Mal ins Wallis, nach Naters. Dort wohnt jetzt der Grossteil der Jordan – sie sind alle vom Simplon herabgestiegen: die Grosseltern, Tanten und Onkel.
Ein ganz neue Familie wird dem Fünfjährigen vorgeführt, mit Gebräuchen, die unbekannt und überraschend sind. Die Grosseltern, beide in schwarz gekleidet, die Grossmutter mit Kopftuch dazu.

Das Schlafen nach alter Väter Sitte – alle die kleinen Kinder im gleichen Bett, mit den Beinen zueinander. Das Frühstück ungewohnt, Walliser Roggenbrot, Walliser Hartkäse, Walliser Würstchen, Milchkaffee – zum Frühstück! wo doch ein jeder weiss, dass das Weissbrot mit Butter und Konfitüre zu sein hat. Das Wohnhaus, ein zweistöckiges Langhaus mit verschiedenen Partien, mit grob gezimmerten Holzböden und knarrenden Holztreppen. Von der Küche aus, dem Raum mit der Eingangstür zum Gang, geht es in alle anderen Räume, immer von einem Zimmer hindurch zum nächsten, aufgereiht wie in einer Kette. So auf jeden Fall sagt es die Erinnerung.
Das eigentliche Dorf Naters drängt sich oben an die Bergflanke. Dort stehen die Stadel mit den Platten, dort ist die Gerichtslinde, das Pfarrhaus, die Kirche. In der Ebene gibt es Gärten über Gärten, wunderbare Gärten. Die Familie lebt zumeist in der Nähe der neuen Furkastrasse, gebaut im Jahre 1957! Viele Gebäude gibt es 1960 hier noch nicht. Das Haus der Grosseltern aber ist schon uralt, es ist beim Bau des Simplon-Tunnels entstanden, ein Ensemble von zwei rechtwinklig zueinander stehenden Langhäusern. Das alles weiss rojosuiza damals natürlich nicht. Er weiss ja nicht einmal, dass er dereinst zu rojosuiza wird. Das erschliesst sich ihm erst im Laufe der Zeit.
Ein Luftfoto aus den fünfziger Jahren zeigt, wovon rojosuiza spricht. Oben liegt Naters, das alte Dorf ganz in der linken Ecke. Im Mittelgrund befindet sich Brig, und unten ist der Teil von Glis, der an der Saltina-Brücke entstanden ist. - Oberhalb der korrigierten Rhone ist es ziemlich leer, und in dem Gebiet wohnen 1960 die Grosseltern und Onkel und Tanten.

Im Jahre 1975 noch bekommt Naters einen Preis für sein schönes Ortsbild. Ja, gewiss, das alte Dorf ist gut erhalten; aber was spielt sich in der Ebene ab, an der neuen Furkastrasse? – Was spielt sich weiter oben ab, an der Vorläuferin der neuen Furkastrasse also? – Was an alten Gebäuden noch steht, steht da auf Abruf! – Ersetzt sind die Häuser von damals durch grobe Machwerke, die weder Auge noch Herz erfreuen. Ab und zu steht etwas dazwischen, was einen zweiten Blick wert ist, aber viel ist es nicht. – Was ist mit dem Haus der Grosseltern geschehen? – Bei einem Besuch vor Jahren habe ich mit den alten Nachbarn gesprochen, die im zweiten Langhaus gewohnt haben. Das Haus der Grosseltern ist in die Luft geflogen… oder abgebrannt. Ich weiss es nicht mehr genau. Das Haus der Nachbarn verfällt langsam und das ganze Gelände bietet sich an, zu einem weiteren architektonischen Höhepunkt zu werden.
rojosuiza durchzieht die Gegend beidseits des Simplon. Am leichtesten atmet er da, wo kaum Menschen sind. Da ist die Landschaft von damals noch lebendig.
Er ist jetzt auch häufig auf der Südseite des Sempione unterwegs. Man kann nicht sagen, er kenne dort jeden Steg: aber wenn man eine Strecke drei, vier Mal begangen hat, wird man schon bald einmal ‚ortskundig‘.
So ist der Bilderbogen ‚beidseits des Simplon‘ entstanden. Er ist eigentlich sehr reizvoll – aber das kommt, weil das Auge des Fotografen sich auf das konzentriert, was dem wohlgefällt. Die Scheusslichkeiten fehlen ganz – und deren gibt es in Naters, Brig und Glis genug. Den Rest erzählen die Bildunterschriften.
Zum Pass gehören wie gesagt zwei Seiten: die zwei Nationen. Es gehören auch die anderen ‚zwei Seiten‘ dazu: die Strasse und die Eisenbahn. Von der italienischen Seite gibt es Fotos von Preglia –wo endlich wieder Personenzügen halten! – und von Varzo. Das hat natürlich einen wichtigeren Bahnhof, und dazu einen lieben historischn Kern, hoch über der Bahn.
Der Strassenpass wird auf meinen Wanderungen der letzten Tage immer wieder gestreift; davon gibt es schon reichlich Bilder in älteren Berichten.
Ein ganz neue Familie wird dem Fünfjährigen vorgeführt, mit Gebräuchen, die unbekannt und überraschend sind. Die Grosseltern, beide in schwarz gekleidet, die Grossmutter mit Kopftuch dazu.

Das Schlafen nach alter Väter Sitte – alle die kleinen Kinder im gleichen Bett, mit den Beinen zueinander. Das Frühstück ungewohnt, Walliser Roggenbrot, Walliser Hartkäse, Walliser Würstchen, Milchkaffee – zum Frühstück! wo doch ein jeder weiss, dass das Weissbrot mit Butter und Konfitüre zu sein hat. Das Wohnhaus, ein zweistöckiges Langhaus mit verschiedenen Partien, mit grob gezimmerten Holzböden und knarrenden Holztreppen. Von der Küche aus, dem Raum mit der Eingangstür zum Gang, geht es in alle anderen Räume, immer von einem Zimmer hindurch zum nächsten, aufgereiht wie in einer Kette. So auf jeden Fall sagt es die Erinnerung.
Das eigentliche Dorf Naters drängt sich oben an die Bergflanke. Dort stehen die Stadel mit den Platten, dort ist die Gerichtslinde, das Pfarrhaus, die Kirche. In der Ebene gibt es Gärten über Gärten, wunderbare Gärten. Die Familie lebt zumeist in der Nähe der neuen Furkastrasse, gebaut im Jahre 1957! Viele Gebäude gibt es 1960 hier noch nicht. Das Haus der Grosseltern aber ist schon uralt, es ist beim Bau des Simplon-Tunnels entstanden, ein Ensemble von zwei rechtwinklig zueinander stehenden Langhäusern. Das alles weiss rojosuiza damals natürlich nicht. Er weiss ja nicht einmal, dass er dereinst zu rojosuiza wird. Das erschliesst sich ihm erst im Laufe der Zeit.
Ein Luftfoto aus den fünfziger Jahren zeigt, wovon rojosuiza spricht. Oben liegt Naters, das alte Dorf ganz in der linken Ecke. Im Mittelgrund befindet sich Brig, und unten ist der Teil von Glis, der an der Saltina-Brücke entstanden ist. - Oberhalb der korrigierten Rhone ist es ziemlich leer, und in dem Gebiet wohnen 1960 die Grosseltern und Onkel und Tanten.

Im Jahre 1975 noch bekommt Naters einen Preis für sein schönes Ortsbild. Ja, gewiss, das alte Dorf ist gut erhalten; aber was spielt sich in der Ebene ab, an der neuen Furkastrasse? – Was spielt sich weiter oben ab, an der Vorläuferin der neuen Furkastrasse also? – Was an alten Gebäuden noch steht, steht da auf Abruf! – Ersetzt sind die Häuser von damals durch grobe Machwerke, die weder Auge noch Herz erfreuen. Ab und zu steht etwas dazwischen, was einen zweiten Blick wert ist, aber viel ist es nicht. – Was ist mit dem Haus der Grosseltern geschehen? – Bei einem Besuch vor Jahren habe ich mit den alten Nachbarn gesprochen, die im zweiten Langhaus gewohnt haben. Das Haus der Grosseltern ist in die Luft geflogen… oder abgebrannt. Ich weiss es nicht mehr genau. Das Haus der Nachbarn verfällt langsam und das ganze Gelände bietet sich an, zu einem weiteren architektonischen Höhepunkt zu werden.
rojosuiza durchzieht die Gegend beidseits des Simplon. Am leichtesten atmet er da, wo kaum Menschen sind. Da ist die Landschaft von damals noch lebendig.
Er ist jetzt auch häufig auf der Südseite des Sempione unterwegs. Man kann nicht sagen, er kenne dort jeden Steg: aber wenn man eine Strecke drei, vier Mal begangen hat, wird man schon bald einmal ‚ortskundig‘.
So ist der Bilderbogen ‚beidseits des Simplon‘ entstanden. Er ist eigentlich sehr reizvoll – aber das kommt, weil das Auge des Fotografen sich auf das konzentriert, was dem wohlgefällt. Die Scheusslichkeiten fehlen ganz – und deren gibt es in Naters, Brig und Glis genug. Den Rest erzählen die Bildunterschriften.
Zum Pass gehören wie gesagt zwei Seiten: die zwei Nationen. Es gehören auch die anderen ‚zwei Seiten‘ dazu: die Strasse und die Eisenbahn. Von der italienischen Seite gibt es Fotos von Preglia –wo endlich wieder Personenzügen halten! – und von Varzo. Das hat natürlich einen wichtigeren Bahnhof, und dazu einen lieben historischn Kern, hoch über der Bahn.
Der Strassenpass wird auf meinen Wanderungen der letzten Tage immer wieder gestreift; davon gibt es schon reichlich Bilder in älteren Berichten.
Tourengänger:
rojosuiza

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