Der entweihte Götterthron-Tahtali Dag(2366m)


Publiziert von trainman , 27. November 2009 um 00:14.

Region: Welt » Türkei
Tour Datum: 2 Juni 1991
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: TR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:20km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Kemer mit Taxi nach Beycik(ca.20km)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben.Kein Taxistand in Beycik(Stand 1991)Rückfahrt muss organisiert werden.
Unterkunftmöglichkeiten:Vorteilhaft in einem Hotel in Kemer

Wenn man am Strand von Kemer landeinwärts schaut ist man fasziniert von der riesigen Felsmauer des Beydaglari-Gebirges.Der markanteste Gipfel ist dabei der Tahtali Dag(2366m).Er ist  nicht die höchste Erhebung dieser Gruppe,es gibt dort sogar einen Dreitausender,der liegt aber weiter im Landesinnern und ist vom Strand aus nicht sichtbar.Im Altertum hieß der Tahtali Dag Olympos, diese Bezeichnung gab man öfters besonders hohen bzw.dominanten Bergen.Dominant ist er wohl,ragt er doch über Kemer höher auf als die Zugspitze über Garmisch-Partenkirchen.
Im Urlaub 1991 hatte ich mir dieses stolze Ziel vorgenommen,natürlich als Eintagestour.Das Problem war in erster Linie die Anreise. Mein Hotel war in Side,das ist von Kemer ca.130km entfernt.In der bahnlosen Südtürkei geht es nur mit dem Bus.Busse gibt es in grosser Zahl von unterschiedlichen Betreibern in allen
Qualitätsklassen.Allen gemeinsam ist das erstaunlich hohe Tempo dieser Vehikel,oft wird 130km/h auf gar nicht so breiter Strasse gefahren,undenkbar bei uns in Germany.Daher gibt es auch immer wieder böse Unfälle.Trotz der flotten Fahrweise ist die Durchschnittsgeschwindigkeit wegen Staus und anderer Behinderungen nicht besonders hoch.Es würde zeitlich knapp werden,das wusste ich.
Streckenverlauf: Mit dem Dolmus(Kleinbus)von Side nach Manavgat.Weiter mit komfortablen Reisebus nach Antalya,dort Umsteigen ohne Wartezeit in den Bus nach Kemer.Ankunft dort erst am frühen Nachmittag.
Mit dem Taxi noch 20km nach Beycik.Start bei ca.700m über dem Meer.
Man geht den anfangs breiten Weg ins Tal hinter,auf einen fernen Sattel zu,der Tahtali Dag liegt in Marschrichtung rechts.Auf 1200m erreicht man eine almähnliche Hochwiese,auf 1800m liegt dann der besagte Sattel.Bis hierher ein halbwegs brauchbarer ,botanisch sehr reizvoller Weg mit kleinen Unterbrechungen,aber ohne Orientierungsprobleme.Danach muss man weglos im kahlen Felsgelände immer in Richtung Gipfel gehen.
Schwierige Stellen oder absturzgefährliche Passagen gibt es nicht,besonders mühsam ist der Aufstieg auch nicht(obwohl in manchen Reiseberichten das Gegenteil behauptet wird).
Wirklich ernst wird es sicher bei Nebel,dann ist ein Verlaufen sehr wahrscheinlich,zumindest ohne GPS.
Ich hatte optimale Bedingungen, trotz des späten Starts kamen keine Wolken auf.
Am Gipfel dann die erwartete tolle Aussicht auf Kemer,Meer und die höheren Gipfel dieser Gebirgsgruppe.
Auf dem gesamten Weg war ich niemandem begegnet,ein wirklich einsames Ziel.Nach zu langem Gipfelaufenthalt beeilte ich mich mit dem Abstieg,aber als ich die Strasse nach Kemer erreichte war es dunkel.Hier gab es natürlich weder Linienbus noch Dolmus noch Taxi.Ich beschloss,nach Kemer zu marschieren,die 20km waren mir egal.Nur der Gedanke,in Kemer nach Mitternacht kein Zimmer zu bekommen gefiel mir nicht.
Aber ich hatte Glück.Noch bevor ich 1km geschafft hatte hielt ein LKW an .Der Fahrer verstand ein wenig Englisch und bot mir eine Mitfahrt bis Antalya an.So erreichte ich problemlos den
Busbahnhof von Antalya und sogar noch den Nachtbus nach Manavgat.Dort kam ich kurz vor 2Uhr morgens
an.Und kaum zu glauben,ein Dolmus stand bereit für die letzten 5km...
Ein außergewöhnlicher Tag,an den ich mich gerne erinnere.

Jetzt fehlt nur noch die Begründung für den Titel dieses Berichts.Vor kurzem musste ich leider feststellen,
dass man auf diesen Paradeberg eine mehr als 4km lange Seilbahn gebaut hat.Die Bergstation ist sogar
von unten zu sehen,der Berg wurde sinnlos verschandelt.Hätte man wenigstens eine Zahnrad-oder Standseilbahn gebaut,bei harmonischer Trassenführung ist das manchmal sogar ein Gewinn für die
Landschaft wie etliche Beispiele in der Schweiz zeigen(Rochers de Naye,Muottas Muragl etc.)
So aber wurde der "antike Götterthron Olympos" entweiht.
In der Vergangenheit hätte man vermutlich gesagt, Zeus möge seine Blitze gegen die Frevler schleudern.
Ich wäre schon mit einer gepflegten schönen Insolvenz der Betreibergesellschaft zufrieden....

Tourengänger: trainman


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Kommentare (2)


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Sputnik Pro hat gesagt: Schöner Bericht
Gesendet am 27. November 2009 um 08:06
Solche Abenteuer erlebt man doch (fast) nur noch ausserhalb Miiteleuropas. Genau deshalb macht auch Reisen so Spass. Übrigens habe ich den Wegpunkt "Tahtalı Dağı" erfasst, jetzt kannst Du ihn noch zum Bericht hinzufügen.

Wünsche Dir weiterhin tolle Touren!

Gruss, Sputnik

trainman hat gesagt: RE:Schöner Bericht
Gesendet am 27. November 2009 um 13:56
Hallo Sputnik
Besten Dank für den Wegpunkt.
Wünsche auch Dir viel Spass auf interessanten Bergen weltweit.
Gruss trainman


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