Sandsteinwände im Anderbachtobel


Publiziert von konschtanz , 20. April 2024 um 07:18.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:19 April 2024
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anfahrt mit dem Velo von Tägerwilen Station nach Ermatingen. Dort Strassenbau. Abgestiegen und geschoben. Die Schönhaldenstrasse hoch, Abzweiger Drovettisbergstrasse, vorbei am Wasserreservoir Drovettisberg zu Pt. 478.

Start noch bei trockenem, windigem Wetter und 5°C. Der Regen kam ab Viertel vor eins.

Von Punkt 478 abgestiegen ins Tal zum Scheibenstand, hinter dem eine Brücke ins Seitentobel nördlich von Lanterswilen führt. Dort hatte ich beim letzten Mal eine geräumige Höhle im Glimmersand entdeckt. Diesmal war mein Ausgangspunkt nicht die Brücke in der Neugutstrasse, sondern die Tüüfelsbrugg bei 442 m. Eine Betonbrücke mit improvisiertem Holzgeländer, die nicht teuflischer wirkt als Mona Lisa. Ich gehe über die Brücke und folge dem Pfad westlich des Anderbachs gegen die Strömung. Der Bach schlängelt sich durchs Tal. Gelegentlich sind künstliche Stufen aus Beton in den Bachlauf verbaut, die gerne von Farnen bewachsen werden. Die Ufer sind durch Holzschlag stark gelichtet. Dadurch ist die erste Sandsteinschlucht im Haupttobel gut sichtbar. Ich steige ab. Oberhalb sieht man eine höhere Staumauer aus Beton. In der Schlucht hat sich ein kleines Becken gebildet. Der Sandstein ist hell und glitzert – Glimmersand.

Ich steige auf und gehe weiter zum Seitenarm des Hääwilertobels, der von Südwesten in den Anderbach mündet. Motorsägengeräusch. Auch dieser Seitenarm ist stark gelichtet.

Ich suche die Stelle, an der ich früher Lanzenfarn entdeckt hatte. Die Kalktuffkuppel ist von weitem zu sehen, Farne wachsen dort auch, den Lanzenfarn finde ich nicht.

In der steilen Böschung gegenüber sehe ich ein schwarzes Fenster im Fels. Davor zwei Baumstümpfe – da hat jemand den Bergahorn gefällt. Das Fenster ist der Eingang zu einer Höhle, perfekt versteckt, als da noch Bäume davor standen, und jetzt nackt präsentiert wie ein Scheibenstand. Ich steige ein. Für einen reicht der Platz. Es geht noch mindestens zwei Meter tiefer, aber nicht für Menschen. Die Höhle hat ein anderes Tier gebaut. Ich nutze sie als Unterstand für den einsetzenden Regen und mache Mittagsrast. Die Motorsäge verstummt. Nach der Pause brummt sie wieder auf. Ich steige weiter in der Böschung auf, vorbei an einer Sandsteinwand und gehe vor bis an die Kante des Anderbachtobels. Gegenüber eine Felswand. Auf der Suche nach einem Punkt, von wo ich die Wand gut sehen kann, erreiche ich eine Felswand auf meiner Seite. Wieder Glimmersand. Als ich an der Wand um die Ecke biege, liegen mir Baumstämme quer im Weg.
 

Tai Chi am Bach

Hier sind langsame Bewegungen angesagt. Wie Tai Chi. Ein Bein zwischen die Äste des gestürzten Baums. Ist er rutschig, kann es sein, dass ich im Reflex in Brombeeren greife. Ist er morsch, lande ich eine Etage tiefer, mit dem gleichen Effekt. Das Bein vorsichtig herausziehen, dann zwischen Himbeerranken, die in hohem Bogen von oben kommen, in den nächsten Tritt eintauchen und dabei die Brombeeren vorsichtig niederdrücken. Und das nächste Bein. Ein kleiner Erdrutsch vor mir. Das ist kein Sand, ich sinke rasch ein. Dann eine graue Steilwand aus Glimmersand. Ich steige in der Böschung auf, vor mir zauberhafte Farne, die sich entfalten. Weiter oben bemerke ich ein Felsband. Dorthin. Vor dem Felsband verläuft ein Pfad, der allmählich zuwächst. Auch das Felsband ist aus Glimmersand, Bienen haben dort zahlreiche Nistlöcher angelegt. Aber heute ist da keine unterwegs. Zu kalt. Ich gehe den Pfad kurz zurück, um die Felsen zu bewundern und die Landschaft unter einem Vorsprung sitzend im strömenden Regen zu bestaunen. Dann gehe ich den Pfad bachaufwärts. So vielfältig grün wie eine Märchenlandschaft. Von links führen Holzstiegen mit einem Holzgeländer auf den Pfad. Das Geländer führt nach Nirgendwo. Genauer an den Bach.

Vielleicht war da früher ein Steg. Der Bach fliesst schnell über natürliche Platten. Er hat sich in hellgelbe Mergelschichten eingeschnitten. Zurück zum Pfad. Ich erreiche ein anderes Geländer mit mehr Stufen. Das ist ein aktueller Weg, der rechts den Berg hochführt. Ich gehe links. Eine Betonmauer mit kanalisiertem Durchlass führt über den Bach. Der breite Weg führt bei Punkt 483 an eine Fahrstrasse – Fickrütistrasse. Ich gehe links ein kurzes Stück weiter, biege dann bei Holzstapeln wieder in den Regenwald, quere den kurzen Seitenarm eines kleinen Zuflusses zum Anderbach und erreiche einen bewaldeten Geländesporn. Von hier steige ich ab, quere einen weiteren Seitenarm des Anderbachs und stosse bald auf einen gewarteten Wanderweg, der mich zurück zu Punkt 442 führt. Von hier ist es nicht mehr weit zum Velo und ich trete den Heimweg an.


 

 


Tourengänger: konschtanz


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

20 Apr 24
Sinterterrassen am Anderbach? · konschtanz

Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

ossi hat gesagt: Inigualable
Gesendet am 20. April 2024 um 10:20
Ich finde Deine Exkursionen eine echte Bereicherung für hikr. Das sind einzigartige Einblicke in Mikrokosmen, die man unmittelbar neben der Zivilisation findet.

Qué te complaces en tus experiencias y en tu vida
ossi

Nyn hat gesagt: RE:Inigualable
Gesendet am 20. April 2024 um 10:46
Dem kann ich nur und das zu 200% zustimmen!
Macht mir wieder voll Lust auf (ewig oder gar noch nicht? begangene) Tobel in meiner Nähe

VG, Markus

konschtanz hat gesagt: RE:Inigualable
Gesendet am 20. April 2024 um 20:49
Hallo Markus,
nur zu! Tue es, solange du noch kannst. Ich freue mich auf deine schönen Fotos.
Gruß
Georg

konschtanz hat gesagt: RE:Inigualable
Gesendet am 20. April 2024 um 20:46
Olá ossi,
gracias por las flores. Sí, tengo suerte de poder gozar de un ambiente tan hermoso. Ojalá quede intacto.
Saludos
Jorge


Kommentar hinzufügen»