Sinterterrassen am Anderbach?


Publiziert von konschtanz , 21. April 2024 um 21:08.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:20 April 2024
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Velo in Ermatingen die Schönhaldenstrasse hoch, direkt bis Pt. 478.

Nein, es sind keine Thermalquellen. Es ist kalkreiches Wasser, das hier wie an manchen Stellen des Seerückens ins Freie tritt und im Weg liegende Äste, Blätter und Erdreich durch ausfallenden Kalk zementiert. Dabei schliesst sich das Wasser in kleine Becken ein, die ihm schon beim Entstehen zu eng sind. Es läuft über, und bildet darunter gleich das nächste Becken. Stufe um Stufe, solange der Kalk reicht. Auf seinem Weg hinterlässt es ein erdfarbenes Gebäude angepasster Architektur, in dem sich die Sonne vielfältig spiegelt, wenn das Licht gerade passend durch eine Lücke im Laubwerk fällt.

 

Stufe um Stufe

folge ich dem Schauspiel abwärts, bis sich das Wasser mit dem einer zweiten Quelle vereint. Es ist ein auffälliger Zusammenfluss. Die zweite Quelle, die durch ein blaues Rohr markiert ist, fördert ein Wasser, das das gesamte Erdreich unterhalb rostorange eingefärbt hat. Auch meinen rechten Schuh, den ich unvorsichtigerweise einen Schritt hineingesetzt habe. Von tragender Kalkkruste keine Spur. Man könnte hier eine verborgene Deponie rostender Teile vermuten, zumal von oben reingekippter Bauschutt, drei alte Pneus und rote Plastikteile untrüglich von menschlicher Tätigkeit zeugen. Ich weiss es nicht – rostfarbene Wasseraustritte in kleinerem Ausmass kenne ich auch aus anderen Tobeln.

Ich steige auf der Gegenseite, in der westlichen Böschung, wieder auf. Hääwilertobel heisst er, ein südlicher Zufluss des Anderbachs. Am Waldrand gehe ich abwärts, bis ich auf einen Weg stosse, der nach Lanterswilen führt. Bevor ich fortfahre, kurz die Beschreibung, wie ich an den Oberlauf des Hääwilertobels gelangt bin.

Mit dem Velo in Ermatingen die Schönhaldenstrasse hoch, direkt bis Pt. 478. Von dort den Wanderweg hinunter Richtung Neugut, beim Scheibenstand links zur Tüüfelsbrugg bei 442 m. Ich quere die Brücke nicht, sondern bleibe auf der linken Seite /gegen die Strömung. Der Pfad führt am Anderbach entlang, nur beim Eintritt in den Bursttobel macht er mal einen Schlenker auf einen breiten Weg, um dann auf den Damm über den Bach zu führen. Gleich nach diesem Damm führt eine 2013 erstellte Holztreppe (damals noch ZSR Untersee) bergauf. Oben stosse ich auf einen Weg, gehe rechts und bei der nächsten Gelegenheit, die ins Freie führt, nach links. Weiter nach rechts am Waldrand entlang, um eine Anhöhe, die sich Vogelhärd (mehr dazu unten) nennt.

 

Dann gabelt sich der Weg, Links geht es bergauf ins Freie. Ich gehe links. Eine Bucht im Sandsteinfels, die als Lager für Holzstämme dient. Dann die Felder von Oberhöhnwilen. Noch vor erreichen des Orts kehre ich um und gehe an der erwähnten Weggabelung den anderen Weg. In der Landkarte ist er nicht eingezeichnet. Er endet im Wald und führt als Pfad weiter, wo er an den Oberlauf des Hääwilertobels führt. Der Pfad führt direkt zu den Kalktuffterrassen. An den Terrassen entlang abwärts, dann an der orangenen Zone vorbei aufwärts und schliesslich auf einem Weg nördlich von Höhnwilen nach Lanterswilen. Dort wird gerade für das Seifenkistenrennen trainiert, das am 28. April 2024 in Ermatingen stattfindet. Zwei Autos haben je ein Seil mit fünf Schlaufen im Schlepptau, in jede Schlaufe wird ein Kind mit Seifenkiste eingehängt und in Fünfer-Kolonnen den Berg hochgezogen. Von oben fegen die Kinder dann mit ihren Fahrzeugen runter. Ich schaue ein Weilchen zu, verabschiede mich dann und gehe dann am Haus in der Kurve vorbei an den Waldrand, zum westlichen Tobelarm des kleinen Tobels, der beim Scheibenstand in den Anderbach mündet. Ich stosse von links an den westlichen Arm, quere ihn etwas weiter unten und folge ihm dann auf der rechten Seite. Erst gehe ich auf Waldboden, dann am Rand einer Sandsteinwand. So erreiche ich den Wasserfall, den ich von der Höhle in diesem Tobel schon gesehen hatte. Diesmal von der Oberkante. Auf der rechten Seite steht ein Sandstein vor wie ein kurzes Sprungbrett, rechts daneben ist ein Baumstamm an den Fels gelehnt. An diesem Baumstamm entlang lasse ich mich an der Felswand abgleiten, bis ich die Unterseite des Wasserfalls erreicht habe. Dann gehe ich zur Höhle, von dort runter zum Anderbach, über die Brücke zum Scheibenstand und von dort hoch zum Velo.

 

Vogelhärd

Nach dem „Thurgauer Namenbuch“ vom Historischen Museum Thurgau mit dem Titel „Bättelchuchi und Vogelhärd“ (S.155/6, Frauenfeld, 2008) war der Vogelherd „eine Fangvorrichtung für vorüberziehende Zugvögel wie Drosseln, Finken, Lerchen usw., wobei diese angelockt und durch Bedecken mit einem Schlagnetz erbeutet wurden“.
 

Der rostrote Schlamm
Am 24. April 2024 hat mir Rolf Kreis vom Abfallinspektorat des Amts für Umwelt des Kantons Thurgau geantwortet:
"Uns ist der Ort bekannt. Oberhalb des roten Schlamm befindet sich eine alte Deponie. Beim roten Schlamm handelt es sich um Rostwasser das aus der Deponie austritt. Dieses wird von unserer Altlastenabteilung regelmässig beprobt. Die Messresultate halten sich zum Glück im Toleranzbereich.

Die Autopneus und der Bauschutt gehören nicht an diesen Ort. Ich werde das der Gemeinde Ermatingen melden und in Ordnung bringen lassen."


Tourengänger: konschtanz


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