Orla Perć - Schwierigste Bergwander-Tour in Polen und der Tatra


Publiziert von pika8x14 , 8. März 2024 um 01:19.

Region: Welt » Polen
Tour Datum:13 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: PL 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:ca. 31 km: Cyrhla (1.000 m) - Brzeziny (1.007 m) - Schronisko Murowaniec (1.500 m) - Czarny Staw Gąsienicowy (1.624 m) - Zmarzły Staw Gąsienicowy (1.788 m) - Zawrat (2.159 m) - Mały Kozi Wierch (2.228 m) - Zmarzła Przełączka Wyżnia (2.200 m) - Zmarzła Przełęcz (2.123 m) - Kozia Przełęcz (2.137 m) - Kozie Czuby (2.263 m) - Kozia Przełęcz Wyżnia (2.240 m) - Kozi Wierch (2.291 m) - Buczynowa Strażnica (2.242 m) - Przełączka nad Dolinką Buczynową (2.225 m) - Zadnia Sieczkowa Przełączka (2.194 m) - Sieczkowa Szczerba (2.210 m) - Zadni Granat (2.240 m) - Pośrednia Sieczkowa Przełączka (2.218 m) - Pośredni Granat (2.234 m) - Skrajna Sieczkowa Przełączka (2.200 m) - Skrajny Granat (2.225 m) - Granacka Przełęcz (2.145 m) - Mała Orla Turniczka (2.150 m) - Orla Przełączka Niżnia (2.150 m) - Pościel Jasińskiego (2.125 m) - Buczynowy Karb (2.115 m) - Przełęcz Nowickiego (2.105 m) - Budzowa Igła (2.100 m) - Budzowa Przełączka (2.125 m) - Buczynowe Siodło (2.125 m) - Mała Buczynowa Turnia (2.125 m) - Przełączka pod Ptakiem (2.105 m) - Krzyżne (2.112 m) - Czerwony Staw Pańszczycki (1.654 m) - Schronisko Murowaniec (1.500 m) Brzeziny (1.007 m) - Cyrhla (1.000 m)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Bus oder Pkw nach Cyrhla (1.000 m) oder Brzeziny (1.007 m) . Bei Brzeziny befindet sich auch der Eingang in den Tatra-Nationalpark (wo man das Besucherticket kaufen kann, bzw. das Vorhandensein eines vorab/online gekauften Tickets kontrolliert wird). Siehe auch die Website des Tatrzański Park Narodowy: /tpn.pl/
Kartennummer:mapa-turystyczna.pl, mapy.cz

Heute geht’s auf eine Tour, die schon sehr lange auf dem „Wunschzettel“ steht:


Orla Perć.

Der „Adlerpfad“ ist ein 4,5 km Kammweg in den Tatry Wysokie, also im polnischen Teil der Hohen Tatra. Dort - und auch bezogen auf ganz Polen - gilt er als der schwierigste „Wanderweg“ und ist entsprechend populär: Während die Tour im deutschsprachigen Raum kaum jemand kennt, ist sie unter polnischen Bergfreunden überaus beliebt und in gewisser Weise auch gefürchtet. Seit 1906 gab es offenbar über 140 Todesopfer.

Die Orla Perć führt aussichtsreich über bzw. an unzählige Gipfel und Scharten/Pässe und lässt sich in drei Haupt-Abschitte einteilen:

1. Zawrat -> Kozi Wierch (Begehung nur in dieser Richtung!)
2. Kozi Wierch - Skrajny Granat
3. Skrajny Granat - Krzyżne


Östlich vorgelagert ist der Weg Zawrat -> Świnica. Dieser darf aktuell nur in der genannten Richtung begangen werden und lässt sich dadurch nicht direkt mit der Orla Perć kombinieren.

Westlich von Pass Krzyżne existierte früher eine Fortsetzung über das Wołoszyn-Massiv, diese wurde jedoch bereits 1932 gesperrt. Das Gebiet unterliegt heutzutage strengem Naturschutz und darf nicht betreten werden.

Zugänge zur Orla Perć existieren sowohl von Norden, wie auch von Süden

aus dem Tal Dolina Gąsienicowa:

- zum Pass Zawrat (blau markiert)
- zum Pass Kozia Przełęcz (gelb markiert)
- durch das Couloir Żleb Kulczyńskiego (schwarz markiert) in die Nähe des Passes Przełączka nad Dolinką Buczynową
- in die Nähe des Gipfels Zadni Granat (grün markiert)
- auf den Gipfel Skrajny Granat (gelb markiert)
- durch das Tal Dolina Pańszczyca zum Pass Krzyżne (gelb markiert)

bzw. aus dem Dolina Pięciu Stawów Polskich:

- zum Pass Zawrat (blau markiert)
- zum Pass Kozia Przełęcz (gelb markiert)
- durch das Couloir Szeroki Żleb in die Nähe des Gipfels Kozi Wierch (schwarz markiert)
- zum Pass Krzyżne.

Wer die Orla Perć an einem Tag begehen möchte, muss dies von Zawrat nach Krzyżne durchführen (auf Grund des „Einrichtungsverkehrs“ im 1. Abschnitt). Die dazwischenliegenden Zustiege können bei Bedarf als Notabstieg dienen. Mögliche Ausgangspunkte für die Tour befinden sich in Zakopane (bzw. den Vororten) oder Łysa Polana / Palenica Białczańska.

Dadurch kommen für die gesamte Wanderung - Überschreitung Orla Perć einschl. Zustieg/Rückweg vom/zum Ausgangspunkt - ca. 30 km Wegstrecke zusammen. Der absolute Höhenunterschied und die zahllosen „kleinen“ Auf-/Abstiege summieren sich auf beinahe 2.000 Höhenmeter.

Etwas verkürzen lässt sich das Tagespensum mit einer Übernachtung in den Hütten Schronisko Murowaniec bzw. Schronisko PTTK w Dolinie Pięciu Stawów Polskich („auf der anderen Seite“).

Dennoch ist eine gute Kondition dringend zu empfehlen: Die an sich lange Tagestour kann sich durch Staus an „Schlüsselstellen“ zusätzlich in die Länge ziehen.

Man ist mehrere Stunden immer wieder in Absturzgelände unterwegs. Größere Schwierigkeiten sind zwar durch Stahltritte und Leitern entschärft, und über längere Abschnitte gibt es auch die Tatra-üblichen Ketten (keine Klettersteigseile, kein Klettersteig!!!). Zwischendurch sind aber auch steile/abschüssige Geh- und Kraxelabschnitte ohne „Sicherung“ zu bewältigen.

Selbstverständlich ist ein gute Ausrüstung für eine „alpine“ Bergtour (T5/II) erforderlich - u. a. Helm, griffige Schuhe, reichlich Essen/Getränke (über mehrere Stunden kein Zugang zu Wasser, …). Auch ein Klettersteigset (ggf. mit extra Bandschlinge) schadet meines Erachtens nicht: In die neuen Ketten kann man dieses i. d. R. gut einhängen und so zusätzliche Sicherheit an Schlüsselstellen oder bei Staus schaffen.

Unabdingbar sind gute Bedingungen: Bei Nässe kann der (vielbegangene) Granit zur tödlichen Rutschbahn werden, und plötzliche Gewitter gehören speziell in der Tatra bei Grat-/Bergtouren zu den größten Risiken.


Die Tour

Zwei Tage zuvor habe ich bei der *Besteigung von Kościelec und Świnica schon einmal die ersten Etappen der Tour bis zum Zawrat erkundet und auch den östlich an die Orla Perć anschließenden Weg begangen.

Wie vorgestern starte ich also in Cyrhla (zu Zakopane, ca. 1.000 m). Mit dem Mountainbike fahre ich entlang der Straße nach Brzeziny (1.007 m) und auf breiter Forstpiste hinauf zur Hütte Schronisko Murowaniec (1.500 m), wo ich das Rad abstelle.

Nun geht’s zu Fuß weiter. Die erste Etappe führt durch Büsche/niedrige Bäume zum Czarny Staw Gąsienicowy (1.624 m). Dann wandere ich weiter hinein ins Tal Dolina Czarna Gąsienicowa, steige hinauf zum kleinen See Zmarzły Staw Gąsienicowy (1.788 m, etwas abseits des Weges) und weiter zum Zawrat (2.159 m). Die Kraxel-Passagen zum Pass liefern bereits einen kleinen (aber wirklich nur kleinen) Vorgeschmack auf das Bevorstehende.

Da ich vor meinem persönlichen Zeitplan liege, genehmige ich mir eine gut halbstündige Pause am Zawrat ;-)

Danach wird’s also spannend: Ich stapfe zum ersten Gipfel des heutigen Tages, Mały Kozi Wierch (2.228 m). Von dort geht’s in die Scharte Zmarzła Przełączka Wyżnia (2.200 m). Die Felszacken Zmarzłe Czuby werden umgangen, und ich erreiche die Scharte Zmarzła Przełęcz (2.123 m). Hier befindet sich ein großer, freistehender Stein, Chłopek („Bauer“, „Männchen“) - einer der beliebtesten Selfie-Spots der Tour.

Und nahe der Zamarła Turnia (2.179 m) folgt gleich das nächste Highlight - der Abstieg zum Kozia Przełęcz (2.137 m): Eine Leiter führt steil hinab in die dunkle Scharte.

Weiter geht’s auf die Kozie Czuby (2.263 m) und teils luftig hinunter zum Kozia Przełęcz Wyżnia (2.240 m). Dann folgt der steile (und von weitem etwas respekteinflößende) Aufstieg zum Kozi Wierch (2.291 m).

Auf dem höchsten (vollständig) in Polen gelegenen Berg gibt’s natürlich einen längeren Fotostopp ;-)

Die nächste Etappe enthält überwiegend Gehgelände - durch die Südflanke, sozusagen auf der Rückseite der Kozi Mur (2.266 m) gelange ich zur Buczynowa Strażnica (2.242 m). Nach mehrminütigem Rundumblick steige ich ab zur Scharte Przełączka nad Dolinką Buczynową (2.225 m) und ein Stück ins Couloir Żleb Kulczyńskiego. Diese wird bald seitlich verlassen, es geht querend durch die Flanke, bevor man sehr spannend = fast senkrecht zum „Schwarzes Mönchlein“ Czarny Mniszek steigt.

Der nächste Abschnitt führt über bzw. an die Scharten/Pässe und Gipfel Zadnia Sieczkowa Przełączka (2.194 m), Zadnia Sieczkowa Turnia (2.220 m), Skrajna Sieczkowa Turnia (2.220 m) und Sieczkowa Szczerba (2.210 m).

Dann werden die Granaty erreicht: Zadni Granat (2.240 m), Pośredni Granat (2.234 m), Skrajny Granat (2.225 m) ) - getrennt durch die Scharten Pośrednia Sieczkowa Przełączka (2.218 m) und Skrajna Sieczkowa Przełączka (2.200 m).

Da diese Gipfel auch über separate Wege bestiegen werden können, tummeln sich hier besonders viele Berggänger. Hier findet man auch den „Krok przez szczelinę“ = „Schritt über den Abgrund“: Eine Stahlkette führt über einen tiefen Felsspalt - mit entsprechendem Selfie-Potenzial ;-)

Vom Skrajny Granat (2.225 m) geht’s zum Pass Granacka Przełęcz (2.145 m), durch die Flanken der Wielka Orla Turniczka (2.162 m) und zur Scharte Orla Przełączka Niżnia (2.150 m), zwischen Mała Orla Turniczka (2.150 m) und Orla Baszta (2.175 m).

Nach wie vor sorgen Ketten für Sicherheit und Leitern für „Action“. Weitere Wegpunkte sind u. a. Pościel Jasińskiego (2.125 m), Buczynowy Karb (2.115 m), die Buczynowe Czuby (2.125 m), Przełęcz Nowickiego (2.105 m), Budzowa Igła (2.100 m), Budzowa Przełączka (2.125 m) und Wielka Buczynowa Turnia (2.184 m), wobei die Erhebungen zum Teil etwas unterhalb der Gipfel passiert werden.

Vom Buczynowe Siodło (2.125 m) steigt man dann leider überraschend weit bergab und folglich auch wieder bergauf zur Mała Buczynowa Turnia (2.125 m). Nun wird noch der markante Ptak (2.131 m) umgangen. Und vom Sattel Przełączka pod Ptakiem (2.105 m) geht’s vorbei an der Kopa nad Krzyżnem (2.135 m) zum Pass Krzyżne (2.112 m).

Damit ist die Orla Perć geschafft! Das sorgt selbstverständlich für große Freude, auch wenn es kleinere Schönheitsfehler gibt:

Der 6 Liter-Getränke-Vorrat neigt sich dem Ende entgegen (zumal ich den unter den Orla Perć-Survivors kreisenden Hochprozentigen ausschlage).

Und tatsächlich liegen auch noch 13 km Wegstrecke vor mir…

Nach einer Pause stapfe ich vom Pass Krzyżne also ins Tal Dolina Pańszczyca und passiere dort den See Czerwony Staw Pańszczycki (1.654 m). Fieserweise sind an den nördlichen Ausläufern der Żółta Turnia auch auch noch etliche Höhenmeter bergauf zurückzulegen. Schließlich führt der Weg allmählich wieder in Wald hinein und erreicht die Hütte Schronisko Murowaniec.

Hier trinke ich von allen möglichen Energy-, Isotonic- und Limonaden-Getränken erst einmal eine Dose bzw. Flasche. Und nachdem mein Flüssigkeitsbedarf dadurch wieder (halbwegs) gedeckt ist, radle ich zu guter Letzt zurück nach Cyrhla.


Fazit

Die Orla Perć gehört zu den schönsten und spannendsten Touren, die ich durchgeführt habe. Deren Schwierigkeiten und vor allem Länge sollte man nicht unterschätzen (Stellen bis T5/II, weite Teile durch Absturzgelände).

Ich treffe zahlreiche, fast ausnahmslos polnische Berggänger und sage so oft „Cześć“ wie nie zuvor an einem Tag ;-) In Pausen oder bei etwas Stau gibt’s immer wieder nette Gespräche mit anderen Berggängern. Mit manchen dackele ich auch länger gemeinsam über den Steig. 

Tourengänger: pika8x14


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