Kurzbericht 

Brigadoon Manor


Publiziert von PStraub , 30. Januar 2024 um 19:17.

Region: Welt » South Africa
Tour Datum:31 Dezember 1972

In diesem Text geht es nicht um richtige Wanderungen, nur um eine "Sentimental Journey" rund um Brigadoon Manor, das Haus, in welchem ich fast ein Jahr wohnte. Und von dem ich, warum auch immer, keine Fotos gemacht habe.

Brigadoon* Manor war ein stattliches Landhaus, das wohl in den 1920er-Jahren von einem Offizier der britischen Armee erbaut worden war. Bewohnt wurde es von einer älteren Lady, seiner Tochter. Offiziell vermietete sie den oberen Stock an "Bedsitter", aber ich war praktisch immer der einzige Gast.

* Brigadoon ist ein Dorf in einem schottischen Märchen

Ebenso stattlich wie das Haus war der Umschwung. Sie sagte, ihr gehörten 10 acres (40'000 qm). Da es aber in der weiteren Umgebung keine andern Gebäude hatte, war das Grundstück tatsächlich ein Mehrfaches davon.
Die Ostgrenze bildete ein kleiner Bach, die Westgrenze eine Sandpiste in der Verlängerung der Main Street von Rivonia und im Norden verlief die Witkoppen Road. Die auf der Karte rot eingetragene Autobahn war erst in Planung, ebenso die Quartiere, welche ringsum auf der Karte aufgeführt sind. Dass es letztere nie gegeben hat, zeigt der Vergleich mit Google Map: Die heutigen Strassen verlaufen völlig anders, als im Plan vorgesehen.
Allerdings zeigt Google Map auch, dass die damals ländliche Gegend jetzt weiträumig überbaut ist. Da kommt einem Françoise Hardys Lied "La Maison où j'ai grandi" in den Sinn.

Anstelle der Sandpiste gibt es nun eine mehrspurige Strasse, und dort, wo das Landhaus stand, steht jetzt eine Toll Station der Ringautobahn. Die anscheinend irgendwann doch noch erstellt wurde. Die erwähnte Sandpiste wurde alle paar Monate von einer Art Pflug (siehe Bilder) hergerichtet, dann war sie wieder für einige Zeit einigermassen befahrbar.

Zu meiner Zeit musste man für einen Spaziergang nur vors Haus und hatte die Welt für sich.

Auf dem Grundstück wuchs ziemlich alles, was wachsen wollte. Eigentlich hätte es einen Gärtner - samt Familie - gegeben, aber dessen Eingriffe waren allenfalls kosmetischer Natur.
Wenige Meter vom Haus entfernt hatte es einige Termitenhügel. Einmal im Jahr starteten, wie von einem Vulkan ausgespuckt, unglaubliche Mengen an geflügelten Termiten zum Hochzeitsflug. Das war spektakulär.

Jenseits der Witkoppen Road begann die hügelige Landschaft des (High-)Velds, durchzogen von kleinen Bächen, welche häufig zu "dams" (künstlichen Teichen) aufgestaut waren, um Wasser für die Winter-Trockenperiode zu haben. So verlockend es gewesen wäre, darin zu baden, das wäre keine gute Idee gewesen: Bilharziose war in stehenden Gewässern eine ständige Gefahr.

Der Winter (= Trockenzeit) 1972 war extrem hartnäckig, monatelang wollte einfach kein Regen kommen. Das ging so weit, dass die gottesfürchtige Regierung einen nationalen Gebetstag ausrief, an welchem für Regen gebetet werden musste. Zumindest die Mitglieder der Nederduitse Gereformeerde Kerk, die Kirche der Afrikaners, werden sich daran gehalten haben; wir andern hatten einfach frei.


Serie zentrales Südafrika:


-> Die Fotos sind Kopien von Dias (= schlechte Qualität).

Tourengänger: PStraub


Galerie


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