Irgendwo im Nirgendwo - Einlaufen a la Atacama


Publiziert von Kris , 27. Dezember 2023 um 21:28.

Region: Welt » Chile » Atacama
Tour Datum:13 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RCH 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m

Es geht wieder einmal in entfernte Weiten. Auch optisch so entfernt, man könnte meinen, den Planeten verlassen zu haben. Nicht umsonst setzt unter anderem die NASA auf dieses Gebiet als Testumgebung für ihre extraterrestrischen Fahrzeuge. Die Rede ist von der Atacama-Wüste, vor allem bekannt für Salzlagunen, hohe Berge, unendliche Weiten und kaum zu überbietende Dürre. Entsprechend lebensfeindlich ist es hier. Nichtsdestotrotz werden wir die nächsten zwei Wochen hier verbringen. Ein in allen Belangen einmaliges Erlebnis. 

Los geht es via Frankfurt nach Sao Paolo, von hier noch einmal 4 Stunden lang nach Santiago de Chile, wo wir eine Zwischenübernachtung inkl. Stadtführung verbringen. Fazit: ziemlich europäisch hier und beeindruckend ist die Vielzahl der hohen Gebäude, trotz der hohen Erdbebenfrequenz. Ein Zeugnis der hohen architektonischen Fähigkeiten. Am nächsten Morgen geht es nochmal eine Stunde via Inlandsflug zum Aeropuerto de Atacama, dabei immer die Anden rechterhand im Blick und linkerhand den Pazifik und ganz Chile der Breite nach unter uns, gerade mal ca. 200km breit. 

Empfangen werden wir von der lokalen Expeditionsagentur, die uns noch einmal kurz an den Pazifik entführt. Hier nehmen wir ein kurzes Frühstück unter dem morgens immer wolkenverhangenen Himmel ein und machen eine kurze Vorstellungsrunde. Dann werden die insgesamt 4 Jeeps mit Sack und Pack bepackt - vor allem mit reichlich Wasser und Nahrung und wir fahren gen Atacama. 16 Männer und Frauen sind wir, 4 davon unsere Guides, die sowohl als Führer, als auch Köche und Fahrer fungieren. Geleitet wird dies von Hans-Martin, einem Schwarzwäldler, der vor fast 25 Jahren in die Anden kam und hier seine Agentur Spondylus aufbaute. 

Wir fahren an diesem Tag ca. 4 Stunden und durchqueren die letzten Reste der Zivilisation, v.a. aber Copiapo. Diese Bastion vor der Atacama umfasst etwa 150.000 Einwohner. Hier halten wir im Supermarkt und ich statte mich - dankenswerterweise - noch einmal extra mit Snacks sowie Inca Kola aus. Dann zeugt fast nichts mehr vom Menschen. Ganz vereinzelt leben Menschen in einfachen Hütten mit ihren Ziegen und Schafen am Wegesrand. Ansonsten sehen wir vor allem Guanacos, eine Art Ur-Lama mit dunklem Gesicht.

Nach 4 Stunden erreichen wir dann unser Zeltcamp auf etwa 2400m Höhe, neben der Behausung eines alten Ehepaars, die uns hier netterweise (gegen Bezahlung natürlich) campen lassen. Dafür müssen aber erst einmal unsere Zelte stehen. Nach kurzer Einweisung in die agentureigenen Zelte sammeln wir Steine zur Befestigung der Zelte - der Boden ist schlicht zu hart für Heringe. Große Steine um genau zu sein, da es bereits hier nicht wenig windet. Obwohl wir erst auf zweieinhalbtausend Metern sind, ist das bereits eine schweißtreibende Angelegenheit. Der Respekt für die späteren Camps wächst. Danach richten sich erst einmal alle in ihren Zelten ein. Es gibt einen kleinen Sperrholzverschlag, in dem Stühle und ein Tisch aufgebaut sind. Hier können wir trinken , essen und uns aufhalten, uns noch besser kennenlernen. Dies gipfelt im gemeinsamen Abendessen, bei dem es erst Fisch und Kartoffeln und dann - eine leider bereits verdorbene - Wassermelone gibt. 

Nach dem Sonnenuntergang kühlt es logischerweise schlagartig ab, allerdings ist es hier noch erträglich, so dass ich die Chance nutze und noch ein Zeitraffervideo vom gigantischen Sternenhimmel mache, laut verschiedenen Quellen einer der klarsten dieser Welt. Nach einer noch etwas unruhigen und unbequemen Zeltnacht wollen wir nach dem Frühstück eine erste Einlaufrunde gehen. Etwa 400 Höhenmeter geht es erst sanft, dann steil durch tiefen Sand (anstrengend!!) und dann über einen Kamm auf etwa 2850m. Wir genießen die sehr uniforme Aussicht - braun, grau, rot in variablen Erhebungen. Ein einziger grüner Punkt unter uns, die Oase des alten Ehepaars neben unserem Camp. Es windet stark hier oben, daher harren wir nicht allzu lang aus und gehen wieder nach unten ins Camp.

Hier packen wir unsere Sachen und verabschieden uns endgültig vom letzten Grün auf längere Zeit. Und wir verabschieden uns auch vom alten Ehepaar, die sich über die seltene Gesellschaft freuen. Die nächsten Tage sind aber dann Thema der nächsten Tourenberichte.. 


KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 2/5
TECHNIK 1.5/5
EXPONIERTHEIT 1.5/5
 

Tourengänger: Kris


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

georgb hat gesagt: Lektüre für den Jahreswechsel
Gesendet am 27. Dezember 2023 um 22:19
Das klingt schon mal vielversprechend, freu mich auf die Fortsetzungen! Grüße

Kris hat gesagt: RE:Lektüre für den Jahreswechsel
Gesendet am 28. Dezember 2023 um 00:09
Danke! Ich versuche die nächsten Tage etwas nachzulegen ;-) VG


Kommentar hinzufügen»