Lichte Höhen und dunkle Kriegsgeschichte – Alport Castles und Dervent Reservoir
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Nach dem gestrigen Samstag, an dem das als typisch englisch betrachtete wechselhafte Wetter dominierte, ist für den Sonntag Sonnenschein mit Wolken vorhergesagt. Zum ersten Mal benutze ich heute den Bus, und gelange damit vom Bahnhof Bamford nach Fairholmes, am oberen Ende des Ladybower Reservoirs gelegen. Den unteren Teil dieses Stausees hatte ich ja am Freitag bereits erkundet. Heute stehen die beiden oberen und älteren Stauseen, Howden Reservoir und Dervent Reservoir, im Zentrum des Interesses.
Zunächst geht es aber bergauf, durch die mit dichtem Nadelwald bestandenen Berghänge. Lockerbrook Farm, bzw. Lockerbrook Outdoor Centre ist mein erster Wegpunkt; dies ist eine Ausbildungsstätte für städtische Kinder und Jugendliche, die hier lernen können, sich sicher in der freien Natur zu bewegen. Auf dem Weg, den ich in der Folge einschlage, sind diesbezüglich keine besonderen Kenntnisse vonnöten, er ist in tadellosem Zustand und besteht über weite Strecken aus aneinander gefügten Steinplatten. Bald lasse ich den Wald hinter mir und betrete das hoch gelegene moor, wo der Blick westwärts zum Massiv des Kinder Scout schweift.
Die Wanderung über das kahle Hochland ist typisch für weite Gebiete des Dark Peak; wenig spekatakulär, aber entspannend und umfassende Rundblicke bietend. Überraschend bricht dann das Gelände zur Linken abrupt in eine Landschaft aus Felsformationen und Geröllhalden ab. Alport Castles ist erreicht. Mit einem Schloss hat das aber nichts zu tun, die ganze Formation ist natürlichen Ursprungs und Resultat eines Bergsturzes in grauer Vorzeit. Direkt unterhalb, ca 200 Höhenmeter niedriger, erblicke ich die Alport Farm, eines der entlegensten Gehöfte im Peak District.
Nach einer längeren Pause verlasse ich den breiten Höhenrücken und schlage den Weg ein, der hinunter zum Howden Reservoir führt. Dieser Stausee ist wie die anderen von dichten Nadelwäldern umgeben, die einen scharfen Kontrast zum kahlen Hochland bilden. Im Gegensatz zum Ladybower Reservoir wird das Wasser hier von einer Mauer aus Stein gestaut, die 36 m hoch ist. Selbiges gilt für den darunter liegenden See Dervent Reservoir, dessen Sperrmauer in der Höhe 35 m misst. Dort befindet sich ein kleines Museum, welches heute geöffnet hat und eine Geschichte erzählt, die weit gehend in Vergessenheit geraten, mir aber durch das Buch «Als die Sperrmauer brach» von Roland Gööck (Wilhelm Bing Verlag in Korbach und in Bad Wildungen, ohne Jahrgang) bekannt ist: Es geht um die in völliger Geheimhaltung von der RAF während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Rotationsbombe (Bouncing Bomb), mit der die Briten deutsche Staumauern sprengen wollten. Das Gelände im Dervent Valley und seine Stauseen und -mauern weisen grosse Ähnlichkeiten mit jenen im Möhne-, Ruhr- und Edertal auf, weshalb es zur Trainingszone jener britischen Piloten auserkoren wurde, welche für diese Aktion vorgesehen waren. Die Aufgabe war hochkomplex: Mitten in der Nacht durch das enge Tal, nur 18 Meter über der Seeoberfläche mit ca. 390 km/h anzufliegen, und die spezielle, 4 Tonnen schwere Bombe an einer genau definierten Position abzuwerfen. «Die rotierenden Bomben sollen dann auf die Wasseroberfläche prallen, in der Flugrichtung viele Meter weiterspringen und erst in einer bestimmten Wassertiefe explodieren.» heisst es in dem zuvor genannten Buch.
Der Geheimplan wurde schliesslich im Mai 1943 umgesetzt und das gesteckte Ziel erreicht: Mehrere deutsche Sperrmauern wurden getroffen und die ausfliessenden Seen richteten unermessliche Schäden und Opfer bei Mensch und Tier an. Der militärische Nutzen blieb jedoch umstritten, zumal die Aktion auch auf britischer Seite erhebliche Verluste forderte. So wurde eine der eingesetzen Avro 683 «Lancaster» von der Explosion der eigenen Bombe in der Luft zerfetzt.
Mit dem Bus lasse ich mich anschliessend zurückfahren und steige in Bamford aus, wo ich mir noch einen pint genehmige, ehe ich gemütlich nach Hause spaziere. Dort werde ich von meinen Gastgebern zum Abendessen eingeladen, eine äusserst grosszügige Geste, über die ich mich sehr freue und bedanke. Ein rundum erfüllter Sonntag also!
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Nach dem gestrigen Samstag, an dem das als typisch englisch betrachtete wechselhafte Wetter dominierte, ist für den Sonntag Sonnenschein mit Wolken vorhergesagt. Zum ersten Mal benutze ich heute den Bus, und gelange damit vom Bahnhof Bamford nach Fairholmes, am oberen Ende des Ladybower Reservoirs gelegen. Den unteren Teil dieses Stausees hatte ich ja am Freitag bereits erkundet. Heute stehen die beiden oberen und älteren Stauseen, Howden Reservoir und Dervent Reservoir, im Zentrum des Interesses.
Zunächst geht es aber bergauf, durch die mit dichtem Nadelwald bestandenen Berghänge. Lockerbrook Farm, bzw. Lockerbrook Outdoor Centre ist mein erster Wegpunkt; dies ist eine Ausbildungsstätte für städtische Kinder und Jugendliche, die hier lernen können, sich sicher in der freien Natur zu bewegen. Auf dem Weg, den ich in der Folge einschlage, sind diesbezüglich keine besonderen Kenntnisse vonnöten, er ist in tadellosem Zustand und besteht über weite Strecken aus aneinander gefügten Steinplatten. Bald lasse ich den Wald hinter mir und betrete das hoch gelegene moor, wo der Blick westwärts zum Massiv des Kinder Scout schweift.
Die Wanderung über das kahle Hochland ist typisch für weite Gebiete des Dark Peak; wenig spekatakulär, aber entspannend und umfassende Rundblicke bietend. Überraschend bricht dann das Gelände zur Linken abrupt in eine Landschaft aus Felsformationen und Geröllhalden ab. Alport Castles ist erreicht. Mit einem Schloss hat das aber nichts zu tun, die ganze Formation ist natürlichen Ursprungs und Resultat eines Bergsturzes in grauer Vorzeit. Direkt unterhalb, ca 200 Höhenmeter niedriger, erblicke ich die Alport Farm, eines der entlegensten Gehöfte im Peak District.
Nach einer längeren Pause verlasse ich den breiten Höhenrücken und schlage den Weg ein, der hinunter zum Howden Reservoir führt. Dieser Stausee ist wie die anderen von dichten Nadelwäldern umgeben, die einen scharfen Kontrast zum kahlen Hochland bilden. Im Gegensatz zum Ladybower Reservoir wird das Wasser hier von einer Mauer aus Stein gestaut, die 36 m hoch ist. Selbiges gilt für den darunter liegenden See Dervent Reservoir, dessen Sperrmauer in der Höhe 35 m misst. Dort befindet sich ein kleines Museum, welches heute geöffnet hat und eine Geschichte erzählt, die weit gehend in Vergessenheit geraten, mir aber durch das Buch «Als die Sperrmauer brach» von Roland Gööck (Wilhelm Bing Verlag in Korbach und in Bad Wildungen, ohne Jahrgang) bekannt ist: Es geht um die in völliger Geheimhaltung von der RAF während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Rotationsbombe (Bouncing Bomb), mit der die Briten deutsche Staumauern sprengen wollten. Das Gelände im Dervent Valley und seine Stauseen und -mauern weisen grosse Ähnlichkeiten mit jenen im Möhne-, Ruhr- und Edertal auf, weshalb es zur Trainingszone jener britischen Piloten auserkoren wurde, welche für diese Aktion vorgesehen waren. Die Aufgabe war hochkomplex: Mitten in der Nacht durch das enge Tal, nur 18 Meter über der Seeoberfläche mit ca. 390 km/h anzufliegen, und die spezielle, 4 Tonnen schwere Bombe an einer genau definierten Position abzuwerfen. «Die rotierenden Bomben sollen dann auf die Wasseroberfläche prallen, in der Flugrichtung viele Meter weiterspringen und erst in einer bestimmten Wassertiefe explodieren.» heisst es in dem zuvor genannten Buch.
Der Geheimplan wurde schliesslich im Mai 1943 umgesetzt und das gesteckte Ziel erreicht: Mehrere deutsche Sperrmauern wurden getroffen und die ausfliessenden Seen richteten unermessliche Schäden und Opfer bei Mensch und Tier an. Der militärische Nutzen blieb jedoch umstritten, zumal die Aktion auch auf britischer Seite erhebliche Verluste forderte. So wurde eine der eingesetzen Avro 683 «Lancaster» von der Explosion der eigenen Bombe in der Luft zerfetzt.
Mit dem Bus lasse ich mich anschliessend zurückfahren und steige in Bamford aus, wo ich mir noch einen pint genehmige, ehe ich gemütlich nach Hause spaziere. Dort werde ich von meinen Gastgebern zum Abendessen eingeladen, eine äusserst grosszügige Geste, über die ich mich sehr freue und bedanke. Ein rundum erfüllter Sonntag also!
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Tourengänger:
ABoehlen

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