Wandern in den Cederberg


Publiziert von alpinos , 7. Dezember 2009 um 12:14.

Region: Welt » South Africa
Tour Datum: 1 Dezember 2008
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: ZA 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW ca. 200 km auf der N7 von Kapstadt Richtung Norden. 25 km nach der Ortschaft Citrusdal rechts abbiegen nach Algeria, dann weiter nach Sanddrif.
Unterkunftmöglichkeiten:Zeltplatz in Sanddrif, auf dem auch Chalets gemietet werden können. Reservieren nicht vergessen, zur Hochsession (im Herbst/Frühling und an Wochenende ist der Platz meist recht belegt). Unterkunftsmöglichkeiten auch in Algeria (Sitz der NP-Verwaltung) und anderen Orten/Dörfen/Höfen der Region.

Allgemeines

Die Cederberg (Zedernberge) liegen ungefähr 200 km nördlich von Kapstadt. Sie sind Teil eines Gebirgszuges der sich 50-100 km landeinwärts gelegen an der Westküste Südafrikas nach Norden entlang zieht. Im Osten fällt die Bergkette in die Halbwüste des Karoo ab. Die Bergregion ist gekennzeichnet durch bizarre Gesteinsformationen aus rötlichem und gelblichen Sandstein. Besonders morgens und abends ist das Farbenspiel beeindruckend. Der karge Bewuchs besteht hauptsächlich aus dem bei Wanderern beliebten Fynbos (ca. 50 cm hohes, dorniges Gestrüpp, an dem man sich hervorragend erst die Hosen und dann die Beine aufreißen kann). Früher einmal, also vor der Besiedlung durch Weiße und dem Beginn der intensiven Landwirtschaft, wuchsen hier Zedern, die der Bergregion ihren Namen gaben. Heute ist die endemische Art Clanwilliam Cedar (Widdringtonia cedarbergensis) vom Aussterben bedroht. Dafür gibt es jede Menge Zitrusplantagen und Weinberge.

Die Cederberg sind ein beliebtes Ziel für Wanderer. Ein für Südafrika sehr dichtes Netz von Wanderwegen durchzieht die Berglandschaft. Man darf auch überall in der Cederberg Wilderness Area campieren und sich wandern austoben. Die meisten Wanderer kommen allerdings im Frühling oder Herbst, wenn die Temperaturen annehm sind. Im Winter kann es recht kalt werden und schneien. Im Sommer dagegen kann es unerträglich heiß werden. Ein Problem stellt das Wasserfinden dar. Man sollte ausreichend Wasser mitnehmen, auf Tanks und Bäche ist nicht unbedingt Verlass.

Man verlässt die N7 ca. 25 km nördlich von Citrusdal und fährt auf einer recht passablen Schotterstraße hinein in das Cederberg Wilderness Reserve. Über Algeria - hier ist das Hauptgebäude der Nationalparksverwaltung von Cape Nature - und den Uitkyk Pass gelangt man in das Hochtal des Driehoeks und Matjies River. Hier liegt das Örtchen, nun ja, die drei Häuschen, die sich Dwarsrivier nennen. Eigentlich ist es ein Weingut (Cederberg Cellars), dass den Zeltplatz Sanddrif betreibt. Dieser ist recht malerisch am Fluss unter großen Bäumen gelegen, die viel Schatten spenden - sehr angenehm bei über 35°C am Mittag. Allerdings freuen sich auf die Moskitos über Besuch. Für die Wanderungen benötigt man eine Erlaubnis, die man sich beim Anmelden an der Rezeption des Zeltplatzes (die ist in Dwarsriver) kaufen kann.

Annas Kommentar zur Fauna: ES GIBT SCHLANGEN!!! Besonders gefürchtet ist die African Puff Adder, die fieserweise faul auf dem Weg liegt, bis man drauftritt und sie vor Schreck zubeißt. Nein, ist uns nicht passiert, aber trotzdem saugefährlich :-). Deshalb musste Robert auch immer vorangehen...



Kartenmaterial


"Cederberg - the map" 7.1; eine sehr hübsche und genaue Karte (Zitat aus der Beschreibung: "...fully waterproof GPS compartible A1-size SUPERMAP... blabla...), die in Buchhandlungen, z.B. an der Waterfront in Kapstadt, erhältlich ist. Abgedruckt ist eine Übersichtskarte der gesamten Region und auf der Rückseite mehrere, sehr hilfreiche Detailkarten. Vorsicht: es gibt auch noch die ältere Version 3.1 zu kaufen, die ist nicht zu gebrauchen. Es gibt allerdings ein paar Wege, die zwar auf der Karte eingezeichnet sind, aber gar nicht existieren. Überascht und macht das Outdoor-Gefühl umso größer.



Die Touren

1. Abend - Wolfberg Mountain Bike Trail [T1, 100 hm, 5 km]

Wir waren gegen Mittag angekommen und hatten die Stunden der fast unerträglichen Hitze lesend im Schatten der Bäume verbracht; gegen späten Nachmittag wurde es kühler und wir starteten zu einer ersten, kleinen Wanderung. Vom Zeltplatz nach Nordwesten führt ein kleiner Trampelpfad, der sich Wolfberg Mountain Bike Trail nennt, aber auch sehr schön zu bewandern ist - genau richtig für den ersten Abend. Der Weg ist gut zu finden, manchmal findet man eine kleine Markierung, manchmal muss man den Weg eher erahnen, aber mit Karte sollte es kein Problem sein. Wir liefen zunächst leicht ansteigend vorbei an den ersten Sandstein-Formationen. Ein kleiner Bach sorgte dann für etwas Abkühlung. Anschließend entfernt man sich weiter vom Fluss, biegt nach Nordosten ab und steigt über eine kleine Erhebung. Jetzt erreichten wir ein flaches Tal, die Old Plantation. Die Sonne segte sich langsam dem Horizont entgegen und die umliegen Berge und Steinformationen erleuchteten in Rot und Gelb. Von hier aus geht man in einem ausgetrockenen Bach wieder zurück zum Zeltplatz, den wir nach gemütlichen zwei Stunden - vorallem wegen des vielen Fotografierens - wieder erreichten. Man kann im Vorbeigehen schon mal den Einstieg in die Wolfberg-Cracks bewundern. Eine sehr schöne kleine Wanderung zur Einstimmung auf die nächsten beiden Tage. Für den Weg braucht man keine Bewilligung, er führt nicht in die Cederberg Wilderness Area.


2. Tag - Maltese Cross & Sneeuberg Hut [T2, 600 hm, 12 km]

Wir waren eine Stunde vor Sonnenaufgang auf den Beinen, machten ein kleines Frühstück, dann gings los. Wir fuhren mit dem Auto an Dwarsrivier vorbei, nach der Brücke an der nächsten Abzweigung nach links auf einen Schotterweg (also noch schotteriger als die Straße). Durch ein Viehgatter geht es auf dem zusehens schlechter werdenden Weg zum Parkplatz (Unterboden-Schrubben durch das Gestrüpp/Gras auf dem Mittelstreifen inklusive). Ein kleines Schild weist den Weg zu einer der Hauptattraktionen der Cederberg, dem Maltese Cross. Zunächst wanderten wir durch Gestrüpp und durch einen ausgetrockneten Bach mit viel Sand. Dann geht es auf gutem Weg weiter in ein ansteigenden kleines Tal (Klipbokkloof). Insgesamt sind ca. 500 hm zu überwinden.  Nach gut 1 1/2 Stunden standen wir staunend vor dem Maltese Cross. Es ist ein ca. 10 m hoher Felsblock, der mit etwas Phantasie eben aussieht wie ein Malteser Kreuz.

Wir wollten aber noch weiter. Auf der Karte hatten wir uns eine kleine Runde über das Sneeuberg Hut zurück zum Parkplatz ausgesucht. Hinter dem Maltese Cross führten zwei Wegspuren weiter - wir entschieden uns für die rechte - nicht ganz optimal. Zwar fanden wir immer wieder Wegspuren, aber es wurde schon etwas abendteuerlich: das Gras wurde immer höher und die Wiese entpuppte sich überaschenderweise als Sumpf, Weg war nicht mehr viel. Nun ja. Wir hielten auf den Sneeuberg zu, der eigentliche Weg sollte parallel zum Bergrücken laufen und uns als Auffanglinie dienen. Nach ein bisschen Arbeit und springen von einer Grasinsel zur nächsten trafen wir tatsächlich wieder auf den gut ausgetretenen Weg. Jetzt ging es auch einfacher vorwärts. Wir wanderten parallel zum Sneeuberg entlang, stiegen über ein kleines Joch und dann hinunter in das nächste Hochtal. Nach 1 1/4 Stunden vom Maltese Cross erreichten wir das Sneeuberg Hut.

Nach einer kleinen Rast ging es auf dem Zufahrtsweg Richtung Osten. Eigentlich sollten wir dann einen kleinen Weg erreichen, der uns wieder zum Parkplatz zurückführen sollte. Tja, hier irrte die Karte. Wir suchten etwa eine halbe Stunde nach diesem Weg; GPS und Karte halfen nichts, wir standen nur immer wieder im Gesprüpp. Große Lust uns weglos durch den immer dichter werdenden Fynbos zu schlagen hatten wir auch keine. Schade. Also wanderten wir auf dem gleichen Weg wieder zurück über die Sumpfwiese und vorbei am Maltese Cross zum Auto. Leider war es etwas bewölkt und die Farben nicht so prächtig, dafür aber auch nicht so heiß. Trotzdem war es eine grandiose Tour in dieser bizarren Landschaft.

Eine andere Variante ist, vom Maltese Cross über den Sugarloaf Peak nach Kromrivier zu wandern. Dann muss man allerdings auf der Straße wieder zurück nach Dwarsrivier und weiter zum Parkplatz, was bei der Hitze gar nicht angenehm ist. Besser das nächste Mal, wenn wir im Winter kommen...


3. Tag - Wolfberg Cracks & Arch [T3, II, 600 hm, 10 km]

Wie gestern waren wir früh aufgestanden; direkt vom Zeltplatz gings los hinauf zum Start des Wanderweges (ist mit einer Tafel versehen, auf der man auf die Gefahren hingewiesen wird). Der Weg begann mit einem rassigem Aufstieg durch die Schotterflanke hinauf zu den Wolfberg Cracks. Man sah sein Ziel ja schon von unten, was das ganze nicht besser machte. Zum Glück lag der Hang morgens im Schatten und die Temperaturen waren noch angenehm. Auf halber Höhe kann man eine Rast unter einem Felsvorsprung einlegen und die gegenüberliegenden Berghänge sehen, die langsam von der Sonne angestrahlt werden.

Nach ca. 400 hm begann das Abenteuer - die Kletterei zu den Wolfberg Cracks und die Durchschreitung derselben. Man soll den rechtesten Crack zum Aufstieg nehmen, warum wurde uns erst später klar. Die Beschreibung der netten Dame an der Rezeption inklusive Skizze war erstmal nicht so hilfreich. Wir hatten etwas Mühe, den Einstieg zu finden und kletterten eine Weile herum, bis wir unseren Irrtum entdeckten. Wir waren schon zu weit und mussten erst noch einen Felsen umrunden. Dann standen wir vor den Cracks. Es sind im Prinizip kleine Canyons, die von Wind, Wasser und Sand ausgewaschen wurden.

Der rechteste Crack ist anfangs noch bis fünf Meter breit, dann verengt er sich auf ca. einen Meter. Nach einer ziemlich dunklen Passage - hier kann die mitgebrachte Stirnlampe eingesetzt werden - gelangt man zu einem riesigen Felsbogen, durch den hindurch man in den mittleren Crack geht. Der Crack wird immer schmaler, bis man zu ein paar Felsbrocken gelangt, die den Weg versperren. Jetzt entweder oben drüber oder unten durch. Unten durch heißt: kopfvoran auf dem Rücken unter dem Felsblock durch robben; man hat etwa 20 cm Platz zum Luftholen; nach ca. zwei Metern muss man sich aufsetzen, seine Arme irgendwie hochbekommen und schließlich hochziehen, fertig. Anna hatte keine großen Probleme. Robert wollte erst über den Felsblock klettern, aber der Felsen bot nicht genug Halt. Also gut, unten durch. Ging dann doch recht gut, außer beim Aufsetzen und Hochziehen, da musste er ganz ausatmen, um sich durch die Felsen nach oben ziehen zu können. Wegen des Brustumfangs nicht wegen des Bauchumfangs :-). Jetzt wurde auch klar, warum das eine Einbahnstraße ist... Der Rest des Anstiegs ist nicht mehr schwierig, der Crack verbreitert sich wieder und man steht unvermittelt auf dem Hochplateau (vom Zeltplatz benötigten wir 1 1/2 Stunden)

Der restliche Weg zum Wolfberg Arch ist einfach zu gehen, man findet genügend Markierungen und der Weg ist gut sicherbar. Beim Hinweg waren die Temperaturen noch angenehm, es wehte auch eine kleine Brise. Einige Mal muss man etwas über roten Sandstein klettern, sonst ist der Weg unschwierig. Schon nach einigen Minuten sieht man zum erstem Mal den Wolfberg Arch in der Ferne. Zum Schluss noch eine kleine unschwierige Kletterei dann ist man nach einer Stunden von den Cracks praktisch da. Unter dem Arch sitzend genossen wir den Blick über die Cederberg ins Karoo und vorallem die Einsamkeit. Wir waren alleine und hatten auch seit unserem Zelt keinen Wanderer gesehen.

Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel, die Temperatur war deutlich angestiegen; so machten wir uns nach etwa einer Stunde wieder auf den Rückweg. Die Hitze wurde dann doch etwas drückend, wir waren froh, dass wir schon auf dem Rückweg waren und außerdem noch genug Wasser mit hatten. Der Abstieg durch den von unten gesehen linken Crack ist denn deutlich einfacher als der Aufstieg durch den rechten. Der Crack ist um einiges breiter. Schwieriger ist nur der Austieg in die Schotterflanke; hier muss man abundan die Hände benutzen und über größere Blöcke steigen. Da mehr Licht in den Crack belangt, hat man auch mehr zu gucken; die Erosionsformen sind sehr beeindruckend. Über die Schotterflanke stiegen wir ab zum Zeltplatz und freuten uns über den Schatten und die kühle Dusche. Eine tolle Tour, die wir jedem Besucher der Cederberg empfehlen können.

Tourengänger: alpinos
Communities: Southern Africa


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