Roc d'Enfer (2244) von la Chèvrerie - Ein höllischer Grat


Publiziert von Parzival , 5. Oktober 2023 um 22:55.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Chablais
Tour Datum: 6 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1160 m
Abstieg: 1160 m
Strecke:13,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Thonon les Bains nach Bellevaux und kurz nach dem Ort den Wegweisern nach La Chevrerie folgen. Kurz nach dem Ort ist ein großer Parkplatz am Skilift.
Kartennummer:IGN 3528 ETR Morzine

Die fünfte Wanderung im Chablais führte uns auf den Roc d'Enfer (den Stein der Hölle). Ich war im Nachhinein sehr verwundert, dass es bisher nur zwei sehr alte Berichte auf französisch über diesen Berg bei Hikr gibt. Eine absolute fünf Sterne Wanderung. Ein toller Grat, viel Ruhe und geniale Aussichten. Wir haben den ganzen Tag gerade fünf Leute getroffen. Einziger Wehrmutstropfen sind das Stück auf der Skipiste am Anfang und Ende. Stellenweise kratzt der Weg am T5 und man muss bedenken, dass man je nach Geschwindigkeit 1-2 Stunden im ausgesetzten Gelände unterwegs ist. Am Grat befindet man sich dauerhaft im Absturzgelände mit nur wenigen kurzen Stücken zur Erholung. Definitiv nichts für Menschen mit Höhenangst. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Bei Nässe oder Schnee eher nicht zu empfehlen.

Wir starten am großen Parkplatz des Lift hinter La Chèvrerie. Die ersten 2km und 200hm bis ein Stück hinter Les Favières läuft man bei gemütlicher Steigung einen Forstweg hoch der im Winter als Skipiste genutzt wird. Wir folgen den Wegweisern Richtung Col de Foron, der Weg wird bald schmaler und auch steiler. Nach einiger Zeit kommt man in ein schönes Hochtal mit Blick auf den Col de Foron. Hier sind wir auf einen kleinen Weg abgebogen der nach Karte direkt zum Grat führt ohne Umweg über den Col de Foron. Dieser ist aber nicht zu empfehlen. Anfangs noch gut ausgeprägt verschwindet er bald und man muss sich noch durch Grauerlen zum Grat kämpfen wo der Weg auch nur noch stellenweise zu finden ist. Da geht man lieber den kleinen Umweg. Am Grat wenden wir uns nach links und sehen schon unser nächstes Ziel, den Pointe de Haute Bene.

Zuerst überschreiten wir eine kleine Anhöhe auf dem Grat (Tête de Charseuvre). Hier ist es schon teilweise etwas ausgesetzt und schmal, wer hier schon Probleme hat bitte umdrehen! In zunehmend steilerem Gras bewegt man sich auf eine breite Rinne westlich des Pointe de Haute Bene zu. In dieser geht es dann steil und zunehmend ausgesetzt nach oben. Hier sind auch ein paar 1er Kletterstellen bei denen kurz die Hände eingesetzt werden müssen. Am Ende wird es mit 40° nochmal richtig Steil aber der Weg ist hier gut ausgeprägt und nach 300 hm erreicht man einen Sattel westlich des Pointe de Haute Bene. Nun folgt die erste Schlüsselstelle der Tour. Es geht steil und ausgesetzt auf den Gipfel des Pointe de Haute Bene. Allerdings ist die Stelle mit einer Kette entschärft. Von hier ist der restliche Grat gut einzusehen. Es geht zuerst abwärts in eine Scharte. Hier kann man entweder links oder rechts um einen Gratzacken herum. Wir haben rechts gewählt. Es geht durch sehr steiles Gras unterhalb des Zacken hindurch und hinter ihm wieder auf den Grat. Hier folgt die zweite Schlüsselstelle. Es muss eine abschüssige Platte ausgesetzt nach oben gequert werden. Hier war bei uns ein Fixseil was die Sache etwas einfacher machte. Ohne wäre es ein Zweier. Der restliche Weg bis zum Roc d'Enfer ist dann einfacher aber immer noch überwiegend ausgesetzt. Zuletzt gibt es nochmal eine kleine 1er Kletterei und bald steht man auf dem Gipfel mit herrlicher Rundumsicht und bester Aussicht auf den Mont Blanc.

Hinter dem Gipfel geht es wieder recht ausgesetzt weiter. Zuerst hinunter in einen Sattel und dann nach oben zu einem Vorgipfel mit Kreuz. Von hier geht es steil und größtenteils ausgesetzt durch steiles Gras nach unten zur Scharte La Gollette. Es muss auch immer wieder etwas geklettert werden. Am Sattel steht dann ein Schild mit Hinweis auf den gefährlichen Weg und das es schon tödliche Unfälle gab. Früher war der Weg wohl ausgeschildert aber der Roc d'Enfer wurde mit einem Dremel aus den Schildern ausgefräst. Wer denkt er hätte am Sattel alle Schwierigkeiten hinter sich, täuscht sich. Unser Rückweg geht durch eine steile und feuchte Rinne nach Norden zum Col de Graydon. Der Weg ist teilweise abgerutscht und es geht bis zu 40° nach unten und durch die Nordseitige Lage ist es vermutlich immer rutschig. Aber nach guten 100 hm hat man dann wirklich alle Schwierigkeiten geschafft und kann sich vor dem Col de Graydon ins Gras setzen und nochmal den Blick auf diesen genialen Grat und ins Chablais genießen.

Am Col zweigt unser Rückweg nach Süden ab. Zuerst geht es noch durch den Wald und dann durch Wiesen nach Grand Souvroz. Ab hier ist man nun leider wieder auf Skipisten unterwegs aber wenigstens die Landschaft bleibt schön. Man kann entscheiden ob man sehr steil links hinab geht oder etwas weniger steil rechts herum. Bald trifft man dann wieder auf den Aufstiegsweg kurz vor Les Favières. Nun geht es die letzten 2km gemütlich hinunter nach La Chèvrerie. Ich kann nur jedem der in der Gegend ist empfehlen diese tolle Runde mal zu laufen, zumindest wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist.


Tourengänger: Parzival


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