Cascade du Nideck - Chateau Nideck - Schneeberg - Hirschfels. Und die Geschichte vom Riesenfräulein.


Publiziert von Schubi , 8. November 2023 um 10:52.

Region: Welt » Frankreich » Vogesen » Alsace » Vosges Alsace
Tour Datum:13 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Aufstieg: 822 m
Abstieg: 822 m
Strecke:14,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Unterer/südlicher Wanderparkplatz Cascade du Nideck an der D218
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Heut sucht Amelie die Tour heraus. Es soll mal wieder rüber nach Frankreich gehen und der Rother-Wanderführer Vogesen ist dabei hilfreich. Mit kurzer Anfahrt von Offenburg aus zu erreichen ist die Tour zum Cascade du Nideck und dem dahinter gelagerten Schneeberg (961 m). Zwischen beiden gibt es noch Burgruinen zu bestaunen und die Geschichte vom "Riesenfräulein" zu beschmunzeln.

Für Geschichten und Tourenberichte, denen man gerne lauscht, hat die fabulöse Ruth Moody We Can Only Listen geschrieben.

Start am Wanderparkplatz an der D218 südlich unterhalb der Wasserfall-Schlucht. Früh vor Ort sein lohnt an Wochenenden, Cascade und Ruinen zählen zu den beliebtesten Zielen in den Vogesen. Nur leicht modifiziere ich die im Wanderfüher beschriebene Route in meiner Touren-App (s.u.). Zunächst moderat ansteigend und markiert auf dem GR53 oberhalb entlang des namenlosen Bachlaufs, der vom Wasserfall herabfliesst. Letzterer kommt bald in Hörweite und schliesslich in Sicht. Der Pfad schwenkt rechts in den Hang im Zickzack herauf. Hier lohnt es, über etwas Blockkwerk zu kraxeln um die recht zugewachsene Cascade du Nideck von Nahem zu bewundern. Nach dem Zick-Zack-Abschnitt des Pfads gibt es oben zwei eingezäunte Aussichtspunkte, von denen man die Fallstufe aber wegen dichter Vegetation nicht sieht, lediglich das Tal. Neben dem Absperrgitter des Zweiten bietet ein schmaler, ausgesetzter Sims einen Tiefblick auf den hier tief eingeschnittenen Oberlauf des Wasserfalls.

Weiter auf dem schönen Steig hoch zur Burgruine Château du Nideck. Die Anlage besteht aus den beiden Teilburgen Ober- (erbaut um 1200) und Unter-Nideck (ehem, Bergfried, erstmals erwähnt 1262). Zur Burg gibt es die schöne elsässische Volkssage vom Riesenspielzeug. Inspiriert von dieser Sage hat Adelbert von Chamisso 1831 das "Gedicht vom Riesenfräulein" verfasst:

Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

Einst kam das Riesen-Fräulein aus jener Burg hervor, Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor, Und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein, neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein.

Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.

Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut; Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar, es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

«Ei! Artig Spielding!» ruft sie, «das nehm ich mit nach Haus. Sie knieet nieder, spreitet behänd ihr Tüchlein aus, Und feget mit den Händen, was da sich alles regt, zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammen schlägt;

Und eilt mit freud'gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind, Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: «Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön! So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höhn»

Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein, Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein: «Was Zappeliches bringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; lass sehen, was es sei.»

Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an, Den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann; Wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut, so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: «Was hast du angerichtet? das ist kein Spielzeug nicht; Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin, der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn!

Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; Denn, wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot; Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor, der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!»

Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand, Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.


Während man den Unterburg-Bergfried leider nicht begehen kann, sind die Reste der Oberburg (beschildert 100 m oberhalb) erkundbar. Obacht muss man dort auf den Treppen geben, sie sind hochtrittig und ausgesetzt. Nun weiter den Hang herauf und die Landstraße ist erreicht. Auf ihr nur 50 m rechts weiter und dann direkt links weiter rauf (um nicht zu viel Kontakt mit dem Verkehr zu haben). An der nächsten Wegkreuzung wieder rechts und auf einem wohl aufgelassenen Forstweg weiter oben den GR53 wieder getroffen (links weiter), der unten unschönerweise länger auf der Landstraße langführt. Der markierte Pfad führt nun sehr schön mit Fernblicken durch das zerzauste Terrain des Südosthangs zwischen Bärenberg und Schneeberg herauf. Ein Hochplateau wird erreicht. Hier gibt es eine (neue?) Wegführungs-Beschilderung aus Wildschutzgründen gen Schneeberg, leider jedoch nach einigen hundert Metern nicht mehr gut markiert. So gehen wir irgendwann mit GPS-Hilfe ein Stück weglos nordwärts, bis wir wieder den Pfad finden.

Am höchsten Punkt des Schneebergs (961 m) befindet sich der Lottelfels mit Fernsicht gen Westen. Er wackelt (lottelt oder nottelt), wenn man sich dort auf den richtigen Punkt stellt. Das haben wir leider erst nach unserer Rückkehr erfahren. Auf seiner Südostseite führt eine kurze Felstreppe herauf. Nach Norden bricht der Lottelfels ab, hat jedoch eine kraxelbare Stelle, ideal für eine kurze Rundum-Erkundung. Das Gestein hier ist ein seltsames Konglomerat aus Sandstein mit eingeschlossenen Kieseln, die wohl aus der Oberrhein-Ebene 900 Meter tiefer stammen. Wie sie hier heraufkamen, hatt ich mal auf einer Infotafel am Mont St. Odile gelesen ... und wieder vergessen :-/ Etwas Googlen bringt folgende Info: wegen seiner Ähnlichkeit zu Rosinenpudding wird dies Gestein von französischen Geologen "Poudingue" genannt, es ist auf einigen Bergen der Mittleren Vogesen anzutreffen. Dieser besteht aus grobkörnigen Sanden, gefüllt mit ca. 5cm großen Quarzit-Kiessteinen, die aus Flussläufen stammen. Leider habe ich keine Antwort gefunden zum Transport dieses Konglomerats in solche Höhen.

Nach Veschperpause westwärts weiter, den Hang etwas herab und südostwärts gen Refuge du Schneeberg und dann halblinks den GR531 angesteuert. Wir haben ihn verlassen für etwas Höhenmeter-Effizienz auf einen leider nicht so gut zu begehenden Forstweg, rund um die Gewann-Nase "Umwurf". Deswegen besser den GR531 durchgehend folgen. Wir treffen diesen wieder und folgen ihm runter gen Landstraße. Kurz auf ihr links, das Maison Forestière Nideck passiert und am Wanderparkplatz dann wieder in den Wald runter: wir gehen südwärts auf dem GR53 weiter, um noch den Tobel des Wasserfall-Oberlaufs zu sehen, das lohnt aber kaum. Wir kommen danach an den Aussichtspunkten vom Hinweg erneut vorbei und zweigen dort erst links hoch ab auf das untere Ende des schön geführten, wurzelig-felsigen "Chemin des Chateau forts d'Alsace". Effizienter wäre es jedoch, bereits am Parkplatz den dortigen Abzweig auf den Chemin (südostwärts) zu nehmen, denn so steuert man das nächste Etappenziel, den Hirschfels direkter an. Er liegt in der Ostflanke der Wasserfall-Schlucht und besitzt einen weit ins Tal ragenden Grat. Vom Pfad aus kommt man ohne Handeinsatz schnell auf den ersten Aufschwung rauf. Ich kraxle noch weiter bis vor zur Abbruchkante, rechts des Grats etwas runter, dann wieder herauf. Toll der Tiefblick hier! Zurück zum Pfad und schliesslich ganz herab zum Ausgangspunkt.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: Landschaftlich sehr abwechslungsreiche Runde mit recht hohem Pfadanteil. Nachgeher sollten besser nicht den hinterlegten GPX-Track komplett verwenden, sondern die Verbesserungs-Tipps aus dem Berichtstext beachten. T3+ nur Hirschfels, sonst T2.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. November 2023 um 12:11
welch urige Gegend!

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. November 2023 um 14:43
Absolut, fanden wir auch.


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