E1 von Kilpisjärvi nach Norden - Start mit jähem Abbruch


Publiziert von zaufen , 24. August 2023 um 22:08.

Region: Welt » Finland » Lappland
Tour Datum: 7 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FIN 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 100 m
Strecke:3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV mühsam, siehe Text

Eigentlich wollten wir auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 von Kilpisjärvi nach Norden gehen. Dabei wollten wir den nassen Schlenker vom Reisatal über Kautokeino auf die Finnmarksvidda ersetzen durch eine Route über Kvænangsbotn und Alta, küstennäher, trockener, landschaftlich abwechslungsreicher und mit besseren Versorgungsmöglichkeiten bei insgesamt 4 Tagesetappen weniger.
Wir reisten by fair means nach Kilpisjärvi: mit der Bahn über Hamburg,  Fredericia, Kopenhagen,  Stockholm, mit dem Nachtzug nach Umeå, weiter über Boden nach  Haparanda, Übernachtung in Tornio nach Überquerung der finnischen Grenze zu Fuß, mit dem Zug weiter nach Kolari (fährt nur 3-4x wöchentlich!), weiter mit dem Bus nach Muonio und Kilpisjärvi. Der Bus nach Kilpisjärvi befährt die Strecke Tromsö - Rovaniemi. Das waren von Gera aus 3 1/2 Tage. Kilpisjärvi im Dreiländereck Norwegen/Schweden  / Finnland ist eben extrem abgelegen. Tromsö und Rovaniemi haben zwar Flughäfen - man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben, dass man weniger als 2 Tage bis Kilpisjärvi bräuchte, selbst wenn man am Frankfurter Flughafen wohnen würde. Schon die Anreise erfordert also sorgfältige Planung.
In Kilpisjärvi gingen wir beim Supermarkt los auf gutem Weg an einem Wasserfall vorbei zum Čahkaljavri. Kurz vor dem See geht es über den Bach und dann bei einer Schutzhütte markiert links weiter. Der Weg bleibt aber nur kurz am See. Dann geht er etwas weiter rechts in den Hang, steinig mit etwas auf und ab, jedenfalls nicht wirklich schwierig - oder eben zu einfach: jedenfalls war meine Frau irgendwie unaufmerksam und stürzte auf dem Weg so, dass sie mit der Stirn auf einen Stein aufschlug. Die stark blutende klaffende Platzwunde konnten wir selbst nicht in den Griff bekommen,  das war mir auf den ersten Blick klar. So nah am Ort war noch vernünftiger Handyempfang. Nach 40 Minuten waren Bergretter mit einem ATV da und meinten auch, das müsste genäht werden. Das ging bis dahin durch die Ortsnähe noch richtig schnell.  Also mit erstem Verband zurück nach Kilpisjärvi, wo wir auf den Krankenwagen noch 2 Stunden warten mussten, weil er von Hetta, dem Zentrum der Gemeinde Enontekiö, zu der Kilpisjärvi gehört,  kam. Das ist "nur" 175 km entfernt und auf der Straße sind Bauarbeiten...Näher dran gibt es in Finnland keinen Arzt. Auch die Sanitäter meinten, die Wunde sollte innerhalb von 6 Stunden nach dem Unfall genäht werden. Gut 3 Stunden waren schon um.  Zur Krankenstation nach Muonio 190 km, wären also nochmal 3 bis 3,5 h wegen der Bauarbeiten gewesen. Unsere Planung für die nächsten Tage war so natürlich hinfällig  und für spätere Tage hatten wir teilweise Quartiere vorbestellt, waren also nicht unbegrenzt flexibel. Den Abschnitt Kilpisjärvi  bis Reisatal konnten wir jedenfalls streichen. Denn einen Reservetag hatten wir da nkcht. Um schneller zu medizinischer Versorgung zu gelangen und zeitnäher wieder etwas urlaubsmäßiges machen zu können (und nicht nach gar nicht so einfach möglicher Übernachtung in Muonio noch viele Stunden auf den Bus warten zu müssen, der wiederum so spät in Skibotn ankommt, dass man dort übernachten muss, wenn man Richtung Alta weiter will, wohin dann erst am nächsten Spätnachmittag wieder ein Bus gefahren wäre usw - halt überall nur 1 Verbindung pro Tag), entschieden wir dann, mit einem Taxi nach Norwegen zu fahren in die nur 80 km entfernte Krankenstation Hatteng-Oteren. Das waren nur 1,5 h. Ich wusste auch vom letzten Jahr, wann dort ungefähr der einzige tägliche Bus über Storslett nach Alta vorbei kommt. Nämlich etwa 1 h nach der Behandlung.  Dank moderner Kommunikationsmittel buchten wir ein Hotelzimmer in Alta, ein Sommerbillett für Bus und Schiff für die nächsten Tage und Hotel in Hammerfest, weil Alta für die nächsten Tage sehr teuer gewesen wäre.
Wenn man in solchen Gegenden nur zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, sind die großen Entfernungen nochmals bedeutender und man kann wirklich froh sein, was man mit modernen Kommunikationsmittteln dann alles so schnell organisieren kann, so dass selbst im Falle des Unfalls ein attraktives Alternativurlaubsprogramm möglich ist. Da meine Frau keine Gehirnerschütterung o.ä. hatte, bedurfte es zum Glück nur der Nahtversorgung der Wunde und sie war dann wieder beweglich. Aber den Abschnitt Kilpisjärvi bis Reisatal des E 1 oder auch den höchsten Berg Finnlands werden wir dann wohl in diesem Leben nicht mehr begehen.

Tourengänger: zaufen


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