Akklimatisierung am Kackar: Soganli Dagi 3504 m


Publiziert von basodino , 21. Juli 2023 um 14:47.

Region: Welt » Türkei
Tour Datum: 5 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: TR 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2280 m
Abstieg: 2280 m
Strecke:34,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:der Ort Yalalar ist nicht mit einem regelmäßigem Busverkehr erreichbar, Sammeltaxis ab Yusufeli unregelmäßig verfügbar, Yusufeli ist mit dem Bus von Erzerum aus erreichbar, wir fuhren mit Privattransfer unseres Touranbieters
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:je eine Pension in Yalalar und in Olgunlar, Einzel- und Doppelzimmer mit Halbpension, kleiner Laden in Yalalar, Zeltlager in Dilberdüzü, Zelt kann gemietet werden mit Vollversorgung an Essen für 30 Dollar pro Nacht und Person, Tel. +90 532 560 97 98 Ayhan

Nach meinem Solo am Kilimanjaro 2020 wollte Tourinette zum Ararat doch mitkommen. Und so begannen die Planungen hierfür schon fast ein Jahr vorher und das größte Problem im Vorfeld sollte für uns sein, das geeignete Akklimatisierungsprogramm zu finden. 
Es gibt zahlreiche Anbieter für den Ararat und einen Führer zu buchen ist obligatorisch. Für den Außenstehenden ist es nicht ganz einfach, legitimierte Führer von illegalen zu unterscheiden. Weiterhin wird einem gefühlt immer das gleiche Programm vorgeschlagen: Nemrut - Süphan - Ararat oder gegebenenfalls noch den Artos als Vorprogramm. 

Für mich war das alles nicht so richtig zufriedenstellend, denn der Süphan sind je nach Quelle 1.400-1.550 Höhenmeter rauf und runter an einem Tag, der Nemrut steht im Ruf ein Bärenproblem zu haben und nirgends erreicht man mal eine höhere Schlafhöhe. So suchten wir uns ein anderes Programm, was wie gesagt etwas schwieriger war. Das Cilo Sat Gebirge würde sich anbieten. Dort ist man aber recht nahe der syrischen Grenze, so dass das Gebiet als nicht zugänglich erklärt wurde, was wohl gar nicht mal unbedingt der Fall war, aber unser erster Ansprechpartner wollte uns auf das Standardprogramm umlenken. So suchten und fanden wir einen zweiten Anbieter, der mit uns dann das für uns auch im Nachhinein perfekte Programm zusammenstellte. 

Nun flogen wir nicht nach Van, sondern nach Erzerum und fuhren von dort am 2. Tag in knapp 4 Stunden nach Yalalar nahe des Mount Kackar (3931 m). Die Fahrt dorthin ist etwas aufwändiger. Bis in der Nähe von Yusufeli geht das alles über gut ausgebaute Straßen. Selbst google weiß aber offensichtlich nicht, dass die Brücke über den neuen Stausee noch nicht fertig ist und man außen rum muss. Ab der Verzweigung Yusufeli/Sarigöl wird die Straße dann sehr schmal und sehr kurvig, was bei Gegenverkehr schon mal spannend wird, nach Sarigöl geht sie bald in Schotter über. Vorher kann man nach Tortum und einem Stausee einen wunderbaren Wasserfall rechts der Straße besuchen. Kurz vor dem Ziel findet sich gut 2 km ab von der Straße nach rechts die Barhal-Kirche aus dem 10. Jahrhundert, so dass man wenigstens 2 Zwischenstopps einplanen kann und sollte. 

Kurz vor Yalalar besteht die Straße dann wieder aus Stein und wir suchten Unterkunft in Yalalar selber, wo es auch einen Laden gibt. Von hier fehlen noch 3,5 km und gut 200 Hm bis Olgunlar, wo die Straße endet und wo sich eine zweite Pension findet, die als letzte Übernachtung vor der Akklimatisierungstour genauso geeignet ist. Genau diese Strecke liefen wir dann am Nachmittag hin und zurück, um uns ein wenig zu orientieren und einzugewöhnen. 1 h 45 min, 7,1 km, T1

Nach einer rauschenden Nacht, unser Chalet war genau über einen reißenden Bach gebaut, brachen wir am 3. Tag zu unserer Wanderung ab Olgunlar auf. Man kommt sofort an einem Cafe/Restaurant an zwei Bachläufen vorbei, wechselt über die Brücke nach links und folgt von nun an immer dem Talfluss aufwärts. An zwei Stellen muss man Seitenbäche überqueren, wofür es jeweils schmale Holzlatten gibt, die einem das Ausziehen der Schuhe erspart. Der Weg ist sehr bequem und steigt immer wieder leicht an. Pferde brachten inzwischen unsere Dufflebags zum Zeltlager, welches auf 2860 m liegt und von Ayhan gemanaged wird. Hier kann man auch als Individualtourist ein Zelt mit Verpflegung buchen. 2 h 50 min, 7,6 km, T2, 740 Hm 

Das Zeltlager liegt auf einer flachen Bergwiese zwischen mehreren Bächen, die klares Trinkwasser bieten. Jenseits der Bäche rechts findet sich eine gemauerte, etwas feuchte, aber saubere Toilette mit einfacher Wasserspülung (Stehtoilette), die abends und nachts aber nur mit etwas Aufwand erreichbar ist. Ayhan betreibt ein Küchenzelt und es gibt ein Aufenthaltszelt, weiterhin Campingstühle und niedrige Tische. Mal abgesehen von Gebäuden hat man fast alles, was man braucht und das in einer wunderbaren, alpinen Szenerie. Rein landschaftlich erinnert das alles auch sehr an die Alpen. Saftige Wiesen, vielfältige Alpenblumen, felsig-steile Berge und viele Schneefelder. Nur die Murmeltiere haben uns gefehlt. Die gibt es hier nämlich nicht. 

Nach der ersten Nacht im Zelt hatten wir an unserem 4. Urlaubstag eine Akklimatisierungstour auf den wenig bestiegenen Soganli Dagi vor. Dazu nimmt man den Wanderweg zum Deniz Gölu, einem lokal sehr bekannten Bergsee auf ca. 3375 m. Der Weg führt unter eine Felsstufe mit niedrigen Wasserfällen und überwindet diese rechterhand. Darüber erreicht man eine Terrasse. Ab hier begann aber nach einem unerwartbar schneereichen Frühjahr bereits die Schneefelder. So viel Schnee hat es hier im Juli seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. So fanden wir den Weg und entsprechende Steinmänner nur noch sporadisch. Im weiteren galt es immer die Ränder der Schneefelder zu meiden, da man hier gerne auch tiefer einbrechen konnte. Insgesamt war es aber nicht allzu schwierig, immer wieder rechts über Geröllhänge auszuweichen und dann die größeren Schneefelder zum weiteren Aufstieg zu nutzen. Das Tal schwenkt nach rechts ab und man erreicht nach mehreren Wellen den noch vereisten Bergsee. 1 h 45 min, T3+

Am See bogen wir nach einer kurzen Pause nach links ab. Auch zum nahen Sattel gibt es bei weniger Schnee einen Pfad. So mussten wir über etwas steilere Schneefelder und Geröllhänge queren. 
Am Sattel bogen wir nach links ab, ließen den sehr steilen ersten Gipfel links liegen und querten zunächst flach, später leicht ansteigend den gesamten Kamm bis zum Gipfel, wobei wir zwei Mal den Kamm selber erreichten, alle Zacken und Gipfelchen aber jeweils rechts umgingen. Zuletzt nahe des Grates zum eher flachen Gipfel. 1 h 20 min, T4-

Nach einer ausgiebigen, einsamen, aussichtsreichen Pause auf dem Gipfel, stiegen wir Richtung Osten hinab. Auch hier ist der Grat/Kamm mit seinen kleinen Erhebungen nicht vorteilhaft, sondern man quert in den Flanken bis zu einem weiten Sattel nach einem Zwischengipfel. Ein weiter unten verlaufender Pfad scheint hier der beste Weg zu sein. Wie blieben weiter oben und querten vor allem auf der Rückseite des Zwischengipfels durch ein wenig steileres Gelände. 
Noch vor dem tiefsten Punkt des weiten Sattels fanden wir links hinabführend eine Spur, die uns auf mittelsteile Schneefelder führte, die man teilweise ganz gut abrutschen konnte. Hinter dem tiefsten Punkt haben wir eine andere Weganlage ausmachen können, die den gleichen Effekt gehabt hätte.
Wir nutzten die Schneefelder, so lange es ging und wanderte ohne klaren Weg in der Folge über dürre Wiesen und Geröllfelder immer weiter hinab und kamen so unweit des Zeltplatzes wieder heraus. 1 h 40 min, T4-

Insgesamt war das eine wunderbare erste Tour, nicht zu lang, nicht zu anstrengend, aber immerhin schon mal auf 3500 m führend. Wenn ich wandere, dann belästigt mich bei kühlerem Wetter oder leichtem Wind schon mal meine Nase, indem sie immer wieder läuft. Dieses Mal wollte das gar nicht mehr aufhören und bald war klar, ich hatte mir eine Erkältung eingehandelt. Dass an diesem Zeltlager die Sonne recht früh hinter den hohen Bergen verschwindet, half auch nicht so richtig, da man im Schatten der Berge nach 18 Uhr doch zu frösteln begann. 

Am wunderschönen Morgen des 5. Tages, die Besteigung des Mount Kackar stand an, tat ich mich entsprechend sehr schwer, mich aufzuraffen. Entgegen meines Körpergefühls kam ich aber mit und schlich hinter unserem Guide und Tourinette hinterher. 
Wieder stiegen wir zum Deniz Gölu auf, bogen dort aber rechts ab. Man ersteigt einen niedrigen Rücken über Wegspuren und Geröll und jenseits über Schneefelder querend erreicht man einen Sattel auf knapp über 3500 m. Hier war für mich heute Schluss. Keine Kraft, keine Motivation. Der Kackar ist zwar kaum 2 Stunden entfernt. Es wären aber 500 Höhenmeter (inkl. eines 50 m Abstieges) gewesen, die man ausschließlich über Firnfelder hätte bewältigen müssen und der Sattel bot statt eines einfachen Schotterweges eine steile Firnkante an. Die ersten 5 Meter hinab wären nicht weit von senkrecht entfernt gewesen. 
So drehten wir um und ließen den Gipfel zwei anderen größeren Gruppen, die aus der Ferne betrachtet aber ihre Mühe gehabt zu haben schienen. 4 h 15 min, T3+, nochmals 650 Höhenmeter rauf und runter

Am 6. Tag standen dann nur die 7,6 km Abstieg zurück nach Olgunlar an. Am Nachmittag konnten wir Wäsche waschen bzw. auch waschen lassen, so dass unsere Dufflebags für den Ararat wieder frisch bestückt waren. Am Nachmittag regnete es auch mal stärker, so dass wir das Gefühl hatten, bisher ein gutes Timing gehabt zu haben. 2 h 00 min, T2, 7,6 km, 740 Hm 

Am 7. Tag stand nun ein langer Fahrtag an. Es ist ein kleiner Umweg, wenn man über Kars zurückfährt. Das lohnt sich aber sehr, denn man kann sich dort nicht nur die alte armenische Kirche (heute Moschee) anschauen, sondern auch das 40 km entfernte Ani anschauen, eine Ruinenstadt, die ehemals Königssitz war. Auch wenn das meiste nicht mehr steht, die Zeitzeugen, die man findet, sind durchaus beeindruckend. 
Im letzten Abschnitt kamen wir dann noch durch einige Regenbogenhügel und an einer Salzmine vorbei, die auch eine nette Unterbrechung war. Ab Igdir durften wir an dem eher dunstigen Tag auch unser eigentliches Ziel, den Ararat bestaunen, der sich immer prägnanter vor uns erhob. Die Erkältung war allmählich am Abklingen und auch wenn ich noch so meine Zweifel hatte, wir waren gut vorbereitet für den großen Berg

Die Tour wurde organisiert und durchgeführt von Caria Pan Travel. Vielen Dank an unseren Führer Yüksel. 

Tourengänger: basodino, tourinette


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