Cima Santa Maria (2678m) - Monte Corona (2562m, Versuch) - Croz del Re (2505m, Versuch)


Publiziert von gero , 13. Juli 2023 um 22:39.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 Juli 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Vivaio Forestale Cadin - Sega Grande - Fontana Fredda - Malga Cavedago - Val Cavai - Sella del Montoz - Pas de le Madonine - Passo Corona (?) - Montoz - Cima Santa Maria - Montoz - Viv. Forestale (22,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Etschtal kommend, von Mezzolombardo hinauf nach Andalo. Im Ort Richtung Val Biole (von mir mehrfach beschrieben), aber 2 km zuvor rechts abbiegen auf kleine Stichstraße zum großen P (derzeit noch gebührenfrei) unmittelbar vor Viv. Forestale Cadin. Anmerkung: in Andalo selbst gibt es nur geringe Parkmöglichkeiten - der offizielle P im Ortsteil Pegorar kostet satte 12 Euro Tagesgebühr.
Kartennummer:Tabaccho 053 - Dolomiti di Brenta (1:25.000)

Immer wieder fasziniert mich die Brentagruppe mit ihren gewaltigen Pfeilern und Mauern, aber auch mit der absoluten Einsamkeit, die man abseits der viel begangenen Hauptrouten findet. Nach längerer schriftstellerischer Abstinenz nehme ich euch heute mit in den nordöstlichen Teil der Gruppe mit einigen unbekannten Namen, aber absolut schöner Landschaft: es geht von Andalo hinauf Richtung Malga Spora, dann hinein in das Val Cavai zur Sella Montoz und auf die Cima Santa Maria.

Anfang Juli - für mich die schönste Jahreszeit: lange Tage, warme Verhältnisse, kein Schnee. Ich starte kurz nach 4 Uhr in Vivaio Forestale Cadin (1120 m), knapp oberhalb von Andalo gelegen (es ist nicht ratsam, vom Ortsteil Pegorar zu starten - hier an diesem Waldhaus spart man sich einige Höhenmeter und etliche Euro Parkgebühr).

Es geht nun bestens beschildert und markiert durch dichten Wald aufwärts Richtung Malga Spora. Bald wird der offizielle Wanderweg Nr. 301 erreicht, welcher etlichen Forststraßen folgt; nach etwa 1 Std wird der Weg zum Steig und führt etwas ausgesetzt (Sega Grande) hoch über dem tief eingeschnittenen Tal des Rio Sporeggio dahin. Es gibt etliche Seilversicherungen, die man aber bei normalen Verhältnissen nicht benötigt. Die Landschaft ist schon hier ausgesprochen eindrucksvoll, denn bereits jetzt hat man schöne Blicke auf die Südostflanken des Kleinen und des Großen Mular und etwas später auch des Monte Fibbion.

Nach etwa 15 Minuten hat man den ausgesetzen Abschnitt der Sega Grande hinter sich und wandert nun gemütlich dahin, bis die romantische Quelle Fontana Fredda (1675 m) und kurze Zeit danach der Wegpunkt Tabelle (1690 m) erreicht ist (ca. 2,5 Std); hier trifft man auf den direkt von Spormaggiore heraufkommenden Steig Nr. 302.

Nach weiteren 20 Min. relativ steilem Waldweg ist an der (ehemaligen) Malga Cavedago (1848 m) die Mündung des Val Cavai erreicht; nun beginnt die Einsamkeit, denn der durchaus frequentierte Weg zur Malga Spora wird jetzt verlassen.

Gut beschildert geht es nun hinein in das Val Cavai, dem nächsten Etappenziel der Sella Montoz entgegen. Übrigens gibt es an der Malga Cavedago einen Biwakraum, der allerdings sehr spartanisch ist: ein Dach über dem Kopf, sonst nichts - so präsentiert sich mir diese Notunterkunft (siehe Fotos). Immerhin notfalls ein trockenes Plätzchen!

Nun wird für 90 Minuten das Val Cavai aufgestiegen; schon bald meint man hoch droben die Passhöhe zu sehen - sie ist es aber nicht, dahinter folgt - wie des öfteren im Gebirge - immer noch eine Geländestufe. Aber die Landschaft hält, was ich mir davon versprochen habe: absolute Einsamkeit (außer einigen Murmeltieren kein Lebewesen, auch keine zottigen Pelztiere - gottseidank), über lieblichen Matten beidseits hohe, zumeist recht schroffe Berghänge.

Schließlich habe ich aber dann den weiten Sattel der Sella Montoz (2327 m) erreicht: mit vielen Fotopausen habe ich bisher 4 1/2 Std. gebraucht - sicher keine Rekordzeit, aber es geht mir auch immer wieder um den Spaß und um das Gucken, nicht um möglichst schnelles Gehen. So halte ich mich auch jetzt längere Zeit in der Morgensonne auf und lasse die eindrucksvolle Landschaft auf mich wirken: südlich das Val Cavai (da komme ich her), nördlich das Val Cadin Alto (dort geht es hinunter Richtung Spormaggiore), westlich der Höhenzug der Campa mit dem Kulminationspunkt der Cima Santa Maria (dorthin werde ich heute noch gelangen, aber noch weiß ich dies nicht), und östlich der Höhenzug des Monte Corona (dorthin möchte ich gelangen, aber das werde ich nicht schaffe; weiß ich ebenfalls noch nicht).

Der große Wegweiser im Montoz-Sattel weist unter anderem ein prächtiges Steiglein Richtung Pass de le Madonine aus: ein Farbtupfen nach dem anderen, ich folge dem Steig sehr gerne. Bequem, aber zügig leitet der Steig in höchstens 20 Min. auf den Pass de le Madonine (2440 m); hier stehe ich nun und bin etwas ratlos: nordseitig wächst ein rasanter Felspfeiler in den Himmel, er gehört zur Cima dela Sporata, dort will ich nicht hin. Südlich erwächst dem Paß der Nordgrat meines eigentlichen Zieles, dem Monte Corona - aber das Gelände wirkt auf mich absolut unnahbar. Also werde ich wohl wieder hinunter Richtung Sella Montoz wandern müssen.

Ich muß dazu sagen: ich habe die Beschreibung von Visentini dabei, nach seinen Zeilen erreicht man den Monte Corona über dessen Westhänge. Aber auch diese erscheinen mir als NoGo - Steilschrofen mit ungewissen, da nicht einsehbaren Geländeabschnitten. So folge ich nun dem ausgeschilderten und mit spärlichen Rotpunkten versehenen Steig Richtung Croz del Re (Nr. 337; dieses Ziel war bereits vor langer Zeit unten an der Malga Cavedago ausgewiesen). Der Steig quert teils ausgesetzt die ganze Westflanke des Berges, weist ein paar unschön schuttige Abschnitte auf und mündet kurz vor dem Croz del Re in einer unvermutet sehr scharf eingeschnittenen Scharte (gemäß Lk ist dies der Passo Corona - das stimmt aber nicht mit der Beschreibung von Visentini überein). Diese Scharte kann sogar traversiert werden, der markierte Steig Nr. 337 führt jenseits hinab Richtung Malga Spormaggiore. Aber wie sieht dieses Gelände aus - exponiert, kleinsplittrig .... es ist ein Graus! Ich möchte jedem abraten, hier den Übergang zur Malga Spormaggiore zu suchen!

Das einzig mögliche Ziel scheint für meine bescheidenen Verhältnisse der weiterhin markierte Aufstieg zum Croz del Re zu sein. Also frisch angepackt ... gemäß Visentini "einfach, mit wenigen Stellen Einser-Gelände". Aber wie so oft, ist dies ein tückischer Einser: häßliches Geröll auf steilem Untergrund, es verschwindet beim Drauftreten beidseits in der Tiefe. SO habe ich mir das nicht vorgestellt - heikel, bedrückende Einsamkeit, nichts für mich - ich kehre um, bevor es richtig los geht und wandere zurück zur Sella Montoz. Mögen Bessere auf den Croz del Re oder den Monte Corona steigen!

Wie geht es nun heute weiter? Schon bin ich entschlossen, nach einer Pause wieder abzusteigen - aber ich entschließe mich, noch die nahe Cima Santa Maria zu probieren. Sie ist ebenfalls beschildert, und schwache, verwaschene Farbtupfer weisen den Weg durch eine von Karst und Geröll geprägte Landschaft. Auch dieser Berg scheint sehr selten bestiegen zu werden - des öfteren gibt es kaum Steigspuren, ich muß mir meinen Weg selbst suchen, indem ich oft Ausschau nach dem nächsten roten Tupfer bzw. Steinmännlein halte. Es ist eine Geländestufe zu überwinden, danach folgt der Gipfelaufbau: in kurzen Kehren geht es durch steiles Geröll anstrengend bergan, und mehr als einmal verwünsche ich dieses schweißtreibende Hobby des Bergsteigens.

Schließlich habe ich dann aber den Gipfel der Cima Santa Maria (2678 m) doch erreicht - und bin erstaunt in zweierlei Hinsicht: zum einen hat er nicht die Erscheinungsform einer sanften Kuppe (wie es von unten aussieht), denn die Gipfelfläche ist von nur überschaubarer Größe und fällt in alle Himmelsrichtungen sehr schroff in die Tiefe ab. Und zum zweiten finde ich mich in unerwarteteter Gesellschaft einer netten Bergsteigerin wieder, die zufälligerweise auch gerade jetzt und hier auf diesem weltabgeschiedenen Brentagipfel sitzt!

So schroff das Gelände ist, so großartig ist aber die Rundumsicht: wenngleich heute ein dunstiger Tag ist, reicht die Sicht mit gewissen Abstrichen doch bis zum Ortler, den Gardaseebergen, der Pala- und Langkofelgruppe und dem Zentralalpenkamm - ganz zu schweigen von den nahen, eindrucksvollen Kulminationspunkten der Brentagruppe.

Der Rest meines Berichtes ist gleich erzählt: nach ausgiebiger Gipfelrast steige ich wieder hinunter zur Sella Montoz und dann den sehr langen Weg zurück zum Ausgangspunkt meiner heutigen Bergtour oberhalb von Andalo.

Gestattet mir zum Schluß noch ein persönliches Wort: wer über meine heutige Zeitangabe schmunzelt (13 Stunden), der möge dabei berücksichtigen, dass dies NICHT die reine Gehzeit ist - es sind sehr viele Fotopausen enthalten, ferner im Gebiet der Sella Montoz durchaus auch reichlich Zeit für Wegsuche. Weiterhin saß ich  fast 90 Minuten auf der Cima Santa Maria. Und zuletzt: inzwischen bin ich nicht mehr der Jüngste - die Zeiten, als man mühelos beliebige Rucksacklasten raschen Schrittes über beliebige Höhenunterschiede trug, sind vorbei. Aber ich bin zum Spaß unterwegs - nicht, um Rekorde aufzustellen.

Ciao und Salve miteinander !

Tourengänger: gero


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Geodaten
 60427.gpx Cima Santa Maria

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Kommentare (2)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2023 um 20:32
Servus Georg,

schön von Dir zu lesen!
Offensichtlich bist Du wieder fit wie ein Turnschuh, dass Du bereits wieder solch' lange Touren mit enormen Höhenmetern unternehmen kannst; Hut ab!

Weiterhin alles Gute & übertreib's nicht ...
Beste Grüsse,
Richard

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juli 2023 um 16:02
Danke Richard, ja, leidlich fit. Ich muß halt immer langsam machen.
Aber der enorme Auftrieb tut seine Schuldigkeit und Pflicht ;-)

Gruß vom gero


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