Berlingen Sandegg: Der verwunschene Garten


Publiziert von konschtanz , 7. Mai 2023 um 19:41.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:27 April 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 
Zeitbedarf: 2:00

Start ist wieder der Bahnhof Berlingen. Wanderweg nach Osten Richtung Sandegg. Durch die Ackergasse bis zum oberen Ortsende. Hier endet der Asphalt. Vorbei an einem Gehege mit Hühnern vor bis zur Tobelbrücke. Direkt vor der Brücke rechts abbiegen und dem Pfad rechts des Baches folgen.

Es ist schon Abend, die Sonne scheint und beleuchtet die Feentürme, die heute in hellem Buchengrün strahlen. Kleiner Abstecher über den Bach und links hoch, um sie von Nahem zu betrachten, so lange die Sonne noch scheint. Dann wieder zurück auf die andere Bachseite, und weiter geht‘s. Über die erste Runse, dann rechts den Berg hoch, von fast oben Abstieg an der Ecke in die zweite Runse. Die Kamera schafft es nicht, die Schönheit des Felsengärtleins einzufangen, also weiter. Ich gehe in der Runse ein paar Schritte bachabwärts, dann rechts um die Felsecke und Abstieg zum Eschlibach, an die Oberkante des unteren Wasserfalls. Hier herrscht Naturgewalt. Umgestürzte Buchen, verwegene Sandsteinrutschen, Felsen, die auf den Absturz warten, und da, weit oben, Sonnenlicht, das sich im Laub der Bäume verfangen hat, die über dem Abgrund wachsen. Im Tobel scheint die Sonne grün. Je mehr ich mich dem Rauschen des Wassers nähere, desto mehr Holz versperrt mir den Weg. Und dann stehe ich da: unter dem Wasserfall. An Aufstieg ist hier nicht zu denken. Ich gehe ein Stück zurück. Dort, wo das Wild aufsteigt, ist auch mein Weg. Diesmal gehe ich direkt hoch zur Sandegg, bevor es dunkel wird.

In der Dämmerung empfängt mich das leuchtende Weiss und Gelb der Narzissen, die sich dort auf eigene Faust vermehrt haben. Zwischen sie schieben sich unaufhaltsam Triebe von jungen Bäumen, die Schritt um Schritt den Garten für den Wald zurückerobern. Der Hirsch mit Goldgeweih thront über dem Kaskadenbecken eines Brunnens den schon lange kein anderes Wasser mehr nährt, als das, was vom Himmel fällt. Mit stoischer Gelassenheit kehrt der Hirsch seinen Rücken der verfallenden Aussichtsplattform zu, die mit Plastikplanen vor weiterem Zerfall und vielleicht auch vor dem Ausbreiten der Brombeeren bewahrt werden soll.

Die Aussicht auf den See haben sich die Bäume schon längst zurückgeholt. Bevor ich umkehre, noch einen letzten Blick durch die wuchernden Buchsbaumbüsche auf den versteinerten Hirsch. Was wird ihn erlösen? Wenn der Bann der Brombeerranken gebrochen ist, oder der des allwesenden Plastiks?


Tourengänger: konschtanz


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»