Ostern im Februar (I / II)


Publiziert von Bergmax , 19. Februar 2023 um 16:09.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Harz
Tour Datum:10 Februar 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:Parkplatz bei Bodenstein - Osterklippe - Männlein im Walde - Sommerwände - Hauptturm - westlicher Weg - Parkplatz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto via A7 bis Ausfahrt Bockenem. L500 bis ca. 700 Meter vor Bodenstein. Kostenloser Parkplatz auf der rechten, südlichen Seite der Straße. Achtung, Bodenwelle in der Einfahrt!
Kartennummer:Skizze aus "Harz Rocks 2" (A. Hake, Geoquest, 2022) -> sehr empfehlenswert

Die Klippe des Osterhasen...

Neben den großen und bekannten Sandstein(kletter)gebieten gibt es natürlich auch noch welche, die nicht jeder kennt und die doch alle so ihre Eigenheiten haben. Die Bodensteiner Klippen punkten nicht gerade mit ihrer Felshöhe, eher schon mit ihrer Lage - nordwestlich dem Harz vorgeschoben, quasi ein erster Vorposten des Gebirges - und auch mit etwas Tradition: die Türmchen wurden schon in den 1930ern munter bekraxelt.

Wer ein Auto hat und es so wie ich gerne benutzt, wird schon die Anreise mögen. Auf der frisch ausgebauten A7 (wromm!) bis zur Ausfahrt Bockenem, die Straße Richtung Osten nehmen und nach knapp fünf Kilometern rechts auf den kostenlosen Parkplatz einbiegen. Das wars.

Ebenso simpel der Zustieg: über die Straße, dem Fahrweg folgen bis zur Schutzhütte (mit Übersichtskarte). Dahinter beginnt ein schön zu gehender Pfad, welcher ziemlich direkt in das Felsenreich führt. Auf dem nächsten breiten Weg gehe ich nur ganz kurz nach links und dann gleich wieder nach rechts den nächsten Pfad entlang. Der führt direkt zum ersten Sandsteinfels, der auch gleich zu den besten hier gehört: die freistehende Osterklippe.

Wer die Sächsische Schweiz kennt, erahnt wahrscheinlich sofort, wie man am einfachsten 'nauf kommt - durch den großen Kamin. Keine Angst, der sieht viel abweisender aus als er ist, denn es gibt massig Tritte, Griffe, Absätze und so weiter. Dies ist eine glatte, lohnende, ehrliche sächsische I (UIAA sagt vielleicht schon II-). Oben nicht ausgesetzt auf den Pfeiler, sondern gemütlich auf das Plateau. Dort erwartet den mutigen Kletterer eine klassische Gipfelbuchkassette mit ordentlichem Buch, was mich natürlich freut.

Aber ach - da fehlt doch was - nämlich ein Stift. Blöd. Aber im Rucksack sollte einer sein. Also wieder runter. Denn der Rucksack liegt natürlich am Felsfuß. Stirnlampe, Taschenmesser, Gipfelschnaps... Alles da, außer einem Schreibwerkzeug. Das darf doch nicht wahr sein!
Also muss improvisiert werden. Im Notfallset finden sich eine Rolle Pflaster und eine Schere. Besser als nichts. Also einen hübschen Scherenschnitt vorbereiten und wieder hoch. So kommt der erste Gipfelbucheintrag 2023 - sowohl für mich also auch für den Felsen - zustande.
Und wieder runter, ups, ganz schön steil, aber wie gesagt einfach zu klettern. 

Natürlich gibt es in den Bodensteiner Klippen noch mehr interessante Felsen, die ich mir zumindest anschauen möchte. Der Pfad leitet zu einer Hauptkreuzung, die von einem Türmchen bewacht wird. Doch vorher mache ich einen Abstecher zum Katzenkopf. Dieser eigenwillige Felskopf wäre von der Bergseite aus zu erbouldern (angeblich nur II). Ich belasse es beim Anschauen.
Weiter gehts zu der Kreuzung mit dem Felsen, dem Männlein im Walde. Das Türmchen ist irgendwie witzig, zum Bouldern knapp zu hoch und immerhin ein IIIer. Auch hier verzichte ich, obwohl es nicht soooo weit außer Reichweite zu sein scheint. 
Nun wandere ich nicht direkt zum Hauptturm, sondern mache einen kleinen Umweg zu den Sommerwänden. Die Westliche Sommerwand hat sogar einen "Sternchen-Einser", den Klemmblockweg. Sind das nun drei Kletterzüge oder vielleicht sogar vier...? Spaß machen tut es trotzdem. Leider gibt es oben nur eine Kanzel und keinen richtigen Gipfel.
Zum Hauptturm gelange ich nun von Nordosten und besichtige auch gleich seine Trabanten Bastei, Ostturm und Mittelturm. Die Bastei kann man erwandern, wobei die Aussicht leider zu wünschen übrig lässt. Zwischen Ost- und Mittelturm gibt es eine markante Einschartung, aus der sich der Ostturm leicht erkraxeln lässt (ein Ier). Wirklich "gipfelig" präsentiert sich in dieser Felsgruppe aber nur der Hauptturm, welcher auch nicht so leicht zu erreichen ist (ab III oder ein gewagter Sprung vom Mittelturm!). Angeblich darf hier der "Gipfel" nicht betreten werden, was mir zumindest bei dem Sprung schwierig machbar erscheint...

Für den Rückweg benutze ich den gemütliche Weg, der vom Hauptturm aus in einem Bogen westlich an den beschriebenen Klippen verbeiführt. Befremdlich finde ich die Tafel an diesem Weg, welche im Prinzip klar macht, dass nur Privilegierte an den Felsen im Landkreis Wolfenbüttel (Hauptturm und nördlich) klettern dürfen. Deutsche Bürokratie eben. In südlichen Teil (Kreis Goslar, z. B. an der Osterklippe) ist man anscheinend weniger spaßbefreit. Ich denke gar nicht länger darüber nach, um mir nicht den schönen Kraxelspaziergang zu vergällen.

Über den breiten Weg und den bekannten (unteren) Pfad gelange ich sehr bald wieder zu der Schutzhütte und zum Auto. Ganz altmodisch konsultiere ich den Atlas, um den Weg zu meinem nächsten Ziel bei Wernigerode herauszufinden -> Teil II!

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Wege und Pfade: T1, vielleicht auch kurz mal T2 :-)
Osterklippe Nordwestkamin: I bis II
restliche Kraxeleien: glatt I
Die Gehzeit ist erschreckend kurz: mit Kraxelabstechern 2 Stunden für die Runde, ohne ginge es noch schneller...

Fazit - nicht nur zu Ostern lohnend

Tourengänger: Bergmax


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