Rota da Ponta do Sol - Westafrikas spektakulärste Küstenwanderung


Publiziert von pame , 7. Januar 2023 um 03:39.

Region: Welt » Kap Verde » Santo Antão
Tour Datum: 1 Januar 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:s. Wegpunkte und GPS-Track, ca. 16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Porto Novo (Fährhafen) nach Ribeira Grande (viele Alugueres, ca. 45 min., CVE500/Platz). Von Ribeira Grande nach Cruzinha (ca. 1h, Taxi bzw. Aluguer individual, CVE3600).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Ponta do Sol nach Ribiera Grande, ca. 10 min., Alugueres, CVE70/Platz, oder Taxi bzw. Aluguer individual, CVE700.
Unterkunftmöglichkeiten:Viele Hotels und Pensionen in Ribeira Grande.

Es gibt tatsächlich noch keinen einzigen Hikr-Bericht von der kapverdischen Insel Santo Antão! Dabei pfeifen es doch mittlerweile die Spatzen von den Dächern, dass es sich hier um eines der besten Wandergebiete der Welt handelt: Wilde, zerklüftete Berglandschaften, tropisch grüne Täler, Klippen, die Hunderte Meter senkrecht ins Meer abfallen, sowie einige der spektakulärsten Bergstraßen der Welt. Und das alles erschlossen durch ein dichtes Netz aus perfekt angelegten Wegen.

Nach meinem kurzen Zwischenstop auf der Wüsteninsel Sal (*Sal - Brettflache Wanderung durch Salinen zum Strand) bin ich zu meinem eigentlichen Ziel Santo Antão übergewechselt. Am Neujahrstag habe ich hier einen der Klassiker gemacht, nämlich die einfache (T1) aber lange Küstenwanderung von Cruzinha nach Ponta do Sol an der Nordküste. Im Rother Wanderführer Kapverden Nord (Tour 20) ist sie in dieser Richtung beschrieben mit dem Argument, dass man dann weniger Wanderern begegnet. Im Nachhinein würde ich sie allerdings umgekehrt machen, da die heftigsten Anstiege dann am Anfang und nicht am Ende sind. Außerdem hat man dann den beständigen NO-Wind im Rücken statt im Gesicht. Dieser Wind - obwohl nicht sehr stark (15-20 km/h) - hat mir die Tour, trotz aller Vorzüge, doch ein bisschen verleidet.

Einquartiert habe ich mich im Städtchen Ribeira Grande im Norden der Insel (empfehlenswert). Am Neujahrsmorgen war ich mir aber nicht sicher, ob ich überhaupt ein Taxi zum Ausgangspunkt Cruzinha finden würde. Die Furcht war unbegründet. Kaum war ich aus dem Haus, haben mir verschiedene Taxifahrer schon von weitem ihre Angebote zugerufen. Klar! Der einzige Weiße ohne Auto weit und breit will bestimmt irgendwo hin. 

Also flugs den erstbesten Fahrer gefragt, wieviel sein HiAce-Bus als "Taxi Individual" kosten würde, und mich schon auf langwierige Feilscherei eingestellt. Der Preis, den mir der erstbeste Fahrer genannt hatte, war dann reell (CVE3600 = ca. €33, für 1h Fahrt), sodass ich gleich zugeschlagen habe. Eine Straßensperrung zwang zu einem kleinen Umweg über eine holprige Piste - kein Problem für das robuste, japanische Arbeitspferd.

In Cruzinha habe ich mich gleich auf den Weg gemacht und bin den gelb-roten Markierungen gefolgt. Zuerst geht's etwa 2 km über eine staubige Piste - etwas von der Küste entfernt. Dann verwandelt sich der Weg in einen perfekt ausgebauten Pflastersteinpfad für den Rest der Strecke bis Fontainhas. Dies ist der schönste Teil der Tour. Der Weg führt in leichtem auf und ab - immer hoch über dem Meer - an der Küste entlang. Er ist teils mit einem unglaublichen Aufwand in die senkrechte Felswand hineingehauen. Man passiert unterwegs auch mehrere, völlig einsame, schwarze Sandstrände. Die starke Brandung dürfte allerdings ein Bad etwas schwierig machen.
 
Etwa bei km-5 komme ich im aufgegebenen Dorf Chã de Mar an. Die verstreuten, völlig verfallenen Bruchsteinhäuser, die mich an ähnliche Dörfer in Schottland erinnern, haben eine idyllische Lage in einem grünen Tal umgeben von hohen Bergen. Der Platz fühlt sich an wie das Ende der Welt. Keine Menschenseele weit und breit. Ein idealer Ort, um eine Pause zu machen.

Weiter geht's auf dem Kopfsteinpflasterweg, bis ich bei km-8 im ersten, wieder bewohnten Dorf, Formiguinhas, ankomme. Hier gibt's mehrere Bars in fantastischer Lage hoch über dem Meer. Trotzdem ist niemand zu sehen - weder Einheimische noch Gäste. Die ersten Menschen treffe ich 10 km nach dem Start im Dorf Corvo, das hoch über einem landwirtschaftl. genutzten Tälchen in die unglaublich steile Bergflanke hineingebaut wurde.

Jetzt kommt der anstrengendste Teil der Wanderung. Es geht nämlich in vielen Serpentinen und in der prallen Nachmittagssonne 200 Hm hoch auf einen kleinen Pass. 

Nach einer kleinen Verschnaufpause auf dem luftigen Pass steige ich gemächlich ab ins Postkartendorf Fontainhas, wobei ich zuerst noch einen störrischen Esel vertreiben muss, der sich mitten auf dem Weg breitgemacht hat. Im Dorf muss ich mir dann den richtigen Weg durch die engen, aber pittoresken Gassen suchen, da sich aus unerfindlichen Gründen hier keine Markierungen mehr finden. Bald hat mich die Zivilisation wieder, als ich am ersten Auto seit meinem Abmarsch vorbeilaufe.

Der Rest sind jetzt "nur noch" ein paar Hundert Hm Gegenanstieg und ein paar km auf der Piste zw. Fontainhas und Ponta do Sol, wo ich wiederum aufgrund fehlerhafter Markierungen noch 1 km durch die weniger attraktiven Wohngebiete dieses Städtchens marschiere. 

Jetzt, am frühen Abend, ist die Frage, ob hier um diese Zeit noch Aluguers fahren. Das Stadtzentrum sieht ziemlich verlassen aus. Nur ein paar Jungs spielen Verstecken. Ein Einheimischer ruft mir "No Taxi!" zu, zuckt mit den Schultern und winkt ab. Nach ein paar Minuten kommt allerdings schon wie selbstverständlich das erste Aluguer vorbei und nimmt mich für CVE70 mit nach Ribeira Grande.

Fazit:
  • Einfache Küstenwanderung mit durchgehend toller Aussicht und faszinierenden Einblicken in abgelegenste Dörfer und Täler. Wenn man nur eine Tour auf Santo Antão macht, dann diese hier.
  • Aufgrund des vielen auf und ab summieren sich die Höhenmeter zu ca. 800m. Auch ist die Länge nicht zu unterschätzen! Angenehmerweise liegt der Weg oft im Schatten.
  • Die umgekehrte Richtung, Ponta do Sol - Cruzinha ist m.E. besser. Allerdings könnte es Probleme geben, am Abend in Cruzinha ein Taxi zu bekommen.
  • Auf der Strecke gibt es nicht immer Mobilfunkempfang.

Generelle Anmerkungen zu Santo Antão:

Die Anreise führt üblicherweise über den Flughafen der Nachbarinsel São Vicente (VXE). Dann mit Taxi nach Mindelo (ca. CVE1200) und weiter mit der Fähre nach Porto Novo auf Santo Antão (2-3x/Tag, 1h, CVE800). VXE wird aus Europa regelmäßig nur von TAP aus Lissabon (LIS) angeflogen. Unregelmäßige Flüge gibt es auch aus Luxemburg (LUX), Amsterdam (AMS), und evtl. anderen Flughäfen. Alternativ kann man auch auf die Badeinsel Sal (SID) fliegen (von vielen Städten Mitteleuropas, wie MUC, ZRH, HAJ, etc.), und dann weiter mit BestFly Cabo Verde täglich in ca. 45 min. nach VXE. 

Man muss eigentlich fast immer eine Zwischenübernachtung, entweder auf Sal oder São Vicente, einplanen. Meine Empfehlung wäre, den Hinweg über LIS/VXE zu nehmen, und sich 1 bis 2 Tage Mindelo, die heimliche Hauptstadt von Cabo Verde anzuschauen. Für den Rückflug dann nach Sal (SID), und dort ein paar Tage am Strand entspannen.

Die Kapverden sind ein Ganzjahresurlaubsziel. Die Temperaturen liegen fast immer bei 21-27°C. Hikr bevorzugen wahrscheinlich die Monate nach der sommerlichen Regenzeit (ab November). Schnee wird man nicht antreffen. Der Begriff Regenzeit ist eh' relativ zu sehen. Die Niederschlagsmengen sind wesentlich geringer als in den Tropen. Die einzigen Probleme könnten durch gelegentliche, heftige Regenfälle mit überschwemmten Straßen oder abgerutschten Wegen bestehen.

Fortbewegung: Ich habe ausnahmsweise einmal keinen Mietwagen genommen. Zu teuer. Außerdem sind viele, klassische Wanderungen linear. Hier wäre ein eigenes Auto eher hinderlich. Auf der ganzen Insel gibt es dafür ein hervorragend organisiertes Verkehrssystem mit spottbilligen Sammeltaxis (Aluguers), die fixe Strecken abfahren. Ich musste selten länger als 10 min. warten, selbst am Feiertag. Und, nein, es stimmt nicht, dass die Aluguers erst abfahren, wenn sie bis auf den letzten Platz besetzt sind. Die "Haltestellen" der Aluguers sind nicht gekennzeichnet, aber vor Ort kaum zu übersehen. Auf OpenStreetMap sind sie auch aufgeführt. Es ist- auch aus anderen Gründen - ratsam, diese App zu installieren. Sie enthält sehr gutes Offline-Kartenmaterial für Wanderungen. Google Maps kann man vergessen.

Die Fahrer sind auch gerne bereit, ihr Aluguer als Taxi anzubieten. Der Preis ist dann das 10-fache des Einzelplatzpreises. Immer noch günstig! Ich hatte auch nicht das Gefühl, wie z.B. in Marokko von den Taxifahrern irgendwelche Mondpreise genannt zu bekommen, die ich dann erstmal mühsam herunterhandeln müsste.

Versorgung: Es gibt praktisch in allen kleinen Dörfern immer mindestens ein Lebensmittelgeschäft (Mercearia, Mini-Mercado), in dem man die wichtigsten Dinge (Wasser, etc.) kaufen kann. Allerdings sollte man keine allzu hohen Ansprüche an Qualität und Auswahl haben. Ich musste mich in Ribeira Grande fast eine Woche lang von Thunfisch aus der Dose, Pasta, und Cornflakes ernähren. Frisches Obst oder Fleisch sind schwer zu bekommen.

Spezielle Dinge sollte man unbedingt von zuhause aus mitbringen, z.B. Schmerztabletten, Pflaster, Antiseptikum, Sonnencreme, evtl. DEET gegen Moskitos, usw. Auch Bergsportartikel wie Trekkingstöcke oder ähnliches wird man auf der Insel schlichtweg nicht finden. Dafür gibt's jede Menge Straßenhändler und Chinese Shops, die billige Bundesliga-T-Shirts, Damenschuhe, und Gucci-Sonnenbrillen verkaufen. 

Es gibt auf Santo Antão so viele Wandermöglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade, tolle MTB-Routen, Tauchspots, etc., dass man locker einen ganzen Monat damit füllen kann. Für den typischen Hikr ist vor allem die NO-Ecke der Insel interessant. Hier ist die grünste Gegend der Kapverden. Die landwirtschaftl. stark genutzten Täler sind umgeben von extrem steil aufragenden Wänden und Bergspitzen, die auf kürzester Distanz von Seehöhe auf ca. 1500 m reichen. Der höchste Punkt, der Tope de Coroa (1979m), liegt im "wilden Westen" der Insel, und ist einfach zu besteigen, aber etwas umständlich zu erreichen.

Tourengänger: pame


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