Holländische Hochalpen: Toller Hohlweg und Dreifach-Überschreitung

 
 
Holland eben? –Holland flach? – Da kann man nur lachen. Die Alpenbewohner, sie haben eben wenig Ahnung, wenn es einmal um Gebiete geht, die nicht in den Alpen liegen.
 
rojosuiza hat in 45 Jahren gelernt, was es heisst, im Flachen zu wohnen, und oft sogar unter dem Meeresspiegel herumzukriechen, ohne nass zu werden. So viel Zeit hat nicht jeder, um zu so viel Weisheit zu kommen. Aber in den Niederlanden gibt es mehr, als das Flachland der eigentlichen Provinz Holland. Da wären zum Beispiel die Gebiete in Süd-Limburg, wahre holländische Hochalpen sozusagen.
 
Hier marschiert rojosuiza sich jetzt die Füsse wund. Über alle Berge geht er, bis er am Abend erschöpft wieder ins Tal hinabsteigt. Ja, Berg und Tal, das gibt es in den Holländischen Hochalpen in Süd-Limburg.
 
Die Gewalttour beginnt in Heerlen, mit seinen 110 Metern über Normalnull schon sehr, sehr hoch – mit schon merklich dünnerer Luft demzufolge. Das ist der Grund, dass sich die Architektur um ihn herum überschlägt und der Bergheld sich trotz der Goggel-Hilfe immer etwas verläuft.
 
Am Schluss findet der Held, was er gar nicht gesucht hat: den allerlängsten Hohlweg von ganz Holland, nämlich, den die Eingeborenen wahnsinnig bescheiden ‚Klein Weegske‘ genannt haben. Ja, die Limburger haben Humor. Ein echter Hohlweg von fast einem halben Kilometer Länge, einen gewaltigen Höhenunterschied von fast 50 Metern dazu – der Schweiss steht einem nach der Steigung auf der Stirn. Auf dem Höhenweg ist ausser rojosuiza heute keiner. Oben auf dem ersten Deckel wäre es ganz ruhig… wäre es ruhig, ja, wenn nicht die kulturminnende Menschheit unten in Heerlen ein irrsinniges Bumm-Bumm-Hochleistungs-Konzert steigen liessen…
 
rojosuiza geht hier barfuss, um der Wanderung auf Mergel und Zweigen und Waldfrüchten etwas mehr Pfiff zu geben – und auch dafür zu sorgen, dass ihm die Füsse aus lauter Langeweile nicht einschlafen. Später folgt schwarzer Asphalt, heiss genug, dass Schuhwerk doch nützlich scheint.
 
Bei der Überschreitung in den Hochalpen bezwingt rojosuiza nacheinander den Kunderberg (rund 170m, Vermessung durch den Spezialisten rojosuiza!),  den Ubachsberg (fast 190m, der gleiche Spezialist), und schliesslich den Colmont, der wie der Name uns verrät, sowohl Col wie auch Mont ist.  Der Colmont ist der aller-, allerhöchste Punkt der Überschreitung, nachher stürzt sich rojosuiza in fliegender Fahrt dem Tal zu: nach Wijlre (unter 100m!) und schliesslich Schin op Geul (wieder über 100m!). Man sieht, ein ewiges Auf und Ab, es geht für den Weitwanderer wild zu in den Holländischen Hochalpen.
 
Was hat rojosuiza damals in der Bahn-Berufsschule der Holländischen Eisenbahn gelernt: Schin op Geul ist Knotenpunt. So war es damals. Jetzt stolpert der Bergheld in Schin op Geul in brennender Sonne hinauf zu diesem Knotenpunkt. Was trifft er im Schweisse seines Angesichts an? – Eine tote Bahnlinie. – Ist er zu spät gekommen, um den Zug zu nehmen, zwanzig Jahre zu spät? – Das Entsetzen schlägt ihm um die Brust. Es wird ihm erst leichter, als ein Zug vorbeirauscht. Denn ja, es ist wahr: der Bahnhof steht wie Arth-Goldau zwischen den Gleisen. Die alte Linie von Maastricht nach Aachen ist stillgelegt – kein Maastrichter wird  nach Aachen wollen – aber auf der Linie Maastricht nach Heerlen ist es ein Kommen und Gehen von Schnellzügen.  – Sie werden sich, die Züge, wohl einfach nicht über die Grenze trauen…
 
Das weitere erzählen die Bilder, ein toller Tag in den Holländischen Hochalpen endet mit einer langen Heimreise  für rojosuiza. Der aber braucht jetzt sowieso etwas Erholung: eine Dreifach-Überschreitung, so etwas hat es in sich - zumal für einen Junior-Senior…