Stacheliger höchster Berg von Bonaire - Brandaris (241m)


Publiziert von Kris , 6. Juli 2022 um 18:40.

Region: Welt » Karibik
Tour Datum:21 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NL 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m

Es ist Zeit für wieder einmal einen etwas ungewöhnlicheren Bericht. Es verschlug uns im Zuge eines Tauchurlaubs in die südliche Karibik. Hier, weniger als 100km nördlich der Küste von Venezuela liegen die ABC Inseln (Aruba, Bonaire, Curacao). Diese Inseln - früher bekannt - als Niederländische Antillen sind immer noch eng verbandelt mit Holland. Daher ist es gar nicht so schwer aus Mitteleuropa hierher zu gelangen. Aus Amsterdam gehen direkte Flüge, aber gerade Bonaire ist im deutschsprachigen Raum wohl eher als Geheimtipp zu verbuchen. Ein weiterer Grund, den höchsten Punkt "nebenbei" mitzunehmen.. 

Der höchste Punkt ist in diesem Fall mit großem Abstand der Brandaris (241m), ein Gipfel gelegen im Nordwesten der Insel, mitten im Washington Slagbaai Nationalpark. Dieser existiert bereits seit über 50 Jahren und entstand auf dem Grund einer ehemaligen Plantage. An den Fuß des Berges gelangt man nur mittels geländetauglichen Fahrzeug. Den Einstieg zu finden ist kein Problem - nachdem die Nationalparkgebühr entrichtet wurde, erhält jeder Besucher eine Karte. Und ohnehin gibt es nur 2 Routen im Park die per Einbahnstraße erkundet werden können. Der "Parkplatz" am Brandaris liegt an der kürzeren Route. 

Von hier aus sind etwa 2 Stunden inkl. Retour einzuplanen. Man kann nur empfehlen, genug zu Trinken einzupacken sowie Sonnencreme, Kopfbedeckung und ggf UV Kleidung einzupacken - die Sonne brennt in äquatorialem Ausmaß! Dazu kommen beständige 80% Luftfeuchtigkeit bei immerwährenden 30°C. 
Somit fühlen sich die gerade mal 200 Höhenmeter nach durchaus "mehr" an! 

Anfangs noch über eine Fahrstraße, verengt sich der Weg bald und führt durch einen ansehnlichen Kaktuswald. Generell ist die Insel ziemlich "verwüstet", was daran liegt das die Spanier nach Eroberung der Insel vor über 500 Jahren alles Holz dem Erdboden gleich gemacht haben. Die teils dennoch vorhandenen Bäume spenden wenigstens etwas Schatten, was sich auch die Tiere zunutze machen - wobei sich die Fauna mehrheitlich auf Vögel, Echsen bzw. Leguane, Ziegen und Esel beschränkt. Der Weg verjüngt sich nun etwas weiter und die ersten Höhenmeter werden genommen bis zu einem Gatter, welches Ziegen vom Durchqueren abhalten soll. Die Ziegen sind wohl eine regelrechte Plage im Nationalpark, da sie die ohnehin rare Vegetation immens dezimieren. Die Einwohner Bonaires sind daher kreativ und setzen u.a. auf Fallgruben und Maulwurf-Ziegen, die sich mit Peilsender ausgestattet, Herden anschließen und so ortbar machen. Am Ende steht für die Ziegen oft die Schlachtbank, weshalb es gerade in traditionellen Restaurants oft Ziegenfleisch auf der Speisekarte gibt.

Bald kommt man einen Kamm, wo nun die eigentliche Tour beginnt. Am Bergrücken bleibend werden nun immer wieder Kraxelstellen erstiegen, die teils auch leicht ausgesetzt sind. Für Phobiker nur bedingt zu empfehlen. Es lohnt sich also auch, Schuhwerk mit zumindest leichter Profilsohle zu nutzen. Flip Flops sind am Ende eher ungenügend. Teils steil geht es hier nun ohne künstliche Hilfen, aber teils markiert mit Pfeilen und Punkten den "Grat" nach oben. Hierbei windet es ordentlich, da der Brandaris aufgrund seiner Höhe sehr exponiert ist. Neben uns sind etwa 10 weitere Berggänger unterwegs. Nach einem kurzen Flachstück erfolgt ein letzter Anstieg und schon steht auf dem weithin sichtbar höchsten Punkt der Insel (T3, max. I) 

Die Sicht vom Gipfel ist wunderbar, aber an unserem Tag leider diesig. Bei guter Sichtweite kann man wohl tatsächlich bis nach Venezuela schauen. Nach ausgiebiger Rast + Fotosession gehen wir wieder auf gleichem Wege retour. Da wir kurz vor der Mittagszeit losgewandert sind, brennt nun auf dem Rückweg die Sonne gnadenlos und fast senkrecht von oben. Das schlaucht gen Ende doch, und so sind wir froh am klimatisierten Gefährt angekommen zu sein. Danach beenden wir die kurze Route des Nationalparks mit mehreren Stopps an Buchten & Stränden, u.a. am Boca Slaagbai. Hierbei sehen wir - nicht ungewöhnlich - eine ganze Schar von Flamingos im Salina Slagbaai. 

Wer ohnehin auf der Insel unterkommt, dem sei der Aufstieg auf den Brandaris auf jeden Fall empfohlen. Ein spezielles Ambiente (Kakteen en masse!), die schönen Kraxeleinlagen und die umfassende Sicht sprechen für sich. Nebenbei ersteigt man einen Höhepunkt eines Archipels, einer "besonderen Gemeinde" der Niederlande. Bekannt bleibt die Insel natürlich dennoch als "Divers paradise"..


  • KONDITION 2/5
  • ORIENTIERUNG 2/5
  • TECHNIK 2/5
  • EXPONIERTHEIT 2/5

  • Tourengänger: Kris


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    22 Mär 17
    Ein Ausflug auf Bonaire · rihu

    Kommentare (2)


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    Nyn hat gesagt:
    Gesendet am 7. Juli 2022 um 09:13
    Herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf diesen exotischen Ausflug.
    Frage: Wäre es für die Besteigung des Brandaris angesichts der hohen Temperatur+Luftfeuchtigkeit nicht angeraten gewesen, sehr früh morgens loszugehen anstatt in die Mittagszeit hinein? Auch die Sicht könnte in den Morgenstunden besser sein.

    Kris hat gesagt: RE:
    Gesendet am 7. Juli 2022 um 09:38
    Hi Nyn,
    das wäre definitiv cleverer gewesen und ist auch empfohlen. Ganz banal - wir sind nicht früher aus dem Bett gekommen ;-) Eine Weile fährt man dann auch noch von Kralendijk zum Einstieg. Der Nationalpark empfiehlt einen Einstieg bis spätestens um 12 Uhr, da der Park 17 Uhr schließt und man nach dem Brandaris noch die Einbahnstraße beenden muss durch den Park. Wir sind um 10.30 am Einstieg losgelaufen, waren also zumindest locker in der empfohlenen Zeit vom Park. Zur Sicht: die war unberechenbar, sehr oft gab es früh auch diesige Sicht, dafür riss es zwischendurch kurz auf - eher ein Glücksspiel.
    VG
    Kris


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