Morne Seychellois - höchster Berg der Seychellen


Publiziert von Stefan_F , 20. Juni 2022 um 20:49.

Region: Welt » Seychelles » Mahe
Tour Datum: 7 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SY 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Der Pfad zweigt nördlich der Passhöhe unvermittelt von der Straße ab. Der Trail, der an der Passhöhe startet führt zum Militärcamp.

Wissenswertes und Allgemeines:

Der Morne Seychellois ist mit 905m der höchste Berg der Seychellen und liegt auf der Hauptinsel Mahé direkt über der Hauptstadt Viktoria. Seine Hänge sind mit dichten und wohl immer nassen Bergregenwald bedeckt. Dennoch ergibt sich vom Gipfel etwas Aussicht. Am Berg selbst kann man nur sehr selten ins Umland schauen und auch sonst reicht der Blick selten weiter als ein paar Meter. Eine Abschätzung wie hoch man sich gerade befindet, wo es lang geht oder wie weit es noch ist, lässt sich so schlicht nicht vornehmen. Die Seychellen und so auch dieser Berg bestehen aus Granit. Die Humus- und Vegetationsschicht rutscht leicht von diesem Untergrund ab, sodass schnell Narben in der Natur entstehen. Auch das ist ein Grund warum der Morne Seychellois äußerst selten begangen wird.
Die Tour ohne Guide zu unternehmen ist nicht nur mehr oder weniger verboten, es führt auch zielsicher ins Fiasko. Ich wollte das vorher auch nicht glauben. Näheres dazu im folgenden Text.

die Tour:

Dieses Jahr stand ein Urlaub auf den Seychellen an. Im Kopf war dieses Reiseziel schon sehr lange, aber nie wurde es konkret. Nun war es endlich soweit.
Viel früher begann ich aber mich über den Morne Seychellois zu informieren. Auf hikr findet man bisher dazu praktisch nichts. Im Netz konnte ich etwas von österreichischen Vogelkundlern lesen, die am Berg unterwegs waren, aber auch mit diesen Kontakten kam ich nicht weiter. Unser Reiseanbieter Seyvillas.com hatte auch keinen Ortkundigen im Petto. So wurde es ein langes "frag mal den, vielleicht weiß der was" - Spiel.
Letztendlich fand ich einen Guide, der nicht sofort ablehnte. Dieser vermittelte mich aber zwei Tage vor der geplanten Tour weiter. Warum würde ich später erfahren.
So wartete ich am vereinbarten Treffpunkt im Hotel auf diesen unbekannten Guide. Etwas verspätet aber für die dortigen Verhältnisse überpünktlich hielt sein getunter Kleinwagen mit lautem Röhren und dieser super sympathische Typ winkte mich heran. Die Fahrt zum Ausgangspunkt war kurzweilig und Gesprächsthemen gingen nie aus. Nach einer guten halben Stunde hielt er einfach auf der Straße, meinte das würde schon so gehen und hier ware der Einstieg. Ok, es führte ein Pfad in den Wald, aber der endete nach wenigen Metern. Markierungen oder einen Wegweiser braucht man gar nicht erst suchen. In Karten in denen der vermeindliche Weg zum Gipfel eingezeichnet ist, beginnt dieser auf der Passhöhe der Sans Soucis Road. Selbst wenn man dort einen Pfad ausfindig macht, führt der zu einem Militärcamp wo man spätestens wieder weggeschickt wird - wenn es freundlich abläuft. Wir starten etwas weiter unten Richtung Viktoria. Mein Guide macht schnell klar, dass auch er zum Militär gehört. Seine Fitness und sportliche Gangart unterstreichen das eindrücklich.
Es ist ungeheuer schwül, heiß sowieso und man ist bald so durchnässt, dass es auch egal ist, dass jede Pflanze die man zwangsläufig streift Unmengen Wasser auf einen ablässt. Gutes Schuhwerk ist auf dem glitschigen Untergrund unablässig. So geht es stetig und oft recht steil bergauf. Auf den ersten Höhenmetern kann ich mir noch vorstellen den "Weg" ohne Guide zu finden. Der Trail wurde kürzlich etwas renoviert und so finden sich hier noch einzelne hölzerne Stufen und sogar ein kleines Fixseil. "For the Ladies" wie mein Guide mir feixend erklärt. Weiter oben kommen wir zu einem Punkt an dem er bedeutungsschwanger stehenbleibt und mir erklärt, dass an dieser Wegkreuzung sich die meisten Führerlosen verirren. Ich sehe bloß einen Weg abzweigen, er deutet da vier Wege. Das ist der Spürsinn eines Einheimischen. Ich denke schon einen sehr guten Orienterungssinn zu haben, aber hier wäre ich ohne Guide verloren. Es scheint klar: durch den sehr dichten Wald ohne ausgetretende Pfade und ohne Orientierung was Höhe und Lage anbelangt, weiß man nicht in welche Richtung man sich wenden soll. Wenn man dann noch unsicher wird und zweifelt, ist man verloren. Er erklärt mir, dass die meisten Unfälle, Vermisstenfälle oder gar Todesfälle bei Touristen auf den Seychellen durch Verirren im Wald entstehen. Was hier nach unfähigen Wandern klingt, und davon ging ich auch aus, ist wirklich ernst zu nehmen! Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber auf diesem Trail verirrt sich ein Ortsunkundiger mit sehr großer Sicherheit. Der Weg ist, wenn er denn erkennbar ist, nicht logisch und ändert sich ja nachdem wie die Vegetation wuchert. Oft ist er schlcht nicht erkennbar.
Mit zunehmender Höhe wird der Wald immer dichter, es wird steiler und schwieriger zu begehen. Überhaupt klettert man eher über Wurzeln, unter umgestützten Bäumen hindurch oder durch Labyrinthe aus Granitblöcken herum als zu gehen. Die Natur ist hier aber auch listig. Moose wachsen hier schnell man zu 30cm dicken Polstern heran und überdecken Klüfte zwischen den Granitblöcken. Mein Guide zeigt mir mit einem Stein was passiert wenn man in eine solche Kluft fällt weil man denkt unter dem Moos sei fester Boden. Der Stein durchschlägt das Moos und landet viele Meter tiefer. Das Moos verschließt das Loch sofort. Gefunden wird man hier nicht. Auch die Pflanzen sind nicht zu unterschätzen. Einige Palmenarten bilder am Stamm lange Dornen aus in die man nicht greifen sollte. Wächst nun Moos um dem Stamm, verbergen sich die Dormen darin. Ich hatte sehr viele Schiefer...
Versteht mich nicht falsch: Die Tour ist wunderschön, aber sehr anspruchsvoll. Die größte Gefahr ist das sich Verlaufen, was definitiv nicht unterschätzt werden sollte. Mit einem Guide - so man einen findet - lässt sich das entschärfen. Ich fand auch Gehzeiten von 4h hoch und 3h runter. Das ist für fitte Berggänger eher nicht zutreffend. Wir ware nach 1:45 oben und in etwa einer Stunde unten. Für Naturstudien oder andere Pausen haben wir uns aber keine Zeit gelassen und waren sehr zügig unterwegs.
Da ich mit 4h rechnete, war ich erstaunt als wir plötzlich durch den Wald den Himmel sahen und wenig später vor uns die Flagge der Seychellen wehte.
Etwa eine Stunde verbrachten wir am Gipfel und warteten vergeblich auf eine Wolkenlücke, die etwas mehr Aussicht zulässt. Das Eindrückliche der Tour war für mich aber nicht die Aussicht, es war eher die Tour an sich, der Dschungel, der unerwartete Anspruch. Mein Guide hatte nun noch vor den, wie er sagt, unbesuchten Nordgipfel zu besuchen. Wir steigen also etwas ab und plötzlich biegt er in absolutes Dickicht ab, schneidet sich einen Weg frei und manövriert scheinbar völlig wirr um Pflanzen und Felsen herum. Oft habe ich den Eindruck an Orte zu kommen, an denen wir schon (mehrfach) waren, bis wir auf einer relativ ebenen Fläche stehen auf der Bäume mit Stelzenwurzeln stehen. Ob das nun der Nordgipfel ist, weiß ich nicht und ich vermute damit bin ich nicht der Einzige. Wir schlagen uns weiter durch den dichten Wald und irgendwann kommt mir ein Ort bekannt vor. Ich vermute wir sind schon wieder auf dem Rückweg. Ja, immer mehr ergibt sich und dann wieder doch nicht. Distanzen sind hier im Abstieg so völlig anders als im Aufstieg. Irgendwann kommen wir aber in den etwas lichteren, logischeren unteren Teil, passieren das Fixseil und stehen plötzlch an der Straße. Zu meiner großen Verwunderung ist sein Auto unbeschädigt. Ich komme mir vor als hätte mich gerade eine andere Welt ausgespuckt und beim Betreten unseres Hotels geht es mir noch einmal so. Ich sehe hier aber auch unpassend aus. Völlig nass und schlammverschmiert, dreckig bis oben hin. Meine Tochter freut sich über meine pünktliche Rückkehr und das baden im Meer.

Ich habe versucht euch die Informationen zu geben, die ich vor der Tour gern gehabt hätte. Seid gewarnt, überlegt euch gut ob ihr die Tour macht. Solltet ihr euch dafür entscheiden, sucht euch einen Guide! Eindrücklich wird es allemal. Solltet ihr Informationen oder Kontakte brauchen, schreibt mich gern an.

Tourengänger: Stefan_F


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 21. Juni 2022 um 11:21
Liest sich sehr spannend und hört sich nach einem echten Abenteuer an. Danke für diesen Bericht, und weiterhin gute und sichere Touren!

Stefan_F hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2022 um 11:51
Vielen lieben Dank Schubi! Ja, ein Abenteuer war es und eine Lehrstunde, nicht zu denken auf einen bewachsenen, nur 905m hohe Haufen käme man schon locker hoch.


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