2 x Jezeří (Eisenberg + Seeberg)


Publiziert von lainari , 22. Oktober 2021 um 22:27.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:17 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 535 m
Abstieg: 535 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus bis Černice (DÚK linky 14, 28)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory - Chomutovsko a Mostecko

Erkundungen am Erzgebirgshang I
 
An einigen Stellen des böhmischen Erzgebirgsfußes muss der Besucher harte Kontraste aushalten können. So auch in der heute von mir besuchten Region, die vom velkolom ČSA (Braunkohlengroßtagebau) geprägt ist. Da die riesige Grube unmittelbar bis an die Gebirgsbasis heranreicht, mussten nicht nur Orte im Abbaugebiet weichen, sondern auch der in leichter Hanglage gelegene Ort Jezeří (Eisenberg). Hier zeigten sich Setzungs- und Rutschungsanzeichen. Seither wird der Erzgebirgsabhang in diesem Bereich regelmäßig überwacht.
 
Ich fahre nach Černice (Tschernitz) und parke an einem Gasthaus. Zu Fuß gestartet, verlasse ich den Ort auf einem blau markierten Wanderweg bergwärts. Nach kurzer Zeit schwenkt dieser nach links und folgt einem quer zum Hang verlaufenden Bachgraben, der künstlich angelegten přeložka Šramnického a Černického potoka. Mit diesem Bauwerk werden die Wässer des Erzgebirgshanges aus diesem Bereich gesammelt und um den Tagebau herumgeleitet. Dabei ist es groß genug dimensioniert, um auch Starkregenereignisse aufzunehmen. Zwei trockene Gebirgsrippen werden zwischen den angrenzenden Einkerbungen mit Bachtunneln unterquert, welche man wegen dem bergbaulichen Anlagezweck auch als Röschen bezeichnen kann. Die erstere, Albrechtická štola (Ulbersdorfer Rösche) nehme ich genauer in Augenschein. Dann mühe ich mich weglos auf die durchstochene Anhöhe hinauf. Oben befindet sich die Burgruine Neznámý hrad u Albrechtice (Unbekannte Burg bei Ulbersdorf). Die recht große Anlage wurde nie urkundlich, so dass über Erbauer und Inhaber nichts bekannt ist. Ergebnisse archäologischer Grabungen grenzen den Nutzungszeitraum auf die 2. Hälfte des 13. Jh. - 1. Hälfte des 14. Jh. ein. Eventuell erfolgte danach ein Umzug nach Eisenberg. Die in Kartenwerken und Quellen teilweise verwendeten Burgnamen Hausberk und Alberk haben keinerlei historische Relevanz. Nach einer Rundumschau steige ich über eine Gratrippe ab. Unten besichtige ich das obere Mundloch der Rösche und folge dann dem Wanderweg der sich nun aufwärts schraubt. Das selbst schon wenig angenehme „Grundrauschen“ des Tagebaus wird heute phasenweise durch nervige Rennmotorengeräusche vom Autodrom Most überlagert. Unterwegs passiere ich zámek Jezeří (Schloss Eisenberg). Die ursprüngliche Burg Eisenberk wurde zwischen 1355-1365 von Nevlas ze Rvenic (auch Nevlas von See > de Lacu alias de Aysenberg) errichtet. Nikolaus Hochhauser von Hochhaus veranlasste 1549 den Umbau in ein Renaissanceschloss. Die Familie Lobkowicz ließ es schließlich zwischen 1690-1696 barock umbauen. Nach einem Brand wurde es vom Baumeister Giovanni Battista Alliprandi wieder aufgebaut. Heute kann es besichtigt werden. Aus Zeitgründen verzichte ich jedoch darauf.
 
Der Wanderweg gewinnt jetzt ruppig an Höhe bevor er wieder einem Forstweg folgt. Nach einer Weile ist talseitig ein Schutzgebiet ausgewiesen. Ein Stichweg führt nun auf den Jezeří/hrad Starý Žeberk (Seeberg/Burg Alt Seeberg). Der Felsgipfel weist eher geringe Reste einer alten Burg auf. Diese wurde in der 1. Hälfte des 13. Jh. von den Herren von Rvenice gegründet. 1277 erfolgte die erste urkundliche Nennung als Besitz eines Albrecht z Seeberk (Albrecht von Seeberg). Laut einer weiteren Erwähnung war sie spätestens seit 1383 ungenutzt. Es erfolgte ein Umzug ins nahe Neu Seeberg. Nach Besichtigung und Gipfelaufstieg mit Pause gehe ich zum Weg und auf ihm bis zur Schutzgebietsgrenze zurück. Dort steige ich weglos durch einen steilen Graben ab. Im Bereich einer Schonung lockt mich ein alter Pfad nach links. Dieser folgt mehr oder weniger der Höhenlinie und passiert dabei pittoreske Felspartien. Die Begehung ist teilweise durch Beschädigungen und Baumfall erschwert. Später fällt der Pfad ab und kommt in Richtung Schloss Eisenberg. Etwas abseits vom Schloss steht im Wald die Hrabecí kaple (Grafenkapelle). Der monumentale Rundbau war als Mausoleum der Familie Lobkowicz geplant. Der Bau begann 1753. Wegen Statikproblemen kam es zu mehreren Dacheinstürzen. Der Auftraggeber Josef von Lobkowicz starb während der Bauarbeiten durch einen herabfallenden Stein, sein Bruder wurde später durch einen gefällten Baum erschlagen. Die Familie stoppte daraufhin den Bau, der Volksmund nennt das unfertige Bauwerk seither Čertova kaple (Teufelskapelle). Für den Rückmarsch nehme ich der Einfachheit halber den Rand des Fahrsträßchens nach Černice.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 15 min.
Die Nutzung des ausgeschilderten Wanderweges ist je nach Wegabschnitt als T1-T2 zu bewerten.
Die Erkundung der hrad u Albrechtice, Jezeří/hrad Starý Žeberk und der Rückweg auf dem Pfad bis zámek Jezeří sind abweichend als T3 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


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