Mont Pourri (3779 m) - Normalweg (Grand Col)
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Die Vanoise - immerhin das dritthöchste Gebirge der französischen Alpen - hat es bei den deutschsprechenden Bergsteigern eher schwer. Zwischen den beiden höchsten französischen Gebirgsgruppen Montblanc und Dauphine gelegen, fehlen einfach die gängigen sowie großen/klassischen und extremen Westalpentouren. Die beiden höchsten Gipfel der Vanoise, Grande Casse (3885 m) und Mont Pourri (3779 m), sind für Normalbergsteiger, wegen ihrer steilen und spaltigen Gletscher auf den Normalwegen, eher spröde Gesellen. Dies ist auch der Grund, weshalb die beiden Berge als ausgesprochene Frühsommer-Berge gelten, da eine gute Schneelage die Besteigung erleichtert. Zudem erscheinen sie aufgrund ihrer Namen - zumindest bei wörtlicher Übersetzung - wenig attraktiv: Grande Casse bedeutet großer Schrottplatz/Schutthaufen und hinter Mont Pourri verbirgt sich verfaulter/morscher/brüchiger Berg. Auch befinden sich hier einige Retortenskigebiete der französischen Alpen, die im Sommer für Bergsteiger wenig anziehend sind. Der Mont Pourri ist von ihnen geradezu eingekreist: La Plagne, Les Arcs, Lac de Tigne, La Rosiere/Sainte-Foy-Tarentaise.
Andererseits zeichnet sich die Vanoise durch reizvolle und weite grüne Almlandschaften aus. Die beiden Hauptgipfel überragen ihre Nachbargipfel jeweils um mehrere Hundert Meter. Gerade der Mont Pourri, erstbestiegen vom berühmten Michel Croz, zeigt sich von der Südrampe des Kleinen Sankt Bernhard Passes als einzelnstehender, spitzer Gipfel über dem Talkessel von Bourg-Saint-Maurice und der Tarentaise. Nicht umsonst gehört er zu den klassischen Alpengipfeln nach Pause.
Nachdem auch wir jahrelang den Mont Pourri, wegen der meist ungünstigen Verhältnisse im August nie ernsthaft angegangen haben, wollten wir es dieses Jahr aber mal versuchen: es war Anfang August, die Schneelage in den Alpen war eher gut und der bisherige Sommer brachte immer wieder Schneefälle in den Hochlagen. Der Normalweg könnte also gute Verhältnisse aufweisen. Dies war unsere Hoffnung, die letzten Endes auch aufging. Auf dem Weg zum Gipfel waren aber noch einige Dämpfer zu bewältigen.
Geplant war es, den Mont Pourri über den Südgrat zu besteigen und über den Normalweg oder den Nordgrat und den unteren Teil des Normalwegs wieder abzusteigen. Trotz einer fast zwei Wochen dauernden Kommunikation mit der dafür erforderlichen Hütte per Telefon, SMS, Internet und E-Mail war es aber nicht möglich, eine Reservierung zu bekommen. Na gut, dann eben der Normalweg über den Glacier du Geay rauf und runter vom Refuge du Mont Pourri aus. Ein Anruf auf dem Refuge du Mont Pourri und die Reservierung war erledigt.
Der erste Ausblick auf den Mont Pourri während der Fahrt von der Dauphine in die Vanoise war dann auch vielversprechend: bereits aus der Tarentaise zeigte sich die Gipfelflanke des Mont Pourri in strahlendem Weiß. So ermutigt gingen wir den kurzen (rd. 2,5 h) Hüttenanstieg von Les Lanches (1523 m) im hinteren Ponturintal an. Auf der Hütte dann aber der nächste Dämpfer. Im Gespräch mit dem freundlichen Hüttenwirt erfuhren wir: "C'est impossible! Les guides disent que c'est dangereux!". Und überhaupt wäre die letzte Seilschaft vor vier Wochen über den Normalweg aufgestiegen. Der untere, steile Teil des Glacier du Geay wäre aper und daher sehr spaltig sowie extrem steinschlaggefährdet. Zudem würden keine Decken zum Schlafen ausgegeben (Sommerschlafsäcke hatten wir nicht dabei, wie bisher auch auf allen anderen Hütten in diesem Sommer). Enttäuscht uns doch verkalkuliert zu haben, wollten wir uns aber zumindest mal den Gletscher aus der Nähe ansehen, bevor wir die Tour wieder abblasen. In gut 20 Minuten quert man dazu zur alten Mont Pourri Hütte, die ein kleines Museum beherbergt, und steigt die Moräne zum Glacier du Geay hinauf. Und tatsächlich: der untere Teil des Gletschers war aper und teilweise von Steinen übersäht, die nur darauf warteten, weiter herunterzufallen. Zweifelnd, ob wir es trotzdem wagen sollten, trotteten wir zur Hütte zurück.
Auf der Hütte haben wir dann nochmal unsere Optionen durchdacht: Südgrat - falsche Hütte, Normalweg über den Glacier du Geay - wahrscheinlich nicht vertretbar. Dann die mögliche Lösung: es gibt noch einen weiteren Normalweg (über das Grand Col) aus dem Skigebiet Les Arc. Dort betritt man den Gletscher erst über 3000 Meter und dieser ist nach Norden ausgerichtet, so dass dort noch gute Verhältnisse herrschen sollten. Ob die Verhältnisse dort tatsächlich gut waren, konnte uns der Hüttenwirt nicht sagen, da diese Route von der Mont Pourri Hütte normalerweise nicht angegangen wird. Ein Blick auf die Karte zeigte uns aber, dass wir diesen Normalweg in ca. einer Stunde von Mont Pourri Hütte über Wanderwege erreichen könnten. Zumindest einen Versuch wollten wir starten, obwohl diese Kombination eher selten gemacht wird. Decken gab es dann zum Glück doch noch für uns, angekündigt aber mit Gebühr. Zum Abendessen gab es ein vorzügliches Boeuf Bourguignon.
Am nächsten Morgen genossen wir als einzige Gäste zu früher Stunde das Thermosfrühstück. Nicht unüblich bei selten gemachten Touren, zudem ist es herrlich, einen frühen Start ohne Hektik zu haben. Wie vom Hüttenwirt angewiesen verließen wir - um die anderen Hüttengäste nicht zu wecken - die Hütte durch den Hintereingang um vier Uhr. In stockfinsterer Nacht querten wir auf dem Wanderweg Richtung Skigebiet Les Arc bis zum Lac des Moutons. Hier haben wir - immer noch im Dunkeln - den richtigen Weg verloren. Man konnte aber schon eine Scharte erahnen. Diese musste doch das Grand Col sein. Zudem trafen wir wenige Zeit später auf einen Sessellift, der - wenn er denn der richtige ist - fast bis zum Grand Col führen müsste. Wir folgten dem Sessellift, der uns tatsächlich zum Grand Col führte.
Am Grand Col wurde es langsam hell und wenig später betritt man den Glacier du Grand Col, der tatsächlich noch verschneit war. Dann aber der nächste Dämpfer: der Schnee war tief durchfeuchtet. Und überhaupt, was machten die ganzen Wolken hier? Unsere Hoffnung, dass es sich nur um morgendliche Bewölkung handelt, bewahrheitete sich leider nicht: fast während der ganzen Tour sahen wir die Sonne leider nicht mehr bzw. gingen im Wolkennebel. Der verschneite Glacier du Grand Col zog sich dann ziemlich steil zum Col des Roches hoch. Gewürzt wurde dieser Aufstieg durch einen kleinen Steinschlag. Das ist eigentlich ungewöhnlich bei einem verschneiten Gletscher und fehlenden weiteren Bergsteigern. Ein Blick nach oben zeigte uns den Grund: es waren gehörnte Steinewerfer. Steinböcke standen auf der Felsinsel über uns.
Vom Col des Roches wäre dann der weitere Aufstieg sichtbar gewesen. Bei uns war aber leider der Gipfel in Wolken. Nach dem Col des Roches folgt dann der Abstieg zum Glacier du Geay. Dieser erfordert leichte Kletterei (II) und war bei uns vollkommen aper. Er führte durch eine kurze Verschneidung, über eine plattige Rampe sowie einem Band zum Gletscher. Der Abstieg ist durch unzählige Seile sowie Haken entschärft. Insbesondere früh in der Saison, wenn dieser Abstieg noch verschneit ist, werden diese wohl benutzt.
Auf dem Glacier du Geay folgte eine weitere anstrengende Nassschneestapferei, gewürzt mit einem kurzen Steilstück (ca. 35 Grad). Den Schlussgrat sowie den Gipfel "genossen" wir dann leider ohne jegliche Aussicht im Wolkennebel.
Für den Abstieg nahmen wir die gleichen Route. Ab dem Grand Col mit Sonnenschein und später beim Hüttenabstieg bei bestem Wetter. Die Deckengebühr wurde freundlicherweise dann doch nicht erhoben.
Resumee:
Im Hochsommer selten gemachte Hochtour auf einen einzelnstehenden und mit einer stattlichen Prominenz ausgestatteten Hochgipfel, bei der auf eine ausreichende Schneelage geachtet werden sollte. Als Skitour bzw. als Hochtour im Frühsommer durchaus häufiger gemachter Berg. Die Tour ist abwechslungsreich: Sie führt über zwei relativ steile Gletscher und bietet auch eine kurze Kletterei beim Abstieg vom Col des Roches. Das Skigebiet Les Arcs wird nur kurz gestreift.
Andererseits zeichnet sich die Vanoise durch reizvolle und weite grüne Almlandschaften aus. Die beiden Hauptgipfel überragen ihre Nachbargipfel jeweils um mehrere Hundert Meter. Gerade der Mont Pourri, erstbestiegen vom berühmten Michel Croz, zeigt sich von der Südrampe des Kleinen Sankt Bernhard Passes als einzelnstehender, spitzer Gipfel über dem Talkessel von Bourg-Saint-Maurice und der Tarentaise. Nicht umsonst gehört er zu den klassischen Alpengipfeln nach Pause.
Nachdem auch wir jahrelang den Mont Pourri, wegen der meist ungünstigen Verhältnisse im August nie ernsthaft angegangen haben, wollten wir es dieses Jahr aber mal versuchen: es war Anfang August, die Schneelage in den Alpen war eher gut und der bisherige Sommer brachte immer wieder Schneefälle in den Hochlagen. Der Normalweg könnte also gute Verhältnisse aufweisen. Dies war unsere Hoffnung, die letzten Endes auch aufging. Auf dem Weg zum Gipfel waren aber noch einige Dämpfer zu bewältigen.
Geplant war es, den Mont Pourri über den Südgrat zu besteigen und über den Normalweg oder den Nordgrat und den unteren Teil des Normalwegs wieder abzusteigen. Trotz einer fast zwei Wochen dauernden Kommunikation mit der dafür erforderlichen Hütte per Telefon, SMS, Internet und E-Mail war es aber nicht möglich, eine Reservierung zu bekommen. Na gut, dann eben der Normalweg über den Glacier du Geay rauf und runter vom Refuge du Mont Pourri aus. Ein Anruf auf dem Refuge du Mont Pourri und die Reservierung war erledigt.
Der erste Ausblick auf den Mont Pourri während der Fahrt von der Dauphine in die Vanoise war dann auch vielversprechend: bereits aus der Tarentaise zeigte sich die Gipfelflanke des Mont Pourri in strahlendem Weiß. So ermutigt gingen wir den kurzen (rd. 2,5 h) Hüttenanstieg von Les Lanches (1523 m) im hinteren Ponturintal an. Auf der Hütte dann aber der nächste Dämpfer. Im Gespräch mit dem freundlichen Hüttenwirt erfuhren wir: "C'est impossible! Les guides disent que c'est dangereux!". Und überhaupt wäre die letzte Seilschaft vor vier Wochen über den Normalweg aufgestiegen. Der untere, steile Teil des Glacier du Geay wäre aper und daher sehr spaltig sowie extrem steinschlaggefährdet. Zudem würden keine Decken zum Schlafen ausgegeben (Sommerschlafsäcke hatten wir nicht dabei, wie bisher auch auf allen anderen Hütten in diesem Sommer). Enttäuscht uns doch verkalkuliert zu haben, wollten wir uns aber zumindest mal den Gletscher aus der Nähe ansehen, bevor wir die Tour wieder abblasen. In gut 20 Minuten quert man dazu zur alten Mont Pourri Hütte, die ein kleines Museum beherbergt, und steigt die Moräne zum Glacier du Geay hinauf. Und tatsächlich: der untere Teil des Gletschers war aper und teilweise von Steinen übersäht, die nur darauf warteten, weiter herunterzufallen. Zweifelnd, ob wir es trotzdem wagen sollten, trotteten wir zur Hütte zurück.
Auf der Hütte haben wir dann nochmal unsere Optionen durchdacht: Südgrat - falsche Hütte, Normalweg über den Glacier du Geay - wahrscheinlich nicht vertretbar. Dann die mögliche Lösung: es gibt noch einen weiteren Normalweg (über das Grand Col) aus dem Skigebiet Les Arc. Dort betritt man den Gletscher erst über 3000 Meter und dieser ist nach Norden ausgerichtet, so dass dort noch gute Verhältnisse herrschen sollten. Ob die Verhältnisse dort tatsächlich gut waren, konnte uns der Hüttenwirt nicht sagen, da diese Route von der Mont Pourri Hütte normalerweise nicht angegangen wird. Ein Blick auf die Karte zeigte uns aber, dass wir diesen Normalweg in ca. einer Stunde von Mont Pourri Hütte über Wanderwege erreichen könnten. Zumindest einen Versuch wollten wir starten, obwohl diese Kombination eher selten gemacht wird. Decken gab es dann zum Glück doch noch für uns, angekündigt aber mit Gebühr. Zum Abendessen gab es ein vorzügliches Boeuf Bourguignon.
Am nächsten Morgen genossen wir als einzige Gäste zu früher Stunde das Thermosfrühstück. Nicht unüblich bei selten gemachten Touren, zudem ist es herrlich, einen frühen Start ohne Hektik zu haben. Wie vom Hüttenwirt angewiesen verließen wir - um die anderen Hüttengäste nicht zu wecken - die Hütte durch den Hintereingang um vier Uhr. In stockfinsterer Nacht querten wir auf dem Wanderweg Richtung Skigebiet Les Arc bis zum Lac des Moutons. Hier haben wir - immer noch im Dunkeln - den richtigen Weg verloren. Man konnte aber schon eine Scharte erahnen. Diese musste doch das Grand Col sein. Zudem trafen wir wenige Zeit später auf einen Sessellift, der - wenn er denn der richtige ist - fast bis zum Grand Col führen müsste. Wir folgten dem Sessellift, der uns tatsächlich zum Grand Col führte.
Am Grand Col wurde es langsam hell und wenig später betritt man den Glacier du Grand Col, der tatsächlich noch verschneit war. Dann aber der nächste Dämpfer: der Schnee war tief durchfeuchtet. Und überhaupt, was machten die ganzen Wolken hier? Unsere Hoffnung, dass es sich nur um morgendliche Bewölkung handelt, bewahrheitete sich leider nicht: fast während der ganzen Tour sahen wir die Sonne leider nicht mehr bzw. gingen im Wolkennebel. Der verschneite Glacier du Grand Col zog sich dann ziemlich steil zum Col des Roches hoch. Gewürzt wurde dieser Aufstieg durch einen kleinen Steinschlag. Das ist eigentlich ungewöhnlich bei einem verschneiten Gletscher und fehlenden weiteren Bergsteigern. Ein Blick nach oben zeigte uns den Grund: es waren gehörnte Steinewerfer. Steinböcke standen auf der Felsinsel über uns.
Vom Col des Roches wäre dann der weitere Aufstieg sichtbar gewesen. Bei uns war aber leider der Gipfel in Wolken. Nach dem Col des Roches folgt dann der Abstieg zum Glacier du Geay. Dieser erfordert leichte Kletterei (II) und war bei uns vollkommen aper. Er führte durch eine kurze Verschneidung, über eine plattige Rampe sowie einem Band zum Gletscher. Der Abstieg ist durch unzählige Seile sowie Haken entschärft. Insbesondere früh in der Saison, wenn dieser Abstieg noch verschneit ist, werden diese wohl benutzt.
Auf dem Glacier du Geay folgte eine weitere anstrengende Nassschneestapferei, gewürzt mit einem kurzen Steilstück (ca. 35 Grad). Den Schlussgrat sowie den Gipfel "genossen" wir dann leider ohne jegliche Aussicht im Wolkennebel.
Für den Abstieg nahmen wir die gleichen Route. Ab dem Grand Col mit Sonnenschein und später beim Hüttenabstieg bei bestem Wetter. Die Deckengebühr wurde freundlicherweise dann doch nicht erhoben.
Resumee:
Im Hochsommer selten gemachte Hochtour auf einen einzelnstehenden und mit einer stattlichen Prominenz ausgestatteten Hochgipfel, bei der auf eine ausreichende Schneelage geachtet werden sollte. Als Skitour bzw. als Hochtour im Frühsommer durchaus häufiger gemachter Berg. Die Tour ist abwechslungsreich: Sie führt über zwei relativ steile Gletscher und bietet auch eine kurze Kletterei beim Abstieg vom Col des Roches. Das Skigebiet Les Arcs wird nur kurz gestreift.
Tourengänger:
Stirml

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