Cima Bagni 2983m
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Dies ist eine Aufstiegsbeschreibung zur Cima Bagni in den Sextener Dolomiten.
Bergsteigerin, Bergsteiger, Grias di!
Die Cima Bagni.
Eine der mächtigsten und herausragendsten Berggestalten der Dolomiten. In der Südkette des Elferkofels ist sie ein ebenbürdiges Gegenstück zu ihm. Von unzähligen Wanderern und Ferratisti bewundert und brav in Ruhe gelassen. In deutschsprachiger Bergliteratur so gut wie nicht vorhanden. Jetzt ist Schluß mit diesem gespensterhaften Dasein.
Ich habe diesen Berg nicht über den Normalweg, aber gleichwohl über den beeindruckendsten und wohl kürzesten Anstieg, erobert. Die Bagnispitze ohne Literatur zu besteigen, das hat sie mich spüren lassen.
Die mir bekannten Anstiegsmöglichkeiten sind:
Route 1. Forcella Anna - Band unter der Cima de Ambata durch - Forcella Bagni - Innerkoflerroute (wohl der gängige Normalweg)
Die Forcella Anna erreicht man...
von Auronzo aus auf Weg Nr. 123 über das Bivacco Gera oder von der Kreuzbergpassseite über das Bivacco Piovan
Route 2. Bivacco Battaglion Cadore - Cengia Gabriella - Cadin del Biso - Siorpaesroute
Das Bivacco erreicht man...
von der Sextnerseite aus über die Bertihütte, Roghelklettersteig, Abzweig Weg Nr. 109 im Cadin de Stalata
von der Auronzoseite aus vom Parkplatz der Carduccihütte Weg Nr. 103 - Abzweig Weg 109 durch das Val Stalata
oder alternativ von der Carduccihütte mit Weg Nr. 110 über die Via Ferrata Cengia Gabriella bis zum Abzweig Weg Nr. 109 im Cadin de Stalata
Route 3. Parkplatz Carduccihütte Weg Nr. 103 - kurz Weg Nr. 109 - Val Bastioi - Cadin del Biso - Siorpaesroute (hier beschrieben)
Route 1 übersteigt den SG II nicht, bleibt aber auch nicht darunter. Route 2 beinhaltet eine Passage SG III im Zustieg zum Gabriellaband, Stellen SG II und dann wie berichtet. Route 3 beinhaltet eine Seillänge SG III und Passagen SG II. Weitere Aufstiege wie bsw. Canalone Witzenmann/Oppel sind natürlich auch vorhanden. Alle Aufstiege sind sehr lange, Zeitangaben vermeide ich, weil Ortskenntnis eine große Rolle spielt. Man bewegt sich in alpinem, nicht ausgeputztem, brüchigem Gelände.
Nun zur Story.
Zu Anstiegsmöglichkeit Route 1 Kreuzbergpassseite.
17.08.2019, der Tag an dem alles schief ging. Vielleicht besser gesagt, das schöne Dolomitenmädel hat mir gezeigt, wo der Hammer hängt. Nach meiner Elferkofel Nord Besteigung tags zuvor, habe ich im Caddy verpennt. 8 Uhr Aufstehen, ein absoluter NoGo. Dann bin ich zur Lunellihütte geschlappt, um festzustellen, daß ich am Parkplatz hätte ganz unten starten können. Man quert den trockenen Bachlauf und geht dann links auf der Forststrasse talauswärts. Offiziell ist sie gesperrt und die aktuell gültige Wegnummer ist 164 (auf der Karte ganz anders verzeichnet). Man wandert eine halbe Stunde um den Sasso di Selvapiana herum, ehe sich das Cadin dei Bagni öffnet. Hier geht`s dann Weg Nr. 123/152, markiert und beschildert, hoch zum Bivacco Piovan. Beim Abzweiger von Weg Nr. 152 zur Bertihütte geht man geradeaus bergan Weg Nr. 152 ! weiter. Das Bivacco zur Linken muß man nicht ansteuern, sondern den begrünten Schottersattel einfach, aber steil, weiter hoch. Dann kommt der Pfad vom Bivacco wieder rein. Weiter geht es im SG I der Engstelle des Wasserlaufs und dem unteren Ende des Schneefelds entgegen. Den Bach queren und auf der rechten Seite im Geröllsumpf weiter. Dann auf das Schneefeld und der Rinne linksseitig entgegen. Hier hab ich auf die Uhr geschaut und Panik ob meines Vorhabens bekommen. Mich jedoch an Goedekes Uraltliteratur erinnert und die Rinne zur Rechten mit den großen Geröllblöcken angesteuert. Der erste IIIer Zug, der Zweite, alles wackelig, der angeblich kürzeste Weg zur Forcella Bagni soll das sein, für mich ohne Beschreibung und Wissen unkalkulierbar. Wahrscheinlich hatte der alte Meister als Untergrund Schnee.
Wieder zurück in der Mitte des Schneefelds und den Kanal zur Forcella Anna hoch. Auch kein Spaßgelände (Stellen SG I bis knapp II), marmoriert, durchaus fordernd. An der Scharte war klar, das wird nichts heute, einen Sonnenuntergang am Gipfel, das brauch ich nicht, bin ich überhaupt nicht vorbereitet drauf. Erkunden des Weiterwegs war angesagt. Von der Scharte rechts die Rinne 10m hoch und nach rechts raus auf ein Schotterplateau, hier beginnen Steinmänner und es geht bergan, direkt auf die Cima de Ambata zu. Wenn man am Bergkörper ankommt, erkennt man zur Linken einen Doppelsteinmann, hier beginnt ein Anstieg auf die Ambataspitze? Nach rechts führt ein deutlicher Trampelpfad, ein ausgesetztes Band nutzend, durch die Flanke der Cima de Ambata. Viele Steinmänner garnieren den Steig, bis zur ersten Felskante ist es im SG I getan. Weiter bin ich nicht gestiegen. Mit der Innerkofler Route als Fortsetzung ist dies eindeutig der am meisten benutzte Weg zur Cima Bagni.
Ein Geistesblitz hat mein Vorwärtsstreben gebremst. Ein Gipfel muß sein, deshalb rückt die Ambataspitze in das Visier. Zurück zum Doppelsteinmann, nach rechts am Rand das Schotterfeld hoch zu einem Sattel mit großem Steinmann. Das war der Letzte, den ich sah. Ohne Beschreibung und Ortskenntnis wie so oft in den Dolos, war klar, Bergsteigen frei Schnauze ist angesagt. Ich liebe das. Bitte nehmt Folgendes nur zur Kenntnis. Ich bin nicht die Flanke mit dem angedeuteten Grat weitergestiegen, sondern habe mich links über den Schotter hoch Richtung, den Kessel begrenzenden, Grat gequält. Kurz darunter bin ich rechts über ein Band in die Flanke gestiegen, um danach wieder gerade hoch, Kurs zum Grat, zu steigen. 2 spitzige Türmchen am Grat sind zu umsteigen und die letzten Meter zum Gipfelsteinmann sind dann einfacher. Der SG II wird gelegentlich ziemlich beansprucht. Alles sehr brüchiges, spurloses Gelände. Ich habe die Cima de Ambata bestiegen, vermerke das hier auf Hikr nicht als Gipfelerfolg, weil beim Fotoapparat die Batterie alle war, mein Handy im Auto lag und somit kein Gipfelfoto existiert. Außerdem war es ein Gang durch wildes Gelände, nicht nachzuvollziehen für Dritte. Dorthin möchte ich keinen Leser locken, bitte besorgt euch eine Beschreibung. Leider war auch kein Bild in Richtung Cima Bagni mehr drin. Beeindruckend war, daß mir der Zwölfer so unglaublich nahe kam und ich den Anblick des Schlumpfs einfach geil finde. Ich glaube, der Normalweg zur Ambataspitze verläuft anders.
Fazit für die Cima Bagni: Den Anstieg über den Norden zur Forcella Anna würde ich nicht empfehlen. Der gemütlichere Normalweg beginnt in Auronzo, führt durch das Val de Ambata, vorbei am Bivacco Gera, zur Forcella und bietet einen tollen Blick auf die Marmarole.
Die Bilder Nr.03 bis 22 zeigen diesen Aufstiegsversuch.
Zu Anstiegsmöglichkeit Route 3:
08.08.2020, ein Jahr später. Von Misurina kommend am Ortsschild Auronzo links abbiegen und weiter zum Parkplatz der Carduccihütte. Hier beginnt der Wanderweg Nr. 103 zur Hütte. Vor der Holzbrücke rechts ab (Weg Nr. 109) und am Bachbettrand ca. 300m weiter (rote Markierungen leiten weiter zum Bivacco Cadore). Es kommt von rechts ein mächtiger Geröllkanal runter. Man nutzt dessen linken Begrenzungsrand, muß allerdings vorher kurz ein paar Latschen biegen. Wenn man sich der Geröllrinnensperrstufe, schwarzes Loch mit Wasserfall, nähert, sind wir in die Rinne gequert. Kurz vor dem Loch zieht links ein steiles kurzes Geröllgelände zu einer kleinen Scharte hoch. Dorthin. Dann rechts den deutlichen Pfad nahezu senkrecht hoch, mit Grasbüschel und Latschen halten. Man entdeckt eine obskure Abseilstelle und das Gelände wird flacher. Dem Pfad folgen, bis man deutlich über der Steilstufe auf eine Felsplatte zukommt. Darunter nach rechts und einfach in den Bachlauf bzw. die Rinne. In der Bachrinne oder am linken Rand davon ansteigen (freie Routenwahl, der Originalpfad linksseitig in den Latschen ist zugewachsen), bis sich das Val Bastioi öffnet.
"Klappe die Erste"... Dolomitenkino vom Feinsten erstrahlt voraus, deshalb bist du, ein Junkie dieser Berge, hier. Eine gelbschwarze Staumauer mit einem Wasserfall droht dich zu lähmen. Zum Zunge schnalzen dieses Ambiente. Jedoch ohne Besteigungsplan... sehr furchteinflößend.
Dort wo die Grasschulter auf den Felswiderstand trifft (rechter Bereich der Sperre), bei einem Felsband, ist die Schwachstelle dieser Barriere. Das felsgezackte Band nach links und am Ende um die Felsnase herum (1 Haken, SG II). Dahinter eine versteckte, seichte Rinne nach oben bis zum Stand (SG I). Jetzt weiter nach oben, die Verschneidung nutzend (20m, mehrere Haken, ein dünner Maschendraht schlängelt sich oben durch, SG III) bis zum nächsten Stand. 10m der schrägen Platte folgen (1 Haken, SG 0). Hier haben wir Seildepot gemacht (empfiehlt sich, wenn man hier wieder runter möchte), denn die weiteren Schwierigkeiten bewegen sich nur noch im SG I bis II zum Gipfel. Jetzt verläßt du den Bereich der Staumauer, indem du rechtshaltend über Felsschrofen (SG I) zum oberen Rand weitersteigst. Man steht am Anfang des Cadin del Biso.
"Klappe die Zweite"... Faszinierend. Die erdrückende Ausstrahlung dieses Kessels, diese Dimension, unglaublich. Im Cadin herrscht freie Routenwahl. Angesteuert wird letztlich oben die linke Seite. Man erkennt einen Kamm mit einer davor abgesetzten grünen Rinne/Stufe. Hier geht`s hoch, der Cima Bagni entgegen. Am Ende der Stufe nochmal kurz links und du befindest dich auf dem begrünten Kamm.
Orientieren ist angesagt. Am Bergkörper der Bagnispitze (links neben der gelben Wand) gibt es eine Schwachstelle direkt voraus, eine begrünte Rinne. Da geht es hoch. Kurz bevor die Rinne beginnt, kreuzt man den Trampelpfad des Cengia Gabriella (wenn man von links, vom Bivacco Cadore kommt, quert man, nach der letzten ausgesetzten, Kraft erfordernden Stelle, ca. 10 Minuten fast eben ins sich öffnende Cadin del Biso, bis zu unserem Kreuzungspunkt). Hier haben wir einen Steinmann gesetzt. Über Blockwerk in die Rinne. Auf der Scharte, steht ein großer Steinmann.
Eigentlich sollte ich jetzt den Verlauf der Via Siorpaes (SG I) beschreiben, aber von hier bis zum Zusammenschluß mit der Innerkoflerroute bzw. des Normalwegs habe ich einen einzigen Steinmann gesehen und der steht auf dem breiten Schotterfeld. Eine Beschreibung hatten wir keine, gerne könnt ihr euch eine besorgen. Deshalb folgt nun die "Via Bergteufel". Man erspäht eine breite Rinne voraus. Rechts davon, etwas höher, eine kleine, sehr schotterige Rinne. Annette entschied sich für den sehr mühsamen Aufstieg durch die Kleine (SG I, keine Begehungsspuren). Ich gehe die paar Meter in die Senke runter und steige in der breiteren Rinne mit den Felsblöcken auf. Ein wenig Hinfassen muß man schon (Stellen SG I+), bis sich die Rinne sperrt. Nun der Ausstieg zur Rechten (5m SG II+). Hier treffen wir wieder zusammen. 10m bergan und dann dem schotterigen Band nach rechts zur Gratkante folgen (SG I, gefährliches, rutschiges Gelände, hier gibt es jetzt einen Steinmann, es ist der neuralgische Punkt im Abstieg. Vielleicht verläuft die Siorpaesroute anders?). Es öffnet sich die breite Schotterterrasse der Cima Bagni. Auch hier keine Spur. Man steigt 25 Hm rechtshaltend an und erkennt einen Steinmann. Dieser ist der Begrenzer, heißt, das Schotterfeld öffnet sich in voller Breite. Man beginnt mit der Querung und hält sich mittig im Schotterstreifen. Eine Felsnase wird angepeilt und knapp unterhalb passiert. Das Schotterfeld neigt sich seinem Ende (ein unpassierbarer Graben). Kurz davor zieht links eine schmale, felsige Rinne hoch (weglos, keine Steinmänner, SG I+). Diese verläßt man nach 20 Hm auf einem Band nach rechts. Man nähert sich einem festen, waagrechten Schottersattel, ein großer Steinmann des Normalanstiegs posiert da, besser empfängt einen da. Auch wenn das jetzt bekloppt klingt, von hier führt ein Trampelpfad mit Steinmännern zum Gipfel. Es folgt eine flache Rinne, diese bergan, es geht entlang einer Felswand, es findet sich ein betonierter Haken, der keinen Sinn macht und schließlich der Gipfelaufbau, der ziemlich schotterig ist. Alles ist forderndes Wandergelände, aber einfach.
Danach sind wir alles wieder runter. Die Staustufe wird 2 mal abgeseilt. Den Haken zu vertrauen, das ist nicht jedermanns Sache. Wir hatten ein 40m Seil dabei. Es gilt ein kurzes Stück zum zweiten Haken abzuklettern (SG I), 50m wären für Angsthasen besser.
Ich danke Annette und Christian, meinen beiden Bergkameraden, für die tolle Unterstützung. Wie ihr sicherlich an den Bildern bemerkt habt, sind wir nicht gemeinsam unterwegs gewesen. Es waren zwei verschiedene Tage. Ich habe die Bilder kombiniert, um euch eine lückenlose Beschreibung zu präsentieren. Für diesen Aufstieg hatten wir keinerlei Beschreibung, was uns vor Probleme stellte. Diesen Hügel wollte ich letztlich bestiegen wissen und das hat mich in 2020 angetrieben. Lange habe ich so einen Biss nicht mehr entwickelt. Diese Cima Bagni, da geh ich nochmal gemütlich hoch!
Meine Meinung: Die "Bäderspitze" zählt zu den langen Dolotouren, sie ist eine gewaltige Bergtour, wenn man sie an einem Tag macht. Literatur und Ortskenntnis sind hier sehr viel wert. Ein Anstieg in teilweise weglosem, nicht ausgeputztem Gelände, der eine große körperliche Anstrengung, Erfahrung und Vorbereitung erfordert. Ende Juli bis Mitte September ist der richtige Zeitraum. Der lange Weg von Auronzo über das Bivacco Gera schreckt ab, ist aber "eingetrampelt" und wohl der Normalweg.
Die Vision des Bergteufels ist jedoch eine andere: "Eine spritzige Tagestour. Ich würde den Aufstieg vom Bivacco Cadore über das Cengia Gabriella bevorzugen. Start 3 Uhr nachts am Carduccihüttenparkplatz. Bei der Brücke dem Weg Nr. 109 zum Bivacco Cadore folgen. Weiter über das Cengia Gabriella ins Cadin del Biso. Die "Via Siorpaes?" hoch. Zurück gleiche Route. Das hat die Option, bei Verspätung oder Problemen hilft beim Abstieg das Bivacco. Gratis gibt`s einen Sonnenaufgang in den Sextnern dazu." Für das Cengia Gabriella um die Cima Bagni braucht so mancher ein "Geländerseil", Selbsteinschätzung ist gefragt. Warum erwähne ich die Hütten nicht, weil sie ätzend überfüllt sind mit Wanderern, Ferratisti und Gebirgspartygästen. Wetterabhängige, kurzfristige Entscheidungen sind nicht umsetzbar. Am aller Schlimmsten ist die Zsigmondyhütte in den Sextnern, dort lehnen sie wahre Bergsteiger ab, wenn, dann nehmt die Carducci.
Habe mich bemüht euch eine Beschreibung von diesem Berg zu geben. Ohne Gewähr. Ich weiß, es ist ein "Großer" der Dolozunft, deshalb ist es fast unglaublich, daß es bis heute so wenig deutschsprachige Literatur im Internet dazu gibt. Solch einen Berg über Hikr auf Google im Internet zu präsentieren, das bedarf meiner Meinung nach einer gewissen Berichtsqualität. Hoffentlich ist dies gelungen. Leider wird er durch einen Folgebericht auf dem Portal dort verdrängt, deshalb bitte bemüht euch, wenn ihr eine der Routen beschreibt... Es darf niemals der Eindruck erweckt werden, daß jeder problemlos dort hochstiefelt.
Eine sehr ernste Bergfahrt.
Passts auf euch auf, Berg heil, habe die Ehre,
der Bergteufel
Bergsteigerin, Bergsteiger, Grias di!
Die Cima Bagni.
Eine der mächtigsten und herausragendsten Berggestalten der Dolomiten. In der Südkette des Elferkofels ist sie ein ebenbürdiges Gegenstück zu ihm. Von unzähligen Wanderern und Ferratisti bewundert und brav in Ruhe gelassen. In deutschsprachiger Bergliteratur so gut wie nicht vorhanden. Jetzt ist Schluß mit diesem gespensterhaften Dasein.
Ich habe diesen Berg nicht über den Normalweg, aber gleichwohl über den beeindruckendsten und wohl kürzesten Anstieg, erobert. Die Bagnispitze ohne Literatur zu besteigen, das hat sie mich spüren lassen.
Die mir bekannten Anstiegsmöglichkeiten sind:
Route 1. Forcella Anna - Band unter der Cima de Ambata durch - Forcella Bagni - Innerkoflerroute (wohl der gängige Normalweg)
Die Forcella Anna erreicht man...
von Auronzo aus auf Weg Nr. 123 über das Bivacco Gera oder von der Kreuzbergpassseite über das Bivacco Piovan
Route 2. Bivacco Battaglion Cadore - Cengia Gabriella - Cadin del Biso - Siorpaesroute
Das Bivacco erreicht man...
von der Sextnerseite aus über die Bertihütte, Roghelklettersteig, Abzweig Weg Nr. 109 im Cadin de Stalata
von der Auronzoseite aus vom Parkplatz der Carduccihütte Weg Nr. 103 - Abzweig Weg 109 durch das Val Stalata
oder alternativ von der Carduccihütte mit Weg Nr. 110 über die Via Ferrata Cengia Gabriella bis zum Abzweig Weg Nr. 109 im Cadin de Stalata
Route 3. Parkplatz Carduccihütte Weg Nr. 103 - kurz Weg Nr. 109 - Val Bastioi - Cadin del Biso - Siorpaesroute (hier beschrieben)
Route 1 übersteigt den SG II nicht, bleibt aber auch nicht darunter. Route 2 beinhaltet eine Passage SG III im Zustieg zum Gabriellaband, Stellen SG II und dann wie berichtet. Route 3 beinhaltet eine Seillänge SG III und Passagen SG II. Weitere Aufstiege wie bsw. Canalone Witzenmann/Oppel sind natürlich auch vorhanden. Alle Aufstiege sind sehr lange, Zeitangaben vermeide ich, weil Ortskenntnis eine große Rolle spielt. Man bewegt sich in alpinem, nicht ausgeputztem, brüchigem Gelände.
Nun zur Story.
Zu Anstiegsmöglichkeit Route 1 Kreuzbergpassseite.
17.08.2019, der Tag an dem alles schief ging. Vielleicht besser gesagt, das schöne Dolomitenmädel hat mir gezeigt, wo der Hammer hängt. Nach meiner Elferkofel Nord Besteigung tags zuvor, habe ich im Caddy verpennt. 8 Uhr Aufstehen, ein absoluter NoGo. Dann bin ich zur Lunellihütte geschlappt, um festzustellen, daß ich am Parkplatz hätte ganz unten starten können. Man quert den trockenen Bachlauf und geht dann links auf der Forststrasse talauswärts. Offiziell ist sie gesperrt und die aktuell gültige Wegnummer ist 164 (auf der Karte ganz anders verzeichnet). Man wandert eine halbe Stunde um den Sasso di Selvapiana herum, ehe sich das Cadin dei Bagni öffnet. Hier geht`s dann Weg Nr. 123/152, markiert und beschildert, hoch zum Bivacco Piovan. Beim Abzweiger von Weg Nr. 152 zur Bertihütte geht man geradeaus bergan Weg Nr. 152 ! weiter. Das Bivacco zur Linken muß man nicht ansteuern, sondern den begrünten Schottersattel einfach, aber steil, weiter hoch. Dann kommt der Pfad vom Bivacco wieder rein. Weiter geht es im SG I der Engstelle des Wasserlaufs und dem unteren Ende des Schneefelds entgegen. Den Bach queren und auf der rechten Seite im Geröllsumpf weiter. Dann auf das Schneefeld und der Rinne linksseitig entgegen. Hier hab ich auf die Uhr geschaut und Panik ob meines Vorhabens bekommen. Mich jedoch an Goedekes Uraltliteratur erinnert und die Rinne zur Rechten mit den großen Geröllblöcken angesteuert. Der erste IIIer Zug, der Zweite, alles wackelig, der angeblich kürzeste Weg zur Forcella Bagni soll das sein, für mich ohne Beschreibung und Wissen unkalkulierbar. Wahrscheinlich hatte der alte Meister als Untergrund Schnee.
Wieder zurück in der Mitte des Schneefelds und den Kanal zur Forcella Anna hoch. Auch kein Spaßgelände (Stellen SG I bis knapp II), marmoriert, durchaus fordernd. An der Scharte war klar, das wird nichts heute, einen Sonnenuntergang am Gipfel, das brauch ich nicht, bin ich überhaupt nicht vorbereitet drauf. Erkunden des Weiterwegs war angesagt. Von der Scharte rechts die Rinne 10m hoch und nach rechts raus auf ein Schotterplateau, hier beginnen Steinmänner und es geht bergan, direkt auf die Cima de Ambata zu. Wenn man am Bergkörper ankommt, erkennt man zur Linken einen Doppelsteinmann, hier beginnt ein Anstieg auf die Ambataspitze? Nach rechts führt ein deutlicher Trampelpfad, ein ausgesetztes Band nutzend, durch die Flanke der Cima de Ambata. Viele Steinmänner garnieren den Steig, bis zur ersten Felskante ist es im SG I getan. Weiter bin ich nicht gestiegen. Mit der Innerkofler Route als Fortsetzung ist dies eindeutig der am meisten benutzte Weg zur Cima Bagni.
Ein Geistesblitz hat mein Vorwärtsstreben gebremst. Ein Gipfel muß sein, deshalb rückt die Ambataspitze in das Visier. Zurück zum Doppelsteinmann, nach rechts am Rand das Schotterfeld hoch zu einem Sattel mit großem Steinmann. Das war der Letzte, den ich sah. Ohne Beschreibung und Ortskenntnis wie so oft in den Dolos, war klar, Bergsteigen frei Schnauze ist angesagt. Ich liebe das. Bitte nehmt Folgendes nur zur Kenntnis. Ich bin nicht die Flanke mit dem angedeuteten Grat weitergestiegen, sondern habe mich links über den Schotter hoch Richtung, den Kessel begrenzenden, Grat gequält. Kurz darunter bin ich rechts über ein Band in die Flanke gestiegen, um danach wieder gerade hoch, Kurs zum Grat, zu steigen. 2 spitzige Türmchen am Grat sind zu umsteigen und die letzten Meter zum Gipfelsteinmann sind dann einfacher. Der SG II wird gelegentlich ziemlich beansprucht. Alles sehr brüchiges, spurloses Gelände. Ich habe die Cima de Ambata bestiegen, vermerke das hier auf Hikr nicht als Gipfelerfolg, weil beim Fotoapparat die Batterie alle war, mein Handy im Auto lag und somit kein Gipfelfoto existiert. Außerdem war es ein Gang durch wildes Gelände, nicht nachzuvollziehen für Dritte. Dorthin möchte ich keinen Leser locken, bitte besorgt euch eine Beschreibung. Leider war auch kein Bild in Richtung Cima Bagni mehr drin. Beeindruckend war, daß mir der Zwölfer so unglaublich nahe kam und ich den Anblick des Schlumpfs einfach geil finde. Ich glaube, der Normalweg zur Ambataspitze verläuft anders.
Fazit für die Cima Bagni: Den Anstieg über den Norden zur Forcella Anna würde ich nicht empfehlen. Der gemütlichere Normalweg beginnt in Auronzo, führt durch das Val de Ambata, vorbei am Bivacco Gera, zur Forcella und bietet einen tollen Blick auf die Marmarole.
Die Bilder Nr.03 bis 22 zeigen diesen Aufstiegsversuch.
Zu Anstiegsmöglichkeit Route 3:
08.08.2020, ein Jahr später. Von Misurina kommend am Ortsschild Auronzo links abbiegen und weiter zum Parkplatz der Carduccihütte. Hier beginnt der Wanderweg Nr. 103 zur Hütte. Vor der Holzbrücke rechts ab (Weg Nr. 109) und am Bachbettrand ca. 300m weiter (rote Markierungen leiten weiter zum Bivacco Cadore). Es kommt von rechts ein mächtiger Geröllkanal runter. Man nutzt dessen linken Begrenzungsrand, muß allerdings vorher kurz ein paar Latschen biegen. Wenn man sich der Geröllrinnensperrstufe, schwarzes Loch mit Wasserfall, nähert, sind wir in die Rinne gequert. Kurz vor dem Loch zieht links ein steiles kurzes Geröllgelände zu einer kleinen Scharte hoch. Dorthin. Dann rechts den deutlichen Pfad nahezu senkrecht hoch, mit Grasbüschel und Latschen halten. Man entdeckt eine obskure Abseilstelle und das Gelände wird flacher. Dem Pfad folgen, bis man deutlich über der Steilstufe auf eine Felsplatte zukommt. Darunter nach rechts und einfach in den Bachlauf bzw. die Rinne. In der Bachrinne oder am linken Rand davon ansteigen (freie Routenwahl, der Originalpfad linksseitig in den Latschen ist zugewachsen), bis sich das Val Bastioi öffnet.
"Klappe die Erste"... Dolomitenkino vom Feinsten erstrahlt voraus, deshalb bist du, ein Junkie dieser Berge, hier. Eine gelbschwarze Staumauer mit einem Wasserfall droht dich zu lähmen. Zum Zunge schnalzen dieses Ambiente. Jedoch ohne Besteigungsplan... sehr furchteinflößend.
Dort wo die Grasschulter auf den Felswiderstand trifft (rechter Bereich der Sperre), bei einem Felsband, ist die Schwachstelle dieser Barriere. Das felsgezackte Band nach links und am Ende um die Felsnase herum (1 Haken, SG II). Dahinter eine versteckte, seichte Rinne nach oben bis zum Stand (SG I). Jetzt weiter nach oben, die Verschneidung nutzend (20m, mehrere Haken, ein dünner Maschendraht schlängelt sich oben durch, SG III) bis zum nächsten Stand. 10m der schrägen Platte folgen (1 Haken, SG 0). Hier haben wir Seildepot gemacht (empfiehlt sich, wenn man hier wieder runter möchte), denn die weiteren Schwierigkeiten bewegen sich nur noch im SG I bis II zum Gipfel. Jetzt verläßt du den Bereich der Staumauer, indem du rechtshaltend über Felsschrofen (SG I) zum oberen Rand weitersteigst. Man steht am Anfang des Cadin del Biso.
"Klappe die Zweite"... Faszinierend. Die erdrückende Ausstrahlung dieses Kessels, diese Dimension, unglaublich. Im Cadin herrscht freie Routenwahl. Angesteuert wird letztlich oben die linke Seite. Man erkennt einen Kamm mit einer davor abgesetzten grünen Rinne/Stufe. Hier geht`s hoch, der Cima Bagni entgegen. Am Ende der Stufe nochmal kurz links und du befindest dich auf dem begrünten Kamm.
Orientieren ist angesagt. Am Bergkörper der Bagnispitze (links neben der gelben Wand) gibt es eine Schwachstelle direkt voraus, eine begrünte Rinne. Da geht es hoch. Kurz bevor die Rinne beginnt, kreuzt man den Trampelpfad des Cengia Gabriella (wenn man von links, vom Bivacco Cadore kommt, quert man, nach der letzten ausgesetzten, Kraft erfordernden Stelle, ca. 10 Minuten fast eben ins sich öffnende Cadin del Biso, bis zu unserem Kreuzungspunkt). Hier haben wir einen Steinmann gesetzt. Über Blockwerk in die Rinne. Auf der Scharte, steht ein großer Steinmann.
Eigentlich sollte ich jetzt den Verlauf der Via Siorpaes (SG I) beschreiben, aber von hier bis zum Zusammenschluß mit der Innerkoflerroute bzw. des Normalwegs habe ich einen einzigen Steinmann gesehen und der steht auf dem breiten Schotterfeld. Eine Beschreibung hatten wir keine, gerne könnt ihr euch eine besorgen. Deshalb folgt nun die "Via Bergteufel". Man erspäht eine breite Rinne voraus. Rechts davon, etwas höher, eine kleine, sehr schotterige Rinne. Annette entschied sich für den sehr mühsamen Aufstieg durch die Kleine (SG I, keine Begehungsspuren). Ich gehe die paar Meter in die Senke runter und steige in der breiteren Rinne mit den Felsblöcken auf. Ein wenig Hinfassen muß man schon (Stellen SG I+), bis sich die Rinne sperrt. Nun der Ausstieg zur Rechten (5m SG II+). Hier treffen wir wieder zusammen. 10m bergan und dann dem schotterigen Band nach rechts zur Gratkante folgen (SG I, gefährliches, rutschiges Gelände, hier gibt es jetzt einen Steinmann, es ist der neuralgische Punkt im Abstieg. Vielleicht verläuft die Siorpaesroute anders?). Es öffnet sich die breite Schotterterrasse der Cima Bagni. Auch hier keine Spur. Man steigt 25 Hm rechtshaltend an und erkennt einen Steinmann. Dieser ist der Begrenzer, heißt, das Schotterfeld öffnet sich in voller Breite. Man beginnt mit der Querung und hält sich mittig im Schotterstreifen. Eine Felsnase wird angepeilt und knapp unterhalb passiert. Das Schotterfeld neigt sich seinem Ende (ein unpassierbarer Graben). Kurz davor zieht links eine schmale, felsige Rinne hoch (weglos, keine Steinmänner, SG I+). Diese verläßt man nach 20 Hm auf einem Band nach rechts. Man nähert sich einem festen, waagrechten Schottersattel, ein großer Steinmann des Normalanstiegs posiert da, besser empfängt einen da. Auch wenn das jetzt bekloppt klingt, von hier führt ein Trampelpfad mit Steinmännern zum Gipfel. Es folgt eine flache Rinne, diese bergan, es geht entlang einer Felswand, es findet sich ein betonierter Haken, der keinen Sinn macht und schließlich der Gipfelaufbau, der ziemlich schotterig ist. Alles ist forderndes Wandergelände, aber einfach.
Danach sind wir alles wieder runter. Die Staustufe wird 2 mal abgeseilt. Den Haken zu vertrauen, das ist nicht jedermanns Sache. Wir hatten ein 40m Seil dabei. Es gilt ein kurzes Stück zum zweiten Haken abzuklettern (SG I), 50m wären für Angsthasen besser.
Ich danke Annette und Christian, meinen beiden Bergkameraden, für die tolle Unterstützung. Wie ihr sicherlich an den Bildern bemerkt habt, sind wir nicht gemeinsam unterwegs gewesen. Es waren zwei verschiedene Tage. Ich habe die Bilder kombiniert, um euch eine lückenlose Beschreibung zu präsentieren. Für diesen Aufstieg hatten wir keinerlei Beschreibung, was uns vor Probleme stellte. Diesen Hügel wollte ich letztlich bestiegen wissen und das hat mich in 2020 angetrieben. Lange habe ich so einen Biss nicht mehr entwickelt. Diese Cima Bagni, da geh ich nochmal gemütlich hoch!
Meine Meinung: Die "Bäderspitze" zählt zu den langen Dolotouren, sie ist eine gewaltige Bergtour, wenn man sie an einem Tag macht. Literatur und Ortskenntnis sind hier sehr viel wert. Ein Anstieg in teilweise weglosem, nicht ausgeputztem Gelände, der eine große körperliche Anstrengung, Erfahrung und Vorbereitung erfordert. Ende Juli bis Mitte September ist der richtige Zeitraum. Der lange Weg von Auronzo über das Bivacco Gera schreckt ab, ist aber "eingetrampelt" und wohl der Normalweg.
Die Vision des Bergteufels ist jedoch eine andere: "Eine spritzige Tagestour. Ich würde den Aufstieg vom Bivacco Cadore über das Cengia Gabriella bevorzugen. Start 3 Uhr nachts am Carduccihüttenparkplatz. Bei der Brücke dem Weg Nr. 109 zum Bivacco Cadore folgen. Weiter über das Cengia Gabriella ins Cadin del Biso. Die "Via Siorpaes?" hoch. Zurück gleiche Route. Das hat die Option, bei Verspätung oder Problemen hilft beim Abstieg das Bivacco. Gratis gibt`s einen Sonnenaufgang in den Sextnern dazu." Für das Cengia Gabriella um die Cima Bagni braucht so mancher ein "Geländerseil", Selbsteinschätzung ist gefragt. Warum erwähne ich die Hütten nicht, weil sie ätzend überfüllt sind mit Wanderern, Ferratisti und Gebirgspartygästen. Wetterabhängige, kurzfristige Entscheidungen sind nicht umsetzbar. Am aller Schlimmsten ist die Zsigmondyhütte in den Sextnern, dort lehnen sie wahre Bergsteiger ab, wenn, dann nehmt die Carducci.
Habe mich bemüht euch eine Beschreibung von diesem Berg zu geben. Ohne Gewähr. Ich weiß, es ist ein "Großer" der Dolozunft, deshalb ist es fast unglaublich, daß es bis heute so wenig deutschsprachige Literatur im Internet dazu gibt. Solch einen Berg über Hikr auf Google im Internet zu präsentieren, das bedarf meiner Meinung nach einer gewissen Berichtsqualität. Hoffentlich ist dies gelungen. Leider wird er durch einen Folgebericht auf dem Portal dort verdrängt, deshalb bitte bemüht euch, wenn ihr eine der Routen beschreibt... Es darf niemals der Eindruck erweckt werden, daß jeder problemlos dort hochstiefelt.
Eine sehr ernste Bergfahrt.
Passts auf euch auf, Berg heil, habe die Ehre,
der Bergteufel
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