Val d'Orcia e Chianti in bici


Publiziert von budget5 , 5. Juli 2021 um 23:43.

Region: Welt » Italien » Toskana
Tour Datum: 6 Juni 2021
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 4500 m
Abstieg: 4500 m
Strecke:Siena - Montalcino - Montepulciano - Castelnuovo Beradenga - Greve in Chianti - Quercegrossa - Siena
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug via Florenz nach Siena
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Ausgangspunkt
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche. Am besten in einem Agriturismo!

6 Tage, 265 Kilometer, 4500 Höhenmeter: eine unvergessliche Fahrradtour durch die Toskana.

Kurz vor dem geplanten Urlaub mit Freunden entschied ich mich, eine Woche früher nach Italien zu reisen und die Toskana mit dem Fahrrad zu erkunden. Nach zwei Tagen in Siena mietete ich ein Bianchi Gravelbike im Siena Bike Shop, der wirklich zu empfehlen ist. Das Material war in tadellosem Zustand und Helm, Fahrradtaschen, Pumpe sowie Werkzeug im Preis von 210 Euro für sieben Tage inbegriffen. Zudem gab mir der Inhaber noch einige Empfehlungen, was meine Tourenplanung betrifft.

Etappe 1: Von Siena nach Montalcino
Die erste Etappe führte mich am 6. Juni von Siena nach Montalcino. Ich folgte zunächst der Hauptstrasse in Richtung Süden. Kurz vor Isola d'Arbia bzw. Colle Malamerenda verliess ich die Strasse und fuhr via Radi und Bibbiano nach Montalcino. Das sind rund 40 Kilometer auf nicht geteerten Strassen. Die erste Etappe war gleich eine der strengsten, denn die Sonne brannte unerbittlich und Schattenplätze zum Pausieren waren rar. Besonders in die Beine ging der letzte Abschnitt von Bibbiano nach Montalcino, zumal die steilsten Abschnitte der Tour in diesem Bereich zurückgelegt werden. Wichtig auf dieser Etappe: Unbedingt genug Wasser mitnehmen – vor allem wenn Sonntag ist und alle Dorfläden geschlossen sind! Nach einem Glas Brunello, auf das man in Montalcino keinesfalls verzichten sollte, ging es heute relativ früh zu Bett.

Etappe 2: Von Montalcino nach Montepulciano
Am zweiten Tag fuhr ich zunächst über Landwege nach San Quirico d'Orcia. Wie schon am ersten Tag traf ich kaum Leute an. Ich frage mich, ob es hier immer so einsam ist oder ob coronabedingt einfach etwas weniger los war. Von San Quirico ging's dann über die Hauptstrasse, welche dieses Jahr auch Teil der Giro d'Italia war, nach Pienza. Im pittoresken Dorf verpflegte ich mich frischem Pecorino-Käse. Anschliessend fuhr ich – ebenfalls auf geteerten Strassen – nach Montepulciano. Ich entschied mich für die schnellste, einfachste Route, da ich zunehmend mit Heuschnupfen zu kämpfen hatte. Die letzten Meter nach Montepulciano waren praktisch ein Blindflug. Na ja, für etwas trage ich einen Helm.

Etappe 3: Von Montepulciano nach Castelnuovo Beradenga
Die dritte Etappe war zweifellos die abenteuerlichste der gesamten Tour: Den ersten Teil nach Trequanda legte ich in – zumindest für mich – sehr sportlichem Tempo zurück. Bis dahin dachte ich mir, dass es sich heute wohl um die "Rennvelo-Etappe" handeln wird. So in etwa hatte ich mir den Übergang vom Val d'Orcia ins Chianti-Gebiet vorgestellt. Doch schon kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt. Meine Karten-App machte mich darauf aufmerksam, dass ich eine Abzweigung verpasst hatte. Ich fuhr zurück. Zum grossen Erstaunen handelte es sich nicht etwa um eine Strasse, sondern um einen Singletrail. Eine Alternative, ohne einen riesigen Umweg machen zu müssen, war nicht vorhanden. Also nahm ich mit dem Gravelbike den Singletrail in Angriff, der die für diesen Tourenbericht angegebene Schwierigkeit "WS - gut fahrbar" klar übertraf. Immerhin zwei Drittel der Strecke absolvierte ich fahrend, wobei ich einmal fast eine Schlange überfuhr. Als ob noch nicht genug, kam ich kurz vor Rapolano Terme – mittlerweile wieder auf normaler Strasse unterwegs – urplötzlich in ein heftiges Gewitter. Es regnete und blitzte so stark, dass weiterfahren keine Option war. Unter einem mässig vertrauenserweckenden Dach einer zerfallenden Lagerhalle/Fabrik fand ich Unterschlupf. Umgeben von ausrangierten Toiletten und sonstigem Müll sah ich, wie in unmittelbarer Umgebung Blitze einschlugen. Eine knappe Stunde verharrte ich hier, bevor ich mich wieder auf den Sattel wagte. Der Cappuccino in Rapolano Terme fühlte sich an wie eine Erlösung. Zum Glück hörte es bald auf zu regnen und der letzte Abschnitt bis Castelnuovo Beradenga war zwar matschig, aber immerhin nicht gefährlich.

Etappe 4: Von Castelnuovo Beradenga nach Greve in Chianti
Am vierten Tag begleitete mich eine Velofahrerin aus Castelnuovo. Sie hatte mir das Zimmer vermietet. Nebenbei führt sie ein Büro für internationale Reisen, dementsprechend hat sie aktuell wenig zu tun. Dass sie jährlich 14 000 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegt, bekam ich rasch zu spüren. Via Gaiole fuhren wir nach Radi in Chianti, wo sich unsere Wege trennten. Den letzten Teil nach Greve absolvierte ich etwas gemütlicher – schon fast entspannt, wie mir schien.

Etappe 5: Von Greve in Chianti nach Quercegrossa
Auch heute musste ich wieder mit Gewittern rechnen. So startete ich etwas früher als sonst, um vor dem Mittag in Castellina zu sein. Die ganze Etappe fuhr ich auf geteerten Strassen. Besonders hervorzuheben ist der steile Abschnitt zwischen Panzano und Castellina, der anspruchsvollste Teil der Etappe. Nachdem es die letzten Tage etwas kühler war, brannte die Sonne heute wieder rücksichtslos. In Castellina ass ich zu Mittag und sah bereits die dunklen Wolken aufziehen. Nichts wie los! Zum Glück ging es bis Quercegrossa nur noch abwärts, so dass ich meine Unterkunft wenige Minuten vor dem einsetzenden Regen erreichte.

Etappe 6: Von Quercegrossa nach Siena
Am letzten Tag wollte ich es gemütlich angehen: Doch nur zurück nach Siena zu fahren, war dann etwas gar wenig. Deshalb machte ich einen Abstecher nach Monteriggioni, ein hübsches Städtchen, etwa 10 Kilometer von Siena entfernt. Der ganze Ort ist von einer massiven Steinmauer umgeben, die damals die Florentiner abhalten sollte – was letztlich nicht klappte. Am frühen Nachmittag war ich zurück in Siena. Ein kühles Bier und feine Pici waren der perfekte Abschluss meiner ersten Fahrradreise.

Tourengänger: budget5


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