Skitourenwoche im Kaukasus


Publiziert von Roman , 7. September 2009 um 12:00.

Region: Welt » Russland » Kabardino-Balkarija
Tour Datum:30 April 2009
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: RUS 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 3500 m
Abstieg: 5000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flug über Moskau nach Mineralny Vody. Mit Kleinbus nach Azau
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels in Azau. Am Berg Bocki oder Disel Khat

Gleich vorne weg, ich war nicht auf dem Gipfel. Drei plus unsere zwei russischen Guides haben es geschafft. Dennoch war es eine super Woche die ich versuche nächstes Jahr zu wiederholen. Aktuell schrecken aber die terroristischen Ereignisse im Kaukasus ein wenig ab.

Wir, das sind sieben begeisterte Berggänger plus Jörn von der Mammut Alpine School, über die wir das Abenteuer Kaukasus organisiert haben, machten uns am 28. April in Freiburg auf den Weg nach Frankfurt am Main von wo aus es über Moskau nach Mineralyje Wody ging. In Frankfurt stieß dann auch Rainer zu uns hinzu, so dass wir komplett waren.

Am Abend flogen wir mit der Aeroflot nach Moskau Scheremetjewo-2 wo wir gegen Mitternacht ankamen. Die kurze Nacht verbrachten wir im Novotel Hotel. Nach einem kurzen Umtrunk an der Bar, welcher uns verdeutlichte, dass Moskau zu den teuersten Städten der Welt gehört, sind wir rasch in die Betten verschwunden.

Am zweiten Tag, ging es von Scheremetjewo-1, welcher deutlich herunter gekommen ist und nicht den westlichen Wünschen entspricht, weite nach Mineralyje Wody. Hier angekommen dachten wir, dass wir zwanzig Jahre zurück geflogen und mitten im Kommunismus gelandet sind. Die Toiletten des Flughafens sucht man besser nicht auf und so haben wir es auch gemacht, nachdem das Flughafenpersonal der Meinung war, dass der Flieger zu schwer war und das ganze Gepäck noch mal gewogen werden musste, dass wir hier weg kommen.
Vicrtor von der Agentur Top Travel, über welche wir die Visas und die weiteren Genehmigungen erhalten hatten und sein Fahrer warteten bereits auf uns und so ging es direkt los Richtung Azau. Im wunderschönen Hochtal des Baksantals haben wir noch eine kurze Pause eingelegt und so sind wir nach rund vier Stunden, um viele Eindrücke reicher in Azau angekommen.
Nach Bezug unserer Hotelzimmer haben wir noch die Umgebung mit der neuen Gondelbahn zur Mir und unser morgiges Ziel den Ceget angeschaut. Müde von dem langen Tag und der kurzen Nacht zuvor sind wir auch bald nach dem Abendessen schlafen gegangen.

Dritter Tag, es regnet und in Azau mischt sich bereits leichter Schneefall mit ein. Wir fahren zunächst zum Ort Ceget um mit dem Sessellift bis zur Mittelstation zufahren. Der Lift entspricht nicht mehr unseren Erwartungen in Punkto Sicherheit, erschließt aber ein Top Freeride Skigebiet.
Von der Mittelstation legt unser, heute Morgen hinzu gekommener, einheimischer Guide eine viel zu steile Spur an. Wir haben großteils Mühe dieser zu folgen. Im ständigen Schneetreiben und ohne die übliche Aussicht zum gegenüberliegenden Elbrus Massiv. Nach kurzer Gipfelrast machen uns an die Abfahrt über die Südhänge hinunter. Gestern wollten wir noch über die Nordseite direkt nach Azau abfahren, doch angesichts des Wetters fügen wir uns dem Guide und bereuen dies auch nicht.
Es wird mit die herrlichste Abfahrt des ganzen Winters und auch das Wetter bessert sich langsam, zumindest bekommen wir nichts mehr von oben ab.
Nach einigen interessanten Stellen, wie zum Beispiel einem alten Panzer im engen Tal und einer Flußüberquerung kommen wir langsam im Tal an und müssen die Skis auf den letzten Metern noch tragen. Im Anschluss beschließen wir ortstypisch noch einzukehren und bei Schaschlik, Bier und Wodka den Tag ausklingen zulassen.
Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir an zwei Kanonen halt. Diese dienen im Winter zum Sprengen der Lawinen. Bereits Morgen wollen wir hoch zu den Bockis um unserem Ziel dem Elbrus entgegen zugehen.

Am Morgen des vierten Tages hat ein paar Zentimeter Neuschnee. Wir starten dennoch mit großem Gepäck für die nächsten Tage und verladen dieses in die neuen Gondeln der Bergbahn bis zur Mittelstation. Diese läuft heute, mitten in der Woche, auch nur bis hier und so muss nun das ganze Gepäck raus und in die alten Gondeln der zweiten - noch intakten - Pendelbahn geladen werden.
Wir sind ein wenig verunsichert, da wir bereits die Reste der ersten Sektion begutachten durften, es bleibt uns jedoch nicht viel anderes übrig und so steigen wir mit Gepäck in die Gondel. Die Tür müssen wir während der Fahrt zuhalten und von der Notbremse machen wir am besten keinen Gebrauch, da nur noch die Überreste des Gestänges vorhanden sind.
Für den letzten Abschnitt bis zu unserem Quartier in den Tonnen ziehen wir es vor unsere großen Säcke auf die Sessel zu verladen, selbst aber mit den Skis aufzusteigen. Wir kommen auch fast gleichzeitig oben an und machen, nachdem wir kurz die Tonnen bezogen haben noch eine kurze Tour bis über die Reste der ehemaligen Berghütte Prijut-11.
Am Abend beraten wir noch aufgrund des vorliegenden Wetterberichts von snow-forecast.com und aus Innsbruck, um uns auf den letzten Tag als Gipfeltag zu konzentrieren und noch zwei Tage zur Akklimatisierung zu nutzen.

Am fünften Tag hat auch endlich das Wetter Einsicht mit uns und Petrus schickt uns endlich den erhofften Sonnenschein. Wir wollen heute bis zu den Pastuchiv Felsen auf rund 4.600m aufsteigen und evtl. noch einige Meter hier über das Blankeis die weitere Strecke anschauen.
Es ist sonnig warm, dennoch bläst oberhalb der Disel' Khat ein kalter Wind. Wir jedoch haben nur eine Softshell Jacke an und so ziehen wir es vor nach dem Überqueren der ersten Blankeisstelle die Steigeisen wieder abzusteigen und zu unserer Unterkunft hinunter zu schwingen.
Am Abend erreichen uns neue Wetterinfos. Diese veranlassen uns umzuentscheiden und bereits Morgen zu versuchen Richtung Gipfel zu gehen. Der Wetterbericht verspricht Bewölkung jedoch nur wenig Wind und somit nur 20-30° C unter Null kalt. Also richtig angenehme für die Region, die ja auch die kleine Arktis genannt wird.

Um drei Uhr geht es am sechsten Tag, zunächst bis zu den Pastuchov Felsen per Ratrac hoch. Doch bereits auf dem Weg nach oben schneit es leicht, wir sind dennoch guter Laune und freuen uns auf den Tag. Bereits kurz nach der Felspassage muss einer aus unserer Gruppe aufgrund Höhenprobleme leider umdrehen. Jörn, unser Bergführer, begleitet ihn in die Disel' Khat.
Wir gehen mit Dimitri weiter. Es schneit immer mehr und auch der Wind frischt auf. Als wir auf rund 5.000 Meter langsam an die Querung zum Sattel kommen sieht die Situation immer schlechter aus und wir erkennen langsam, dass wir so wohl nicht hochkommen werden, Unter anderem auch bei mir macht sich die Höhe auch mit leichtem Kopfweh bemerkbar und ich habe auch einige Probleme mit der Skibrille in welche immer wieder der feine Schnee eindringt und mir sämtliche Sicht raubt.
Dimitri und wir beschließen, nachdem wir erkennen müssen, dass es wirklich keinen Sinn mehr macht, umzudrehen. Und so gehen wir wieder hinunter. Oberhalb der Pastuchov Felsen kommt uns dann auch Jörg wieder entgegen und auch er sagt es bringt nichts und die Entscheidung war richtig. Mit dem GPS Gerät finden wir nach kurzer Zeit auch unser Skidepot und so fahren wir zurück.
Am Nachmittag wird das Wetter wieder etwas besser am es weht den ganzen Tag ein eisiger Wind um den Elbrus Gipfel. Die Hälfte unseres Teams beschließt nun auch ins Tal zurück zum Hotel zukehren und am letzten möglichen Tag keinen Versuch mehr zustarten. Zu fünft bleiben wir zurück. Wolfgang und ich entscheiden uns am Abend aufgrund des vorliegenden Wetterberichts auch keinen Versuch mehr anzugehen. Dominik, Klaus und Jörn wollen aber die letzte Chance nicht verstreichen lassen und organisieren nochmals einen Ratrac.

Ausgeschlafen starten am siebten Tag im Laufe des Vormittags Wolfgang und ich nochmals eine Tour zu den Pastuchov Felsen. Das Wetter ist heute spitze, keine Wolke am Himmel fast Windstill, gar nicht dem Wetterbericht entsprechend.
Knapp unterhalb der Felsen machen wir Mittag und sehen bereits die erste Gruppe auf dem letzten Stück der Querung im Abstieg. Wir beschließen abzuwarten ob das nicht unsere Gruppenmitglieder sind und wenn ja mit ihnen gemeinsam zu Tal zufahren. Tatsächlich sind sie es. In einem flotten Tempo waren sie heute Morgen bereits gegen 9 Uhr am Westgipfel und sind nun auch entsprechend ausgelaugt.
Auf der Abfahrt ins Tal kommen uns auch noch die anderen Teammitglieder entgegen.
Wir beschließen den Tag auf dem Dorfplatz von Azau mit Schaschlik und freuen uns gemeinsam über den Erfolg der drei plus den zwei Local Guides.

Morgen bereits geht es wieder von Mineralnye Vody über Moskau zurück nach Frankfurt. Mit einmaligen Eindrücken und den Willen möglichst bald wieder zukommen gehe ich nach Hause. Während ich diese Zeilen schreibe bin ich an der Planung für eine neue Tour im Frühjahr 2010. Leider ist es im Moment so, dass sich die politische Lage im Kaukasus mehr und mehr zuspitzt und mittlerweile neben den deutschen auch die Schweizer, Österreicher, Amerikaner und einige weitere Behörden von Reisen in die Elbrus Region dringend  aufgrund möglicher Entführungen und terroristischer Anschläge abraten. Wir haben uns noch nicht entschieden, wollen aber dies bis Ende September tun.

Tourengänger: Roman, dozu


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Kommentare (1)


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Sputnik Pro hat gesagt: Gratuliere !
Gesendet am 7. September 2009 um 12:37
Gratuliere Euch zur erfolgreichen Besteigung von Europas und ganz Russlands höchstem Berg!

Kenne die Gegend nur vom Sommer her, es ist schön einige Plätze im Winterkleid wieder zu sehen. Danke für die tollen Fotos und den guten Bericht (werde ihn zu Hause am Abend noch fertiglesen).

Viele Grüsse,

Andrej


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