Eggstock-Klettersteige ab Luchsingen, inkl. Grisset


Publiziert von Delta Pro , 16. November 2020 um 15:49. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:15 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K4 (S)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2530 m

Unkonventioneller Trailrun im Glarnerland - Eggstock-Klettersteig mit Start im Tal und Verlängerung

So ganz nach Standard verlaufen Touren mit 3614adrian nie: Sein Vorschlag für diesen traumhaften Herbsttag Mitte November liess mich aufhorchen. Ein Trailrun mit Klettersteig und "Hochtouren"-Gipfel zum Abschluss? Was ausgefallen ist, gefällt mir - und tatsächlich war die Tour ein Kracher, obwohl wir den Bös Fulen aufgrund des Schnees dann doch bleiben lassen mussten. Dafür war mit dem Grisset eine erstaunlich spannende Alternative gefunden. 
Die Eggstock-Klettersteige sind ein Klassiker. Natürlich kann man die nicht rennen und wir sicherten wie es sich gehört. Doch bevor das Bähnli fährt, ist man komplett alleine an den Eggstöcken, die auch im Spätherbst sehr früh eine volle Ladung Sonne erhalten. Will man früh oben sein, steht allerdings ein langer und strenger Zustieg an, den wir allerdings auch spannend zu gestalten wussten. 


In der Dunkelheit starten wir beim Parkplatz der Oberblegi-Bahn in Luchsingen. Via Schlattberg und Ronenwald geht es auf Wanderwegen, manchmal steil, manchmal mit etwas viel Zickzack zum Flueboden. Dort verlassen wir die Wege und streben in der Direttissima von Pt 1454 aus dem Chnügrat zu. Das geht recht gut. Das Gras ist kaum nass, teils etwas vereist. Oben muss kurz mit der Vegetation gekämpft werden und das Gelände wird steiler. Nachdem wir die Morgenstimmung bewundert haben, geht's auf den Wegen zur Station Seeblen. Die Felsstufe darüber ist völlig fakultativ (ohne Zeitverlust könnte man via Gumen steigen). Aus der Ferne sieht sie durchaus machbar aus, von nahem zeigen sich aber einige ziemlich senkrechte Moos-/Graspassagen. Während 3614adrian der Kante folgt (T6), muss ich zurück nachdem der Stock in steilsten Passage runtergefallen war, und weiche dann rechts in der Flanke aus. Das ist auch steil (T5), aber wohl weniger schwer. Nach ziemlich genau zwei Stunden ab Luchsingen sind wir in der warmen Morgensonne beim Einstieg des Klettersteigs.

Natürlich nehmen wir den neuen, steilen K5-Einstieg zum Leitereggstock. Viel Eisen, schön angelegt und die Sache geht recht in die Arme, wie es sich gehört. Wir sind schnell unterwegs und Trailrunner mit leichtem Gepäck können auch auf dem Klettersteig nur von Vorteil sein. Der Blick auf den Vorderer Eggstock ist eindrücklich, der Klettersteig über die Eggstock-Gipfel dann deutlich einfacher, so dass wir schon bald beim letzten Aufschwung stehen. Da müssen die Hände nochmals aus dem Hosensack genommen werden (K5). Nach einer guten Stunde lassen wir Helm und Klettersteigset wieder im Rucksack verschwinden.

Weiter geht es zum eigentlichen Gipfel des Hinteren Eggstocks, der offenbar selten besucht ist, und irgendwie noch nicht einmal einen Hikr-Wegpunkt erhalten hat. Dieser ist einfach zu erreichen mit etwas Auf und Ab am Grat, blasse alte blau-weiss Markierungen. Wir steigen nun direkt in die Scharte Pt 2366 ab (T3-T4, einige Umgehungen links) und wandern dann durch coupiertes, eindrückliches Karstgelände weiter. Das Band sowie der Grat am Bös Fulen sind schneebedeckt - ohne rechtes Schuhwerk und Steigeisen eine schlechte Idee. Wir halten deshalb links gegen den Grisset, oder Guet Fulen, auf dem wir beide noch nie waren - eine Seltenheit in der Region. Von Weitem sieht der Grisset wie ein Geröllhaufen aus und lässt sich von Südwesten auch einfach (und eher langweilig) besteigen. Von Osten muss hingegen eine Felsstufe überwunden werden. Diese Route ist erstaunlich schön und spannend und vermeidet alle Schneefelder. Im unteren Teil Stellen T5, sonst einfacher. Diese Stellen fallen ohne Schnee evtl. weg. Durch eine Rinne (T4) wird eine kleine Scharte (Steinmann) erreicht. Von dieser über den Rücken mit erstaunlich wenig Geröllberührung auf den östlichen Vorgipfel und zum Gipfelkreuz - sehr schöne Aussicht und ein guter Endpunkt der Tour.

Abstieg zuerst auf derselben Route, dann zur Bützi und auf den Wegen zum Gumen. Dann wechseln wir auf die kalte und noch gefrorene Nordseite zur Bösbächialp. Ab dem Mittelstafel findet 3614adrian einen spannenden, wenn auch viel Aufmerksamkeit erfordernden Abstieg alles auf alten Wegen rechts des Bösbächibaches bis nach Luchsingen. Während es oben Weglein gibt, werden diese unten immer verwachsener, obwohl sie früher einmal ausgebaut waren. Zwischen Geissgass und der Schwefelquelle ist auf der Karte kein Weg verzeichnet, eine knapp kenntliche Spur führt aber eindrücklich durch die Schlucht.

Durchgangszeiten: 
Luchsingen: 6.14
Einstieg Klettersteig (via Chnügrat): 8.20
Hinter Eggstock: 9.29
Grisset: 10.42
Luchsingen: 12.46

Tourengänger: Delta, 3614adrian


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