Besteigung aller Gipfel rund um den Arnesee


Publiziert von schnafler , 5. Juli 2020 um 19:57.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 4 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2750 m
Abstieg: 2780 m
Strecke:25 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per ÖV nach Gsteig - weil man früh loslegen sollte, aber drum wohl ausnahmsweise eher per PW

Vom umtriebigen und richtig gewieften hikr.orger Lorenzo angefixt, musste ich endlich auch mal die Vollrunde aller Gipfel um den Arnesee hinter mich bringen, zumal ich seit letztem Herbst grad etwa dort wohne, wo die ganze Chose losgeht: Ca. 2700 Höhenmeter, T6, II+, schrieb Lorenzo in seinem vorzüglichen Bericht vom 2. September 2019 ("Rund um den Arnesee"). Im Unterschied zu ihm wollte ich die Sache aber nicht alleine angehen, zumal ich die Pièces de Résistance um den Furggespitz und um die Staldeflüe herum von Anfang Mai her kannte und darum etwas Respekt hatte (wo ich den Local A.Sch. assistierte, um ein paar weitere Bohrhaken an den heikelsten Stellen zu platzieren - Puristen mögen das verzeihen; eine Plaisirtour ist es aber nach wie vor sicher nicht). So wartete ich also, bis mein junger Hike-and-Fly-Kumpel und Trailrunner Säm Zeit hatte, es mit mir anzugehen.
Gestern war es soweit. Start um fünf in Gsteig (anders als Lorenzo, der in Feutersoey losging; aber ein Gsteiger startet eben im Gsteig - kein Tippfehler, so sagen die Locals) - dann via Walighürli - Blattistand - Stüdelistand - Seeberghore - La Palette - Arnehore - Tête de Clé - Arnätschistand - Witteberghore - Furggespitz - Staldehore - Staldeflüe - zweites Staldehore  runter zur Grundbrügg an der Saane nahe Feutersoey, wo wir nach genau zehn Stunden fast pausenlosem Miteinanderquatschen (und ja, nebenbei auch Tschumpeln und Kraxeln) ankamen.
Anders als der Wetterbericht es vorausgesagt hatte, war es aber nicht einfach "ziemlich sonnig", sondern ziemlich neblig, bis hin zum Witteberghore. Nach einer Viertelstunde schon gluckste es äusserst vernehmlich in unseren Schuhen, und das beinhohe Gemüse von Walighürli bis Seeberghore nässte auch unsere Turnhosen ("blattig und stüdelig" nannte das Gelände in seinem Bericht schon Lorenzo). Die Steilgraspassagen am Furggespitz und an der Staldenflüe waren, weil es noch nicht richtig aufgeklart hatte, auch noch nass, als wir dort ankamen, aber für "habitués des gazons raides" ist das ja kein grösseres Problem. Der Abstieg vom hinteren Staldehore war wie schon im Mai mit A.Sch. mühsam (kniehohe, steile Gemüsehänge mit Geröll darunter), bis man beim Punkt 1723, bei einer alten Forst- oder Jagdhütte, nördlich von "Primelod", den bequemen Weg runter zur Saane erreicht.
Lorenzos Bericht ist sehr exakt - an etwa zwei Stellen würde ich allerdings ganz leichte Korrekturen anbringen (am Arnätschistand und am Furggespitz; mehr davon ein anderes Mal oder auf Anfrage).
Diese Umschreitung ist echt ein Bijou - man wird ab dem Walighürli mit einer andauernden Totalaussicht belohnt (wir gestern allerdings wegen der Nebelfetzen nicht). Mein Kumpel A.Sch. meint, wäre diese Runde irgendwo zentraler in der Schweiz, würde sie zum Renner für T6-Freaks. Das Gekraute und Botanische in der ersten Hälfte steckt man in der Summe leicht weg (im Mai war es übrigens deutlich weniger stüdelig und blattig!) - und mit den jetzt steckenden Bohrhaken an den letzten Gipfeln riskiert man auch nicht wie ein Lorenzo Kopf und Kragen im ungesicherten Steilrasen.
Wir waren in Turnhosen und Trailrunningschuhen bzw. Leichtbergschuhen unterwegs. Helm unnötig, Pickel auch. Ein Leichtgurt, eine 30-Meter-Rapline und vier Expressen tun es. Stöcke extrem empfehlenswert. Wasser gibt es unterwegs nicht.
Nach der letzten Seillänge an der Staldenflüe im ca. 70-grädigen Gras wartet eine Gamelle mit einem schnuckligen Routenbuch auf weitere Einträge von euch Hikr-Orglers- und Orglerinnen!
Hier der Link zum relive-App-Filmchen von der Tour: https://www.relive.cc/view/v1OwM4eXgXq
F
otos folgen - die nicht gerade benutzerfreundliche Obergrenze von grad mal 2 MB zwingt mich auf meinem neuen Mac zu Seilquergängen und Abseilmanövern---:( 

Tourengänger: schnafler



Kommentare (5)


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lorenzo hat gesagt: Wow...
Gesendet am 5. Juli 2020 um 21:22
...alles abgegrast, und erst noch schneller! Gratuliere! Und das Filmli finde ich auch ziemlich cool!

schnafler hat gesagt: RE:Wow...
Gesendet am 6. Juli 2020 um 07:02
danke fürs WOW - aber es ginge natürlich noch um einiges schneller, wenn es einem denn um die Zeit ginge und nicht um das Erlebnis-Gesamtpaket. Auf Teilpassagen bis zum Witteberghore habe ich im Mai ein paar Mal Freunde mitgenommen, sie zum Teil schön an einem Seilstumpen gesichert - und da war es noch viel weniger stüdelig und krautig, zudem gab es da noch Hänge, wo man gäbig auf Schnee abgleiten konnte. Für einen allfälligen Rekord würde ich also möglichst früh im Jahr gehen - oder ein Gleitschirmli mitnehmen mit Runterflug ab dem zweiten Staldehore, dort bei der Messstation. Bin ja aber ein ü-60er und muss das vielleicht nicht mehr haben:-)

lorenzo hat gesagt: RE:Wow...
Gesendet am 6. Juli 2020 um 19:09
Für einen Rekord bei den von Dir beschriebenen günstigen Voraussetzungen gäbe es wohl ein paar versierte Hikrs u-50...und ein Gleitschirm à 1-2kg liesse sich dazu sicher auch noch schultern.

schnafler hat gesagt: seilfrei
Gesendet am 6. Juli 2020 um 12:27
Dass du, Lorenzo, auch eine Staldenflüe seilfrei machst, finde ich im Fall ziemlich kühn, chapeau! Gut, jetzt, wo ich die Sachen zweimal gesichert geklettert bin, würde ich es wohl so knapp auch alleine machen - müsste mich aber schon etwas zusammenreissen. es geht ja ganz klar zimmli gschiid s'Loch appi!! Es stecken in der Staldeflüe jetzt übrigens drei neue Bohrhaken. Findest du das okay? (Ich hoffe dass ja...:-) )
Und was meine ganz kleinen Korrekturen in Sachen Routenbeschreibung angeht (wirklich nur peanuts): Am Arnätschistand finde ich es viel gescheiter, nach den ersten steilen zwanzig Metern, wo man auf einen ebenen Absatz kommt, dann nicht nach links in die arg steile und grasige Flanke zu queren und oben dann wieder nach rechts zurück auf den Grat - sondern das zwar leicht überhängende kurze Sims direkt zu überklettern, hat ja coole Griffe und eine stabil sitzende Schublade als Tritt.
Und die Gesamtpassage zwischen Tête de Clé und Witteberghore kommt mir nicht wie eine T6 vor, das Witteberghore ist da jedenfalls fast schon wie ein Wanderweg mit schönen Tritten - ist aber echt nur ein Detail, und ich kenne mich in der T-Einstufung eh schlecht aus... Vielen Dank nochmals für deine Beschreibung! (Weisst du eigentlich von anderen, die diese Gesamtüberschreitung schon gemacht haben?)

lorenzo hat gesagt: RE:seilfrei
Gesendet am 6. Juli 2020 um 20:52
Villeicht habe ich mich ja nur dank den Bohrhaken und der Reepschnur im Rucksack sicher genug gefühlt und wäre sonst umgekehrt, wer weiss? Bei den Bohrhaken in einer solchen Route kann jede und jeder selber entscheiden, ob sie oder er sie benutzen will oder nicht (optional und nicht obligatorisch wie in manchen Plaisir- und Sportkletterrouten ab höheren Schwierigkeitsgraden). "Seilfrei" ist zwar ein hohes Ideal, aber auch eine Masche, die man nicht überdehnen sollte

Deine Direktvariante am Arnätschistand klingt gut, ich habe mich vermutlich vom Überhang einschüchtern lassen und die guten Griffe und die stabile Schublade übersehen. Das T6 für Tète de Clé bis Witteberghore bezieht sich auf die SW-Kante am Arnätschistand (Alternativen T5, L+, WS-, WS?), die übrigen Abschnitte bewegen sich etwa im Bereich T3-4.

Ich weiss nicht, ob andere die Gesamtüberschreitung schon gemacht haben.


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