Die zweite Tour während unseres Urlaubs in Bosnien und Herzegowina - „BiH“ - führt uns auf den
Pločno.
Mit 2.228 m ist dieser der höchste Gipfel im Čvrsnica-Massiv. Entsprechend wird mitunter auch der Name Velika Čvrsnica verwendet - und teilweise offenbar auch Ploča.
Der Berg gilt zudem als höchste Erhebung in der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine, kurz: „FBiH“) und kann sicherlich auch als „Nummer 1“ im kroatischen Siedlungsgebiet angesehen werden - die Dörfer in der Umgebung des Berges sind mehrheitlich von dieser Volksgruppe bewohnt, und die Dinara als Landeshöhepunkt der Republik Kroatien ist mit 1.831 m deutlich niedriger. Im 20. Jahrhundert war der Pločno so auch höchster Punkt der kurzzeitig existierenden Banschaft Kroatien.
Seit 1995 ist in der Region der Natur-Park Blidinje, Park prirode Blidinje, eingerichtet. Aushängeschild ist sicherlich der größte Bergsee in BiH, Blidinjsko jezero. Aber auch die Berge von Čvrsnica und Vran, die Schlucht Diva Grabovica, das Waldresevat Masna Luka, das Dugo polje mit zahlreichen mittelalterlichen Grabsteine (stećci) oder ein kleines Skigebiet gehören dazu.
So findet man hier neben zahlreichen Wochenendhäuschen auch eine gewisse Infrastruktur für Ausflügler und Urlauber.
Wer sich für eine Tour auf den Pločno entscheidet, hat praktisch zwei Möglichkeiten:
Da es am Gipfel ein kleines Militärobjekt gibt, führt eine lange, holprige Piste aus westlicher/südwestlicher Richtung auf den Berg. Mit geeignetem Auto oder Mountainbike könnte man also hinauf fahren.
„Fußgänger“ starten sicherlich am besten in Masna Luka und folgen dem markierten Weg durch Wald und herrliche Karstlandschaft. In aller Regel wird man dabei nur auf wenige andere Wanderer treffen.
Unsere Tour
Schon eine ganze Weile haben wir uns vorgenommen, die höchsten Punkte der drei Teilgebiete von Bosnien und Herzegowina („BiH“) zu besuchen. Grundsätzlich existieren ja die beiden - sehr unterschiedlichen - Entitäten Republika Srpska und Föderation Bosnien und Herzegowina („FBiH“) sowie das Sonderverwaltungsgebiet Brčko-Distrikt.
Den
Maglić - als höchsten Berg der Republika Srpska (und von ganz „BiH“) - haben wir bereits 2012 bestiegen.
Und vorgestern, am Samstag, sind wir bei
Rašljani im Brčko-Distrikt unterwegs gewesen.
Damit „fehlt“ also noch die Tour zum höchsten Punkt der „FBiH“.
Von Brčko fahren wir deshalb am Sonntag über Sarajevo und Jablanica nach Risovac, ganz in der Nähe des Blidinjsko jezero. Am Nachmittag erkunden wir schon ein bisschen die Gegend. Unter anderem besuchen wir die Kirche des Heiligen Elija, Crkva Sv. Ilije, in Masna Luka.
Hier befindet sich ja ein möglicher Ausgangs- und Endpunkt für eine Wanderung zum Pločno.
Wir entdecken allerdings noch eine andere Möglichkeit: Auf etwa halber Strecke zweigt von der Nebenstraße (zur Kirche) eine Piste in den Wald ab. Und in eben diese Piste mündet später auch der von der Kirche kommende Weg.
Wir wählen also diesen Abzweig der Forstpiste (Koordinaten: 43.63260, 17.53685; ca. 1.240 m), um vielleicht ein bisschen Zeit zu sparen. Denn ab Mittag sind Gewitter vorhergesagt…
Kurz nach „Um 6“ dackeln wir am Montagmorgen am gewählten Startpunkt los. Auf der Forstpiste geht’s anfangs leicht bergan, und wir passieren u. a. einen etwas abseits gelegenen Sendemast (ca. 1.300 m).
Dann schlendern wir allmählich bergab - vorbei an der Einmündung des von der Kirche kommenden Weges - und erreichen schließlich auch den Abzweig des Wanderweges zum „Pločno“ (Schild). Nach ca. 1,5 km verlassen wir jetzt also die breite Piste (ca. 1.260 m) nach „links“ (grob ostwärts).
Von nun an müssen wir eigentlich „nur noch“ dem - ortsüblichen rot-weiß markierten - Pfad folgen ;-):
Im Wald geht’s - teils recht steil - aufwärts, bis wir östlich des felsigen Ćužića kuk eine Schwelle (ca. 1.630 m) überschreiten und zur Abwechslung mal eine kleine Mulde durchqueren. Dann stapfen wir weiter bergan, wobei es nun immer mehr offenes Gelände gibt.
Auf einer Höhe von rund 1.800 m geht’s gefühlt „ewig“ im leichten Auf- und Ab durch das kiefern-dekorierte Karstgelände. Die Ausnahme ist vielleicht eine Einsattelung südwestlich des Juneći kuk - dort ist das „Auf“ mal etwas größer, das „Ab“ allerdings auch…
Nach etwa 3 Stunden wird’s dann spannend: Wir erreichen eine Wegverzweigung (Koordinaten: 43.6070, 17.5802; ca. 1.830 m).
Hier halten wir uns „rechts“ (grob südwärts) und steigen nun auch wieder merklich bergan. Schließlich schwenkt unsere Route südwestwärt - hinein in den großen Talkessel östlich des Pločno.
Unsere „Lieblingsetappe“ führt dann von dort durch die steile, schuttige Flanke hinauf auf das Gipfelplateau. Zu guter Letzt dackeln wir in wenigen Minuten zur höchsten Stelle des Pločno (2.228 m), wo wir gegen 10.15 Uhr ankommen. Trotz einiger - offenbar militärischer - Gebäude und Anlagen ist der Vermessungspunkt aktuell übrigens frei zugänglich.
Nach einer ausgiebigen Pause begeben wir uns auf den Rückweg. Das zwischenzeitliche Auf und Ab hält dabei - man ahnt es - auch den einen oder anderen Gegenanstieg parat und führt dazu, dass die Wanderung doch etwas länger dauert und auch mehr Höhenmeter zurücklegt werden, als man vielleicht vermutet.
Gegen 14.00 Uhr sind wir schließlich wieder zurück am Ausgangs- und Endpunkt unserer Wanderung bei Masna Luka. Insgesamt haben wir also etwa 8 Stunden „brutto“ - einschl. einer guten Stunde für Pausen - benötigt. Getroffen haben wir während der ganzen, richtig schönen Tour übrigens niemanden, mit Ausnahme eines freundlichen Diensthabenden an der Station auf dem Pločno.
Nach einem kurzen Abstecher zur Kirche (Crkva Sv. Ilije) und zu den absolut sehenswerten Stećci auf dem Dugo polje geht’s wieder nach Risovac. Als wir dort eintreffen, beginnt das „versprochene“ Gewitter …
Wichtig
In Bosnien und Herzegowina kann es nach wie vor gebietsweise zu Gefährdungen durch Landminen und Kampfmittel kommen. Auch in der Čvrsnica wurden offenbar im Bosnien-Krieg Minen verlegt. Entsprechende Flächen sind unter Umständen nicht immer bekannt und ausgewiesen oder haben sich durch bestimmte Einflüsse (Wetter, Vegetation, …) verändert. Grundsätzlich empfehlen wir, eigenverantwortlich Informationen zu diesem Thema einzuholen - z. B. über BHMAC. Im Zweifel sollte man einen ortskundigen Guide hinzuziehen oder bei Unklarheit auf bestimmte Touren verzichten.
Die hier beschriebene Wanderung von Masna Luka zum Pločno wird heutzutage offensichtlich regelmäßig begangen. Dennoch raten wir dringend, dem markierten Weg exakt zu folgen, um alle Eventualitäten auszuschließen.
pika8x14 sind heute: A. + A.
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