Kurzbericht 

Kleine Schlenkerspitze


Publiziert von Toni83 , 22. Juli 2019 um 19:08.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:20 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:ca 22km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inntalautobahn A12, Ausfahrt Mils bei Imst

Servus, i bin's, der Neue. Als langjähriger Hikr-Konsument, möchte ich mich einmal bei Euch allen für die schönen und hilfreichen Beiträge bedanken, die mir so manche Stunde vor dem Computer „geraubt“ haben. Besonders angesprochen dürfen sich die Beschreiber der nördlichen Kalkalpen fühlen, da diese für mich besonders interessant sind. Bei der Qualität Eurer Berichte wähnt man sich ja fast selber mit dabei zu sein!
Da die Kleine Schlenkerspitze bei Hikr noch nicht vorkommt, möchte ich von meiner Tour auf diesen Berg erzählen – sozusagen als kleines Dankeschön.
 

Die Initialzündung für die Tour auf die Kleine Schlenkerspitze habe ich mir zwei Wochen zuvor bei einer anderen Bergrunde geholt. Da stand ich auf dem Eisenkopf und habe nordwärts zur Kl. Schlenkerpitze geschaut, im vermeintlichen Wissen, dass man um da hinauf zu kommen „richtig“ Klettern muss. Aber sollte es über die Ostflanke nicht gar möglich sein...? Ach was.
Erst Zuhause schaue ich mir die gemachten Fotos genauer an und komme zum Entschluss: es wird nichts nützen, ich muss mir das aus der Nähe anschauen!
 

Ich mache mich also auf zu einer ziemlich konditionsfordernden Tour.
Startpunkt ist die Kirche von Mils bei Imst. Hier gehe ich zunächst zum nördlichen Ortsrand, wo ein Wegweiser scheinbar durch den Garten eines Anwohners leitet und folge dem wenig steilen Waldweg bis ich nach wenigen hundert Höhenmetern auf einen Forstweg treffe. Dem entlang weiter in Richtung Larsennschlucht, wo der aufregende Steig hinein ins Tal beginnt. Verlaufen kann man sich die nächsten Stunden eigentlich nicht mehr, es sei denn, man hat dafür ein besonderes Talent. Schon die Wanderung hinein in die Larsenn ist ein kleines Abenteuer für sich. An den meisten Tagen im Jahr wird man dieses Tal praktisch für sich alleine haben.
 

Im Talboden angelangt kommt man an einer ersten Hütte vorbei, wenig später an einer Zweiten (Brunnen auf einer wunderbaren Wiesenfläche). Direkt bei dieser rechts den Wald hinauf, sogleich wieder nach links und man kommt an der dritten Hütte vorbei. Hier quert man die Lichtung und weiter geht es auf dem gut erkennbaren (und markierten) Weg.
 

Bald gelange ich in die Latschenzone, wo dutzenden Spinnennetze über den Weg gespannt sind. Hier war also schon länger keiner mehr unterwegs. Schön, das passt für mich!
Weiter oben komme ich schließlich zu einem weiteren alten Almhüttlein. Tiere werden aber schon längere Zeit keine mehr in dieses Gebiet getrieben. Ich verfolge weiter brav den markierten Weg, und es kommt der Punkt... an dem mir fast die Luft weg bleibt.
Nicht von der Anstrengung, sondern vom Anblick. Die kl. Schlenkerpitze aus der Nähe. Habe ich in all den Bergjahren schon jemals so etwas Schönes gesehen?? Ich bin mir nicht sicher. Manch einer von Euch wird das Gefühl kennen. Unten das saftige Grün, gesprenkelt mit Almrosen und Blumen aller Art. In der Mitte schönstes Kalkgrau in faszinierenden Schichtungen. Und oben das wolkenlose Blau eines noch immer jungen Tages.
Nun ist es soweit, der markierte Steig knickt nach links um, ich gehe einfach gerade aus und auf meinen Berg zu. Immer noch ist es schwer einzuschätzen was mich erwartet. Der einzuschlagende Weg ist indess ziemlich eindeutig. Über zwei Terassen geht es hinauf zum Einstieg in die Rinne östlich des kl. Schlenkers, die mir den Zutritt erlauben soll. Je näher ich ihr komme, umso breiter und einfacher wird sie. Ich durchsteige sie bis in etwa ihrer Hälfte, und quere dann nach links über Schrofengelände hinüber.
 

Im Folgenden ist es mir nicht möglich bei all den Rinnen, Kaminen und Absätzen einen genauen Weg zu beschreiben. Aber so viel sei gesagt: kein BergUNerfahrener wir jemals diesen Gipfel machen. Alle die aber solches Gelände kennen, werden überrascht sein, wie schön sich der Weg aufschließt. Mein Rat ist daher, immer den offensichtlichen Weg zu nehmen, es ist der Richtige. Ein paar Ergänzungen sind bei den Fotos dabei.
 

Ich komme schließlich wirklich bis auf den Gipfel hinauf. Was für ein Gefühl mich durchfließt – unbeschreiblich! Wie schön ist doch das Leben!! Und die Aussicht – brutal. Wem hier nicht das Herz aufgeht... dem ist nicht mehr zu helfen. Ich schreibe mich ins neue Gipfelbüchlein ein, ich bin der erste dieses Jahr. Auch nicht schlecht, denke ich mir. Trotzdem, lange bleibe ich nicht am Gipfel sitzen. Bei Unternehmen wie diesen trängt es mich immer relativ schnell wieder runter, weil da immer diese Frage im Kopf ist, wie schwierig es im Abstieg wird. Aber wie jedesmal gilt auch hier, halb so schlimm, ein Weg den man bereits kennt, hat einen Gutteil seines Schreckens eingebüßt.
Richtig befreit sitze ich bald wieder unten am Fuß des Schlenkers im Gras und schaue fast ehrfürchtig hinauf. Ich bin stolz gerade noch Teil dieses Berges gewesen zu sein, und froh ihn nun wieder von unten betrachten zu können.
 

Der Rückweg ist der Selbe wie der Hinweg, also ziemlich lange. Aber selten hat mir ein Abstieg so viel Freude gemacht. Die ganze Gegend hier ist einfach überwältigend. Auch ein Gegenanstieg ist zu absolvieren, in Summe ca. 100-150Hm. Keine große Sache – aber wer mag schon Gegenanstiege? Zur Krönung dieses gelungenen Tages stelle ich mich kurzerhand noch unter den größten Wasserfall, den die Larsenn zu bieten hat. Was für ein phänomenaler Tag!
 

PS: Selbstredend gibt es auf dieser Tour keine Einkehrmöglichkeiten. Wasser hingegen gibt es zur Genüge, bis fast unter den Gipfel hinauf. 
Eines noch: Die Gegend hat sogar ihren eigenen Adler. Dieser hat sich wenige Meter vor mir in die Lüfte geschwungen. Wohl ein einmaliges Erlebnis.
 

Beste Grüße und G'sund zrugg kemmen,
 

Toni

Edit: nach einer nochmaligen Begehung habe ich die Bewertung für die Wanderschwierigkeit von T6 auf T5 herabgesetzt.


Tourengänger: Toni83


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