Lunae Montes - Teil 16 - Bier und Eier


Publiziert von detlefpalm , 14. Juni 2019 um 08:38.

Region: Welt » Uganda
Tour Datum:28 Februar 1981
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAU 
Zeitbedarf: 2 Tage

Eis am Äquator, Viertausender in Afrika. Die von Ptolemäus erwähnten Lunae Montes als große Attraktion. Die Schneemassen der Mondberge speisen die sagenumwobenen Quellläufe des Nil. Die Legenden um Burton, Speke, Emin Pascha, Stanley und Livingstone beflügeln die Phantasie. Entlang des Weges: Kilimanjaro, Mount Meru, die Virunga Vulkane und Mount Elgon. Und alles was dazwischen liegt. Terra incognita, 1980 - 1981

Bier

Dier ältere, zahnlose Dame streckt mir ihren Trink-Schlauch entgegen, ich kann es ihr nicht verwehren. Unter genauer Beobachtung und Beifall der anderen Gäste nehme ich zaghaft einen Schluck von der lauwarmen Brühe. Jemand bemerkt mein Zögern, kommt mit einer Art Teekanne voll mit Pombe; man trinkt aus der Tülle, es machte keinen Unterschied.
 
Tief im Tal, jenseits der Abbruchkante der 500 Meter hohen Mauer, geht ein Wolkenbruch nieder. Auch hier regnet es. Ich wollte mich unterstellen und war so in das Gelage geraten. Es ist kalt, die Regenzeit hat angefangen.
 
Bei meiner Ankunft auf dem Plateau war ich bestürmt worden, einen Führer zu nehmen. Ich konnte nicht ablehnen, auch wenn ich weder für Kleidung noch für Essen aufkommen konnte. Nach der zweiten Teekanne ist der Führer da.

Zum Abschied schenkt mir der Wirt drei Eier, jemand legt noch ein viertes dazu.

Eier

I go with you to Wagagai, I go with you to Jackson Summit, I carry our luggage, I go with you. Der Kerl nervt gewaltig, er hängt sich einfach dran. Ich versuche ihn zu ignorieren, bedeute ihm zu verschwinden, es hilft nichts.

Mein eigentlicher Guide hat keine Schuhe; er hat er sich ein Stück Wolldecke umgebunden, und eine halbe Bananenstaude auf dem Kopf, ähnlich schwer wie mein Rucksack. Manchmal nimmt er meinen Rucksack, dann hat der andere die Bananen. Der Weg ist angenehm, es regnete ein bisschen. Nach mehreren Stunden erreichen wir das Tagesziel, hier stand früher mal eine Hütte, jetzt nur noch Wald.

Ich baue mein Zelt auf, meine Begleiter stehen herum. Ich gebe dem Guide Streichhölzer für ein Feuer, und muss austreten. Als ich zurückkomme, ist der schwatzhafte Schuft verschwunden, wie auch meine Uhr und die Eier. Die Uhr kann ich verschmerzen; die Eier haben Nährwert und für mich noch eine größeren ideellen Wert. Ich bin empört.

Der Guide hält einzelne Kochbananen ins Feuer, da schmoren sie im eigenen Saft. Es ist eisig kalt.
 
Jackson Summit

Die Nacht lichtet sich, ich schau aus dem Zelt. Der Guide unterhält das Feuer; in einem Umkreis von etlichen Metern ist der Boden übersät von Bananenschalen; er hat sie alle gegessen.

Es klart auf, Senecien und Lobelien ersetzen den Regenwald. Es sind 30 Kilometer von Budadiri zum Wagagei, da kann man sich schon mal verlaufen. Der Guide geht wo ich es ihm sage; wenn ich nach der Richtigkeit des Weges frage, zeigt er auf den nächsten Felsklotz und sagt Wagagai. Wenn wir den Felzklotz erklommen statt umgangen haben, öffnen sich neue Horizonte. Jeder Felsklotz ist ein Wagagai.

Dann erkenne ich die ausgeprägte Form. Ich weiß, dass man von seinem Gipfel den Rand der Caldera sehen kann, aber keinen Einblick in den Krater oder auf Wagagai hat. Ich prüfe die Höhe, ich stehe auf Jackson’s Summit. Das Schneetreiben wird heftiger; als ich zurückkomme steht der Guide wie ich ihn dagelassen habe, Schnee fällt auf seine nackten Füße. Ich schwanke zwischen Mitleid und Zorn; zahle ihm den gesamten ausgemachten Betrag, inclusive der nächsten drei Tage; bedeute ihm zu gehen; lasse ihm keine Wahl. Er schaut mich an, als sei ich wahnsinnig, meinen sicheren Tod vor Augen, dann trollt er sich.

An dem Tag steige ich noch bis auf den Rand des Elgonkraters. Nebel umwabert mein Zelt, verschluckt die Geräusche, die sowieso nicht existieren.


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Tourengänger: detlefpalm


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