Wasserfall Remundargilfoss und (vernebelter) Gletscherblick Kötlujökull


Publiziert von SEalpin , 5. Juni 2019 um 17:19.

Region: Welt » Island
Tour Datum:24 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IS 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 517 m
Abstieg: 517 m
Strecke:13,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Ringstraße (Nr. 1) 5,2 km östlich von Vík í Mýrdal nach Norden auf die Nr. 214 (Kerlingardalsvegur) abbiegen, auf dieser 14 km bis zum Camping- und Parkplatz Þakgil. Die 214 ist zwar keine F-Straße, daher ist auch die Befahrung mit "normalen" Kleinwagen ohne 4x4-Antrieb erlaubt und möglich. Dennoch geht die Straße früh in eine Schotterstraße über und wartet im späteren Verlauf mit einigen steileren Passagen, Schlaglöchern, Unebenheiten und einer (bei den heutigen Verhältnissen) ganz kleinen Fuhrt durch einen Bach auf. Ich bereute es jedenfalls nicht, dennoch einen 4x4-Geländewagen zu fahren.
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche im gesamten Suðurland, die nächsten Orte sind Vík í Mýrdal und Kirkjubæjarklaustur. Informationen zum Campingplatz Þakgil unter http://www.thakgil.is/

Zwischen tiefen Schluchten und weiten Landschaften, Wasserfällen und Gletschern sowie saftigem Grün und bizarrem Vulkangestein auf abwechslungsreichen Pfaden zu wandern - all das bietet Island und in Verbindung zum Beispiel bei der Rundtour "Remundargil".

Der Campingplatz Þakgil, benannt nach der gleichnamigen Schlucht, liegt nördlich der Südküste und des Küstenorts Vík í Mýrdal malerisch in den Bergen, welche wiederum Ausläufer des eindrücklichen Gebirgsmassivs mit dem 596 km² großen Gletscher Mýrdalsjökull sind. Dieser bedeckt die gewaltige circa 100 km² große und 500 bis 700 m tiefe Caldera des Vulkans Katla, welche bei einem großen Ausbruch vor etwa 10.000 Jahren entstanden ist. Die Katla hat dadurch auch in wesentlichen Teilen zur Formung der heutigen Landschaft beigetragen, welche durch die auf Island üblichen Kräfte von Vulkanismus, Eis, Wasser und Wind ihre heutige beeindruckende Gestalt erhalten hat.

In dieser Kulisse können von Þakgil aus mehrere interessante Rundwege begangen werden. Diese sind vor Ort auf einer Karte eingezeichnet und im Gelände mit Schildern und farbig markierten Holzpflöcken (lila, rot und gelb) markiert. Ich habe die Karte und die Beschreibungen vor Ort abfotografiert und in die Galerie eingestellt (siehe letzte vier Bilder). Die Wege sind (ohne eingezeichnete Rundwege) auch in gängigen Tourenportalen und auf GPS-Wanderkarten eingetragen (siehe auch angefügter GPS-Track). Bereits die Zufahrt über die Schotterstraße 214 ist sehr eindrücklich. Anfänglich geht es noch durch Schafweiden hindurch etwas den Berg hinauf, bevor sich der Blick öffnet und fulminante Ausblicke auf die nahen Berge und den dahinterliegenden Mýrdalsjökull bietet.

 

Die Mischung an Farben und Formen beeindruckt schon hier, so fährt man zwischen bizarren Lavafelsen hindurch und hat anschließend einen weiten Blick auf die große Schwemmebene Mýrdalssandur. Beim netten Campingplatz Þakgil mit den Holzhäuschen angekommen, führt die gewählte lilafarbene Route (benannt nach der Schlucht Remundargil) wenige hundert Meter die Schotterstraße zurück talauswärts. Dort gilt es erst einmal den Bach in Richtung Osten an geeigneter Stelle zu überqueren.

Auch nachdem wir die unserer Meinung nach schmalste und flachste Stelle gefunden hatten, entschieden wir uns dennoch die Schuhe auszuziehen, so dass die Tour mit einem sehr kalten, aber auch sehr erfrischenden "Kneipp-Gang" begonnen wurde. Anschließend geht es nach ein paar sumpfigen Metern direkt steil den Hang hinauf, die Spur ist nicht zu übersehen. Der Weg ist teils etwas rutschig und erfordert etwas Trittsicherheit, ist aber insgesamt unschwierig zu begehen. Zwischen schönen Moospolstern und Felsen hindurch gewinnt man schnell an Höhe, wobei wir heute einige Meter unter uns zwei Schneehühner beobachten konnten, die noch ihr Winterkleid trugen.

Auf dem Bergrücken angekommen, kreuzen sich kurz die gelbe und die lila Route, bevor der Weg auf der anderen Seite des Berges wieder hinab führt. Dort öffnet sich sehr überraschend ein wirklich atemberaubender Ausblick auf die tief eingeschnittene Schlucht Remundargil. Steil abbrechende Hänge, oben grün bewachsen, darunter teils tief ausgehöltes und abgebrochens Lavagestein und unten zieht der flache Schluchtboden in saftigem Grün. Der Pfad führt nun steiler den Berg hinab und gestaltet sich etwas anspruchsvoller als der Aufstiegsweg auf der anderen Seite. Absturzgefahr besteht keine, aber ausrutschen sollte man hier dennoch nicht, da man aufgrund der Abschüssigkeit und des teils lockeren Untergrunds doch einige Meter hinunterstürzen könnte. An einige Stellen hilft es eine Hand zur Hilfe zu nehmen, jedenfalls erfordert der Abstieg durchaus Trittsicherheit und überlegtes Gehen. Bald eröffnen sich erste Blicke auf den Wasserfall Remundargilfoss, der am Ende der Schlucht über die Kante fließt und dann eindrücklich in die Tiefe stürzt.

Am Schluchtboden angekommen verschwindet der Wasserfall erst einmal wieder aus dem Blickfeld und man befindet sich nun inmitten von Remundargil, umgeben von den steilen, eindrücklichen lavageformten Wänden. Gestein in allen Größen und Formen lässt sich bestaunen während man in Richtung Wasserfall der Schlucht taleinwärts folgt, bald immer entlang des Bachs. Die Spur verliert sich dann, aber der logische Weg ergibt sich meistens von selbst. Am besten hält man sich die meiste Zeit eher auf der rechten Seite des Baches, wobei es aber auch immer wieder Möglichkeiten zur Überquerung gibt, teils in Form größerer Steine, die im Bach liegen.

Mit einer Mischung aus Felsblöcken und Wasser unter den Füßen gelangt man dann zum Ende der Schlucht, wo das Tosen des Remundargilfoss bereits zu hören ist. Nach der letzten Biegung sieht man den Wasserfall dann in ganzer Größe. Auf der rechten Seite kann man einige Meter nach oben steigen und hat einen Überblick über das Wasserfallbecken, während man auf der rechten Seite direkt an den Wasserfall herankommt. Der durch den Wasserfall erzeugte Wind und das wegpeitschende Wasser sind aber sehr stark, daher sollte man bei einer Annäherung aufpassen - und die Kräfte lassen einen schon spüren, dass man gebührend Abstand halten sollte. Nach diesem eindrücklichen Erlebnis führt der Weg erst wieder zurück entlang des Bachs, bevor sich die Schlucht weiter öffnet.

 
   
Wieder kann man den lila markierten Holzpflöcken weiter folgen, welche den Weg gut markieren. Der Blick weitet sich und ein weiteres Mal erlebt man einen der für Island so typischen Kontraste: Gerade noch in Remundargil zwischen den Felswänden unterwegs, weitet sich nun der Blick auf die riesige Schwemmebene Mýrdalssandur und nordöstlich kann man bereits die letzten Ausläufer des Auslassgletschers Kötlujökull erahnen.

Der weitere Weg führt dann um den Berg Remundargilshöfuð herum und auf der anderen Seite durch ein Tal wieder bergauf. Am Talschluss angekommen, führt ostseitig eine Überquerung über einen Sattel in Richtung Kötlujökull. Vermutlich hat man bereits ab hier einen Blick auf den Gletscher, aufgrund der heute vorhandenen Bewölkung und der nun immer tiefer sinkenden Wolken befanden wir uns nun aber im Nebel und der Ausblick blieb uns leider vollkommen verwehrt. Dennoch folgten wir den Pfadspuren weiter, nun am Hang des Berges Vatnsrásarhöfuð.

Nach dem Ende des offiziellen Weges führt der Pfad weiter den Hang entlang und wird dabei zusehends schmaler und vor allem abschüssiger mit steigender Absturzgefahr. Die Wegführung wird spannender und lädt dazu ein immer noch eine weitere Kurve zu nehmen. Dies war aber aufgrund des Nebels nur bedingt lohnend, außerdem erhöhte der rutschige Untergrund die Gefahr auszurutschen, weshalb wir nach einiger Zeit umkehrten.

In jedem Fall führt der Rückweg zurück über den Aufstiegsweg durch das flache Tal, bis man wieder an der Kreuzung von Remundargil und Mýrdalssandur angekommen ist. Von dort führt der Rückweg bis nach Þakgil in einem langgezogenen Bogen eben und gemütlich zuerst auf einem Pfad und anschließend auf der Schotterstraße 214 zurück zum Ausgangspunkt.

(Die Fotos haben leider nur eine mittelmäßige Qualität - u. a. aufgrund von Belichtungsproblemen und beschlagener Linse - und schmälern damit leider etwas den Gesamteindruck der Landschaft.)


Schwierigkeiten:
Übergang Þakgil nach Remundargil (Aufstieg) T3-
Übergang Þakgil nach Remundargil (Abstieg) T3+
Remundargil und Remundargilfoss T2
Aufstieg Tal entlang des Remundargilshöfuð T2
Pfad am Hang des Vatnsrásarhöfuð mit Gletscherblick Kötlujökull (folgt man dem Pfad weiter, steigt die Schwierigkeit vermutlich weiter an) T3+
Abstieg Tal entlang des Remundargilshöfuð und Rückweg nach Þakgil T2/T1

Gefahren und Risiken: Teilweise Ausrutschgefahr (vor allem im Abstieg beim Übergang von Þakgil nach Remundargil) sowie Absturzgefahr (vor allem im späteren Verlauf des Pfads am Hang des Vatnsrásarhöfuð). Auch wenn auf diese Wanderung vermutlich keiner einen Helm mitnehmen wird, ist die Steinschlaggefahr in der Schlucht Remundargil nie ganz ausgeschlossen, wie faust- bis kleinwagengroße Brocken eindrucksvoll belegen.
Darüber hinaus ist das Wetter auf Island bekanntermaßen sehr wechselhaft. Die Wettervorhersage funktioniert zwar großräumig relativ gut, dennoch ist immer mit Wetterumschwüngen oder auch kleinräumigen Wettereignissen zu rechnen (Nebel, Schauer, Regen, starker und kalter Wind, bisweilen auch Schnee oder Graupel).

Markierung und Orientierung: Der Pfad ist durchgehend gut mit Holzpflöcken markiert, welche am oberen Ende eine lila-farbene Markierung tragen. Nur die letzten Meter zum Remundargilfoss sowie der Pfad am Hang des Vatnsrásarhöfuð sind nicht markiert. Die Wegführung ist aber immer logisch bzw. leicht sichtbar. Bei Nebel oder Wetterumschwüngen (auf Island nicht unwahrscheinlich) kann die Orientierung schwieriger werden.

Tourengänger: SEalpin


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Geodaten
 44775.gpx Remundargilfoss und Ausblick Kötlujökull (aufgezeichnter Track)

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